EM-Triumph 2001: Gold dank Golden Goal

Highlights der Frauen-EM 2001

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft und Europameisterschaften - eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Von den bislang zehn ausgetragenen Turnieren seit 1984 haben die DFB-Frauen siebenmal den Titel gewonnen. Seit 1995 feierte Deutschland gleich fünf EM-Erfolge in Serie, zuletzt 2009 in Finnland.

Am 10. Juli beginnt für die DFB-Frauen die Mission Titelverteidigung bei der Europameisterschaft in Schweden. Das Team von Bundestrainerin Silvia Neid ist in Topform - Mut macht zusätzlich ein Blick in die Fußball-Geschichtsbücher. DFB.de erinnert in einer Serie an sieben EM-Erfolge. Heute: Ein Golden Goal bringt den Titel - die EM 2001 im eigenen Land.

Strömender Regen, 18.000 Zuschauer in Ulm, das Golden Goal von Claudia Müller im Endspiel in der 98. Minuten und der grenzenlose Jubel danach - der Gewinn der Europameisterschaft 2001 war für die DFB-Auswahl ein geschichtsträchtiger Moment. Für Doris Fitschen sogar in doppelter Hinsicht: Sie hielt im Finale gegen Schweden nicht nur die Abwehr souverän zusammen. Für sie war es nach 144 Einsätzen auch ihr letzter Auftritt im DFB-Trikot.

"Es war in jeder Hinsicht sehr emotional", sagt die heutige Managerin der Frauen-Nationalmannschaft im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. Die 44-Jährige hatte zuvor bereits dreimal die Europameisterschaft gewonnen, dazu dreimal die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal. Aber den Kontinentalwettbewerb 2001 wird sie nie mehr vergessen: "Das war ein wunderbarer Schlusspunkt. Besser hätte es nicht laufen können."

DFB.de: 7. Juli 2001 - welche Erinnerungen haben Sie an dieses Datum?

Doris Fitschen: Das war für mich aus zwei Gründen ein ganz besonderer Tag. Einerseits standen wir mit der DFB-Auswahl im Endspiel der Europameisterschaft. Andererseits wusste ich bereits vorher, dass es mein letztes Länderspiel sein wird. Das war schon sehr emotional. Meine ganze Familie war vor Ort und wollte bei meinem Abschied dabei sein.

DFB.de: Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an das Finale gegen Schweden zurückdenken?

Fitschen: Eine ganze Menge natürlich – obwohl es inzwischen zwölf Jahre her ist. Wir haben in Ulm gespielt. Das Stadion war mit 18.000 Zuschauern ausverkauft. Es den ganzen Tag in Strömen geregnet, ohne Unterbrechung. Das Spiel war dramatisch. Durch ein Golden Goal von Claudia Müller in der 98. Minute haben wir uns den Titel geholt. Ich sehe oft noch vor Augen, wie sie sich das Trikot über den Kopf gezogen hat. Das war ein wunderbarer Schlusspunkt. Besser hätte es nicht laufen können.

DFB.de: Wie war das Spiel selbst?

Fitschen: Ich weiß noch, dass es sehr eng war. Wir haben sicher nicht unsere beste Leistung abgerufen. Aber das spielte hinterher keine Rolle mehr. Der Moment des Golden Goals allerdings ist noch ganz genau in meiner Erinnerung. Maren Meinert hat einen sehr schönen Pass gespielt. Claudia Müller läuft plötzlich alleine auf das gegnerische Tor zu. In so einer Szene kann alles passieren. Ich stand ganz hinten in der Abwehr und hoffte einfach nur, dass ihr die Entscheidung gelingt. Und so ist es ja dann auch wirklich gekommen.

Highlights der Frauen-EM 2001

DFB.de: War Ihnen sofort bewusst, dass dank des Golden Goals nicht nur dieses Spiel, diese Europameisterschaft im nächsten Augenblick vorbei war? Auch Ihre Länderspielkarriere war schlagartig beendet.

Fitschen: Das kann man nicht so schnell realisieren. Das dauerte einige Sekunden, zuerst steht die grenzenlose Freude im Mittelpunkt.

DFB.de: Wie haben Sie das Turnier insgesamt erlebt?

Fitschen: In der Vorrunde haben wir sehr überzeugend agiert. Das 3:1 im Auftaktspiel gegen Schweden war etwas enger. Ich persönliche hatte auch etwas Probleme mit der flinken Hanna Ljungberg im Angriff. Aber danach lief es gut. Das 5:0 gegen Russland und das 3:0 gegen England waren überzeugend. Wir haben gezeigt, dass wir die beste Mannschaft des Turniers waren.

DFB.de: Dann kam das 1:0 in Halbfinale gegen Norwegen…

Fitschen: … und auch aus dieser Begegnung kann ich mich noch an ein interessantes Detail erinnern: Ich glaube, ich hatte noch nie zuvor so viele Kopfballduelle bestritten, wie in diesem Aufeinandertreffen. Das kam mir entgegen. Norwegen hat unheimlich viel mit langen Bällen agiert. Dazu der Treffer von Sandra Smisek, der uns den Einzug ins bereits angesprochene Endspiel beschert hat.

DFB.de: Wie haben Sie die Stimmung erlebt?

Fitschen: Für damalige Verhältnisse war das einfach toll. Wir hatten hohe Marktanteile im Fernsehen. Insgesamt war die öffentliche Aufmerksamkeit sehr groß. Es fing gerade erst damit an, dass sich die Medien für uns interessierten. Das war schon spannend.

DFB.de: Fiel der Abschied nach so einem großen Triumph schwer?

Fitschen: Nein, für mich war es grandios. Ich hatte mir das alles ja vorher genau überlegt. Es war ein toller Abschluss. Außerdem stand ja bereits fest, dass ich beim DFB anfangen werde. Darauf habe ich mich dann gefreut, auf neue und ganz andere Herausforderungen. Das eine Kapitel war positiv beendet, das neue konnte kommen.

DFB.de: Sie haben unter anderem viermal die Europameisterschaft, dreimal die Deutsche Meisterschaft, dreimal DFB-Pokal gewonnen – gibt es einen Ihrer Titel, der besonders hervorsticht?

Fitschen: Das ist schwer zu sagen. Die erste Europameisterschaft 1989 war sehr speziell. Es gab noch keine Bundesliga. Wir haben Woche für Woche vor 50 Zuschauern gespielt. Plötzlich gab es die erste Live-Übertragungen im Fernsehen und ein ausverkauftes Final-Stadion. Das kam wie aus dem Nichts. Aber 2001 war für mich natürlich auch besonders, weil es das Ende meiner aktiven Karriere bedeutete. So etwas vergisst man niemals.

DFB.de: Vergessen werden Sie sicher auch den 4. Oktober 1986 nicht.

Fitschen: Mein erstes Länderspiel. Wir haben gegen Dänemark 2:0 gewonnen. Ich habe bei meiner Premiere direkt ein Tor gemacht. Ich kann mich an diesen Treffer noch genau erinnern. Es gibt viele Dinge, die man nach einer Karriere im Kopf behält – positive wie negative. Aber egal, ob es gut oder schlecht gelaufen ist: Diese Erfahrungen prägen einen. Ich möchte nichts davon missen.

DFB.de: Mit welchen Gefühlen reisen Sie als Managerin der Nationalmannschaft nun zur Europameisterschaft nach Schweden?

Fitschen: Wir sind sehr zufrieden mit der Vorbereitung. Bitter sind sicher die zahlreichen Verletzungen. Wir müssen jetzt abwarten, wie sich die junge Mannschaft in einem wichtigen Turnier präsentiert. Aber bis jetzt ist das wirklich überzeugend. Das sind selbstbewusste Frauen und tolle Fußballerinnen. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns auf die Europameisterschaft freuen können. Alle ziehen an einem Strang, die Stimmung ist super. Ich bin zuversichtlich, dass wir viel erreichen können.

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Highlights der Frauen-EM 2001

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft und Europameisterschaften - eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Von den bislang zehn ausgetragenen Turnieren seit 1984 haben die DFB-Frauen siebenmal den Titel gewonnen. Seit 1995 feierte Deutschland gleich fünf EM-Erfolge in Serie, zuletzt 2009 in Finnland.

Am 10. Juli beginnt für die DFB-Frauen die Mission Titelverteidigung bei der Europameisterschaft in Schweden. Das Team von Bundestrainerin Silvia Neid ist in Topform - Mut macht zusätzlich ein Blick in die Fußball-Geschichtsbücher. DFB.de erinnert in einer Serie an sieben EM-Erfolge. Heute: Ein Golden Goal bringt den Titel - die EM 2001 im eigenen Land.

Strömender Regen, 18.000 Zuschauer in Ulm, das Golden Goal von Claudia Müller im Endspiel in der 98. Minuten und der grenzenlose Jubel danach - der Gewinn der Europameisterschaft 2001 war für die DFB-Auswahl ein geschichtsträchtiger Moment. Für Doris Fitschen sogar in doppelter Hinsicht: Sie hielt im Finale gegen Schweden nicht nur die Abwehr souverän zusammen. Für sie war es nach 144 Einsätzen auch ihr letzter Auftritt im DFB-Trikot.

"Es war in jeder Hinsicht sehr emotional", sagt die heutige Managerin der Frauen-Nationalmannschaft im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. Die 44-Jährige hatte zuvor bereits dreimal die Europameisterschaft gewonnen, dazu dreimal die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal. Aber den Kontinentalwettbewerb 2001 wird sie nie mehr vergessen: "Das war ein wunderbarer Schlusspunkt. Besser hätte es nicht laufen können."

DFB.de: 7. Juli 2001 - welche Erinnerungen haben Sie an dieses Datum?

Doris Fitschen: Das war für mich aus zwei Gründen ein ganz besonderer Tag. Einerseits standen wir mit der DFB-Auswahl im Endspiel der Europameisterschaft. Andererseits wusste ich bereits vorher, dass es mein letztes Länderspiel sein wird. Das war schon sehr emotional. Meine ganze Familie war vor Ort und wollte bei meinem Abschied dabei sein.

DFB.de: Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an das Finale gegen Schweden zurückdenken?

Fitschen: Eine ganze Menge natürlich – obwohl es inzwischen zwölf Jahre her ist. Wir haben in Ulm gespielt. Das Stadion war mit 18.000 Zuschauern ausverkauft. Es den ganzen Tag in Strömen geregnet, ohne Unterbrechung. Das Spiel war dramatisch. Durch ein Golden Goal von Claudia Müller in der 98. Minute haben wir uns den Titel geholt. Ich sehe oft noch vor Augen, wie sie sich das Trikot über den Kopf gezogen hat. Das war ein wunderbarer Schlusspunkt. Besser hätte es nicht laufen können.

DFB.de: Wie war das Spiel selbst?

Fitschen: Ich weiß noch, dass es sehr eng war. Wir haben sicher nicht unsere beste Leistung abgerufen. Aber das spielte hinterher keine Rolle mehr. Der Moment des Golden Goals allerdings ist noch ganz genau in meiner Erinnerung. Maren Meinert hat einen sehr schönen Pass gespielt. Claudia Müller läuft plötzlich alleine auf das gegnerische Tor zu. In so einer Szene kann alles passieren. Ich stand ganz hinten in der Abwehr und hoffte einfach nur, dass ihr die Entscheidung gelingt. Und so ist es ja dann auch wirklich gekommen.

Highlights der Frauen-EM 2001

DFB.de: War Ihnen sofort bewusst, dass dank des Golden Goals nicht nur dieses Spiel, diese Europameisterschaft im nächsten Augenblick vorbei war? Auch Ihre Länderspielkarriere war schlagartig beendet.

Fitschen: Das kann man nicht so schnell realisieren. Das dauerte einige Sekunden, zuerst steht die grenzenlose Freude im Mittelpunkt.

DFB.de: Wie haben Sie das Turnier insgesamt erlebt?

Fitschen: In der Vorrunde haben wir sehr überzeugend agiert. Das 3:1 im Auftaktspiel gegen Schweden war etwas enger. Ich persönliche hatte auch etwas Probleme mit der flinken Hanna Ljungberg im Angriff. Aber danach lief es gut. Das 5:0 gegen Russland und das 3:0 gegen England waren überzeugend. Wir haben gezeigt, dass wir die beste Mannschaft des Turniers waren.

DFB.de: Dann kam das 1:0 in Halbfinale gegen Norwegen…

Fitschen: … und auch aus dieser Begegnung kann ich mich noch an ein interessantes Detail erinnern: Ich glaube, ich hatte noch nie zuvor so viele Kopfballduelle bestritten, wie in diesem Aufeinandertreffen. Das kam mir entgegen. Norwegen hat unheimlich viel mit langen Bällen agiert. Dazu der Treffer von Sandra Smisek, der uns den Einzug ins bereits angesprochene Endspiel beschert hat.

DFB.de: Wie haben Sie die Stimmung erlebt?

Fitschen: Für damalige Verhältnisse war das einfach toll. Wir hatten hohe Marktanteile im Fernsehen. Insgesamt war die öffentliche Aufmerksamkeit sehr groß. Es fing gerade erst damit an, dass sich die Medien für uns interessierten. Das war schon spannend.

DFB.de: Fiel der Abschied nach so einem großen Triumph schwer?

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Fitschen: Nein, für mich war es grandios. Ich hatte mir das alles ja vorher genau überlegt. Es war ein toller Abschluss. Außerdem stand ja bereits fest, dass ich beim DFB anfangen werde. Darauf habe ich mich dann gefreut, auf neue und ganz andere Herausforderungen. Das eine Kapitel war positiv beendet, das neue konnte kommen.

DFB.de: Sie haben unter anderem viermal die Europameisterschaft, dreimal die Deutsche Meisterschaft, dreimal DFB-Pokal gewonnen – gibt es einen Ihrer Titel, der besonders hervorsticht?

Fitschen: Das ist schwer zu sagen. Die erste Europameisterschaft 1989 war sehr speziell. Es gab noch keine Bundesliga. Wir haben Woche für Woche vor 50 Zuschauern gespielt. Plötzlich gab es die erste Live-Übertragungen im Fernsehen und ein ausverkauftes Final-Stadion. Das kam wie aus dem Nichts. Aber 2001 war für mich natürlich auch besonders, weil es das Ende meiner aktiven Karriere bedeutete. So etwas vergisst man niemals.

DFB.de: Vergessen werden Sie sicher auch den 4. Oktober 1986 nicht.

Fitschen: Mein erstes Länderspiel. Wir haben gegen Dänemark 2:0 gewonnen. Ich habe bei meiner Premiere direkt ein Tor gemacht. Ich kann mich an diesen Treffer noch genau erinnern. Es gibt viele Dinge, die man nach einer Karriere im Kopf behält – positive wie negative. Aber egal, ob es gut oder schlecht gelaufen ist: Diese Erfahrungen prägen einen. Ich möchte nichts davon missen.

DFB.de: Mit welchen Gefühlen reisen Sie als Managerin der Nationalmannschaft nun zur Europameisterschaft nach Schweden?

Fitschen: Wir sind sehr zufrieden mit der Vorbereitung. Bitter sind sicher die zahlreichen Verletzungen. Wir müssen jetzt abwarten, wie sich die junge Mannschaft in einem wichtigen Turnier präsentiert. Aber bis jetzt ist das wirklich überzeugend. Das sind selbstbewusste Frauen und tolle Fußballerinnen. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns auf die Europameisterschaft freuen können. Alle ziehen an einem Strang, die Stimmung ist super. Ich bin zuversichtlich, dass wir viel erreichen können.