Erwin Bugar: „Die Fußballfamilie hält zusammen“

Auch wenn mittlerweile andere Themen die Medien beherrschen - die Flutkatastrophe und ihre Folgen sind noch nicht vorüber. Die Pegel nehmen zwar ab, trotzdem stehen viele Orte noch unter Wasser, und das große "Aufräumen" kommt erst noch. Auch der Fußball ist hiervon betroffen. Fotos von überschwemmten Sportanlagen gingen durch die ganze Republik. Besonders hart traf es die Regionen im Süden, Norden und Nordosten.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler sprechen Erwin Bugar, Präsident des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt (FSA), und FSA-Geschäftsführer Klaus Decker über kurz- und langfristige Maßnahmen und darüber, wie sich die Fußballfamilie in schweren Zeiten gegenseitig unterstützt.

DFB.de: Herr Bugar, die letzten Bilder von überfluteten Städten, Dörfern und Sportanlagen sind bereits ein paar Wochen alt. Wie sieht es mittlerweile in Ihrem Landesverband aus?

Erwin Bugar: Teilweise ist das immer noch der Fall. Der Elb- und der Saalepegel gehen zwar zurück, das Wasser steckt nun aber auf den anderen Seiten der Deiche fest und fließt nur ganz gemächlich ab. Im nördlichen Sachsen-Anhalt dauert es wohl noch bis zum Herbst, bis die Wassermassen verschwunden sind. Erste Veranstaltungen, die für September geplant waren, wurden mittlerweile schon abgesagt.

DFB.de: Das heißt, die flussnahen Gebiete, die zwar als erstes betroffen waren, sind mittlerweile "trocken", andere haben noch zu kämpfen?

Bugar: Genau, das Wasser ist soweit ins Hinterland geflossen, dass die momentan am stärksten betroffenen Gebiete bis zu 15 Kilometer weit von den großen Flüssen weg liegen. Diese Orte waren völlig unvorbereitet auf dieses heftige Überflutungswasser, das dort viel weniger Möglichkeiten hat abzufließen. Die Evakuierungsmaßnahmen laufen nun zwar aus, trotzdem können die Menschen noch nicht zurück in ihre Häuser und Wohnungen. Die Trink- und Stromversorgung ist noch nicht überall wiederhergestellt.

DFB.de: Konnten Sie sich bereits vor Ort bei den Vereinen umsehen?

Bugar: Ja, wir haben im ganzen Landesverband Vereine besucht, unter anderem in Calbe, Havelberg und natürlich im Bereich Magdeburg - immer so gut, wie man halt herankam. Die Plätze und Vereinsheime waren im wahrsten Sinne des Wortes "abgesoffen". Es ist katastrophal. Auch unser Nachwuchsleistungszentrum in Halle ist stark betroffen.



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Auch wenn mittlerweile andere Themen die Medien beherrschen - die Flutkatastrophe und ihre Folgen sind noch nicht vorüber. Die Pegel nehmen zwar ab, trotzdem stehen viele Orte noch unter Wasser, und das große "Aufräumen" kommt erst noch. Auch der Fußball ist hiervon betroffen. Fotos von überschwemmten Sportanlagen gingen durch die ganze Republik. Besonders hart traf es die Regionen im Süden, Norden und Nordosten.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler sprechen Erwin Bugar, Präsident des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt (FSA), und FSA-Geschäftsführer Klaus Decker über kurz- und langfristige Maßnahmen und darüber, wie sich die Fußballfamilie in schweren Zeiten gegenseitig unterstützt.

DFB.de: Herr Bugar, die letzten Bilder von überfluteten Städten, Dörfern und Sportanlagen sind bereits ein paar Wochen alt. Wie sieht es mittlerweile in Ihrem Landesverband aus?

Erwin Bugar: Teilweise ist das immer noch der Fall. Der Elb- und der Saalepegel gehen zwar zurück, das Wasser steckt nun aber auf den anderen Seiten der Deiche fest und fließt nur ganz gemächlich ab. Im nördlichen Sachsen-Anhalt dauert es wohl noch bis zum Herbst, bis die Wassermassen verschwunden sind. Erste Veranstaltungen, die für September geplant waren, wurden mittlerweile schon abgesagt.

DFB.de: Das heißt, die flussnahen Gebiete, die zwar als erstes betroffen waren, sind mittlerweile "trocken", andere haben noch zu kämpfen?

Bugar: Genau, das Wasser ist soweit ins Hinterland geflossen, dass die momentan am stärksten betroffenen Gebiete bis zu 15 Kilometer weit von den großen Flüssen weg liegen. Diese Orte waren völlig unvorbereitet auf dieses heftige Überflutungswasser, das dort viel weniger Möglichkeiten hat abzufließen. Die Evakuierungsmaßnahmen laufen nun zwar aus, trotzdem können die Menschen noch nicht zurück in ihre Häuser und Wohnungen. Die Trink- und Stromversorgung ist noch nicht überall wiederhergestellt.

DFB.de: Konnten Sie sich bereits vor Ort bei den Vereinen umsehen?

Bugar: Ja, wir haben im ganzen Landesverband Vereine besucht, unter anderem in Calbe, Havelberg und natürlich im Bereich Magdeburg - immer so gut, wie man halt herankam. Die Plätze und Vereinsheime waren im wahrsten Sinne des Wortes "abgesoffen". Es ist katastrophal. Auch unser Nachwuchsleistungszentrum in Halle ist stark betroffen.

DFB.de: Wie können Sie als Präsident und als Landesverband helfen?

Bugar: Wir pflegen einen ganz engen Kontakt zu den betroffenen Vereinen. Wir zeigen ihnen: "Ihr seid nicht alleine!" Und wir arbeiten natürlich auch eng mit den zuständigen Behörden zusammen. Nach einem Gespräch zwischen Landessportbund, Fußballverband und Innenministerium laufen nun erste Maßnahmen an.

DFB.de: Wie sehen diese konkret aus, Herr Decker?

Klaus Decker: Die Vereine und Kommunen geben ihre konkreten oder anzunehmenden Schäden beim Land an, die dann noch einmal auf mögliche Doppelnennungen geprüft werden. Daraufhin wird eine Prioritätenliste erstellt. Die Landesverbände und Kreissportbünde sind in engem Kontakt zueinander. Sobald der genaue Schaden feststeht, werden zunächst die Mittel von Bund und Land eingesetzt. Die Hilfsgelder von DFB, DFL (je eine Million Euro; Anm. d. Red.) UEFA (150.000; Anm. d. Red.) und FIFA (50.000; Anm. d. Red.) werden dann deutschlandweit für die absoluten Härtefälle eingesetzt. Dazu bringt sich auch die ARAG-Sportversicherung mit ein. Wir lassen keine Möglichkeit ungenutzt.

DFB.de: An wen sollen sich betroffene Vereine wenden?

Decker: Die Bestandsaufnahme läuft über den Landessportbund. Die Ergebnisse liegen uns mittlerweile vor. Insgesamt waren 142 Sportvereine in Sachsen-Anhalt betroffen. Dabei entstand ein Schaden von circa 23 Millionen Euro. Unsere Aufgabe ist es nun herauszufinden, bei welchen der Vereine es sich um reine Fußballvereine oder Vereine mit Fußballabteilungen handelt. Momentan gehen wir von 20 bis 25 Prozent der Vereine und Kosten aus. Die Schäden reichen da von 10.000 bis 800.000 Euro, also vom Wasserschaden bis zum Vereinsruin. Da noch nicht alle Schäden ersichtlich sind, kommt aber bestimmt noch etwas dazu.

DFB.de: Können Sie bereits sagen, welche Maßnahmen zuerst getroffen werden?

Decker: Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Teilweise kann schnell geholfen werden, wenn nur Schlamm und Müll entsorgt werden muss. Teilweise muss langfristige Aufbauarbeit geleistet werden. Bis Ende August, Anfang September wird es wohl dauern, bis wir die meisten Vereine konkret unterstützen können, natürlich auch abhängig von der Bereitstellung der Hilfsmittel.

DFB.de: Ist die kommende Saison auf Landesverbandsebene in Gefahr?

Bugar: In einigen Vereinen beziehungsweise Spielklassen wird es zu Verspätungen kommen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir für alle Vereine Lösungen finden. Das haben mir die vergangenen Tage auch gezeigt.

DFB.de: Inwiefern?

Bugar: Weil die Fußballfamilie sich hier von ihrer starken Seite gezeigt hat. Wenn es hart auf hart kommt, halten wir zusammen. Bei uns haben verschonte Vereine betroffenen ihre Sportanlage angeboten, unsere Staffelleiter gestalten die Spielpläne flexibel. Es gibt Benefizspiele, um Nachbarorte zu unterstützen. Dort werden Rivalitäten beiseite geschoben, um in der Notlage zu helfen, und wir als Verband unterstützen auch, wo wir können. Zum Beispiel mal ganz unbürokratisch mit Trikots oder Bällen, um den Trainingsbetrieb aufrecht zu erhalten. Fußballer helfen Fußballern.

DFB.de: Ihre bisher größte Herausforderung als Präsident?

Bugar: Ja, bestimmt. Aber nicht nur für mich, sondern für uns alle. Auch der DFB hat schnell mit den betroffenen Verbänden Kontakt aufgenommen und vermittelt. Das wird sehr gut koordiniert. So bekommt man auch mit, was in anderen Landesverbänden los ist. Wir alle arbeiten auf schnelle, unbürokratische Lösungen hin. Die Leute warten auf die Hilfe.