Es geschah am 3. Spieltag: Als Dieter Müller sechsmal traf

1980/1981: Fortuna Düsseldorf schlägt Meister Bayern mit 3:0 und übernimmt die Tabellenspitze.

1984/1985: Schützenfest auf der Alm: Bielefeld unterliegt Meister VfB Stuttgart mit 2:7.

1986/1987: Der eingewechselte Karl-Heinz Riedle erzielt beim 3:2 gegen Gladbach binnen 17 Minuten zwei Tore und beschert Aufsteiger Blau-Weiß Berlin seinen ersten Bundesligasieg überhaupt.

1988/1989: Das erst am Buß- und Bettag nachgeholte Südderby zwischen Bayern und dem VfB Stuttgart (3:3 nach 1:3) gilt als eines der besten Bundesligaspiele überhaupt. 64.000 im Olympiastadion sind begeistert.

1991/1992: Hansa Rostock ist nach dem 5:1 gegen Dortmund erster Tabellenführer aus der ehemaligen DDR.

1993/1994: Kurioser Platzverweis in Wattenscheid: 09-Verteidiger Jörg Bach, bereits verwarnt, rennt nach einer Behandlung unangemeldet aufs Feld zurück und sieht die Ampelkarte.

1994/1995: Rudi Völler kehrt nach sieben Jahren in der Fremde in die Bundesliga zurück und trifft 17 Minuten nach seiner Einwechslung für Bayer Leverkusen beim 4:0 gegen Eintracht Frankfurt. Im selben Spiel überlistet Bernd Schuster Gästetorwart Andy Köpke aus 45 Metern.

1996/1997: Herzinfarkt-Fußball am Millerntor: St. Pauli und Schalke trennen sich 4:4.



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„Es geschah am ... Spieltag“: In der neuen DFB.de-Serie blickt der Historiker und Autor Udo Muras zurück auf ein besonderes Ereignis am jeweiligen Spieltag einer früheren Saison. Heute: der Bundesliga-Torrekord des Dieter Müller, dem 1977 sechs Treffer in einem Spiel glückten, beim 7:2 seines 1. FC Köln gegen Werder Bremen.

Datum: 17. August 1977
Ort: Müngersdorfer Stadion Köln
Partie: 1. FC Köln – Werder Bremen 7:2

Dass es für den deutschen Sport ein ganz besonderer Abend werden würde, ahnten wohl selbst die Initiatoren der Doppelveranstaltung nicht. Am 17. August 1977 fand nämlich vor der Bundesliga-Begegnung ein Staffellauf über viermal 1500 Meter statt, und das deutsche Quartett mit Thomas Wessinghage, Harald Hudak, Michael Lederer und Karl Fleschen lief prompt einen fantastischen Weltrekord, der 32 Jahre hielt. Es schien ganz unmöglich, diese Leistung in den Schatten zu stellen. So sehr es auch im Publikum brodelte, 19.000 Zuschauer waren gekommen. Im Kicker stand am nächsten Tag: „Die Stimmung, die schon vor dem Spiel unter den Zuschauern durch den Weltrekordlauf (…) aufgekommen war, ebbte nicht ab.“

Und daran hatte ein Mann besonderen Anteil. Dieter Müller, damals 23. Auch er steuerte auf Rekordkurs an diesem magischen Abend - und im Gegensatz zu den Staffelläufern bleibt er bis heute unübertroffen. Nie hat ein Spieler mehr Tore in einem Bundesligaspiel erzielt als Müller, sein Sixpack dürfte aufgrund der Art, wie heute Fußball gespielt wird, auch noch auf Jahre ungefährdet sein.

Die Zeit der wilden Schützenfeste, die in den Siebzigern noch an der Tagesordnung waren, ist bekanntlich vorbei. Viererketten und Doppel-Sechser unterbinden heute derartige Auswüchse strikt und humorlos. An jenem Mittwochabend im Hochsommer 1977 aber wurde in der Bundesliga noch eifrig gemüllert. Nach dem dritten Spieltag standen gleich drei Spieler dieses Namens an der Spitze der Torjägerliste: Dem Kölner Dieter (sieben Treffer) folgten Bayerns Rekord-Bomber Gerd und Stuttgarts Talent Hans(i) mit je vier Toren.

Wie aber kam es, dass Dieter Müller an diesem Tag eine auch für die damalige Zeit so ungewöhnliche Torausbeute verbuchen konnte? Die Kölner waren im Umbruch, es war das Jahr eins nach Wolfgang Overath, und das erste Spiel war gänzlich misslungen - 1:5 in Düsseldorf. Nie sollte ein späterer Meister schlimmer starten als die Weisweiler-Auswahl. Gegen die damals stets gegen den Abstieg spielenden Bremer zeigten sie erstmals meisterliche Form. Dieter Müller erinnert sich in einem Bundesligabuch an diesen Tag: „Es war ein Mittwochabend, und es regnete leicht. Wir fegten Werder Bremen im Müngersdorfer Stadion mit 7:2 weg. Mir gelangen sechs Buden, dazu traf Flohe.“

Schon in der ersten Hälfte fabriziert Müller einen klassischen Hattrick: Das 1:0 gelingt ihm liegend (12. Minute), das 2:0 und 3:0 dann per Kopf (23. und 32.) jeweils nach Freistößen - mal getreten von Herbert Neumann, mal von seinem Nationalteamkollegen Heinz Flohe. Auch sein Gegenspieler Horst-Dieter Höttges hat mal für Deutschland gespielt (66 Länderspiele), doch seine besten Tage sind vorbei, und der in die Jahre gekommene „Eisenfuß“ erlebt einen schwarzen Abend. Werder verkürzt vor der Pause noch durch Per Roentved, es bleibt noch ein wenig spannend.

Doch Dieter Müller macht da weiter, wo er aufgehört hat: In der 52. Minute köpft er das 4:1, in der 73. das 5:1 nach einer Flohe-Ecke - vier Kopfballtore sind ebenfalls ein Bundesligarekord, womöglich für die Ewigkeit. Müller verliert zwischenzeitlich selbst den Überblick: „Wenn du die Dinger reinmachst, zählst du sie nicht. Ich war selbst erstaunt.“ Doch die Anzeigetafel lügt nicht, und einmal darf sein Name noch drauf, nachdem sich auch Werders Uwe Bracht (81.) und Kollege Flohe (85.) kurz in das Müller-Festival eingemischt haben. In der 86. Minute taucht er wieder frei vor Dieter Burdenski auf und überwindet den an jenem Abend bedauernswerten Mann, mit dem er nach Saisonende zur WM nach Argentinien fliegen wird.

Dieter Müller wird auch dank dieses rauschhaften Abends im Müngersdorfer Stadion Torschützenkönig der Saison 1977/1978, wenngleich er sich den Titel mit Namensvetter Gerd teilen muss: Beide kommen am Ende auf 24 Tore. Wichtiger für den Kölner Müller: Der 1. FC gewinnt das Double und wird dank der um fünf Treffer besseren Tordifferenz gegenüber Borussia Mönchengladbach Deutscher Meister. So nutzt Dieter Müllers persönlicher Rekord auch der ganzen Mannschaft.

Was sonst noch am 3. Spieltag geschah

1967/1968: Eklat am Betzenberg: Beim Spiel gegen Frankfurt (1:1) schießt ein FCK-Anhänger einem Eintracht-Fan ein Loch in den Fuß - mit einer Pistole.

1968/1969: Bayern München gewinnt sein Heimspiel gegen den HSV mit 5:1, Gerd Müller schießt vier Tore.

1970/1971: Erstmals in seiner Geschichte ist RW Essen Tabellenführer. Das 4:0 gegen Kaiserslautern ist zudem das 50. Heimspiel in Folge ohne Niederlage. Stürmer Willi Lippens führt nach seinem Doppelschlag auch die Torjägerliste mit drei Treffern an.

1972/1973: Elfmeterkrise in der Bundesliga - bereits sechs Fehlschüsse nach drei Spieltagen. Den Sechsten vergibt ausgerechnet ein Torwart: Schalkes Norbert Nigbur darf beim Stand von 3:0 gegen Düsseldorf auch mal ran und scheitert an Kollege Woyke. Der sagt: „Ich kannte seine Ecke.“

1973/1974: Wieder ein Kuriosum bei Kaiserslautern-Frankfurt (1:4): Die Gastgeber verschießen gleich zwei Elfmeter, Lothar Huber verfehlt das Tor, Seppl Pirrung scheitert an Kunter. Frankfurts Jürgen Kalb hingegen behält beim dritten Strafstoß des Tages die Nerven - und sein Team die Punkte.

1976/1977: Der Schwede Benny Wendt schießt Aufsteiger TeBe Berlin mit vier Toren allein zum Sieg gegen Fortuna Düsseldorf (4:2) und übernimmt mit nunmehr sechs Treffern die Führung in der Torjägerliste.

1980/1981: Fortuna Düsseldorf schlägt Meister Bayern mit 3:0 und übernimmt die Tabellenspitze.

1984/1985: Schützenfest auf der Alm: Bielefeld unterliegt Meister VfB Stuttgart mit 2:7.

1986/1987: Der eingewechselte Karl-Heinz Riedle erzielt beim 3:2 gegen Gladbach binnen 17 Minuten zwei Tore und beschert Aufsteiger Blau-Weiß Berlin seinen ersten Bundesligasieg überhaupt.

1988/1989: Das erst am Buß- und Bettag nachgeholte Südderby zwischen Bayern und dem VfB Stuttgart (3:3 nach 1:3) gilt als eines der besten Bundesligaspiele überhaupt. 64.000 im Olympiastadion sind begeistert.

1991/1992: Hansa Rostock ist nach dem 5:1 gegen Dortmund erster Tabellenführer aus der ehemaligen DDR.

1993/1994: Kurioser Platzverweis in Wattenscheid: 09-Verteidiger Jörg Bach, bereits verwarnt, rennt nach einer Behandlung unangemeldet aufs Feld zurück und sieht die Ampelkarte.

1994/1995: Rudi Völler kehrt nach sieben Jahren in der Fremde in die Bundesliga zurück und trifft 17 Minuten nach seiner Einwechslung für Bayer Leverkusen beim 4:0 gegen Eintracht Frankfurt. Im selben Spiel überlistet Bernd Schuster Gästetorwart Andy Köpke aus 45 Metern.

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1996/1997: Herzinfarkt-Fußball am Millerntor: St. Pauli und Schalke trennen sich 4:4.

2004/2005: Triumph für Klaus Augenthaler: Leverkusens Trainer feiert ein 4:1 gegen seinen Ex-Klub FC Bayern und die Tabellenführung.

2009/2010: Pleite für den neuen Trainer Louis van Gaal: Bayern ist nach dem 1:2 in Mainz noch immer sieglos und liegt auf Platz 14.