Ex-Bundesligacoach Ruthenbeck: "Ich definiere mich nicht über die Liga"

Stefan Ruthenbeck ist zurück bei der U 19 des 1. FC Köln in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga. Der 46 Jahre alte Fußball-Lehrer war in der vergangenen Saison für 20 Spiele bei der ersten Mannschaft in der Bundesliga eingesprungen. Den Abstieg der Rheinländer konnte er aber nicht verhindern. Nun konzentriert sich der gebürtige Kölner wieder auf seine Arbeit bei der U 19, die er im Sommer 2017 erstmals übernommen hatte. Zuvor hatte er unter anderem schon beim VfR Aalen und bei der SpVgg Greuther Fürth in der 2. Bundesliga an der Seitenlinie gestanden.

Im DFB.de-Interview spricht Stefan Ruthenbeck mit Thomas Palapies-Ziehn über seine Zeit bei der ersten Mannschaft, die Ziele mit der U 19 und die Weltmeisterschaft in Russland.

DFB.de: Einmal Bundesliga und zurück: Wieviel Wehmut ist dabei, Herr Ruthenbeck?

Stefan Ruthenbeck: Nach meiner Zeit bei der SpVgg Greuther Fürth hatte ich ganz bewusst den Schritt zurück zu einer U 19 gemacht. Als ich in Köln die erste Mannschaft übernahm, war es von vornherein so angedacht, dass ich danach wieder die U 19 betreue. Es war eine tolle und intensive Zeit in der Bundesliga. Wehmut verspüre ich aber nicht.

DFB.de: Konnten Sie sich ohne weiteres auf U 19-Fußball umstellen?

Ruthenbeck: Ich sehe die Arbeit als U 19-Trainer als neuen Job. Im Profibereich zählt im Prinzip nur das Ergebnis. Im Juniorenbereich sind die Ergebnisse zwar auch wichtig, die Ausbildung steht jedoch über allem.

DFB.de: Sie haben in der Bundesliga viele neue Eindrücke bekommen. Welche lassen sich auf A-Junioren-Fußball übertragen?

Ruthenbeck: Viele Themen sind mir bei der ersten Mannschaft noch einmal viel bewusster geworden. Zum Beispiel der Umgang mit Drucksituationen: Ich denke schon, dass ich in diesem Bereich den U 19-Spielern nun noch mehr mit auf den Weg geben kann. Ganz allgemein geht es darum, jeden Einzelnen so vorzubereiten, dass er ganz oben bestehen kann.

DFB.de: Wie haben Sie die Enttäuschung über den Abstieg verarbeitet?

Ruthenbeck: Selbstverständlich war der Abstieg enttäuschend. Für mich persönlich war aber bei weitem nicht alles negativ. Wir hatten die Mannschaft mit nur drei Punkten auf dem Konto übernommen. Allen war klar, dass wir einen Champions-League-Punkteschnitt benötigen würden, um es noch zu schaffen. Wir haben einige begeisternde Spiele hingelegt und es geschafft, dass sogar noch einmal Hoffnung aufgekeimt ist.

DFB.de: In der Bundesliga stehen auch Trainer im Schaufenster. Gab es keine Angebote von anderen Vereinen?

Ruthenbeck: Die gab es, aber ich definiere meine Arbeit nicht darüber, in welcher Liga ich arbeite. Während meiner Karriere habe ich schon einige eher unpopuläre Entscheidungen getroffen. So war ich immer und ich denke, das wird sich auch nicht mehr ändern. Ich bin nicht so vermessen und glaube jetzt auf einmal, dass ein halbes Jahr in der Bundesliga dazu führt, dass ich die ganz große Karriere anstreben muss. Entscheidend für mich ist, dass ich abends in den Spiegel schauen und sagen kann: Heute war ein guter Tag.

DFB.de: Was werden Sie in der neuen Saison im Vergleich zur Bundesliga trotzdem vermissen?

Ruthenbeck: Die Emotionalität in einem Bundesligastadion und bei einer U 19-Partie an Spieltagen sind sicher nicht vergleichbar. Man wird in der ersten Liga förmlich getragen von den Fans, muss dann auf der anderen Seite aber auch liefern.

DFB.de: Also hat das Lust auf mehr gemacht?

Ruthenbeck: Ich kann nicht ausschließen, dass der Tag kommen wird, an dem das wieder interessant wird. Dann muss aber auch das passende Angebot vorliegen.

DFB.de: Wie viele Spieler bei der U 19 sind aus der Vorsaison übriggeblieben?

Ruthenbeck: Einige Spieler haben wir an die U 21 abgegeben, einige kamen aus der U 17 hoch. Viele Spieler, die ich in der vergangenen Saison trainiert habe, sind geblieben. Jetzt geht es darum, den Weg mit Alten und Neuen weiterzugehen.

DFB.de: Die U 17 schloss die Spielzeit 2017/2018 als Fünfter ab, die U 19 als Vierter. Müssen Sie sich daran messen lassen?

Ruthenbeck: Absolut! Wir haben teilweise gute Ergebnisse gegen die Top-Teams eingefahren. Auch diesmal haben wir wieder eine gute Mannschaft zusammen. Unser erstes Ziel muss es sein, möglichst viele Spieler für die U 21 oder sogar für den Bundesligakader auszubilden.

DFB.de: Schalke 04 und Borussia Dortmund nehmen im Westen dominierende Rollen ein. Hat auch der 1. FC Köln Chancen auf Rang eins?

Ruthenbeck: Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern, um aufzuholen. Dazu gehören zum Beispiel die Infrastruktur oder die Kontinuität im Trainerbereich. Der Nachwuchsbereich genießt im Verein eine hohe Wertigkeit. Das macht das Arbeiten sehr angenehm.

DFB.de: Nach dem Ausscheiden des DFB-Teams bei der WM in Russland wurde auch Kritik an der Art des Fußballs laut, die in den Nachwuchsleistungszentren vermittelt wird. Wie ist Ihre Meinung?

Ruthenbeck: Im Zwei- bis Vier-Jahresrhythmus verändert sich der Fußball. Die meisten Mannschaften - das war bei der WM gut zu erkennen - haben ganz gute Antworten auf den Ballbesitzfußball gefunden. Jetzt gilt es wiederum, auf diesen Trend neue Antworten zu finden. Belgien spielte zum Beispiel eine recht gute Kombination aus Ballbesitz- und blitzschnellem Umschaltfußball. Die Kombination macht es momentan.

[mspw]

Stefan Ruthenbeck ist zurück bei der U 19 des 1. FC Köln in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga. Der 46 Jahre alte Fußball-Lehrer war in der vergangenen Saison für 20 Spiele bei der ersten Mannschaft in der Bundesliga eingesprungen. Den Abstieg der Rheinländer konnte er aber nicht verhindern. Nun konzentriert sich der gebürtige Kölner wieder auf seine Arbeit bei der U 19, die er im Sommer 2017 erstmals übernommen hatte. Zuvor hatte er unter anderem schon beim VfR Aalen und bei der SpVgg Greuther Fürth in der 2. Bundesliga an der Seitenlinie gestanden.

Im DFB.de-Interview spricht Stefan Ruthenbeck mit Thomas Palapies-Ziehn über seine Zeit bei der ersten Mannschaft, die Ziele mit der U 19 und die Weltmeisterschaft in Russland.

DFB.de: Einmal Bundesliga und zurück: Wieviel Wehmut ist dabei, Herr Ruthenbeck?

Stefan Ruthenbeck: Nach meiner Zeit bei der SpVgg Greuther Fürth hatte ich ganz bewusst den Schritt zurück zu einer U 19 gemacht. Als ich in Köln die erste Mannschaft übernahm, war es von vornherein so angedacht, dass ich danach wieder die U 19 betreue. Es war eine tolle und intensive Zeit in der Bundesliga. Wehmut verspüre ich aber nicht.

DFB.de: Konnten Sie sich ohne weiteres auf U 19-Fußball umstellen?

Ruthenbeck: Ich sehe die Arbeit als U 19-Trainer als neuen Job. Im Profibereich zählt im Prinzip nur das Ergebnis. Im Juniorenbereich sind die Ergebnisse zwar auch wichtig, die Ausbildung steht jedoch über allem.

DFB.de: Sie haben in der Bundesliga viele neue Eindrücke bekommen. Welche lassen sich auf A-Junioren-Fußball übertragen?

Ruthenbeck: Viele Themen sind mir bei der ersten Mannschaft noch einmal viel bewusster geworden. Zum Beispiel der Umgang mit Drucksituationen: Ich denke schon, dass ich in diesem Bereich den U 19-Spielern nun noch mehr mit auf den Weg geben kann. Ganz allgemein geht es darum, jeden Einzelnen so vorzubereiten, dass er ganz oben bestehen kann.

DFB.de: Wie haben Sie die Enttäuschung über den Abstieg verarbeitet?

Ruthenbeck: Selbstverständlich war der Abstieg enttäuschend. Für mich persönlich war aber bei weitem nicht alles negativ. Wir hatten die Mannschaft mit nur drei Punkten auf dem Konto übernommen. Allen war klar, dass wir einen Champions-League-Punkteschnitt benötigen würden, um es noch zu schaffen. Wir haben einige begeisternde Spiele hingelegt und es geschafft, dass sogar noch einmal Hoffnung aufgekeimt ist.

DFB.de: In der Bundesliga stehen auch Trainer im Schaufenster. Gab es keine Angebote von anderen Vereinen?

Ruthenbeck: Die gab es, aber ich definiere meine Arbeit nicht darüber, in welcher Liga ich arbeite. Während meiner Karriere habe ich schon einige eher unpopuläre Entscheidungen getroffen. So war ich immer und ich denke, das wird sich auch nicht mehr ändern. Ich bin nicht so vermessen und glaube jetzt auf einmal, dass ein halbes Jahr in der Bundesliga dazu führt, dass ich die ganz große Karriere anstreben muss. Entscheidend für mich ist, dass ich abends in den Spiegel schauen und sagen kann: Heute war ein guter Tag.

DFB.de: Was werden Sie in der neuen Saison im Vergleich zur Bundesliga trotzdem vermissen?

Ruthenbeck: Die Emotionalität in einem Bundesligastadion und bei einer U 19-Partie an Spieltagen sind sicher nicht vergleichbar. Man wird in der ersten Liga förmlich getragen von den Fans, muss dann auf der anderen Seite aber auch liefern.

DFB.de: Also hat das Lust auf mehr gemacht?

Ruthenbeck: Ich kann nicht ausschließen, dass der Tag kommen wird, an dem das wieder interessant wird. Dann muss aber auch das passende Angebot vorliegen.

DFB.de: Wie viele Spieler bei der U 19 sind aus der Vorsaison übriggeblieben?

Ruthenbeck: Einige Spieler haben wir an die U 21 abgegeben, einige kamen aus der U 17 hoch. Viele Spieler, die ich in der vergangenen Saison trainiert habe, sind geblieben. Jetzt geht es darum, den Weg mit Alten und Neuen weiterzugehen.

DFB.de: Die U 17 schloss die Spielzeit 2017/2018 als Fünfter ab, die U 19 als Vierter. Müssen Sie sich daran messen lassen?

Ruthenbeck: Absolut! Wir haben teilweise gute Ergebnisse gegen die Top-Teams eingefahren. Auch diesmal haben wir wieder eine gute Mannschaft zusammen. Unser erstes Ziel muss es sein, möglichst viele Spieler für die U 21 oder sogar für den Bundesligakader auszubilden.

DFB.de: Schalke 04 und Borussia Dortmund nehmen im Westen dominierende Rollen ein. Hat auch der 1. FC Köln Chancen auf Rang eins?

Ruthenbeck: Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern, um aufzuholen. Dazu gehören zum Beispiel die Infrastruktur oder die Kontinuität im Trainerbereich. Der Nachwuchsbereich genießt im Verein eine hohe Wertigkeit. Das macht das Arbeiten sehr angenehm.

DFB.de: Nach dem Ausscheiden des DFB-Teams bei der WM in Russland wurde auch Kritik an der Art des Fußballs laut, die in den Nachwuchsleistungszentren vermittelt wird. Wie ist Ihre Meinung?

Ruthenbeck: Im Zwei- bis Vier-Jahresrhythmus verändert sich der Fußball. Die meisten Mannschaften - das war bei der WM gut zu erkennen - haben ganz gute Antworten auf den Ballbesitzfußball gefunden. Jetzt gilt es wiederum, auf diesen Trend neue Antworten zu finden. Belgien spielte zum Beispiel eine recht gute Kombination aus Ballbesitz- und blitzschnellem Umschaltfußball. Die Kombination macht es momentan.

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