"Es muss keinen neuen Podolski geben"

Seit fast zehn Jahren ist Lukas Podolski deutscher Nationalspieler. Sein Debüt feierte der 28-Jährige am 6. Juni 2004 mit einem 0:2 gegen Ungarn. In der folgenden Dekade sollte Podolski viele Spiele und noch mehr Herzen gewinnen. 112 Partien hat Podolski mittlerweile absolviert, neben Miroslav Klose ist er der erfahrenste Spieler im deutschen Team.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke redet Podolski über zehn Jahre DFB, sein soziales Engagement und über die deutschen Chancen bei der WM in Brasilien.

DFB.de: Herr Podolski, beim Medientag haben Sie gestern im Anschluss der Interviewrunde einen Journalisten in den Hotelpool geworfen. Hatte dies einen speziellen Hintergrund?

Lukas Podolski: Nein, das war einfach so, es hat sich halt ergeben. Er stand als einer der Letzten noch da, in seinem weißen Hemd, war nah am Pool. Die Situation war wie gemalt, und, tja, dann war er halt im Wasser.

DFB.de: Keine Angst, dass die Revanche in Form schlechter Kritiken folgt?

Podolski: Es war ein Spaß, das gehört mal dazu. Und das Verhältnis zwischen mir und ihm ist so, dass ich einschätzen kann, dass er damit umgehen kann. Ich kenne ihn schon lange, das ist kein Problem.

DFB.de: Für den FC Arsenal haben Sie kürzlich ein Video gedreht, das die Kommentare in sozialen Netzwerken auf ironische Art ins Lächerliche zieht. Per Mertesacker hat eindrucksvoll bewiesen, dass er schneller die Richtung wechseln kann, als Milch schlecht wird, Sie haben gezeigt, dass Sie sehr wohl fähig sind, ein Scheunentor zu treffen.

Podolski: Wir wollten damit kein Zeichen setzen, wir wollten auch niemanden angehen. Wir haben einfach Ironie mit Ironie beantwortet. Es war eine sehr lustige Aktion. Und die Kommentare, die wir darauf erhalten haben, zeigen, dass die Aktion sehr gut angekommen ist.

DFB.de: Sie haben auf Ihrer Facebook-Seite fast 4,5 Millionen Fans. Täglich gehen Hunderte, fast Tausende Kommentare ein. Wie viel davon nehmen Sie zur Kenntnis?

Podolski: Wenn ich alles verfolgen wollte, müsste ich fast rund um die Uhr am Laptop sitzen. Aber natürlich schaue ich mir regelmäßig an, was die Fans schreiben. Auch bei mir gibt es hin und wieder dumme Menschen, die Kommentare schreiben, die sehr wenig intelligent sind. Aber 95 Prozent der Kommentare sind positiv. Die Fans freuen sich über alle Posts von mir, und ich freue mich, dass gut ankommt, was ich poste. Ich freue mich über jeden Facebook-Freund, der mir folgt. Und ich bemühe mich, alle Fans via Facebook mit allen Neuigkeiten zu versorgen.

DFB.de: Wie viel geben Sie via Social Media von sich preis, wie nah lassen Sie die Fans an sich heran?

Podolski: Vom Sportler Lukas Podolski gebe ich ziemlich viel preis, vom Menschen Lukas Podolski nur sehr wenig, jedenfalls nicht von mir als Privatmenschen. So habe ich das von Beginn meiner Karriere an gemacht. Mir ist es wichtig, mein Privatleben zu schützen. Ich bin keiner, der seine Frau in die Presse schiebt, auch meine Frau hat kein Bestreben danach. Da gibt es schon genug andere, die das wollen oder glauben zu müssen. Bei allem, was ich öffentlich mache, geht es um mich, um den Fußballer.

DFB.de: Sie sind überall bei den Fans sehr beliebt. Auch bei Arsenal hat es nicht lange gedauert, bis Sie zum Liebling der Massen wurden.

Podolski: Es hat von Beginn an gepasst. Ich habe in London ab Tag eins die Wärme der Arsenal-Fans gespürt. Und ich habe das Glück, dass meine offene Art auch bei den Arsenal-Fans gut ankommt. Richtig nah ist es mit den Spielen und mit den Reisen geworden, gerade unsere Auswärtsfans sind fantastisch. Ich glaube, dass die Fans merken, dass ich jemand bin, der sich mit dem Team, dem Klub und mit den Fans identifiziert. Der Austausch mit den Fans ist mir sehr wichtig, gerade bei Arsenal sind die Fans Teil des Vereins, das Herzstück.

DFB.de: Sie engagieren sich nicht nur für Fans, sondern auch intensiv sozial. Nach der Saison haben Sie in Warschau ein neues Haus der Arche eröffnet. Warum haben Sie sich gerade die Arche ausgesucht?

Podolski: Weil die Arche den Menschen hilft, die mir am Wichtigsten sind: Kinder. Ich liebe Kinder, deswegen unterstütze ich Kinder, die Hilfe benötigen. Die Hilfe der Arche geht über das Materielle hinaus. Sie werden in den Häusern mit allem versorgt, was wichtig ist. Sie bekommen gute Nahrung, sie bekommen tolle Spielmöglichkeiten, sie bekommen Kleidung. Vor allem bekommen Sie die Liebe der Erzieher und Erzieherinnen, die viele von ihnen zu Hause leider nicht haben. Jetzt haben wir mit Hilfe meiner Stiftung die erste Arche in Polen, in meinem Geburtsland, eröffnet, das war immer mein Ziel, ein Traum. Ich bin sehr stolz darauf, dass es gelungen ist, dies umzusetzen. Die Zeit, die Arbeit, die wir, die auch ich, investiert haben, hat sich ausgezahlt. Das alles hat sich schon mit der ersten Umarmung der Kinder dort gelohnt. Es war einfach eine wahnsinnige Freude zu erleben, wie sich die Kinder dort gefreut haben.

DFB.de: Zum Sportlichen – im Trainingslager in Südtirol haben Sie am Sonntag mit dem A-Team gegen die U 20 gespielt. Zwei Spieler vom FC stehen im Kader der U 20, Yannick Gerhardt und Maxi Thiel. Wie schätzen Sie deren Perspektive ein?

Podolski: Für beide Spieler, überhaupt für alle Spieler der U 20, war das Spiel mit Sicherheit etwas ganz Besonderes. Wenn ich mich in deren Lage versetze, kann ich nachempfinden, wie speziell die Situation für sie gewesen sein muss. Yannick Gerhardt und Maxi Thiel kenn ich natürlich, aber richtig eng ist der Kontakt nicht. Wir haben beim FC ja nie in derselben Mannschaft gespielt. Ich glaube aber, dass die beiden viel Potenzial haben. Das gilt noch für andere Kölner. Wenn man Timo Horn sieht, auch Jonas Hektor - das sind alles gute Spieler, Jungs, die zum Teil auch aus der Region kommen. Ich glaube, dass ihnen die Zukunft gehört und dass der FC mit ihnen in die Zukunft gehen kann.

DFB.de: Wie sehr haben Sie sich über den Aufstieg des FC gefreut?

Podolski: Für mich stand immer außer Frage, dass der FC den Aufstieg schaffen würde. Es war klar, dass die Mannschaft sich nur selbst im Weg stehen kann. Natürlich habe ich mich trotzdem sehr über den Aufstieg gefreut, man muss es ja auch erstmal schaffen, das Potenzial voll auszuschöpfen. Jetzt muss sich Köln in der ersten Liga beweisen. Jetzt gilt es, eine Mannschaft aufzubauen, die sich langfristig in der Liga etablieren kann.

DFB.de: Noch ein Verein, der Ihnen am Herzen liegt, ist aufgestiegen: der FC Bergheim 2000.

Podolski: Das Team ist jetzt drei, vier Mal in Serie aufgestiegen. Egal wie hoch die Qualität der Spieler ist – das muss man erstmal schaffen. Es ist nicht so, dass man mit dem Finger schnippt und schon spielt man eine Liga höher. Auch im Amateurfußball steht harte Arbeit hinter allen Erfolgen. Zumal es nicht so ist, wie es meistens dargestellt wird. Ich bin dort nicht der große Investor, ich pumpe kein Geld in den Verein. Das einzige, was ich mache, ist, mit Kontakten zu Sponsoren zu helfen. Und mit meinem Namen. Aber natürlich liegt mir Bergheim sehr am Herzen. Die meisten Jungs kenne ich dort sehr gut, viele gehören zu meinen Freunden.

DFB.de: Welche Hoffnungen haben Sie für "ihren" Verein? Wie und wohin soll Bergheim sich entwickeln?

Podolski: Es geht um Spaß, es geht um Amateurfußball. In Bergheim spinnt keiner und fängt jetzt an, von einem Stadion für 20.000 Zuschauer und von der Bundesliga zu träumen. Im Mittelpunkt steht die Freude am Fußball, und das soll auch so bleiben. Dort soll sich alles nach und nach entwickeln, auch ohne großen Druck.

DFB.de: Sie erleben Ihre siebte Turniervorbereitung mit der Nationalmannschaft – wie gut können Sie sich noch an das Trainingslager vor der EM 2004 erinnern?

Podolski: Ich wurde zusammen mit Bastian Schweinsteiger nominiert, wir waren gerade mit der U 21 unterwegs. Das war für uns etwas sehr Großes. Rudi Völler sagte uns, "kommt Jungs, ihr seid mit dabei" – das war für mich eines der schönsten Erlebnisse überhaupt.

DFB.de: Damals waren Sie einer der jüngsten Spieler, heute sind Sie einer der älteren. Sie haben damals Frechheit und Witz ins Team gebracht. Wie wirken die vielen jungen Spieler auf Sie? Ein neuer Podolski dabei?

Podolski: Das weiß ich nicht, es muss auch keinen neuen Podolski geben. Wobei ich diese Rolle ohnehin nicht mag, ich bin nicht nur der Spaßvogel. Nur darauf reduziert zu werden, wird mir nicht gerecht. Natürlich gehört Spaß für mich zum Fußball dazu, auch außerhalb. Aber dabei vergesse ich nicht, dass das Wichtigste die seriöse Arbeit auf dem Platz ist. Und ich glaube, dass niemand, der das Training hier beobachtet, behaupten kann, dass ich auf dem Platz nicht alles geben würde.

DFB.de: Als junger Spieler waren Sie Herausforderer, dann waren Sie lange gesetzt, jetzt gibt es Spieler, die Sie herausfordern. Wie gehen Sie mit dem teaminternen Konkurrenzkampf um?

Podolski: Er freut mich, ich gehe sehr locker damit um. Wir haben uns immer danach gesehnt, einen guten Nachwuchs, gute junge Spieler zu haben, auch ich habe das. Jetzt ist es soweit - und das ist ausschließlich positiv. Ich habe keine Angst vor der Konkurrenz. Ich bin hier dabei, ich weiß, was ich kann, ich glaube an meine Stärke. Der Bundestrainer konnte mir in der Vergangenheit immer vertrauen, das kann er auch in Zukunft.

DFB.de: Deutschland hat 1990 den letzten WM-Titel gewonnen. Sie waren damals fünf Jahre alt. Haben Sie noch bewusste Erinnerungen an diese Zeit?

Podolski: Keine detaillierten, aber ich weiß noch, dass ich viele Spiele zu Hause am Fernseher verfolgt habe. Genau Bilder habe ich nicht mehr im Kopf, aber natürlich war es damals eine große Freude, dass Deutschland Weltmeister geworden ist.

DFB.de: Für wie groß halten Sie die Möglichkeit, dass Deutschland 2014 Weltmeister wird?

Podolski: Die Chance ist da. 2002 hat keiner mit der deutschen Mannschaft gerechnet – und es hätte fast geklappt. 2006 hat nicht viel gefehlt, 2010 auch nicht. Wir standen ein paar Mal kurz davor, warum sollte es diesmal nicht funktionieren?! Aber so ein Turnier ist kein Selbstläufer, es geht nur mit harter Arbeit, vom ersten Tag der Vorbereitung bis hoffentlich zum Finale. Wir alle haben das Ziel, um den Titel zu spielen. Das ist unsere Motivation, dafür investieren wir viel.

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Seit fast zehn Jahren ist Lukas Podolski deutscher Nationalspieler. Sein Debüt feierte der 28-Jährige am 6. Juni 2004 mit einem 0:2 gegen Ungarn. In der folgenden Dekade sollte Podolski viele Spiele und noch mehr Herzen gewinnen. 112 Partien hat Podolski mittlerweile absolviert, neben Miroslav Klose ist er der erfahrenste Spieler im deutschen Team.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke redet Podolski über zehn Jahre DFB, sein soziales Engagement und über die deutschen Chancen bei der WM in Brasilien.

DFB.de: Herr Podolski, beim Medientag haben Sie gestern im Anschluss der Interviewrunde einen Journalisten in den Hotelpool geworfen. Hatte dies einen speziellen Hintergrund?

Lukas Podolski: Nein, das war einfach so, es hat sich halt ergeben. Er stand als einer der Letzten noch da, in seinem weißen Hemd, war nah am Pool. Die Situation war wie gemalt, und, tja, dann war er halt im Wasser.

DFB.de: Keine Angst, dass die Revanche in Form schlechter Kritiken folgt?

Podolski: Es war ein Spaß, das gehört mal dazu. Und das Verhältnis zwischen mir und ihm ist so, dass ich einschätzen kann, dass er damit umgehen kann. Ich kenne ihn schon lange, das ist kein Problem.

DFB.de: Für den FC Arsenal haben Sie kürzlich ein Video gedreht, das die Kommentare in sozialen Netzwerken auf ironische Art ins Lächerliche zieht. Per Mertesacker hat eindrucksvoll bewiesen, dass er schneller die Richtung wechseln kann, als Milch schlecht wird, Sie haben gezeigt, dass Sie sehr wohl fähig sind, ein Scheunentor zu treffen.

Podolski: Wir wollten damit kein Zeichen setzen, wir wollten auch niemanden angehen. Wir haben einfach Ironie mit Ironie beantwortet. Es war eine sehr lustige Aktion. Und die Kommentare, die wir darauf erhalten haben, zeigen, dass die Aktion sehr gut angekommen ist.

DFB.de: Sie haben auf Ihrer Facebook-Seite fast 4,5 Millionen Fans. Täglich gehen Hunderte, fast Tausende Kommentare ein. Wie viel davon nehmen Sie zur Kenntnis?

Podolski: Wenn ich alles verfolgen wollte, müsste ich fast rund um die Uhr am Laptop sitzen. Aber natürlich schaue ich mir regelmäßig an, was die Fans schreiben. Auch bei mir gibt es hin und wieder dumme Menschen, die Kommentare schreiben, die sehr wenig intelligent sind. Aber 95 Prozent der Kommentare sind positiv. Die Fans freuen sich über alle Posts von mir, und ich freue mich, dass gut ankommt, was ich poste. Ich freue mich über jeden Facebook-Freund, der mir folgt. Und ich bemühe mich, alle Fans via Facebook mit allen Neuigkeiten zu versorgen.

DFB.de: Wie viel geben Sie via Social Media von sich preis, wie nah lassen Sie die Fans an sich heran?

Podolski: Vom Sportler Lukas Podolski gebe ich ziemlich viel preis, vom Menschen Lukas Podolski nur sehr wenig, jedenfalls nicht von mir als Privatmenschen. So habe ich das von Beginn meiner Karriere an gemacht. Mir ist es wichtig, mein Privatleben zu schützen. Ich bin keiner, der seine Frau in die Presse schiebt, auch meine Frau hat kein Bestreben danach. Da gibt es schon genug andere, die das wollen oder glauben zu müssen. Bei allem, was ich öffentlich mache, geht es um mich, um den Fußballer.

DFB.de: Sie sind überall bei den Fans sehr beliebt. Auch bei Arsenal hat es nicht lange gedauert, bis Sie zum Liebling der Massen wurden.

Podolski: Es hat von Beginn an gepasst. Ich habe in London ab Tag eins die Wärme der Arsenal-Fans gespürt. Und ich habe das Glück, dass meine offene Art auch bei den Arsenal-Fans gut ankommt. Richtig nah ist es mit den Spielen und mit den Reisen geworden, gerade unsere Auswärtsfans sind fantastisch. Ich glaube, dass die Fans merken, dass ich jemand bin, der sich mit dem Team, dem Klub und mit den Fans identifiziert. Der Austausch mit den Fans ist mir sehr wichtig, gerade bei Arsenal sind die Fans Teil des Vereins, das Herzstück.

DFB.de: Sie engagieren sich nicht nur für Fans, sondern auch intensiv sozial. Nach der Saison haben Sie in Warschau ein neues Haus der Arche eröffnet. Warum haben Sie sich gerade die Arche ausgesucht?

Podolski: Weil die Arche den Menschen hilft, die mir am Wichtigsten sind: Kinder. Ich liebe Kinder, deswegen unterstütze ich Kinder, die Hilfe benötigen. Die Hilfe der Arche geht über das Materielle hinaus. Sie werden in den Häusern mit allem versorgt, was wichtig ist. Sie bekommen gute Nahrung, sie bekommen tolle Spielmöglichkeiten, sie bekommen Kleidung. Vor allem bekommen Sie die Liebe der Erzieher und Erzieherinnen, die viele von ihnen zu Hause leider nicht haben. Jetzt haben wir mit Hilfe meiner Stiftung die erste Arche in Polen, in meinem Geburtsland, eröffnet, das war immer mein Ziel, ein Traum. Ich bin sehr stolz darauf, dass es gelungen ist, dies umzusetzen. Die Zeit, die Arbeit, die wir, die auch ich, investiert haben, hat sich ausgezahlt. Das alles hat sich schon mit der ersten Umarmung der Kinder dort gelohnt. Es war einfach eine wahnsinnige Freude zu erleben, wie sich die Kinder dort gefreut haben.

DFB.de: Zum Sportlichen – im Trainingslager in Südtirol haben Sie am Sonntag mit dem A-Team gegen die U 20 gespielt. Zwei Spieler vom FC stehen im Kader der U 20, Yannick Gerhardt und Maxi Thiel. Wie schätzen Sie deren Perspektive ein?

Podolski: Für beide Spieler, überhaupt für alle Spieler der U 20, war das Spiel mit Sicherheit etwas ganz Besonderes. Wenn ich mich in deren Lage versetze, kann ich nachempfinden, wie speziell die Situation für sie gewesen sein muss. Yannick Gerhardt und Maxi Thiel kenn ich natürlich, aber richtig eng ist der Kontakt nicht. Wir haben beim FC ja nie in derselben Mannschaft gespielt. Ich glaube aber, dass die beiden viel Potenzial haben. Das gilt noch für andere Kölner. Wenn man Timo Horn sieht, auch Jonas Hektor - das sind alles gute Spieler, Jungs, die zum Teil auch aus der Region kommen. Ich glaube, dass ihnen die Zukunft gehört und dass der FC mit ihnen in die Zukunft gehen kann.

DFB.de: Wie sehr haben Sie sich über den Aufstieg des FC gefreut?

Podolski: Für mich stand immer außer Frage, dass der FC den Aufstieg schaffen würde. Es war klar, dass die Mannschaft sich nur selbst im Weg stehen kann. Natürlich habe ich mich trotzdem sehr über den Aufstieg gefreut, man muss es ja auch erstmal schaffen, das Potenzial voll auszuschöpfen. Jetzt muss sich Köln in der ersten Liga beweisen. Jetzt gilt es, eine Mannschaft aufzubauen, die sich langfristig in der Liga etablieren kann.

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DFB.de: Noch ein Verein, der Ihnen am Herzen liegt, ist aufgestiegen: der FC Bergheim 2000.

Podolski: Das Team ist jetzt drei, vier Mal in Serie aufgestiegen. Egal wie hoch die Qualität der Spieler ist – das muss man erstmal schaffen. Es ist nicht so, dass man mit dem Finger schnippt und schon spielt man eine Liga höher. Auch im Amateurfußball steht harte Arbeit hinter allen Erfolgen. Zumal es nicht so ist, wie es meistens dargestellt wird. Ich bin dort nicht der große Investor, ich pumpe kein Geld in den Verein. Das einzige, was ich mache, ist, mit Kontakten zu Sponsoren zu helfen. Und mit meinem Namen. Aber natürlich liegt mir Bergheim sehr am Herzen. Die meisten Jungs kenne ich dort sehr gut, viele gehören zu meinen Freunden.

DFB.de: Welche Hoffnungen haben Sie für "ihren" Verein? Wie und wohin soll Bergheim sich entwickeln?

Podolski: Es geht um Spaß, es geht um Amateurfußball. In Bergheim spinnt keiner und fängt jetzt an, von einem Stadion für 20.000 Zuschauer und von der Bundesliga zu träumen. Im Mittelpunkt steht die Freude am Fußball, und das soll auch so bleiben. Dort soll sich alles nach und nach entwickeln, auch ohne großen Druck.

DFB.de: Sie erleben Ihre siebte Turniervorbereitung mit der Nationalmannschaft – wie gut können Sie sich noch an das Trainingslager vor der EM 2004 erinnern?

Podolski: Ich wurde zusammen mit Bastian Schweinsteiger nominiert, wir waren gerade mit der U 21 unterwegs. Das war für uns etwas sehr Großes. Rudi Völler sagte uns, "kommt Jungs, ihr seid mit dabei" – das war für mich eines der schönsten Erlebnisse überhaupt.

DFB.de: Damals waren Sie einer der jüngsten Spieler, heute sind Sie einer der älteren. Sie haben damals Frechheit und Witz ins Team gebracht. Wie wirken die vielen jungen Spieler auf Sie? Ein neuer Podolski dabei?

Podolski: Das weiß ich nicht, es muss auch keinen neuen Podolski geben. Wobei ich diese Rolle ohnehin nicht mag, ich bin nicht nur der Spaßvogel. Nur darauf reduziert zu werden, wird mir nicht gerecht. Natürlich gehört Spaß für mich zum Fußball dazu, auch außerhalb. Aber dabei vergesse ich nicht, dass das Wichtigste die seriöse Arbeit auf dem Platz ist. Und ich glaube, dass niemand, der das Training hier beobachtet, behaupten kann, dass ich auf dem Platz nicht alles geben würde.

DFB.de: Als junger Spieler waren Sie Herausforderer, dann waren Sie lange gesetzt, jetzt gibt es Spieler, die Sie herausfordern. Wie gehen Sie mit dem teaminternen Konkurrenzkampf um?

Podolski: Er freut mich, ich gehe sehr locker damit um. Wir haben uns immer danach gesehnt, einen guten Nachwuchs, gute junge Spieler zu haben, auch ich habe das. Jetzt ist es soweit - und das ist ausschließlich positiv. Ich habe keine Angst vor der Konkurrenz. Ich bin hier dabei, ich weiß, was ich kann, ich glaube an meine Stärke. Der Bundestrainer konnte mir in der Vergangenheit immer vertrauen, das kann er auch in Zukunft.

DFB.de: Deutschland hat 1990 den letzten WM-Titel gewonnen. Sie waren damals fünf Jahre alt. Haben Sie noch bewusste Erinnerungen an diese Zeit?

Podolski: Keine detaillierten, aber ich weiß noch, dass ich viele Spiele zu Hause am Fernseher verfolgt habe. Genau Bilder habe ich nicht mehr im Kopf, aber natürlich war es damals eine große Freude, dass Deutschland Weltmeister geworden ist.

DFB.de: Für wie groß halten Sie die Möglichkeit, dass Deutschland 2014 Weltmeister wird?

Podolski: Die Chance ist da. 2002 hat keiner mit der deutschen Mannschaft gerechnet – und es hätte fast geklappt. 2006 hat nicht viel gefehlt, 2010 auch nicht. Wir standen ein paar Mal kurz davor, warum sollte es diesmal nicht funktionieren?! Aber so ein Turnier ist kein Selbstläufer, es geht nur mit harter Arbeit, vom ersten Tag der Vorbereitung bis hoffentlich zum Finale. Wir alle haben das Ziel, um den Titel zu spielen. Das ist unsere Motivation, dafür investieren wir viel.