"Ennatz" Dietz: Der Europameister lebt für seinen MSV

Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Europameister Bernard "Ennatz" Dietz, der wie kein anderer für den MSV Duisburg steht und mit den "Zebras" mitleidet.

Nach Unterhaching ist er vergangenen Sonntag nicht mitgefahren. Nicht weil es 3. Liga ist, in der der Fußballer Bernard Dietz Zeit seines Lebens nicht gespielt hat. Nein, es ist einfach zu weit weg. Seinen MSV schaut er sich nur noch alle zwei Wochen im eigenen Stadion an, oder "wenn es hier im Westen ist", wie er im Gespräch mit DFB.de sagt. Das hat er seiner Frau schon vor ein paar Jahren versprochen. Bernard Dietz nimmt sich jetzt Zeit für die Familie, die in einem langen Fußballerleben ja immer zu kurz kommt.

Das Klub-Maskottchen heißt "Ennatz"

Die Familie des Bernard Dietz besteht aus seiner Frau, der Tochter, dem Sohn und mittlerweile fünf Enkeln, und die fordern ihr Recht. Aber auch der MSV Duisburg ist seine Familie, fester Bestandteil seines Lebens. 1982 hat er nach zwölf überaus erfolgreichen Bundesligajahren zum letzten Mal gegen den Ball getreten für seinen MSV, aber noch immer ist er Legende in Meiderich. Sein Bild hängt überlebensgroß auf einem Transparent im Stadion, und das Klub-Maskottchen heißt "Ennatz", wie Bernard schon seit Kindertagen gerufen wird. Und darauf war und ist er "richtig stolz". Immer noch.

"Ich war 20 Jahre weg vom MSV und mein Name bekommt 2000 Stimmen Vorsprung", sagt er. "Die meisten, die mich gewählt haben, haben mich doch nie spielen gesehen." Weg war er, gewiss. Aber nie weit. Er spielte nach dem MSV-Abstieg noch auf Schalke, die Ablöse erleichterte das Los der "Zebras". Er trainierte noch in Bochum, wo er mit einem Paukenschlag Ende 2001 abtrat - "wegen der mangelhaften Berufsauffassung einiger Spieler der heutigen Fußballergeneration."

Ganz im Dienste der blau-weißen Zebras

Die Welt der Spieler mit ihren Tattoos und bunten Schuhen und all den Beratern war nicht mehr die seine, er hatte die Nase voll. Aber als ihn sein MSV bat, sprang er doch wieder ein und gewann fünf von sechs Spielen - damals in der 2. Bundesliga. Nach einem allerletzten Trainerjob bei Rot-Weiß Ahlen zog er 2008 den Trainingsanzug aus und diente nur noch seinem MSV. Als Berater des Vorstands, dann für zweieinhalb Jahre als Aufsichtsrat und nun seit fast genau einem Jahr als Vorstandsmitglied. Aus dem Aufsichtsrat trat er mit der Bemerkung zurück: "Freunde, da müssen Wirtschaftsleute rein."

Er ist und bleibt der Sportler. Seine Kompetenz hat der junge Vorstand bitter nötig. Als er anfing, schrieb ein Leser der lokalen WAZ: "Solange unser Europameister sich im Verein engagiert, ist es mir um die Zukunft des MSV nicht bange. Danke für dieses gute Gefühl, lieber Ennatz Dietz!" Einen Monat später wurde dem MSV nach Ende der Saison die Lizenz für die zweite Klasse entzogen, das konnte auch ein Ennatz Dietz nicht verhindern.



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Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Europameister Bernard "Ennatz" Dietz, der wie kein anderer für den MSV Duisburg steht und mit den "Zebras" mitleidet.

Nach Unterhaching ist er vergangenen Sonntag nicht mitgefahren. Nicht weil es 3. Liga ist, in der der Fußballer Bernard Dietz Zeit seines Lebens nicht gespielt hat. Nein, es ist einfach zu weit weg. Seinen MSV schaut er sich nur noch alle zwei Wochen im eigenen Stadion an, oder "wenn es hier im Westen ist", wie er im Gespräch mit DFB.de sagt. Das hat er seiner Frau schon vor ein paar Jahren versprochen. Bernard Dietz nimmt sich jetzt Zeit für die Familie, die in einem langen Fußballerleben ja immer zu kurz kommt.

Das Klub-Maskottchen heißt "Ennatz"

Die Familie des Bernard Dietz besteht aus seiner Frau, der Tochter, dem Sohn und mittlerweile fünf Enkeln, und die fordern ihr Recht. Aber auch der MSV Duisburg ist seine Familie, fester Bestandteil seines Lebens. 1982 hat er nach zwölf überaus erfolgreichen Bundesligajahren zum letzten Mal gegen den Ball getreten für seinen MSV, aber noch immer ist er Legende in Meiderich. Sein Bild hängt überlebensgroß auf einem Transparent im Stadion, und das Klub-Maskottchen heißt "Ennatz", wie Bernard schon seit Kindertagen gerufen wird. Und darauf war und ist er "richtig stolz". Immer noch.

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"Ich war 20 Jahre weg vom MSV und mein Name bekommt 2000 Stimmen Vorsprung", sagt er. "Die meisten, die mich gewählt haben, haben mich doch nie spielen gesehen." Weg war er, gewiss. Aber nie weit. Er spielte nach dem MSV-Abstieg noch auf Schalke, die Ablöse erleichterte das Los der "Zebras". Er trainierte noch in Bochum, wo er mit einem Paukenschlag Ende 2001 abtrat - "wegen der mangelhaften Berufsauffassung einiger Spieler der heutigen Fußballergeneration."

Ganz im Dienste der blau-weißen Zebras

Die Welt der Spieler mit ihren Tattoos und bunten Schuhen und all den Beratern war nicht mehr die seine, er hatte die Nase voll. Aber als ihn sein MSV bat, sprang er doch wieder ein und gewann fünf von sechs Spielen - damals in der 2. Bundesliga. Nach einem allerletzten Trainerjob bei Rot-Weiß Ahlen zog er 2008 den Trainingsanzug aus und diente nur noch seinem MSV. Als Berater des Vorstands, dann für zweieinhalb Jahre als Aufsichtsrat und nun seit fast genau einem Jahr als Vorstandsmitglied. Aus dem Aufsichtsrat trat er mit der Bemerkung zurück: "Freunde, da müssen Wirtschaftsleute rein."

Er ist und bleibt der Sportler. Seine Kompetenz hat der junge Vorstand bitter nötig. Als er anfing, schrieb ein Leser der lokalen WAZ: "Solange unser Europameister sich im Verein engagiert, ist es mir um die Zukunft des MSV nicht bange. Danke für dieses gute Gefühl, lieber Ennatz Dietz!" Einen Monat später wurde dem MSV nach Ende der Saison die Lizenz für die zweite Klasse entzogen, das konnte auch ein Ennatz Dietz nicht verhindern.

Weil MSV-Fans im Stadion randalierten, schrieb Dietz einen offenen Brief um den Protest in friedliche Bahnen zu lenken. Ein kleiner Auszug: "Steht jetzt auf für unseren MSV, nutzt die Chance, die wir noch haben, für die wir gemeinsam alles geben wollen! Hängt eure Fahnen aus den Fenstern, hängt eure MSV-Schals aus den Autos! Zeigt euch und uns, zeigt der Liga und der Stadt und ganz Fußball-Deutschland, dass unser MSV im Profifußball bleiben muss! Wir Zebras geben nicht auf!!!!"

Als Kapitän der DFB-Auswahl 1980 Europameister

Wem sonst sollten sie das abnehmen, wenn nicht ihm? Dietz selbst sagt freimütig: "Ich war kein großes Talent, aber ich habe Tag und Nacht trainiert." Und mit einer solchen Einstellung kommt man an im Ruhrpott. Sie hat ihn zum Europameister gemacht, am 22. Juni 1980 stemmte er als DFB-Kapitän den Pokal in den Nachthimmel zu Rom. Er war, wenn man so will, die offensivere Version des Terriers, den der 1978 abgetretene Berti Vogts verkörperte. 53 Länderspiele, damit ist Dietz mit großem Abstand Duisburgs Rekordnationalspieler.

So einem kann man im Fußball nichts vormachen. So einen brauchen sie noch heute. Wenn ein Spieler zum Probetraining geladen wird, erhält stets auch Vorstand Dietz eine Einladung. "Dann fragen sie mich: 'Wat hältse von dem?'" Und neuerdings hören sie auch im Vorstand wieder auf den Rat von Dietz, der die nach außen hin überraschende Trennung von Trainer Karsten Baumann mittrug.

Die Entwicklung nach der Rückrunde missfiel nicht nur den Fans, auch Fachmann Dietz sah Stillstand, und den kann sich ein Ex-Bundesligist in der 3. Liga nicht leisten. An seinem 65. Geburtstag im März 2013 hatte er gesagt, zu seinem 70. "möchte ich hier wieder die Bayern begrüßen".

"Wir müssen alles tun für den Aufstieg"

Dann kam der Lizenzentzug. Aber der MSV stand wieder auf, mit einer in Windeseile zusammengestellten Mannschaft. Da die von Pessimisten befürchtete Durchreichung in die Regionalliga abgewendet wurde, schauen sie nun wieder nach vorne - beziehungsweise oben. Dietz sowieso: "Wir müssen alles tun für den Aufstieg 2015."

Jedenfalls wenn man eine Karriere absolviert hat wie Bernard Dietz. Dass sie vorbei ist, längst schon, bedauert er zuweilen, wenn er auf der Tribüne sitzt: "Manchmal wäre ich froh, wenn ich noch Spieler wäre. Wenn ich da oben sitze, will ich am liebsten noch mitspielen, aber wenn ich dann aufstehe, merke ich meine Knie. Ich brauche links eigentlich ein neues Kniegelenk, das hintere Kreuzband ist weg."

Nicht mal mehr in die Kabine geht er, dabei würden die Drittligaspieler gewiss an den Lippen eines Europameisters kleben. Doch da wiederholt Dietz, was er einst in Bochum gesagt hat: "Das ist nicht mehr meine Welt." Aber es ist immer noch sein MSV.