Endspielort Berlin - "einmal tauschen mit Hitzfeld und Doll"

Der eine ist Weltmeister-Macher im Profi-Boxen, der andere Meistermacher als Co-Trainer beim EHC Eisbären Berlin. Die Rede ist von Ulli Wegner und Hartmut Nickel. Beide vereint eine große Leidenschaft: Sie sind besondere Fans des DFB-Pokalendspiels, in dem sich an Samstag (ab 20 Uhr, live im ZDF) Borussia Dortmund und Rekordsieger Bayern München gegenüberstehen.

Andreas Lorenz, Sportchef des „Berliner Kurier“, schreibt fürs Stadionheft DFB aktuell und vorab für DFB.de exklusiv über zwei „Trainer-Füchse“ und ihre Fußball-Leidenschaft.

Wir werden sie heute erleben, unten auf dem satten Grün. Zwei Stars des Fußballs, die uns mit ihrer Hingabe im Kampf um den Sieg begeistern. Wir werden sie sehen, diese irren Körperdrehungen und Verrenkungen, diese kurz rasanten Spurts, dieses Engagement, diesen Siegeswillen bis in die letzte Muskelfaser. Keine Frage, was Ottmar Hitzfeld und Thomas Doll als Trainer der Pokalfinalisten Bayern München und Borussia Dortmund an der Seitenlinie leisten, ist großer Sport.

Wird es Hitzfeld sein, der von der Bank los schießt, die Arme im Torjubel nach vorne wirft, und garantiert in den Armen von Uli Hoeneß landet? Oder darf Doll seinen rechten Arm mit der Siegerfaust in den Berliner Abendhimmel recken, damit sich seine oft so felsenfest verschlossene Miene in einem dollen Lächeln entspannt?

Hitzfeld oder Doll? Doll oder Hitzfeld? Einer der beiden Fußball-Lehrer wird den Erfolg ernten. Wird auf der spektakulärsten Bühne, die der deutsche Fußball zu bieten hat, gefeiert werden. Und zwei andere Trainer werden zu Hause vor dem Fernseher aufstehen, um dem Sieger zu applaudieren. Ulli Wegner und Hartmut Nickel sind ganz besondere Fans des DFB-Pokalfinales. Denn während wir alle davon träumen, Ribéry zu sein, führt diese beiden die Phantasie nicht aufs, sondern neben das Spielfeld.

„Fußball-Trainer in einem großen Match zu sein, das ist mein unerfüllter Lebenstraum“, lässt sich Wegner, der im Berliner Max-Schmeling-Gym des Sauerland Box-Stalls das Kommando führt, mitten in die Seele blicken. Starke Worte von einem, der Sven Ottke, Markus Beyer und Arthur Abraham zu Weltmeister-Titeln führte. Und Wegner legt noch mal nach: „Ich bin sowieso glühender Fußball-Fan. Am Tag des Pokalfinales mit Hitzfeld oder Doll tauschen zu können, das wäre das Größte.“

Nickel: "Nichts faszinierender als ein Finale vor 75.000 Zuschauern"

Nickel, beim zweimaligen Meister EHC Eisbären seit Jahrzehnten an der Bande, kennt dieses Gefühl ganz genau: „Eishockey ist mein Leben. Aber der Fußball ist der Mittelpunkt meiner Träume. Und da wiederum gibt es doch nichts Faszinierenderes als ein K.-o.-Spiel, ein Finale vor 75.000 Zuschauern.“



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Der eine ist Weltmeister-Macher im Profi-Boxen, der andere Meistermacher als Co-Trainer beim EHC Eisbären Berlin. Die Rede ist von Ulli Wegner und Hartmut Nickel. Beide vereint eine große Leidenschaft: Sie sind besondere Fans des DFB-Pokalendspiels, in dem sich an Samstag (ab 20 Uhr, live im ZDF) Borussia Dortmund und Rekordsieger Bayern München gegenüberstehen.

Andreas Lorenz, Sportchef des „Berliner Kurier“, schreibt fürs Stadionheft DFB aktuell und vorab für DFB.de exklusiv über zwei „Trainer-Füchse“ und ihre Fußball-Leidenschaft.

Wir werden sie heute erleben, unten auf dem satten Grün. Zwei Stars des Fußballs, die uns mit ihrer Hingabe im Kampf um den Sieg begeistern. Wir werden sie sehen, diese irren Körperdrehungen und Verrenkungen, diese kurz rasanten Spurts, dieses Engagement, diesen Siegeswillen bis in die letzte Muskelfaser. Keine Frage, was Ottmar Hitzfeld und Thomas Doll als Trainer der Pokalfinalisten Bayern München und Borussia Dortmund an der Seitenlinie leisten, ist großer Sport.

Wird es Hitzfeld sein, der von der Bank los schießt, die Arme im Torjubel nach vorne wirft, und garantiert in den Armen von Uli Hoeneß landet? Oder darf Doll seinen rechten Arm mit der Siegerfaust in den Berliner Abendhimmel recken, damit sich seine oft so felsenfest verschlossene Miene in einem dollen Lächeln entspannt?

Hitzfeld oder Doll? Doll oder Hitzfeld? Einer der beiden Fußball-Lehrer wird den Erfolg ernten. Wird auf der spektakulärsten Bühne, die der deutsche Fußball zu bieten hat, gefeiert werden. Und zwei andere Trainer werden zu Hause vor dem Fernseher aufstehen, um dem Sieger zu applaudieren. Ulli Wegner und Hartmut Nickel sind ganz besondere Fans des DFB-Pokalfinales. Denn während wir alle davon träumen, Ribéry zu sein, führt diese beiden die Phantasie nicht aufs, sondern neben das Spielfeld.

„Fußball-Trainer in einem großen Match zu sein, das ist mein unerfüllter Lebenstraum“, lässt sich Wegner, der im Berliner Max-Schmeling-Gym des Sauerland Box-Stalls das Kommando führt, mitten in die Seele blicken. Starke Worte von einem, der Sven Ottke, Markus Beyer und Arthur Abraham zu Weltmeister-Titeln führte. Und Wegner legt noch mal nach: „Ich bin sowieso glühender Fußball-Fan. Am Tag des Pokalfinales mit Hitzfeld oder Doll tauschen zu können, das wäre das Größte.“

Nickel: "Nichts faszinierender als ein Finale vor 75.000 Zuschauern"

Nickel, beim zweimaligen Meister EHC Eisbären seit Jahrzehnten an der Bande, kennt dieses Gefühl ganz genau: „Eishockey ist mein Leben. Aber der Fußball ist der Mittelpunkt meiner Träume. Und da wiederum gibt es doch nichts Faszinierenderes als ein K.-o.-Spiel, ein Finale vor 75.000 Zuschauern.“

Wegner, der Fachmann für K.o.-Siege, nimmt den Ball auf. „Pokal, das ist wie Boxen. Ein Wettkampf. Eine Entscheidung. Danach ein Sieger und ein Verlierer. In einer Bundesliga-Saison kann ein Trainer taktieren. Da kann eine schlechte Leistung wieder ausgebügelt werden, selbst eine schwarze Serie ist wieder zu reparieren. Wenn du allerdings K.o. gehst, ist es vorbei. Und das gilt, im Pokal wie im Boxen, genauso für den Trainer.“

Im Eishockey gibt es zwar auch einen Pokal, den noch dazu 2008 die Eisbären gewannen, aber die mangelnde Tradition dieses Wettbewerbs macht Nickel den direkten Vergleich unmöglich. „Die ultimative Drucksituation in unserem Sport ist ein Spiel 5 oder Spiel 7 in einer Play-off-Serie. Alles hängt davon ab, alles wird danach bewertet. Bei uns endet praktisch jede Saison irgendwie im Pokalmodus. Und es gilt die alte Weisheit: Der letzte Sieg ist immer der schwerste.“

Für diesen letzten Erfolg braucht jeder Trainer jene Sportler, die an die letzte Grenze gehen können. „Es gibt Athleten-Typen, die für die ganz großen Momente geschaffen sind“, sagen Wegner und Nickel unisono. „Du spürst es als Trainer, dass sie aus besonderen Herausforderungen zusätzliche Kraft saugen.“ Andere kommen nur bis an die Schwelle des großen Ruhms.

Deshalb musste sich Wegner schon manchmal in sein Schicksal fügen: „Im Boxen gewinnt und verliert jeder Trainer mit einem Sportler. Mich fasziniert es immer wieder, wenn große Fußball-Strategen aus den verschiedensten Charakteren ein überlegenes Kollektiv formen. Da kann dann auch mal ein hoch talentierter Angsthase dabei sein, wenn der Trainer ihm die richtigen Haudegen und Anführer zu Seite stellt. Das ist für mich die größte Faszination am Fußball: Wie formt man aus elf Mann etwas, dessen Summe größer ist als die Addition der Einzelnen.“ Deswegen ist Wegner heute noch Fan der großen Gladbacher Zeit. „Der Star war die Mannschaft. Und der Fußball war zum Weinen schön.“

Doch während sich Wegner die personellen Möglichkeiten eines Kollegen aus dem Fußballgeschäft wünscht, sieht Nickel das aus seiner Warte ganz anders. „Wir haben im Eishockey viel mehr Möglichkeiten, ins Spielgeschehen einzugreifen. Wir können dauernd wechseln, können in Sekunden auf Situationen reagieren, indem wir Blöcke umstellen oder eine Zeitlang immer nur die Allerbesten aufs Eis schicken, um den Druck zu erhöhen. Ein Fußball-Trainer muss elf Mann auswählen – und wenn die Kugel rollt, hat er eben nur begrenzten Handlungs-Spielraum.“

Trotzdem verkennt auch Nickel nicht den Wert von echten K.-o.-Typen, cleveren Zeitgenossen also, die mit der Aufgabe wachsen und keinen Zweifel daran lassen, wer als Sieger den Ring verlassen wird. „Ich hatte in meiner Karriere das Vergnügen, mit vielen herausragenden Sportlern zusammenarbeiten zu dürfen.“ Das Kennzeichen für einen großen Spieler erklärt Nickel so: „Sie drücken wichtigen und entscheidenden Duellen ihren Stempel auf. Ich sage nur: Erik Cole.“

Damit ist der NHL-Star angesprochen, der 2005 beim ersten Meistertitel der Eisbären die Schlüsselfigur war und ein Jahr später mit den Carolina Panthers den Stanley Cup gewann. Coles Stempel beim Eisbären-Triumph über Mannheim war sein unwiderstehliches Solo in Unterzahl zum 1:1 beim entscheidenden 4:1-Erfolg. Ach ja, das 2:1 setzte er dann obendrauf.

Große Spieler liefern in großen Spielen große Momente, von denen wir noch als Großväter schwärmen.

Für Ulli Wegner ist es natürlich ungemein schwerer, einen Boxer zu küren, der ein typischer Pokalspieler sein könnte. Aber nach ein paar Momenten des Überlegens lacht der Erfolgs-Coach. „Markus Beyer ist gegen große Gegner fast immer über sich hinausgewachsen, gegen schwächere hatte er dagegen manchmal Riesenprobleme. Das ist doch typisch Pokal, wenn die Überraschung praktisch immer in der Luft liegt.“

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Wegner drückt den Außenseitern die Daumen

Genau deswegen ist Wegner auch heute noch ein treuer Fan jener Mannschaft, die beinahe die größte DFB-Pokal-Sensation aller Zeiten geschafft hätte. „Ich war 1993 im Olympiastadion und habe den Hertha-Bubis beide Daumen gedrückt. Es war ja nicht so, dass Bayer Leverkusen als Bundesligist die Amateur-Jungs an die Wand gespielt hätte. 0:1 verloren, aber Geschichte geschrieben – das ist wirklich etwas wert.“

Hartmut Nickel fieberte damals – wie in jedem Jahr – vor dem Fernseher mit. „Pokalfinaltag ist Fernsehtag. Und natürlich schaue ich mir auch das Frauen-Endspiel an.“ Also wird sich der Eishockey-Trainer, den sie beim EHC liebevoll „Papa Eisbär“ nennen, in das Millionenheer der Pokal-Fans einreihen. Und drückt Dolls Dortmundern ein bisschen die Daumen. „Zuallererst wünsche ich mir eine packende Partie mit einem verdienten Gewinner. Doch für Doll würde ich mich besonders freuen. Jeder Trainer weiß, wie wichtig der erste Titel ist. Hitzfeld hat ja schon ein paar mehr.“

Bei Ulli Wegner hingegen schlagen zwei Seelen in der Brust. „Doll würde ich es gönnen, aber Hitzfeld ist für mich einer der größten Trainer der Fußball-Geschichte. Also soll der Fußball-Gott entscheiden.“ In einer Begegnung, die sich Fußball-Fan Wegner so wünscht wie die besten Box-Kämpfe, die er erlebt hat. „Hohes Tempo und Wirkungstreffer auf beiden Seiten, am Ende ein verdienter und unumstrittener Sieger.“

Nun denn, Bayern und Borussen: Ring frei!