Erst Liverpool, dann Atletico: Schürrle und die großen Spiele

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Regelmäßig stellt team.dfb.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: André Schürrle, der mit dem FC Chelsea heute (ab 15.05 Uhr, live auf Sky) im Topspiel der Premier League beim FC Liverpool antritt.

Na klar, André Schürrle hat am Mittwoch mitgefiebert. Halbfinale in der Champions League, die Bayern in Madrid. Sieben seiner Kollegen aus der deutschen Nationalmannschaft waren im Einsatz, darunter sein Kumpel Mario Götze. Und natürlich hat Schürrle zum Jubel angesetzt, als Götze in der 84. Minute kurz nach seiner Einwechslung das 1:1 auf dem Fuß hatte. Schürrle hätte Götze den Treffer wohl mehr als jedem anderen gegönnt. Und er hat mitgelitten, als Iker Casillas die Chance vereitelte.

"Ich würde mich über ein Endspiel gegen Bayern freuen"

Schürrle hat allerdings auch aus eigensüchtigen Gründen dem FCB die Daumen gehalten. Denn in Madrid spielten nicht nur Freunde und Nationalmannschaftskollegen, für den 23-Jährigen mühten sich im Estadio Santiago Bernabeu auch mögliche Konkurrenten. Schließlich hatte er am Vorabend selber in Madrid vorgespielt, mit dem FC Chelsea, gegen Atletico.

Das Spiel firmierte unter demselben Namen wie die Partie der Münchner: Halbfinale der Champions League. Und Schürrle hatte aus seiner Präferenz für die Paarung im Finale am 24. Mai in Lissabon kein Geheimnis gemacht: "Ich würde mich natürlich über ein Endspiel gegen Bayern freuen." Kann noch klappen, wobei Chelsea bessere Aussichten als der Deutsche Rekordmeister hat, seinen Beitrag zu Schürrles Wunscherfüllung zu leisten.

Halbfinalstart auf der Bank

Denn anders als die Bayern verließ Schürrle die Hauptstadt Spaniens ohne Niederlage. Anders als die Bayern hatte Chelsea nichts anderes vor, als nicht zu verlieren. Trainer José Mourinho verordnete seiner Mannschaft Beton, dieser Ausrichtung fiel Schürrle zum Opfer. Bis zur 73. Minute musste er sich an einem Ort, den er nicht mag, in einer Disziplin üben, die ihm nicht liegt: Schürrle saß auf der Bank, Geduld war gefordert.

"Wir wollten kein Gegentor kassieren", sagte Schürrle nach dem Spiel. "Ich denke, das hat man gesehen." Was man gesehen hat, war, dass zehn Feldspieler das eigene Tor verteidigen sollten. Die Mission war erfolgreich. Kaum Fußball und keine Treffer ergaben in Summe ein torloses Remis. Bei Schürrle hat sich der Jubel über seine Versetzung auf die Bank in Grenzen gehalten, akzeptiert hat er sie gleichwohl. "Natürlich ist man immer ein wenig enttäuscht", sagt er. Um mit einer zweiten Aussage noch weniger zu überraschen: "Ich hoffe, dass ich im Rückspiel von Anfang an spielen werde."

Endspiel an der Anfield Road

Vor Spiel zwei des Semifinales steht für den Offensivspieler zunächst ein weiteres Endspiel an. Am Wochenende hat Chelsea die finale Chance, das Meisterschaftsrennen in der Premier League spannend zu gestalten. Durch die 1:2-Heimniederlage gegen den FC Sunderland vom vergangenen Wochenende ist der Rückstand der Londoner auf Liverpool auf fünf Punkte angewachsen.

Am Sonntag kommt es zum Showdown, drei Runden vor Schluss führt der Spielplan die beiden Kontrahenten zusammen. Chelsea spielt in Liverpool, für Liverpool heißt das: Mit einem Sieg wäre der Titel zum Greifen nahe. Für Chelsea heißt das: kein Sieg - und der Titel wäre futsch. Für Schürrle heißt das: Er wird wohl spielen. Chelsea benötigt ein Tor, anders als in Madrid ist in Liverpool die Offensive gefordert. Und damit der Deutsche in Diensten der Londoner.

Sieben Tore in 27 Ligaspielen

In seiner ersten Saison außerhalb der Bundesliga hat sich Schürrle trotz kleinerer Rückschläge zur festen Größe gemausert. Zu wenig Muskeln, zu wenig robust, zu gering die Durchsetzungskraft - diese Worte von Trainer Mourinho hat Schürrle angenommen. Er hat an sich und seinem Spiel gearbeitet, hat die Kritik als Ansporn begriffen und sich seinen Platz im Team erkämpft. Mehr und mehr wird Schürrle bei Chelsea zum entscheidenden Faktor.

In der Premier League hat er 27 von 35 möglichen Spielen bestritten, sieben Tore zieren seine Bilanz. Und dass Chelsea in der Königsklasse noch Hoffnungen haben kann, fußt auch auf den Füßen Schürrles. Im Viertelfinale gegen Paris St. Germain musste Chelsea zu Hause ein 1:3 aus dem Hinspiel drehen. Das Vorhaben gelang - weil Schürrle traf. Sein Tor zum 1:0 gegen die Franzosen war der Türöffner in die Runde der letzten Vier.

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Schürrle selber ist mit seiner ersten Saison in London folglich schon jetzt nicht unzufrieden. "Es ist eine Bilanz, über die man sagen kann: Ich habe Fuß gefasst", sagte er Mitte März im Interview mit dem Kicker. "Alles passt, die Entscheidung war richtig, ich spiele. Ich habe schon das Gefühl, dass ich hier gelandet und akzeptiert bin, in der Mannschaft meinen Platz habe, von den Fans angenommen werde. Ich lebe meinen Traum in meinem Traumverein."

Mourinho: "Schürrles nächste Saison wird großartig"

Auch sein Trainer ist zufrieden. Wobei Mourinho bei Schürrle noch viel Potenzial sieht. "Er kann Tore erzielen, aber ich denke, dass er noch an seiner Mentalität und seinem Körpereinsatz arbeiten muss", so der Portugiese. "Für seine erste Saison in England sind wir zufrieden mit ihm." Und Mourinho stellt in Aussicht: "Schürrles nächste Saison wird großartig."

Kein Einspruch, Herr Mourinho. Aber eine Ergänzung: Auch diese Spielzeit kann für Schürrle noch großartig werden. Die Chancen auf Titel sind zahlreich, die entscheidenden Spiele kommen schließlich noch. Am Sonntag an der Anfield Road, am Mittwoch an der Stamford Bridge, möglicherweise am 24. Mai in Lissabon. Und im Sommer mit der deutschen Nationalmannschaft an der Copacabana.

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Regelmäßig stellt team.dfb.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: André Schürrle, der mit dem FC Chelsea heute (ab 15.05 Uhr, live auf Sky) im Topspiel der Premier League beim FC Liverpool antritt.

Na klar, André Schürrle hat am Mittwoch mitgefiebert. Halbfinale in der Champions League, die Bayern in Madrid. Sieben seiner Kollegen aus der deutschen Nationalmannschaft waren im Einsatz, darunter sein Kumpel Mario Götze. Und natürlich hat Schürrle zum Jubel angesetzt, als Götze in der 84. Minute kurz nach seiner Einwechslung das 1:1 auf dem Fuß hatte. Schürrle hätte Götze den Treffer wohl mehr als jedem anderen gegönnt. Und er hat mitgelitten, als Iker Casillas die Chance vereitelte.

"Ich würde mich über ein Endspiel gegen Bayern freuen"

Schürrle hat allerdings auch aus eigensüchtigen Gründen dem FCB die Daumen gehalten. Denn in Madrid spielten nicht nur Freunde und Nationalmannschaftskollegen, für den 23-Jährigen mühten sich im Estadio Santiago Bernabeu auch mögliche Konkurrenten. Schließlich hatte er am Vorabend selber in Madrid vorgespielt, mit dem FC Chelsea, gegen Atletico.

Das Spiel firmierte unter demselben Namen wie die Partie der Münchner: Halbfinale der Champions League. Und Schürrle hatte aus seiner Präferenz für die Paarung im Finale am 24. Mai in Lissabon kein Geheimnis gemacht: "Ich würde mich natürlich über ein Endspiel gegen Bayern freuen." Kann noch klappen, wobei Chelsea bessere Aussichten als der Deutsche Rekordmeister hat, seinen Beitrag zu Schürrles Wunscherfüllung zu leisten.

Halbfinalstart auf der Bank

Denn anders als die Bayern verließ Schürrle die Hauptstadt Spaniens ohne Niederlage. Anders als die Bayern hatte Chelsea nichts anderes vor, als nicht zu verlieren. Trainer José Mourinho verordnete seiner Mannschaft Beton, dieser Ausrichtung fiel Schürrle zum Opfer. Bis zur 73. Minute musste er sich an einem Ort, den er nicht mag, in einer Disziplin üben, die ihm nicht liegt: Schürrle saß auf der Bank, Geduld war gefordert.

"Wir wollten kein Gegentor kassieren", sagte Schürrle nach dem Spiel. "Ich denke, das hat man gesehen." Was man gesehen hat, war, dass zehn Feldspieler das eigene Tor verteidigen sollten. Die Mission war erfolgreich. Kaum Fußball und keine Treffer ergaben in Summe ein torloses Remis. Bei Schürrle hat sich der Jubel über seine Versetzung auf die Bank in Grenzen gehalten, akzeptiert hat er sie gleichwohl. "Natürlich ist man immer ein wenig enttäuscht", sagt er. Um mit einer zweiten Aussage noch weniger zu überraschen: "Ich hoffe, dass ich im Rückspiel von Anfang an spielen werde."

Endspiel an der Anfield Road

Vor Spiel zwei des Semifinales steht für den Offensivspieler zunächst ein weiteres Endspiel an. Am Wochenende hat Chelsea die finale Chance, das Meisterschaftsrennen in der Premier League spannend zu gestalten. Durch die 1:2-Heimniederlage gegen den FC Sunderland vom vergangenen Wochenende ist der Rückstand der Londoner auf Liverpool auf fünf Punkte angewachsen.

Am Sonntag kommt es zum Showdown, drei Runden vor Schluss führt der Spielplan die beiden Kontrahenten zusammen. Chelsea spielt in Liverpool, für Liverpool heißt das: Mit einem Sieg wäre der Titel zum Greifen nahe. Für Chelsea heißt das: kein Sieg - und der Titel wäre futsch. Für Schürrle heißt das: Er wird wohl spielen. Chelsea benötigt ein Tor, anders als in Madrid ist in Liverpool die Offensive gefordert. Und damit der Deutsche in Diensten der Londoner.

Sieben Tore in 27 Ligaspielen

In seiner ersten Saison außerhalb der Bundesliga hat sich Schürrle trotz kleinerer Rückschläge zur festen Größe gemausert. Zu wenig Muskeln, zu wenig robust, zu gering die Durchsetzungskraft - diese Worte von Trainer Mourinho hat Schürrle angenommen. Er hat an sich und seinem Spiel gearbeitet, hat die Kritik als Ansporn begriffen und sich seinen Platz im Team erkämpft. Mehr und mehr wird Schürrle bei Chelsea zum entscheidenden Faktor.

In der Premier League hat er 27 von 35 möglichen Spielen bestritten, sieben Tore zieren seine Bilanz. Und dass Chelsea in der Königsklasse noch Hoffnungen haben kann, fußt auch auf den Füßen Schürrles. Im Viertelfinale gegen Paris St. Germain musste Chelsea zu Hause ein 1:3 aus dem Hinspiel drehen. Das Vorhaben gelang - weil Schürrle traf. Sein Tor zum 1:0 gegen die Franzosen war der Türöffner in die Runde der letzten Vier.

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Schürrle selber ist mit seiner ersten Saison in London folglich schon jetzt nicht unzufrieden. "Es ist eine Bilanz, über die man sagen kann: Ich habe Fuß gefasst", sagte er Mitte März im Interview mit dem Kicker. "Alles passt, die Entscheidung war richtig, ich spiele. Ich habe schon das Gefühl, dass ich hier gelandet und akzeptiert bin, in der Mannschaft meinen Platz habe, von den Fans angenommen werde. Ich lebe meinen Traum in meinem Traumverein."

Mourinho: "Schürrles nächste Saison wird großartig"

Auch sein Trainer ist zufrieden. Wobei Mourinho bei Schürrle noch viel Potenzial sieht. "Er kann Tore erzielen, aber ich denke, dass er noch an seiner Mentalität und seinem Körpereinsatz arbeiten muss", so der Portugiese. "Für seine erste Saison in England sind wir zufrieden mit ihm." Und Mourinho stellt in Aussicht: "Schürrles nächste Saison wird großartig."

Kein Einspruch, Herr Mourinho. Aber eine Ergänzung: Auch diese Spielzeit kann für Schürrle noch großartig werden. Die Chancen auf Titel sind zahlreich, die entscheidenden Spiele kommen schließlich noch. Am Sonntag an der Anfield Road, am Mittwoch an der Stamford Bridge, möglicherweise am 24. Mai in Lissabon. Und im Sommer mit der deutschen Nationalmannschaft an der Copacabana.