Endlich Europa: Jung mit Frankfurt gegen Bordeaux

Jung: "Von mir aus können jede Woche zwei Spiele sein"

Jung hat in vier Jahren Profitum bei Eintracht Frankfurt bereits 119 Spiele auf dem Buckel, seit 2010 hat der rechte Verteidiger im Grunde nie gefehlt, vielleicht mal ein Spiel verpasst, weil er erkältet war oder eine Gelbsperre absitzen musste. Ansonsten war der Renner über rechts ein Dauerbrenner, meist spielte er die vollen 90 Minuten durch. "Von mir aus können jede Woche zwei Spiele sein", hat er mal gesagt, "ich kann gut laufen, und ich kann viel laufen." Er wird viel laufen dürfen, drei englische Wochen stehen jetzt an bis zur Länderspielpause am 11./12. Oktober, sechs Spiele, wenig Training, viel Regeneration, einige Reisen.

Die Strapazen sind groß, das haben schon andere Teams am eigenen Leib spüren müssen. In dieser noch jungen Saison hat sich Sebi Jung nach dem Auftakt in Berlin einen Muskelfaserriss zugezogen, wieder war er zum Zuschauen verdammt gewesen. Die EM mit der U21 verpasst, die Europa League-Play-off-Spiele, alles, wofür er gerackert und gekämpft hatte. Dabei hatte er sich einiges vorgenommen für diese Saison, die Europa League sowieso, zudem schielt er noch mit einem Auge zur A-Nationalmannschaft, dann will er in der Offensive an seinem Abschluss arbeiten.

So gut wie Zwei

Stattdessen musste er wieder Anschluss finden an die Mannschaft, musste Kondition bolzen, wieder körperlich ans Niveau der Mannschaft kommen. "Das war ziemlich anstrengend. Ich habe jeden Tag trainiert und viele 1000-Meter-Läufe gemacht", sagte Jung, während die Kollegen wegen der hohen Belastung etwas kürzer treten konnten. "Für mich war das fast eine neue kleine Vorbereitung", sagt Jung. Immerhin konnte er die Muskulatur voll belasten. Jetzt ist er wieder da, und bereit für die vielen Aufgaben, die warten.

Dass Sebastian Jung, der bei den Hessen bis 2015 unter Vertrag steht, im Grunde kaum zu ersetzen ist bei der Eintracht, obwohl deren Kader breiter und besser geworden ist, zeigt auch, dass sich zwei Spieler seine Position teilen mussten, um sie adäquat auszufüllen. Gegen Bayern München (Franck Ribery) und Borussia Dortmund (Marco Reus) spielte der aggressivere, giftigere Zweikämpfer Stephan Schröck, gegen Karabach und Braunschweig der spielstärkere Stefano Celozzi. Dieses Job-Sharing hat jetzt ein Ende. Sebastian Jung ist wieder durchgestartet. Und er kann ganz gut auf den Posten des Außenministers verzichten.

[tk]


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Am Montag vor dem großen Spiel gegen Girondins Bordeaux hat Sebastian Jung in den Katakomben des Frankfurter Stadions auf dem Podium gesessen. Hinter ihm prangte die ganz in ein weiches blau gehaltene Sponsorenwand des europäischen Fußball-Verbandes, die Logos der Geldgeber der Frankfurter Eintracht waren dezent zur Seite geschoben worden. Draußen bauten fleißige Hände am neuen Parcours für den Frage- und Antwort-Marathon nach dem Schlusspfiff in der Mixed Zone. Es wird vieles anders sein als bei einem normalen Bundesliga-Spiel.

Auch Sebastian Jung spürt das am eigenen Leib. Nach und nach wächst die Spannung, langsam wird es ernst. Der 23-Jährige aus Königstein ist gefragt, und das hat einen Grund: Er ist Kapitän von Eintracht Frankfurt, die heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) gegen Bordeaux nach sieben Jahren Abstinenz mal wieder international spielen darf, zu Hause vor nahezu ausverkauftem Haus. "Wir freuen uns riesig auf das Spiel", sagt Käpt'n Jung. Jung, der rechte Außenverteidiger, führt ja nur deswegen sein Team als Erster aufs Feld, weil die etatmäßigen Spielführer Pirmin Schwegler und Alexander Meier angeschlagen sind.

Seit der E-Jugend ein Frankfurter

Jung ist trotzdem furchtbar stolz darauf. Er ist ein Frankfurter Eigengewächs, seit der E-Jugend spielt er bei der Eintracht, er hat einen Vorzeige-Karriere hingelegt, immer beim gleichen Verein, alle U-Auswahlmannschaften durchlaufen, bis zuletzt zu Joachim Löw. Und jetzt ist er Kapitän seiner Herzensmannschaft, zuletzt am Samstag im Bundesligaspiel gegen Werder Bremen. Da hat der gelernte Bäcker ein prima Spiel abgeliefert und beim Frankfurter 3:0-Sieg zwei Tore direkt vorbereitet. "Ich will vorneweg gehen." Das ist sein Anspruch.

In letzter Zeit hat Sebastian Jung ohnehin eine Menge Aufgaben übertragen bekommen, die eigentlich gar nicht so sehr mit Fußball zu tun hatten. Er war fast so etwas wie der außenpolitische Sprecher der Frankfurter Eintracht: Er marschierte brav ins Fernsehstudio und stand dem Hessischen Rundfunk tapfer Rede und Antwort, als für alle anderen seiner Kollegen striktes Interview-Verbot galt. Er war abgeordnet, vor dem Rückspiel im Europa League-Playoff-Spiel gegen Karabach Agdam den Fans einen Scheck über 10 000 Euro aus der Mannschaftskasse für deren Choreographie zu übergeben. Und als die Eintracht im Sommer ihren neuen Sponsor präsentierte, war es Sebastian Jung, der in das schmucke Trikot schlüpfte und sich fotografieren ließ. Die Kollegen waren alle in Urlaub, nur Sebi Jung war in Frankfurt geblieben.

Verspätete Reise nach Israel soll folgen

All diese zusätzlichen repräsentative Aufgaben hat der 23-Jährige sehr souverän erledigt. Aber natürlich hätte er viel lieber auf dem Rasen Fußball gespielt. Doch das ging nicht, weil Jung sich gleich zweimal verletzte: Erst schlug er sich mit einem Muskelbündelriss herum, der ihm die U 21-EM in Israel vermasselte. Das hat ihn tief getroffen, er war ja Stammspieler, er hätte gespielt, 19 Einsätze hatte er zuvor in der U 21-Auswahl. Dann zog er sich einen Muskelfaserriss zu, der ihm die beiden Spiele in den Playoffs kostete. Das hat ihn ziemlich geärgert, auf beide Events hat er lange hingearbeitet.

Und dann fehlt er, ausgerechnet er, ausgerechnet jetzt. Immerhin kommt er wenigstens noch einmal nach Israel: Maccabi Tel Aviv ist Gruppengegner der Eintracht in der Europa League, am 7. November wird die Partie angepfiffen. "Abwarten", sagt Jung. Er ist ein bisschen vorsichtig geworden. Er weiß jetzt, dass auch ihn Verletzungen treffen können. Das ist insofern bemerkenswert, weil Sebastian Jung, der Fast-Nationalspieler, bislang in seiner Karriere noch nie verletzt war.

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Jung: "Von mir aus können jede Woche zwei Spiele sein"

Jung hat in vier Jahren Profitum bei Eintracht Frankfurt bereits 119 Spiele auf dem Buckel, seit 2010 hat der rechte Verteidiger im Grunde nie gefehlt, vielleicht mal ein Spiel verpasst, weil er erkältet war oder eine Gelbsperre absitzen musste. Ansonsten war der Renner über rechts ein Dauerbrenner, meist spielte er die vollen 90 Minuten durch. "Von mir aus können jede Woche zwei Spiele sein", hat er mal gesagt, "ich kann gut laufen, und ich kann viel laufen." Er wird viel laufen dürfen, drei englische Wochen stehen jetzt an bis zur Länderspielpause am 11./12. Oktober, sechs Spiele, wenig Training, viel Regeneration, einige Reisen.

Die Strapazen sind groß, das haben schon andere Teams am eigenen Leib spüren müssen. In dieser noch jungen Saison hat sich Sebi Jung nach dem Auftakt in Berlin einen Muskelfaserriss zugezogen, wieder war er zum Zuschauen verdammt gewesen. Die EM mit der U21 verpasst, die Europa League-Play-off-Spiele, alles, wofür er gerackert und gekämpft hatte. Dabei hatte er sich einiges vorgenommen für diese Saison, die Europa League sowieso, zudem schielt er noch mit einem Auge zur A-Nationalmannschaft, dann will er in der Offensive an seinem Abschluss arbeiten.

So gut wie Zwei

Stattdessen musste er wieder Anschluss finden an die Mannschaft, musste Kondition bolzen, wieder körperlich ans Niveau der Mannschaft kommen. "Das war ziemlich anstrengend. Ich habe jeden Tag trainiert und viele 1000-Meter-Läufe gemacht", sagte Jung, während die Kollegen wegen der hohen Belastung etwas kürzer treten konnten. "Für mich war das fast eine neue kleine Vorbereitung", sagt Jung. Immerhin konnte er die Muskulatur voll belasten. Jetzt ist er wieder da, und bereit für die vielen Aufgaben, die warten.

Dass Sebastian Jung, der bei den Hessen bis 2015 unter Vertrag steht, im Grunde kaum zu ersetzen ist bei der Eintracht, obwohl deren Kader breiter und besser geworden ist, zeigt auch, dass sich zwei Spieler seine Position teilen mussten, um sie adäquat auszufüllen. Gegen Bayern München (Franck Ribery) und Borussia Dortmund (Marco Reus) spielte der aggressivere, giftigere Zweikämpfer Stephan Schröck, gegen Karabach und Braunschweig der spielstärkere Stefano Celozzi. Dieses Job-Sharing hat jetzt ein Ende. Sebastian Jung ist wieder durchgestartet. Und er kann ganz gut auf den Posten des Außenministers verzichten.