Ende einer Ära beim DFB: Horst R. Schmidt geht nach vier Jahrzehnten

Als Horst R. Schmidt seine Arbeit beim DFB aufnahm, war die Welt eine völlig andere. Deutschland hatte gerade die Sommerspiele in München und das Geiseldrama im OIympischen Dorf erlebt. Die US-Truppen standen vor dem Abzug aus Vietnam. Die Watergate-Affäre ging um die Welt. Deutschlands Bundeskanzler hieß Willy Brandt. Die Fußball-Nationalmannschaft war Europameister und hatte zum ersten Mal in Wembley gewonnen. Und im deutschen Fernsehen liefen die ersten Episoden von "Raumschiff Enterprise". Es war November 1972.

Bei Abschieden wird gerne das Ende einer Ära herbeigeschrieben. Selten war diese Formulierung so treffend wie im Fall von Horst R. Schmidt. Beim DFB-Bundestag in Nürnberg am Donnerstag und Freitag tritt er von der Bühne ab, die einen großen Teil seines Lebens bedeutet und deren Erscheinungsbild er maßgeblich mitgeprägt hat. Zwischen seinem Ein- und Ausstieg liegen mehr als vier Jahrzehnte. Das sind zehn Fußball-Weltmeisterschaften, zehn Europameisterschaften, zwei WM- und EM-Titel, acht Bundestrainer und sechs DFB-Präsidenten. Es sind vier Bundeskanzler und eine Bundeskanzlerin, vier Serienableger und zwölf Kinofilme von "Star Trek" – und es ist das komplette bisherige Leben eines Zinédine Zidane oder Luis Figo.

Schmidts Meisterstück: WM 2006

Horst R. Schmidt ist in dieser Zeit ein Markenzeichen geworden, im deutschen Fußball sowieso, auch weltweit. Das R. (für Rudolf) bekam er verpasst, weil es damals einen weiteren Horst Schmidt beim DFB gab. Der Horst Schmidt mit dem R. wurde Abteilungsleiter, Direktor und Generalsekretär beim DFB. Als er 2007 in den offiziellen beruflichen Ruhestand ging, übernahm er den Posten des Schatzmeisters.

Schmidt ist einer der größten, vielleicht sogar der größte Experte für Weltmeisterschaften. Schon 1974 saß der gebürtige Nürnberger im Organisationskomitee für die WM in Deutschland, bis heute kümmert er sich bei der FIFA in beratender Funktion um dieses Thema. Auch bei der WM 2010 in Südafrika spielte Schmidt eine Hauptrolle. Sein Meisterstück hatte er gleichwohl vier Jahre zuvor im OK-Team abgeliefert: die WM 2006. "Darauf blicke ich mit Stolz zurück", sagt der 71-Jährige.

"Die Anspannung ist nicht spurlos an mir vorübergegangen"

Neben seinem Organisationstalent ist es wohl Schmidts größte Gabe, dass er souverän bleibt, egal, was er macht, egal, wie viel er macht. Dass es hinter der Fassade auch mal anders aussah, klar, diese Momente gab es. Während der Vorbereitungen auf die WM 2006 wirkte Schmidt parallel als geschäftsführender Vizepräsident des OK und als Generalsekretär des DFB, "um Verband und OK zusammenzuhalten und ein Auseinanderdriften zu verhindern".

Noch schwerer als die zeitliche wog die nervliche Belastung. Das Ticketing war Dauerthema, neben den Medien schaltete sich plötzlich der Verbraucherschutz ein. "Die Anspannung ist nicht spurlos an mir vorübergegangen", gibt Schmidt zu. Doch es hat sich gelohnt, daran lässt er keinen Zweifel.



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Als Horst R. Schmidt seine Arbeit beim DFB aufnahm, war die Welt eine völlig andere. Deutschland hatte gerade die Sommerspiele in München und das Geiseldrama im OIympischen Dorf erlebt. Die US-Truppen standen vor dem Abzug aus Vietnam. Die Watergate-Affäre ging um die Welt. Deutschlands Bundeskanzler hieß Willy Brandt. Die Fußball-Nationalmannschaft war Europameister und hatte zum ersten Mal in Wembley gewonnen. Und im deutschen Fernsehen liefen die ersten Episoden von "Raumschiff Enterprise". Es war November 1972.

Bei Abschieden wird gerne das Ende einer Ära herbeigeschrieben. Selten war diese Formulierung so treffend wie im Fall von Horst R. Schmidt. Beim DFB-Bundestag in Nürnberg am Donnerstag und Freitag tritt er von der Bühne ab, die einen großen Teil seines Lebens bedeutet und deren Erscheinungsbild er maßgeblich mitgeprägt hat. Zwischen seinem Ein- und Ausstieg liegen mehr als vier Jahrzehnte. Das sind zehn Fußball-Weltmeisterschaften, zehn Europameisterschaften, zwei WM- und EM-Titel, acht Bundestrainer und sechs DFB-Präsidenten. Es sind vier Bundeskanzler und eine Bundeskanzlerin, vier Serienableger und zwölf Kinofilme von "Star Trek" – und es ist das komplette bisherige Leben eines Zinédine Zidane oder Luis Figo.

Schmidts Meisterstück: WM 2006

Horst R. Schmidt ist in dieser Zeit ein Markenzeichen geworden, im deutschen Fußball sowieso, auch weltweit. Das R. (für Rudolf) bekam er verpasst, weil es damals einen weiteren Horst Schmidt beim DFB gab. Der Horst Schmidt mit dem R. wurde Abteilungsleiter, Direktor und Generalsekretär beim DFB. Als er 2007 in den offiziellen beruflichen Ruhestand ging, übernahm er den Posten des Schatzmeisters.

Schmidt ist einer der größten, vielleicht sogar der größte Experte für Weltmeisterschaften. Schon 1974 saß der gebürtige Nürnberger im Organisationskomitee für die WM in Deutschland, bis heute kümmert er sich bei der FIFA in beratender Funktion um dieses Thema. Auch bei der WM 2010 in Südafrika spielte Schmidt eine Hauptrolle. Sein Meisterstück hatte er gleichwohl vier Jahre zuvor im OK-Team abgeliefert: die WM 2006. "Darauf blicke ich mit Stolz zurück", sagt der 71-Jährige.

"Die Anspannung ist nicht spurlos an mir vorübergegangen"

Neben seinem Organisationstalent ist es wohl Schmidts größte Gabe, dass er souverän bleibt, egal, was er macht, egal, wie viel er macht. Dass es hinter der Fassade auch mal anders aussah, klar, diese Momente gab es. Während der Vorbereitungen auf die WM 2006 wirkte Schmidt parallel als geschäftsführender Vizepräsident des OK und als Generalsekretär des DFB, "um Verband und OK zusammenzuhalten und ein Auseinanderdriften zu verhindern".

Noch schwerer als die zeitliche wog die nervliche Belastung. Das Ticketing war Dauerthema, neben den Medien schaltete sich plötzlich der Verbraucherschutz ein. "Die Anspannung ist nicht spurlos an mir vorübergegangen", gibt Schmidt zu. Doch es hat sich gelohnt, daran lässt er keinen Zweifel.

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"Es ist eine Zäsur"

Die Frage nach dem Abschied, seinen Gefühlen und dem Danach beantwortet Schmidt zunächst mit einem hintergründigen Lächeln: "Meine Frau macht sich auch schon Gedanken." Selbstverständlich, sagt er, spüre er ein Gefühl der Dankbarkeit für diese bemerkenswerten, intensiven, herausfordernden vier Jahrzehnte, in denen er eine Europa und zwei Weltmeisterschaften in Deutschland mitgestaltete und in denen der DFB von rund 40 auf deutlich über 200 Mitarbeiter anwuchs. Und selbstverständlich verspüre er ein Gefühl der Wehmut, immer stärker, je näher der Tag rückt, an dem er sein Büro in der Otto-Fleck-Schneise räumt.

"Es ist eine Zäsur", sagt Schmidt, "noch viel mehr als vor sechs Jahren". Damals hatte er den fließenden Übergang vom Generalsekretär zum ehrenamtlichen Schatzmeister vollzogen. "Aber ich stelle jetzt nicht sofort auf null", betont er. Berater der FIFA bleibt er bis zur WM 2014 – mindestens.

Auf nationaler Ebene fällt der letzte Vorhang am Donnerstag und Freitag. In seiner Geburtsstadt. Ein würdiger Rahmen. Der Kreis schließt sich. Schmidt verlässt das DFB-Präsidium aus Altersgründen. Am 19. November wird er 72. Die Statuten des Verbandes schreiben vor, dass nur gewählt werden darf, wer zum Zeitpunkt der Wahl jünger als 70 ist. Aus diesem Grund scheiden in Nürnberg mit Hermann Korfmacher (Westfalen), Karl Rothmund (Niedersachsen) und Rolf Hocke (Hessen) auch drei DFB-Vizepräsidenten aus.