Enge: "Mannschaft ist mental gefestigt"

Trainer Steffen Enge (55) führt mit dem FSV Gütersloh in der 2. Frauen-Bundesliga Nord die Tabelle an. Am Sonntag (ab 11 Uhr) steht das Spitzenspiel beim punktgleichen Verfolger RB Leipzig auf dem Programm. Im DFB.de-Interview spricht Steffen Enge mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die positive Entwicklung des Teams und das bevorstehende Duell mit Welt- und Europameisterin Anja Mittag.

DFB.de: Mit sieben Punkten aus den ersten drei Partien und dem Sprung auf Platz eins ist der FSV Gütersloh sehr gut aus der Corona-Zwangspause gekommen. Wie bewerten Sie das bisherige Abschneiden, Herr Enge?

Steffen Enge: Wir sind mit einem guten Gefühl in die englische Woche gestartet, wussten aber nicht, wo wir genau stehen. Nicht nur mit der Punktausbeute, sondern vor allem mit der Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben, bin ich sehr zufrieden. Die Mannschaft hat sich in den drei Spielen innerhalb von sechs Tagen in einem körperlich sehr guten Zustand präsentiert und auch taktisch ausgezeichnet verhalten.

DFB.de: Im abschließenden Pflichtspiel vor dem Lockdown war Ihr Team durch ein herbes 1:6 bei der SG 99 Andernach, dem Tabellenzweiten der Süd-Staffel, im DFB-Pokal der Frauen ausgeschieden. Was hat das bei Ihrem Team bewirkt?

Enge: Wir sind ausgeschieden, weil bei uns an diesem Tag gar nichts klappte und alles gegen uns lief. Das hat uns nicht zurückgeworfen, kommt im Fußball vor und war im Prinzip der einzige Ausrutscher in dieser Saison. (lacht) Die Mannschaft ist mental gefestigt, trauert solchen Ereignissen nicht lange hinterher.

DFB.de: In der zurückliegenden Saison belegte Gütersloh Platz neun und ist jetzt Tabellenführer. Was macht der FSV in dieser Spielzeit besser?

Enge: Es ist das positive Ergebnis einer positiven Entwicklung der zurückliegenden beiden Jahre, bei der wir jetzt die Ernte einfahren. Zum Rückrundenauftakt im Februar 2019 hatte ich die Mannschaft auf einen Abstiegsplatz übernommen und den Klassenverbleib geschafft. Während der letztlich abgebrochenen Spielzeit 2019/2020 haben wir uns dann schon kontinuierlich weiterentwickelt und in der damals eingleisigen 2. Frauen-Bundesliga schon an das gesicherte Tabellenmittelfeld herangearbeitet. Jetzt zeigt der Trend weiter nach oben. Wir sind ein eingeschworenes Team, das sehr konzentriert zusammenarbeitet.

DFB.de: In der Vorsaison kam der FSV auf 28 Tore in 16 Spielen. Aktuell hat Ihr Team in sechs Partien schon 17 Treffer erzielt, im Schnitt also fast drei Tore pro Spiel. Wie erklären Sie sich diese Steigerung in der Offensive?

Enge: In der eingleisigen Liga war unsere Spielausrichtung noch ganz anders. Wir wollten uns möglichst von den Abstiegsplätzen fernhalten, spielten deshalb etwas defensiver und hatten uns mehr auf Konter verlassen. In dieser Saison wollten wir den nächsten Schritt machen und uns nicht ständig nach hinten orientieren, sondern unser Offensivspiel kreativer gestalten und insgesamt dominanter auftreten. Der 5:1-Derbysieg gegen Arminia Bielefeld und das 4:1 bei Turbine Potsdam II haben uns zu Beginn der Saison in die Karten gespielt und den Glauben an unsere neue Herangehensweise gestärkt. Mit jedem weiteren Erfolg tanken die Spielerinnen Selbstvertrauen, glauben mehr und mehr an ihre Offensivqualitäten.

DFB.de: Mit nur fünf Gegentoren stellt Ihr Team aber auch die stabilste Defensive aller Nordklubs. Welchen Anteil daran hat die frühere Junioren-Nationalspielerin Maren Tellenbröker, die als einziger externer Zugang zum Team stieß?

Enge: Maren hat trotz ihres jungen Alters schon viel Erfahrung und bildet zusammen mit Melanie Schuster eine technisch starke Innenverteidigung, die mit einer hohen Qualität besonders in der Spieleröffnung glänzt. Auf den Außenpositionen haben wir mit Josefine Neß und Nina Zimmer zwei sehr gute junge Spielerinnen, die unsere Vierer-Abwehrkette komplettieren. Die Verteidigung steht gut und ist ein wichtiger Baustein für unseren Erfolg.

DFB.de: Am Sonntag steht das Topspiel bei Aufsteiger RB Leipzig auf dem Programm. Was wollen Sie von Ihrer Mannschaft sehen und was für eine Partie erwarten Sie?

Enge: Ich will sehen, dass wir wieder unsere Stärken einbringen und dagegenhalten. Ich erwarte eine Partie mit hoher läuferischer und kämpferischer Qualität. Wir wollen für den Gegner eklig sein. Wir sind keine Mannschaft, die einen Gegner nur bespielen kann. So stark sind wir noch nicht. Wir leben von unserem taktischen Verbund, können viele Systeme spielen und wollen 90 Minuten marschieren. Wir kommen über die Basics, haben jetzt aber auch den Vorteil, dass wir spielerisch dazugelernt haben. Wir haben Respekt, aber keine Angst, weil wir wissen, was wir können.

DFB.de: Bei RB Leipzig wurde Welt- und Europameisterin Anja Mittag reaktiviert, glänzte bei ihren ersten beiden Einsätzen als Einwechselspielerin bereits als Torschützin und Vorbereiterin. Wie sehr bereitet Ihnen das Kopfzerbrechen?

Enge: Anja Mittag ist eine abgezockte Spielerin, die nicht viele Chance benötigt, um ein Tor zu erzielen. Sollte sie gegen uns auflaufen, dürfen wir sie nie aus den Augen verlieren und müssen hochkonzentriert sein. Sich mit einer so herausragenden Stürmerin messen zu dürfen, darauf freuen sich unsere Abwehrspielerinnen schon. Die Tore kann Anja dann in den anderen Spielen machen. (lacht)

DFB.de: Sie sind gebürtiger Berliner, waren in der ehemaligen DDR Erstligaprofi beim 1. FC Union Berlin, haben später für den FC Gütersloh und den SC Paderborn 07 in der dritthöchsten Liga gespielt. Warum sind Sie Trainer im Frauenfußball geworden?

Enge: Ich lebe in Gütersloh und habe mir hier über die Jahre einen guten Namen erarbeitet. Von 2006 bis 2008 war ich bereits als Trainer in Gütersloh tätig. Der Frauenfußball wurde seitdem immer besser und somit auch für alle interessanter. Vor meinem zweiten Engagement hatten in Heiko Bonan und Dirk van der Ven zwei weitere Ex-Profis die Frauenmannschaft trainiert. Damit hat der Verein wohl gute Erfahrungen gemacht. (lacht) Jeder, der mich verpflichtet, der weiß genau, dass ich immer den maximalen Erfolg will. Das war damals als aktiver Spieler so und hat sich als Trainer nicht geändert.

DFB.de: Wie schätzen Sie die aktuelle Situation kurz vor der Saisonhalbzeit ein: Hat Ihr Team das Zeug, um bis zum Saisonende um den Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga mitzuspielen?

Enge: Wir dürfen jetzt auf keinen Fall abheben, wollen aber möglichst lange oben mitspielen und schauen, was dann am Ende dabei herauskommt. Wir nehmen alles mit, wollen fleißig Punkte sammeln und würden uns auch nicht dagegen wehren, wenn wir bis zum Schluss unsere Position verteidigen könnten. Fakt ist aber auch, dass der Sprung in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga qualitativ so groß ist, so dass noch viel Arbeit und Ausbildung auf uns zukommt.

[mspw]

Trainer Steffen Enge (55) führt mit dem FSV Gütersloh in der 2. Frauen-Bundesliga Nord die Tabelle an. Am Sonntag (ab 11 Uhr) steht das Spitzenspiel beim punktgleichen Verfolger RB Leipzig auf dem Programm. Im DFB.de-Interview spricht Steffen Enge mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die positive Entwicklung des Teams und das bevorstehende Duell mit Welt- und Europameisterin Anja Mittag.

DFB.de: Mit sieben Punkten aus den ersten drei Partien und dem Sprung auf Platz eins ist der FSV Gütersloh sehr gut aus der Corona-Zwangspause gekommen. Wie bewerten Sie das bisherige Abschneiden, Herr Enge?

Steffen Enge: Wir sind mit einem guten Gefühl in die englische Woche gestartet, wussten aber nicht, wo wir genau stehen. Nicht nur mit der Punktausbeute, sondern vor allem mit der Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben, bin ich sehr zufrieden. Die Mannschaft hat sich in den drei Spielen innerhalb von sechs Tagen in einem körperlich sehr guten Zustand präsentiert und auch taktisch ausgezeichnet verhalten.

DFB.de: Im abschließenden Pflichtspiel vor dem Lockdown war Ihr Team durch ein herbes 1:6 bei der SG 99 Andernach, dem Tabellenzweiten der Süd-Staffel, im DFB-Pokal der Frauen ausgeschieden. Was hat das bei Ihrem Team bewirkt?

Enge: Wir sind ausgeschieden, weil bei uns an diesem Tag gar nichts klappte und alles gegen uns lief. Das hat uns nicht zurückgeworfen, kommt im Fußball vor und war im Prinzip der einzige Ausrutscher in dieser Saison. (lacht) Die Mannschaft ist mental gefestigt, trauert solchen Ereignissen nicht lange hinterher.

DFB.de: In der zurückliegenden Saison belegte Gütersloh Platz neun und ist jetzt Tabellenführer. Was macht der FSV in dieser Spielzeit besser?

Enge: Es ist das positive Ergebnis einer positiven Entwicklung der zurückliegenden beiden Jahre, bei der wir jetzt die Ernte einfahren. Zum Rückrundenauftakt im Februar 2019 hatte ich die Mannschaft auf einen Abstiegsplatz übernommen und den Klassenverbleib geschafft. Während der letztlich abgebrochenen Spielzeit 2019/2020 haben wir uns dann schon kontinuierlich weiterentwickelt und in der damals eingleisigen 2. Frauen-Bundesliga schon an das gesicherte Tabellenmittelfeld herangearbeitet. Jetzt zeigt der Trend weiter nach oben. Wir sind ein eingeschworenes Team, das sehr konzentriert zusammenarbeitet.

DFB.de: In der Vorsaison kam der FSV auf 28 Tore in 16 Spielen. Aktuell hat Ihr Team in sechs Partien schon 17 Treffer erzielt, im Schnitt also fast drei Tore pro Spiel. Wie erklären Sie sich diese Steigerung in der Offensive?

Enge: In der eingleisigen Liga war unsere Spielausrichtung noch ganz anders. Wir wollten uns möglichst von den Abstiegsplätzen fernhalten, spielten deshalb etwas defensiver und hatten uns mehr auf Konter verlassen. In dieser Saison wollten wir den nächsten Schritt machen und uns nicht ständig nach hinten orientieren, sondern unser Offensivspiel kreativer gestalten und insgesamt dominanter auftreten. Der 5:1-Derbysieg gegen Arminia Bielefeld und das 4:1 bei Turbine Potsdam II haben uns zu Beginn der Saison in die Karten gespielt und den Glauben an unsere neue Herangehensweise gestärkt. Mit jedem weiteren Erfolg tanken die Spielerinnen Selbstvertrauen, glauben mehr und mehr an ihre Offensivqualitäten.

DFB.de: Mit nur fünf Gegentoren stellt Ihr Team aber auch die stabilste Defensive aller Nordklubs. Welchen Anteil daran hat die frühere Junioren-Nationalspielerin Maren Tellenbröker, die als einziger externer Zugang zum Team stieß?

Enge: Maren hat trotz ihres jungen Alters schon viel Erfahrung und bildet zusammen mit Melanie Schuster eine technisch starke Innenverteidigung, die mit einer hohen Qualität besonders in der Spieleröffnung glänzt. Auf den Außenpositionen haben wir mit Josefine Neß und Nina Zimmer zwei sehr gute junge Spielerinnen, die unsere Vierer-Abwehrkette komplettieren. Die Verteidigung steht gut und ist ein wichtiger Baustein für unseren Erfolg.

DFB.de: Am Sonntag steht das Topspiel bei Aufsteiger RB Leipzig auf dem Programm. Was wollen Sie von Ihrer Mannschaft sehen und was für eine Partie erwarten Sie?

Enge: Ich will sehen, dass wir wieder unsere Stärken einbringen und dagegenhalten. Ich erwarte eine Partie mit hoher läuferischer und kämpferischer Qualität. Wir wollen für den Gegner eklig sein. Wir sind keine Mannschaft, die einen Gegner nur bespielen kann. So stark sind wir noch nicht. Wir leben von unserem taktischen Verbund, können viele Systeme spielen und wollen 90 Minuten marschieren. Wir kommen über die Basics, haben jetzt aber auch den Vorteil, dass wir spielerisch dazugelernt haben. Wir haben Respekt, aber keine Angst, weil wir wissen, was wir können.

DFB.de: Bei RB Leipzig wurde Welt- und Europameisterin Anja Mittag reaktiviert, glänzte bei ihren ersten beiden Einsätzen als Einwechselspielerin bereits als Torschützin und Vorbereiterin. Wie sehr bereitet Ihnen das Kopfzerbrechen?

Enge: Anja Mittag ist eine abgezockte Spielerin, die nicht viele Chance benötigt, um ein Tor zu erzielen. Sollte sie gegen uns auflaufen, dürfen wir sie nie aus den Augen verlieren und müssen hochkonzentriert sein. Sich mit einer so herausragenden Stürmerin messen zu dürfen, darauf freuen sich unsere Abwehrspielerinnen schon. Die Tore kann Anja dann in den anderen Spielen machen. (lacht)

DFB.de: Sie sind gebürtiger Berliner, waren in der ehemaligen DDR Erstligaprofi beim 1. FC Union Berlin, haben später für den FC Gütersloh und den SC Paderborn 07 in der dritthöchsten Liga gespielt. Warum sind Sie Trainer im Frauenfußball geworden?

Enge: Ich lebe in Gütersloh und habe mir hier über die Jahre einen guten Namen erarbeitet. Von 2006 bis 2008 war ich bereits als Trainer in Gütersloh tätig. Der Frauenfußball wurde seitdem immer besser und somit auch für alle interessanter. Vor meinem zweiten Engagement hatten in Heiko Bonan und Dirk van der Ven zwei weitere Ex-Profis die Frauenmannschaft trainiert. Damit hat der Verein wohl gute Erfahrungen gemacht. (lacht) Jeder, der mich verpflichtet, der weiß genau, dass ich immer den maximalen Erfolg will. Das war damals als aktiver Spieler so und hat sich als Trainer nicht geändert.

DFB.de: Wie schätzen Sie die aktuelle Situation kurz vor der Saisonhalbzeit ein: Hat Ihr Team das Zeug, um bis zum Saisonende um den Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga mitzuspielen?

Enge: Wir dürfen jetzt auf keinen Fall abheben, wollen aber möglichst lange oben mitspielen und schauen, was dann am Ende dabei herauskommt. Wir nehmen alles mit, wollen fleißig Punkte sammeln und würden uns auch nicht dagegen wehren, wenn wir bis zum Schluss unsere Position verteidigen könnten. Fakt ist aber auch, dass der Sprung in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga qualitativ so groß ist, so dass noch viel Arbeit und Ausbildung auf uns zukommt.

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