Enochs: Von der Sportsbar an die Seitenlinie

Eine Kindertribüne zu seinen Ehren

Die Menschen in Osnabrück wussten seine Bodenständigkeit immer zu schätzen. Sogar eine Tribüne wurde nach ihm benannt: die Joe-Enochs-Kindertribüne. Der Familienvater ist stolz auf dieses Projekt: "In meiner letzten Saison kam der Verein mit dieser Idee auf mich zu. Die Kinder können alleine ins Stadion gehen, werden sehr gut betreut und haben von der Tribüne einen sehr guten Blick auf das Spielfeld."

Seitdem Joe Enochs seine Karriere im Jahre 2008 beendet hat, ist er als Trainer für den VfL tätig. "Es war immer mein Wunsch, mit jungen Spielern zu arbeiten. Schon als Spieler habe ich immer versucht, meine Erfahrung an die Jüngeren weiterzugeben", erklärt er. Möglicherweise liegt das Trainer-Gen auch einfach in der Familie. Sein Bruder ist in den USA ein erfolgreicher Jugend-Baseballtrainer. Auch Joe war die vergangenen Jahre hauptsächlich für den Nachwuchs zuständig, trainierte die zweite Mannschaft und später die U 19.

Auf seine Chance im Profifußball musste er nicht lange warten. Im März 2011 befand sich der Zweitligist VfL Osnabrück in Abstiegsnot. Trainer Karsten Baumann wurde freigestellt, Enochs übernahm interimsweise. "Ich bin einfach ins kalte Wasser gesprungen. Auch wenn wir letztendlich abgestiegen sind, konnte ich viel lernen. Damals habe ich Blut geleckt. Spätestens von dem Zeitpunkt an war mir klar, dass ich Cheftrainer werden möchte", sagt er. 2011 fehlte ihm noch die erforderliche Trainerlizenz, sodass er nach drei Wochen zum Co-Trainer zurückgestuft wurde.

Als würde man ihn schon lange kennen

Dieses Problem bestand vergangenen August nicht. Als der VfL Osnabrück einen schwachen Saisonstart hinlegte und die ersten vier Spiele sieglos blieb, trennte sich der Verein von Trainer Maik Walpurgis. Enochs war eigentlich als Übergangslösung angedacht. Doch sein starker Einstieg, der VfL gewann unter ihm die ersten drei Spiele, brachte ihm einen Cheftrainer-Vertrag bis 2017 ein. "Mir war immer klar, dass ich als Amerikaner nur bei meinem eigenen Verein die Chance erhalten würde, Profitrainer zu werden", sagt er. Unter seiner Führung entwickelte sich der VfL Osnabrück zum Spitzenverein. "Joe hat eine klare Vorstellung und ist sehr fokussiert. Zudem ist er ein sehr vertrauensweckender Mensch. Jeder hat sofort das Gefühl, Joe schon lange zu kennen", sagt Co-Trainer Wolfgang Schütte über ihn.

Trotz des dritten Tabellenplatzes wird in Osnabrück nicht vom Aufstieg gesprochen. Daran würde sich wohl auch nichts ändern, wenn der VfL das Auswärtsspiel am Sonntag gegen Preußen Münster (14 Uhr) gewinnt. "Wir wissen, wo wir herkommen. Es ist noch zu früh, um neue Ziele auszugeben", stellt Enochs klar. Dabei würde der Aufstieg ihm auch als Gastronom gut tun: Wäre der VfL Osnabrück in der 2. Bundesliga, könnten alle Spiele in der Joe Enochs Sportbar live übertragen werden. Ein volles Haus wäre dann garantiert.

[oj]


Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Trainer Joe Enochs vom VfL Osnabrück. Am 29. Spieltag trifft der ehemalige Profi mit dem VfL am Sonntag (ab 14 Uhr) im Derby bei Preußen Münster an.

Sportfans, die in Osnabrück unterwegs sind und nach einer netten Location suchen, dürften sich in der Joe Enochs Sportsbar pudelwohl fühlen. Auf den fünf verschiedenen Bildschirmen lassen sich sämtliche Sportereignisse live verfolgen. Dazu werden kühle Getränke und verschiedene Speisen serviert. Joe Enochs, der seit August Trainer vom VfL Osnabrück ist, hat die Bar nach seiner aktiven Karriere zusammen mit einem Geschäftspartner eröffnet. Für einen Amerikaner war das ein naheliegender Schritt. In seiner Heimat, Enochs stammt aus Kalifornien, haben Sportsbars eine große Tradition.

Vom Fußball lässt sich das nicht behaupten. Baseball, Basketball und American Football stehen dort im Mittelpunkt. So erscheint es auf den ersten Blick verwunderlich, dass Enochs seit frühester Kindheit den Fußball liebt. "So ungewöhnlich ist das nicht", antwortet der 44-Jährige lachend. "Natürlich habe ich früher Basketball und Baseball gespielt. Aber für American Football waren wir noch zu jung. Daher haben wir mit etwa fünf Jahren alle begonnen, Fußball zu spielen. Teilweise sind wir vom Baseball- zum Fußballtraining gegangen und Abends in die Halle zum Basketball."

Vom Kriminologen zum Fußballprofi

Während sich seine Freunde im höheren Alter vom Fußball verabschiedeten, blieb Enochs immer dabei. "Vielleicht weil die Mannschaften, bei denen ich war, immer erfolgreich waren", schätzt er. In der Jugend spielte er für San Francisco United, dann für die Collegemannschaft der Sacramento State University. Sein damaliges Studienfach: Kriminologie. "Ich wollte danach Jura studieren oder in den gehobenen Polizeidienst einsteigen", erinnert er sich.

Doch es kam anders: Mit 23 Jahren ging er nach Deutschland und spielte für die Amateure vom FC St. Pauli. Zwei Jahre später erfolgte der Wechsel zum VfL Osnabrück. Anfangs fiel er hauptsächlich durch seine ruppige Spielweise auf. "In meiner ersten Saison habe ich zweimal die Rote und zweimal die Gelbrote Karte gesehen", erzählt er lachend. Letztendlich war es seine maximale Einsatzbereitschaft, die ihn gleichermaßen zum Leistungsträger und Publikumsliebling werden ließ.

Zwölf Spielzeiten verbrachte Joe Enochs beim VfL Osnabrück. Dreimal stieg er in die 2. Bundesliga auf, zweimal stieg er wieder ab. Ein Vereinswechsel kam für den US-Nationalspieler (1 Länderspiel gegen Ecuador) nicht in Frage. Er hatte noch nicht einmal einen Spielerberater an seiner Seite. "Ich habe nie so viel Geld verdient, dass ich einen Berater gebraucht hätte", verrät er schmunzelnd.

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Eine Kindertribüne zu seinen Ehren

Die Menschen in Osnabrück wussten seine Bodenständigkeit immer zu schätzen. Sogar eine Tribüne wurde nach ihm benannt: die Joe-Enochs-Kindertribüne. Der Familienvater ist stolz auf dieses Projekt: "In meiner letzten Saison kam der Verein mit dieser Idee auf mich zu. Die Kinder können alleine ins Stadion gehen, werden sehr gut betreut und haben von der Tribüne einen sehr guten Blick auf das Spielfeld."

Seitdem Joe Enochs seine Karriere im Jahre 2008 beendet hat, ist er als Trainer für den VfL tätig. "Es war immer mein Wunsch, mit jungen Spielern zu arbeiten. Schon als Spieler habe ich immer versucht, meine Erfahrung an die Jüngeren weiterzugeben", erklärt er. Möglicherweise liegt das Trainer-Gen auch einfach in der Familie. Sein Bruder ist in den USA ein erfolgreicher Jugend-Baseballtrainer. Auch Joe war die vergangenen Jahre hauptsächlich für den Nachwuchs zuständig, trainierte die zweite Mannschaft und später die U 19.

Auf seine Chance im Profifußball musste er nicht lange warten. Im März 2011 befand sich der Zweitligist VfL Osnabrück in Abstiegsnot. Trainer Karsten Baumann wurde freigestellt, Enochs übernahm interimsweise. "Ich bin einfach ins kalte Wasser gesprungen. Auch wenn wir letztendlich abgestiegen sind, konnte ich viel lernen. Damals habe ich Blut geleckt. Spätestens von dem Zeitpunkt an war mir klar, dass ich Cheftrainer werden möchte", sagt er. 2011 fehlte ihm noch die erforderliche Trainerlizenz, sodass er nach drei Wochen zum Co-Trainer zurückgestuft wurde.

Als würde man ihn schon lange kennen

Dieses Problem bestand vergangenen August nicht. Als der VfL Osnabrück einen schwachen Saisonstart hinlegte und die ersten vier Spiele sieglos blieb, trennte sich der Verein von Trainer Maik Walpurgis. Enochs war eigentlich als Übergangslösung angedacht. Doch sein starker Einstieg, der VfL gewann unter ihm die ersten drei Spiele, brachte ihm einen Cheftrainer-Vertrag bis 2017 ein. "Mir war immer klar, dass ich als Amerikaner nur bei meinem eigenen Verein die Chance erhalten würde, Profitrainer zu werden", sagt er. Unter seiner Führung entwickelte sich der VfL Osnabrück zum Spitzenverein. "Joe hat eine klare Vorstellung und ist sehr fokussiert. Zudem ist er ein sehr vertrauensweckender Mensch. Jeder hat sofort das Gefühl, Joe schon lange zu kennen", sagt Co-Trainer Wolfgang Schütte über ihn.

Trotz des dritten Tabellenplatzes wird in Osnabrück nicht vom Aufstieg gesprochen. Daran würde sich wohl auch nichts ändern, wenn der VfL das Auswärtsspiel am Sonntag gegen Preußen Münster (14 Uhr) gewinnt. "Wir wissen, wo wir herkommen. Es ist noch zu früh, um neue Ziele auszugeben", stellt Enochs klar. Dabei würde der Aufstieg ihm auch als Gastronom gut tun: Wäre der VfL Osnabrück in der 2. Bundesliga, könnten alle Spiele in der Joe Enochs Sportbar live übertragen werden. Ein volles Haus wäre dann garantiert.