Eugen Polanski: "Ich habe hohe Ansprüche"

Von 1994 bis 2004 wurde Eugen Polanski (35) selbst im Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach ausgebildet, startete bei den "Fohlen" auch seine Profikarriere. Jetzt fördert der ehemalige Mittelfeldspieler selbst die Gladbacher Talente, übernahm vor wenigen Wochen als Trainer die U 17, folgte auf Hagen Schmidt. Im DFB.de-Interview spricht Polanski mit Mitarbeiter Ralf Debat über seine neue Aufgabe.

DFB.de: Zu Ihrem Einstand sprang in der West-Staffel der B-Junioren-Bundesliga ein 4:0-Heimsieg gegen Fortuna Köln heraus. Wie zufrieden waren Sie mit Ihrem Debüt als neuer U 17-Trainer, Herr Polanski?

Eugen Polanski: Vor der Partie hatte ich wegen des kurzfristigen Trainerwechsels nicht allzu viel Zeit, um mit der Mannschaft zu trainieren und etwas vorzugeben. Wir sind auf einen unangenehmen Gegner getroffen, das Ergebnis ist - um ehrlich zu sein - ein wenig zu hoch ausgefallen. Es war aber sehr positiv, dass wir uns in der zweiten Halbzeit deutlich gesteigert und eine bessere Leistung gezeigt haben als im ersten Durchgang. Darauf liegt immer der Fokus.

DFB.de: Sie sind erstmals als Cheftrainer für eine Mannschaft verantwortlich. Waren Sie angespannt?

Polanski: Angespannt oder nervös würde ich nicht sagen. Ich wusste schließlich, was auf mich zukommt. Außerdem kenne ich die Qualität des Teams und war mir daher auch sicher, dass wir guten Fußball spielen können. Wenn das klappt, dann erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, positive Ergebnisse zu erzielen.

DFB.de: Trainerwechsel während der Saison sind im Juniorenbereich nicht unbedingt an der Tagesordnung, erst recht nicht bei einem erfolgreichen Saisonverlauf. Wie hat das Team auf den Abschied von Hagen Schmidt reagiert, der als Cheftrainer zum Drittligisten MSV Duisburg gewechselt ist?

Polanski: Viele Spieler kannten Hagen Schmidt schon sehr lange, haben gerne mit ihm zusammengearbeitet. Von daher waren sie vielleicht nicht unbedingt komplett begeistert, zumal die Mannschaft mit vier Siegen aus den ersten vier Spielen sehr gut gestartet war. Ich habe den Jungs dann vor Augen geführt, dass es nicht zuletzt ihre guten Leistungen waren, mit denen sich Hagen für die Aufgabe beim MSV Duisburg empfehlen konnte. Daran gilt es anzuknüpfen. Die meisten Jungs kannten auch mich schon vorher und wussten daher, dass ich zumindest nicht ganz blind bin. (lacht) Von daher gab es keine Probleme.

DFB.de: Sie waren bislang als "Talente Manager" bei Borussia tätig. Mussten Sie lange überlegen, als Ihnen der Posten als U 17-Trainer angeboten wurde?

Polanski: Nach dem Gespräch sollte ich es mir überlegen, ob ich den Posten annehmen möchte, und eine Nacht darüber schlafen. Ich habe dann aber direkt zugesagt. Ich sehe es als logischen nächsten Schritt an. Ich konnte im zurückliegenden Jahr zwar im Übergangsbereich zwischen Nachwuchs- und Profiabteilung sowie in der Zusammenarbeit mit dem Trainerteam der Profis schon sehr viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Eine Mannschaft dann auch selbst zu führen, ist aber noch einmal etwas anderes. Dieser neuen Aufgabe stelle ich mich gerne.

DFB.de: Was macht ein "Talente Manager"? Lassen sich beide Jobs parallel ausüben?

Polanski: Grundsätzlich betreue ich im Übergangsbereich einen Pool von etwa zwölf Nachwuchstalenten plus einige Jungprofis. Jeweils dienstags und donnerstags biete ich am frühen Vormittag individuelles Training mit ausgewählten Spielern der U 17 und U 19 an. Die beiden Schulstunden, die sie dadurch verpassen, holen sie dann nachmittags nach. Dazu kommt beispielsweise Videocoaching. Außerdem bemühe ich mich, bei möglichst vielen Spielen der Nachwuchsmannschaften selbst vor Ort zu sein. Zumindest vorerst werde ich diese Aufgaben auch parallel zum Traineramt bei der U 17 wahrnehmen, weil wir eine Fluktuation auf dieser Position während der Saison vermeiden wollen. Auf Dauer wird das aber schwierig, beispielsweise mit Blick auf eine intensive Saisonvorbereitung. Da wäre es nahezu unmöglich, beiden Jobs zu 100 Prozent gerecht zu werden.

DFB.de: Wie gut kannten Sie Ihre Spieler aus der U 17 zuvor bereits?

Polanski: Schon sehr gut. Drei Jungs sind ja auch bei mir im Individualtraining dabei. Das hat den Übergang sicherlich erleichtert. Positiv ist auch, dass das weitere Trainerteam auch nach dem Abschied von Hagen Schmidt unverändert geblieben ist. Dadurch bewahren wir die Kontinuität. Gleichzeitig kann ich aber auch meine eigenen Ideen einbringen.

DFB.de: Was zeichnet das Team aus Ihrer Sicht vor allem aus?

Polanski: Der Wille, das Beste aus sich herauszuholen und Spiele zu gewinnen, ist extrem stark ausgeprägt. Die Jungs investieren sehr viel im Training, sind äußerst wissbegierig. Hinzu kommt eine gute Gruppendynamik. Es sind schon einige Führungsfiguren dabei, die sehr auf das Wohl der gesamten Mannschaft achten. Das gefällt mir schon gut. Dennoch sind wir immer noch am Anfang der Entwicklung. Es gibt auch noch viel Luft nach oben.

DFB.de: Mit fünf Siegen aus den ersten fünf Ligaspielen ist die Gladbacher U 17 so gut wie noch nie in die Saison gestartet. Was ist in dieser Saison möglich?

Polanski: Grundsätzlich ist alles möglich. Die Ausgangslage ist gut, keine Frage. Unser Kader ist recht klein, aber schlagkräftig. Aber die Jungs wissen, dass wir uns weiter steigern müssen, um die Wahrscheinlichkeit auf weitere positive Ergebnisse zu erhöhen. Zwei Siege wurden beispielsweise jeweils erst in den Schlusssekunden unter Dach und Fach gebracht. Da hat sich der starke Wille ausgezahlt. Fußballerisch kann sich noch jeder verbessern.

DFB.de: Könnte erstmals seit der Einführung der B-Junioren-Bundesliga die Qualifikation für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft gelingen? Wie wichtig wäre das für die Juniorenabteilung und die Ausbildung?

Polanski: Es wäre zweifellos sehr gut und eine wichtige Erfahrung für die Jungs, solche Endspiele bestreiten zu können. Die Konkurrenz ist mit Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf, aber auch Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln sehr groß und sehr stark. Für mich bleibt es aber ohnehin dabei, dass es in erster Linie um die Entwicklung der einzelnen Spieler, aber auch des gesamten Teams geht. Wenn wir unsere Leistungen Schritt für Schritt verbessern, dann steigen automatisch auch unsere Chancen.

DFB.de: Sie stammen selbst aus dem Gladbacher Nachwuchs, schafften den Sprung zu den Profis und spielten lange auf höchstem Niveau. Hören Ihnen die jungen Spieler deshalb noch aufmerksamer zu?

Polanski: Das kann schon sein, auch wenn ich selbst ja keinen Vergleich dazu habe, wie es wäre, wenn ich nicht selbst als Profi gekickt hätte. Das will ich aber auch gar nicht als Bonus verstanden wissen. Ganz im Gegenteil. Meinen Bonus will ich mir durch Arbeit, Akribie, Disziplin und Wissen selbst verschaffen. Ich habe hohe Ansprüche an die Jungs, versuche aber auch bei aller Ernsthaftigkeit locker zu bleiben und ein gutes Verhältnis zu pflegen.

DFB.de: Was müssen die Jungs vor allem beherzigen, um eines Tages in Ihre Fußstapfen treten zu können?

Polanski: Ein gewisses Talent gehört dazu, aber auch Disziplin, Fleiß, Spielintelligenz, Aufnahmefähigkeit und im richtigen Moment das nötige Glück. Ich will den Jungs dabei helfen, das Bestmögliche aus sich herauszuholen. Das gilt nicht nur für drei oder vier Toptalente, sondern für alle. Jeder entwickelt sich besser, wenn sich auch das Team gut entwickelt.

DFB.de: Was sind Sie die größten Unterschiede zu Ihrer eigenen Jugendzeit?

Polanski: Da gibt es Dinge, die sich zum Positiven entwickelt haben, und welche, die sich eher negativ entwickelt haben. Früher hatte beispielsweise nicht jede Nachwuchsmannschaft einen eigenen Athletiktrainer und nicht so hervorragende Trainingsbedingungen. Da war es nicht selbstverständlich, auf Rasen zu trainieren. Auf der anderen Seite spielten digitale Medien und Berater keine große Rolle, der Tagesablauf war längst nicht so durchgetaktet, wie es jetzt der Fall ist. Dadurch hatten wir früher vielleicht mehr Freiheiten und waren ein Stück eigenständiger. Ich hätte mich damals aber sicher auch über Unterstützung bei den Schulaufgaben gefreut, wenn die Noten mal nicht so gut waren. Vergleiche sind daher schwierig. Insgesamt finde ich, dass wir den Spielern nicht alles abnehmen und sie zu sehr kontrollieren sollten. Sie müssen auch selbst zurechtkommen.

DFB.de: Welche Trainer haben Sie ganz besonders beeindruckt und beeinflusst?

Polanski: Da muss ich zuerst Julian Nagelsmann nennen, der mich zum Ende meiner aktiven Laufbahn bei der TSG Hoffenheim auch dazu ermutigt hat, die Trainerscheine in Angriff zu nehmen. Ich selbst hatte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht den Wunsch, unbedingt Trainer werden zu wollen. Auch die Zusammenarbeit mit Thomas Tuchel in Mainz war herausragend. Beide sind mit ihrem Fußballfachverstand, ihrer Akribie, Spielvorbereitung und Verbissenheit positive Freaks und auch deshalb so erfolgreich.

DFB.de: Wie würden Sie sich selbst als Trainertyp beschreiben?

Polanski: Auf jeden Fall bringt es nichts, jemandem nacheifern oder ihn gar kopieren zu wollen. Ich will meine eigenen Ideen umsetzen, werde als noch unerfahrener Trainer sicherlich auch Fehler machen, aus diesen dann aber lernen. Ich möchte jedes Training nutzen, um die Spieler und das Team zu verbessern. Wie schon gesagt: Ich habe hohe Ansprüche. Anders geht es aber im Profifußball auch nicht.

DFB.de: Sie wurden bei Borussia groß, arbeiten auch jetzt wieder in Mönchengladbach. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Polanski: Sehr viel. Seit ich denken kann, fühle ich mich hier zu Hause. Borussia ist mein Herzensklub. Ich bin sehr dankbar, dass ich in Gladbach Profi werden durfte und jetzt auch meine ersten Schritte als Trainer machen darf. Direkt eine so verantwortungsvolle Aufgabe zwischen Nachwuchs- und Profibereich ausfüllen zu dürfen, ist alles andere als selbstverständlich. Dieses Vertrauen möchte ich zurückzahlen.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Polanski: Mein Ziel ist es, meinen Job so gut wie möglich auszuüben und dabei so erfolgreich wie möglich zu sein. Das war als Spieler so, das ist jetzt nicht anders. Was meine Trainerausbildung angeht, strebe ich die Lizenz als Fußball-Lehrer an.

[mspw]

Von 1994 bis 2004 wurde Eugen Polanski (35) selbst im Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach ausgebildet, startete bei den "Fohlen" auch seine Profikarriere. Jetzt fördert der ehemalige Mittelfeldspieler selbst die Gladbacher Talente, übernahm vor wenigen Wochen als Trainer die U 17, folgte auf Hagen Schmidt. Im DFB.de-Interview spricht Polanski mit Mitarbeiter Ralf Debat über seine neue Aufgabe.

DFB.de: Zu Ihrem Einstand sprang in der West-Staffel der B-Junioren-Bundesliga ein 4:0-Heimsieg gegen Fortuna Köln heraus. Wie zufrieden waren Sie mit Ihrem Debüt als neuer U 17-Trainer, Herr Polanski?

Eugen Polanski: Vor der Partie hatte ich wegen des kurzfristigen Trainerwechsels nicht allzu viel Zeit, um mit der Mannschaft zu trainieren und etwas vorzugeben. Wir sind auf einen unangenehmen Gegner getroffen, das Ergebnis ist - um ehrlich zu sein - ein wenig zu hoch ausgefallen. Es war aber sehr positiv, dass wir uns in der zweiten Halbzeit deutlich gesteigert und eine bessere Leistung gezeigt haben als im ersten Durchgang. Darauf liegt immer der Fokus.

DFB.de: Sie sind erstmals als Cheftrainer für eine Mannschaft verantwortlich. Waren Sie angespannt?

Polanski: Angespannt oder nervös würde ich nicht sagen. Ich wusste schließlich, was auf mich zukommt. Außerdem kenne ich die Qualität des Teams und war mir daher auch sicher, dass wir guten Fußball spielen können. Wenn das klappt, dann erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, positive Ergebnisse zu erzielen.

DFB.de: Trainerwechsel während der Saison sind im Juniorenbereich nicht unbedingt an der Tagesordnung, erst recht nicht bei einem erfolgreichen Saisonverlauf. Wie hat das Team auf den Abschied von Hagen Schmidt reagiert, der als Cheftrainer zum Drittligisten MSV Duisburg gewechselt ist?

Polanski: Viele Spieler kannten Hagen Schmidt schon sehr lange, haben gerne mit ihm zusammengearbeitet. Von daher waren sie vielleicht nicht unbedingt komplett begeistert, zumal die Mannschaft mit vier Siegen aus den ersten vier Spielen sehr gut gestartet war. Ich habe den Jungs dann vor Augen geführt, dass es nicht zuletzt ihre guten Leistungen waren, mit denen sich Hagen für die Aufgabe beim MSV Duisburg empfehlen konnte. Daran gilt es anzuknüpfen. Die meisten Jungs kannten auch mich schon vorher und wussten daher, dass ich zumindest nicht ganz blind bin. (lacht) Von daher gab es keine Probleme.

DFB.de: Sie waren bislang als "Talente Manager" bei Borussia tätig. Mussten Sie lange überlegen, als Ihnen der Posten als U 17-Trainer angeboten wurde?

Polanski: Nach dem Gespräch sollte ich es mir überlegen, ob ich den Posten annehmen möchte, und eine Nacht darüber schlafen. Ich habe dann aber direkt zugesagt. Ich sehe es als logischen nächsten Schritt an. Ich konnte im zurückliegenden Jahr zwar im Übergangsbereich zwischen Nachwuchs- und Profiabteilung sowie in der Zusammenarbeit mit dem Trainerteam der Profis schon sehr viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Eine Mannschaft dann auch selbst zu führen, ist aber noch einmal etwas anderes. Dieser neuen Aufgabe stelle ich mich gerne.

DFB.de: Was macht ein "Talente Manager"? Lassen sich beide Jobs parallel ausüben?

Polanski: Grundsätzlich betreue ich im Übergangsbereich einen Pool von etwa zwölf Nachwuchstalenten plus einige Jungprofis. Jeweils dienstags und donnerstags biete ich am frühen Vormittag individuelles Training mit ausgewählten Spielern der U 17 und U 19 an. Die beiden Schulstunden, die sie dadurch verpassen, holen sie dann nachmittags nach. Dazu kommt beispielsweise Videocoaching. Außerdem bemühe ich mich, bei möglichst vielen Spielen der Nachwuchsmannschaften selbst vor Ort zu sein. Zumindest vorerst werde ich diese Aufgaben auch parallel zum Traineramt bei der U 17 wahrnehmen, weil wir eine Fluktuation auf dieser Position während der Saison vermeiden wollen. Auf Dauer wird das aber schwierig, beispielsweise mit Blick auf eine intensive Saisonvorbereitung. Da wäre es nahezu unmöglich, beiden Jobs zu 100 Prozent gerecht zu werden.

DFB.de: Wie gut kannten Sie Ihre Spieler aus der U 17 zuvor bereits?

Polanski: Schon sehr gut. Drei Jungs sind ja auch bei mir im Individualtraining dabei. Das hat den Übergang sicherlich erleichtert. Positiv ist auch, dass das weitere Trainerteam auch nach dem Abschied von Hagen Schmidt unverändert geblieben ist. Dadurch bewahren wir die Kontinuität. Gleichzeitig kann ich aber auch meine eigenen Ideen einbringen.

DFB.de: Was zeichnet das Team aus Ihrer Sicht vor allem aus?

Polanski: Der Wille, das Beste aus sich herauszuholen und Spiele zu gewinnen, ist extrem stark ausgeprägt. Die Jungs investieren sehr viel im Training, sind äußerst wissbegierig. Hinzu kommt eine gute Gruppendynamik. Es sind schon einige Führungsfiguren dabei, die sehr auf das Wohl der gesamten Mannschaft achten. Das gefällt mir schon gut. Dennoch sind wir immer noch am Anfang der Entwicklung. Es gibt auch noch viel Luft nach oben.

DFB.de: Mit fünf Siegen aus den ersten fünf Ligaspielen ist die Gladbacher U 17 so gut wie noch nie in die Saison gestartet. Was ist in dieser Saison möglich?

Polanski: Grundsätzlich ist alles möglich. Die Ausgangslage ist gut, keine Frage. Unser Kader ist recht klein, aber schlagkräftig. Aber die Jungs wissen, dass wir uns weiter steigern müssen, um die Wahrscheinlichkeit auf weitere positive Ergebnisse zu erhöhen. Zwei Siege wurden beispielsweise jeweils erst in den Schlusssekunden unter Dach und Fach gebracht. Da hat sich der starke Wille ausgezahlt. Fußballerisch kann sich noch jeder verbessern.

DFB.de: Könnte erstmals seit der Einführung der B-Junioren-Bundesliga die Qualifikation für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft gelingen? Wie wichtig wäre das für die Juniorenabteilung und die Ausbildung?

Polanski: Es wäre zweifellos sehr gut und eine wichtige Erfahrung für die Jungs, solche Endspiele bestreiten zu können. Die Konkurrenz ist mit Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf, aber auch Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln sehr groß und sehr stark. Für mich bleibt es aber ohnehin dabei, dass es in erster Linie um die Entwicklung der einzelnen Spieler, aber auch des gesamten Teams geht. Wenn wir unsere Leistungen Schritt für Schritt verbessern, dann steigen automatisch auch unsere Chancen.

DFB.de: Sie stammen selbst aus dem Gladbacher Nachwuchs, schafften den Sprung zu den Profis und spielten lange auf höchstem Niveau. Hören Ihnen die jungen Spieler deshalb noch aufmerksamer zu?

Polanski: Das kann schon sein, auch wenn ich selbst ja keinen Vergleich dazu habe, wie es wäre, wenn ich nicht selbst als Profi gekickt hätte. Das will ich aber auch gar nicht als Bonus verstanden wissen. Ganz im Gegenteil. Meinen Bonus will ich mir durch Arbeit, Akribie, Disziplin und Wissen selbst verschaffen. Ich habe hohe Ansprüche an die Jungs, versuche aber auch bei aller Ernsthaftigkeit locker zu bleiben und ein gutes Verhältnis zu pflegen.

DFB.de: Was müssen die Jungs vor allem beherzigen, um eines Tages in Ihre Fußstapfen treten zu können?

Polanski: Ein gewisses Talent gehört dazu, aber auch Disziplin, Fleiß, Spielintelligenz, Aufnahmefähigkeit und im richtigen Moment das nötige Glück. Ich will den Jungs dabei helfen, das Bestmögliche aus sich herauszuholen. Das gilt nicht nur für drei oder vier Toptalente, sondern für alle. Jeder entwickelt sich besser, wenn sich auch das Team gut entwickelt.

DFB.de: Was sind Sie die größten Unterschiede zu Ihrer eigenen Jugendzeit?

Polanski: Da gibt es Dinge, die sich zum Positiven entwickelt haben, und welche, die sich eher negativ entwickelt haben. Früher hatte beispielsweise nicht jede Nachwuchsmannschaft einen eigenen Athletiktrainer und nicht so hervorragende Trainingsbedingungen. Da war es nicht selbstverständlich, auf Rasen zu trainieren. Auf der anderen Seite spielten digitale Medien und Berater keine große Rolle, der Tagesablauf war längst nicht so durchgetaktet, wie es jetzt der Fall ist. Dadurch hatten wir früher vielleicht mehr Freiheiten und waren ein Stück eigenständiger. Ich hätte mich damals aber sicher auch über Unterstützung bei den Schulaufgaben gefreut, wenn die Noten mal nicht so gut waren. Vergleiche sind daher schwierig. Insgesamt finde ich, dass wir den Spielern nicht alles abnehmen und sie zu sehr kontrollieren sollten. Sie müssen auch selbst zurechtkommen.

DFB.de: Welche Trainer haben Sie ganz besonders beeindruckt und beeinflusst?

Polanski: Da muss ich zuerst Julian Nagelsmann nennen, der mich zum Ende meiner aktiven Laufbahn bei der TSG Hoffenheim auch dazu ermutigt hat, die Trainerscheine in Angriff zu nehmen. Ich selbst hatte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht den Wunsch, unbedingt Trainer werden zu wollen. Auch die Zusammenarbeit mit Thomas Tuchel in Mainz war herausragend. Beide sind mit ihrem Fußballfachverstand, ihrer Akribie, Spielvorbereitung und Verbissenheit positive Freaks und auch deshalb so erfolgreich.

DFB.de: Wie würden Sie sich selbst als Trainertyp beschreiben?

Polanski: Auf jeden Fall bringt es nichts, jemandem nacheifern oder ihn gar kopieren zu wollen. Ich will meine eigenen Ideen umsetzen, werde als noch unerfahrener Trainer sicherlich auch Fehler machen, aus diesen dann aber lernen. Ich möchte jedes Training nutzen, um die Spieler und das Team zu verbessern. Wie schon gesagt: Ich habe hohe Ansprüche. Anders geht es aber im Profifußball auch nicht.

DFB.de: Sie wurden bei Borussia groß, arbeiten auch jetzt wieder in Mönchengladbach. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Polanski: Sehr viel. Seit ich denken kann, fühle ich mich hier zu Hause. Borussia ist mein Herzensklub. Ich bin sehr dankbar, dass ich in Gladbach Profi werden durfte und jetzt auch meine ersten Schritte als Trainer machen darf. Direkt eine so verantwortungsvolle Aufgabe zwischen Nachwuchs- und Profibereich ausfüllen zu dürfen, ist alles andere als selbstverständlich. Dieses Vertrauen möchte ich zurückzahlen.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Polanski: Mein Ziel ist es, meinen Job so gut wie möglich auszuüben und dabei so erfolgreich wie möglich zu sein. Das war als Spieler so, das ist jetzt nicht anders. Was meine Trainerausbildung angeht, strebe ich die Lizenz als Fußball-Lehrer an.

###more###