EM-Geschichte: Die DFB-Auswahl und das Losglück

Zum neunten Mal bereits wartet Fußball-Deutschland vor einer Europameisterschaft auf eine Auslosung. Trotz grandioser und makelloser Qualifikation ist das DFB-Flaggschiff heute (ab 18 Uhr, live in der ARD und bei Eurosport) dabei erstmals seit 1970 vor einem Turnier - inklusive Weltmeisterschaften - nicht gesetzt, sondern „nur“ in Lostopf 2.

Doch leichte Gegner hat es bei einer EM-Endrunde bislang selbst als Gruppenkopf fürs DFB-Team kaum gegeben, jedenfalls bewiesen beispielsweise Griechenland (1980) oder Lettland (2004), die uns jeweils ein 0:0 abtrotzten, dass sie diese Einschätzung nicht verdienten.

"So ein Glück: nicht Italien!"

Seit in Vorrunden-Gruppen um die EM gespielt wird, also seit 1980 in Italien (von 1960 bis 76 agierten nur je vier Mannschaften bei den Endrunden, die gleich mit dem Halbfinale begannen), hat Deutschland sie fünfmal überstanden und dreimal (1984, 2000, 2004) nicht. Zum Vergleich: Bei WM-Turnieren ist die Nationalmannschaft immer weitergekommen, exakt 15-mal, was den Qualitätsunterschied zwischen EM und WM unterstreicht.

Nach der allerersten Auslosung im Januar 1980, als Deutschland immerhin Europameister CSSR und Vize-Weltmeister Niederlande zugelost wurde, war die Erleichterung dennoch groß. „So ein Glück: nicht Italien!“, titelte der Kicker. Auch Bundestrainer Jupp Derwall war froh, dem Gastgeber, den Deutschland bis heute bei Turnieren nie geschlagen hat, entgangen zu sein: „Wir können durchaus zufrieden sein. Wir brauchen weder gegen Italien noch gegen England zu spielen, das wiegt schon den Nachteil auf, dass wir jedes Spiel in einer anderen Stadt austragen müssen.“

Tatsächlich musste der Gruppenkopf entgegen dem WM-Modus zu jedem Spiel reisen. Deutschland warf das nicht aus der Bahn, schon vor dem letzten Spiel gegen die Griechen (0:0) stand die Final-Teilnahme fest und dann klappte es ja bekanntlich auch mit dem Titel. Die ersten Gruppengegner, die Tschechen und die Niederländer, hat Deutschland übrigens am häufigsten zugelost bekommen – jeweils drei Mal. Insgesamt führte das Los Deutschland bei Endrunden 17 verschiedene Gegner zu.

Und so ging es weiter

1984 in Paris: Gruppenkopf Deutschland, immerhin Vize-Weltmeister, aber im Formtief, trifft auf Portugal, Rumänien und Spanien. Jupp Derwall analysiert: „Wir haben Gegner, die uns oft nicht gelegen haben - es sind alles südländische Mannschaften. Wir sind kein Favorit.“ Kapitän Karl-Heinz Rummenigge diplomatisch: „Bei einem EM-Turnier gibt es keine leichten Gegner, auch wenn wir zugeben müssen, dass wir nach der Papierform die leichtere Gruppe erwischt haben. Unser schwerster Gegner dürfte Spanien sein.“ Prophetische Worte: Spanien wirft die DFB-Elf durch ein Tor in letzter Minute aus dem Turnier.

1988 in Düsseldorf: Gastgeber Deutschland trifft auf Angstgegner Italien, Dänemark und erneut auf Spanien. Der achtjährige Sohn von Ulli Stielike, Christian, zieht die Lose und verschafft Teamchef Franz Beckenbauers Elf reichlich Gelegenheit, offene Rechnungen zu begleichen. Gegen Italien hat die DFB-Elf das WM-Finale 1982 verloren, gegen die Dänen das WM-Gruppenspiel 1986 und von Spanien war schon die Rede. Die Experten-Aussagen weichen stark voneinander ab. Nationalspieler Klaus Allofs spricht von einer „extrem schweren Gruppe“, Kollege Thomas Berthold dagegen glaubt: „Nach dieser Auslosung müssen wir eigentlich weiterkommen.“ Günter Netzer hat schon eine Ahnung, was da kommen wird: „Es ist ein Glück, dass wir nicht die Niederlande treffen. Weil ich sie als den Geheimfavoriten einschätze.“ Deutschland wird am späteren Champion im Halbfinale scheitern, wieder durch ein sehr spätes Tor.

1992 in Göteborg: Weltmeister Deutschland kommt mit dem Europameister Niederlande in eine Gruppe. Da wirken Russland und Schottland wie Staffage. „Manche Fachleute wollten bereits Wetten abschließen, dass beide Teams eine Woche später erneut in Göteborg aufeinandertreffen, dann aber im Endspiel“, schrieb der Kicker. Bei Buchmachern ist Deutschland unmittelbar nach der Auslosung Titelfavorit mit einer Quote von 3,25:1. Bundestrainer Berti Vogts sagt deutlich: Jetzt müssen wir das Halbfinale schaffen. Alles andere wäre schon eine bittere Enttäuschung!“ Und doch hätte es sie um ein Haar gegeben, denn die DFB-Elf gewinnt nur ein Spiel und wäre nach dem 1:3 gegen die Niederländer ausgeschieden, hätten nicht die schon ausgeschiedenen Schotten Russland geschlagen. Im Finale scheitert Deutschland dann am absoluten Außenseiter Dänemark, der bei der Auslosung noch gar kein Thema ist und erst kurzfristig für das im Bürgerkrieg sich befindende Jugoslawien nachrücken wird.

1995 in Birmingham: Das Los führt den Deutschen Vize-Weltmeister Italien und wie 1992 wieder die Russen zu, außerdem die Tschechen. Der Kicker nennt das „Die Dynamit-Gruppe“ und Berti Vogts sagt: „Der Favorit heißt für mich Italien.“ Kollege Arrigo Sacchi erwidert: „Wir akzeptieren die Rolle als Favoriten und hoffen, dass wir ihr gerecht werden können.“ Die Tschechen sind besonders enttäuscht, Nationalspieler Jan Suchoparek findet: „Schwerer hätte es nicht kommen können.“ Vor allem aber kommt es wieder mal ganz anders: Italien scheidet schon in der Vorrunde aus, weil es sich an Deutschland im letzten Spiel die Zähne ausbeißt (0:0) und die Tschechen spielen gleich zweimal gegen Deutschland: zum Anfang und zum Ende – das Finale aber gewinnt Deutschland dank zweier Joker-Tore von Oliver Bierhoff mit 2:1.

1999 in Brüssel: Auch vor der ersten Endrunde mit zwei Veranstaltern behielt Deutschland seinen Status als Gruppenkopf. Wie in England gab es ja mittlerweile vier Gruppen und trotz einer mühsamen Qualifikation wurde der Titelverteidiger gesetzt. Und wieder hätte es schlimmer kommen können: Während Mit-Gastgeber Niederlande auf Weltmeister Frankreich und Vize-Europameister Tschechien trifft, teilt Losfee Johan Cruyff den Deutschen Rumänien, Portugal und England zu. „Ich weiß nicht, wer lauter aufgeschrien ha, die Deutschen oder die Engländer“, sagt Augen- und Ohrenzeuge Thomas Helmer, der die EM-Trophäe in die Hände der UEFA zurückbrachte. England bescherte unser Elf das Los kurz zuvor auch in der WM-Qualifikation, aber Bundestrainer Erich Ribbeck schockt das nicht: „Ich hatte mir das Los nicht gewünscht, aber ich freue mich auf die Engländer. Da können wir beweisen, wo wir international stehen.“ Von einem Glückslos redet aber niemand. Nach einem Gespräch mit Kollege Frank Rijkaard (Niederlande) sagt Ribbeck: „Wir waren uns einig: Holland und Deutschland haben die schwersten Gruppen erwischt.“ Für Deutschland wird sie zu schwer sein, mit nur einem Punkt (1:1 gegen Rumänien) scheidet die DFB-Elf aus.

2003 in Lissabon: Als Vize-Weltmeister ist Deutschland wieder Gruppenkopf. Mit Tschechien und Erz-Rivale Niederlande warten alte Bekannte, Lettland wird klammheimlich als Punktelieferant gesehen. Das Los hat auch Konsequenzen für den Terminplan: ein für den Februar avisiertes Testspiel gegen die Holländer wird abgesagt, nicht nur DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder hält es für unglücklich ausgerechnet gegen den Gruppen-gegner Strategien einzuüben. MV spricht auch angesichts der Formkrise der Nationalelf dennoch von „der schwersten Gruppe“. Oliver Kahn, der deutsche Kapitän, nimmt es positiv: „Eine sehr starke Gruppe. Gut, dass wir gleich gegen die Holländer spielen. Da wissen wir, woran wir sind.“ Teamchef Rudi Völler, dem der Kicker süffisant „Viel Vergnügen, Rudi!“ wünscht, beklagt: „Es waren Kombinationen möglich, die auf dem Papier leichter ausgesehen hätten.“ Das sprichwörtliche deutsche Losglück ist plötzlich verschwunden, das Turnierglück auch: wieder Aus in der Vorrunde, zum Stolperstein werden ausgerechnet die Letten, Tschechiens B-Elf wird den Todesstoß setzen (2:1).

2007 in Luzern: Die Kapitäne aller bisherigen Europameister ziehen die Lose. Jürgen Klinsmann ist dabei behilflich, dass Deutschland sich in Gruppe B durchaus wohlfühlt: Mit-Gastgeber Österreich schreckt niemanden wirklich, gegen EM-Debütant Polen hat Deutschland nie verloren. Nur die Kroaten hat man beim DFB nicht in angenehmer Erinnerung – nicht seit dem WM-Aus 1998. Erstmals vertritt Bundestrainer Joachim Löw Deutschland bei einer Auslosung. Was der Kicker in großen Zeilen ausdrückt – Hammer-Glück statt Hammer-Los – drückt Löw etwas gewählter aus: „Ich war schon vor der Auslosung entspannt und bin es auch jetzt. Eine lösbare Gruppe. Wir dürfen niemanden unterschätzen, vor allem auch nicht die Österreicher.“ Wahre Worte. Im entscheidenden Spiel um den Einzug ins Viertelfinale rettet die DFB-Elf nur ein Freistoßtor von Michael Ballack gegen entschlossen kämpfende Österreicher (1:0). Der Weg führte bekanntlich weiter bis ins Finale. Da soll er auch 2012 wieder hinführen, egal welche Lose heute fallen.

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Zum neunten Mal bereits wartet Fußball-Deutschland vor einer Europameisterschaft auf eine Auslosung. Trotz grandioser und makelloser Qualifikation ist das DFB-Flaggschiff heute (ab 18 Uhr, live in der ARD und bei Eurosport) dabei erstmals seit 1970 vor einem Turnier - inklusive Weltmeisterschaften - nicht gesetzt, sondern „nur“ in Lostopf 2.

Doch leichte Gegner hat es bei einer EM-Endrunde bislang selbst als Gruppenkopf fürs DFB-Team kaum gegeben, jedenfalls bewiesen beispielsweise Griechenland (1980) oder Lettland (2004), die uns jeweils ein 0:0 abtrotzten, dass sie diese Einschätzung nicht verdienten.

"So ein Glück: nicht Italien!"

Seit in Vorrunden-Gruppen um die EM gespielt wird, also seit 1980 in Italien (von 1960 bis 76 agierten nur je vier Mannschaften bei den Endrunden, die gleich mit dem Halbfinale begannen), hat Deutschland sie fünfmal überstanden und dreimal (1984, 2000, 2004) nicht. Zum Vergleich: Bei WM-Turnieren ist die Nationalmannschaft immer weitergekommen, exakt 15-mal, was den Qualitätsunterschied zwischen EM und WM unterstreicht.

Nach der allerersten Auslosung im Januar 1980, als Deutschland immerhin Europameister CSSR und Vize-Weltmeister Niederlande zugelost wurde, war die Erleichterung dennoch groß. „So ein Glück: nicht Italien!“, titelte der Kicker. Auch Bundestrainer Jupp Derwall war froh, dem Gastgeber, den Deutschland bis heute bei Turnieren nie geschlagen hat, entgangen zu sein: „Wir können durchaus zufrieden sein. Wir brauchen weder gegen Italien noch gegen England zu spielen, das wiegt schon den Nachteil auf, dass wir jedes Spiel in einer anderen Stadt austragen müssen.“

Tatsächlich musste der Gruppenkopf entgegen dem WM-Modus zu jedem Spiel reisen. Deutschland warf das nicht aus der Bahn, schon vor dem letzten Spiel gegen die Griechen (0:0) stand die Final-Teilnahme fest und dann klappte es ja bekanntlich auch mit dem Titel. Die ersten Gruppengegner, die Tschechen und die Niederländer, hat Deutschland übrigens am häufigsten zugelost bekommen – jeweils drei Mal. Insgesamt führte das Los Deutschland bei Endrunden 17 verschiedene Gegner zu.

Und so ging es weiter

1984 in Paris: Gruppenkopf Deutschland, immerhin Vize-Weltmeister, aber im Formtief, trifft auf Portugal, Rumänien und Spanien. Jupp Derwall analysiert: „Wir haben Gegner, die uns oft nicht gelegen haben - es sind alles südländische Mannschaften. Wir sind kein Favorit.“ Kapitän Karl-Heinz Rummenigge diplomatisch: „Bei einem EM-Turnier gibt es keine leichten Gegner, auch wenn wir zugeben müssen, dass wir nach der Papierform die leichtere Gruppe erwischt haben. Unser schwerster Gegner dürfte Spanien sein.“ Prophetische Worte: Spanien wirft die DFB-Elf durch ein Tor in letzter Minute aus dem Turnier.

1988 in Düsseldorf: Gastgeber Deutschland trifft auf Angstgegner Italien, Dänemark und erneut auf Spanien. Der achtjährige Sohn von Ulli Stielike, Christian, zieht die Lose und verschafft Teamchef Franz Beckenbauers Elf reichlich Gelegenheit, offene Rechnungen zu begleichen. Gegen Italien hat die DFB-Elf das WM-Finale 1982 verloren, gegen die Dänen das WM-Gruppenspiel 1986 und von Spanien war schon die Rede. Die Experten-Aussagen weichen stark voneinander ab. Nationalspieler Klaus Allofs spricht von einer „extrem schweren Gruppe“, Kollege Thomas Berthold dagegen glaubt: „Nach dieser Auslosung müssen wir eigentlich weiterkommen.“ Günter Netzer hat schon eine Ahnung, was da kommen wird: „Es ist ein Glück, dass wir nicht die Niederlande treffen. Weil ich sie als den Geheimfavoriten einschätze.“ Deutschland wird am späteren Champion im Halbfinale scheitern, wieder durch ein sehr spätes Tor.

1992 in Göteborg: Weltmeister Deutschland kommt mit dem Europameister Niederlande in eine Gruppe. Da wirken Russland und Schottland wie Staffage. „Manche Fachleute wollten bereits Wetten abschließen, dass beide Teams eine Woche später erneut in Göteborg aufeinandertreffen, dann aber im Endspiel“, schrieb der Kicker. Bei Buchmachern ist Deutschland unmittelbar nach der Auslosung Titelfavorit mit einer Quote von 3,25:1. Bundestrainer Berti Vogts sagt deutlich: Jetzt müssen wir das Halbfinale schaffen. Alles andere wäre schon eine bittere Enttäuschung!“ Und doch hätte es sie um ein Haar gegeben, denn die DFB-Elf gewinnt nur ein Spiel und wäre nach dem 1:3 gegen die Niederländer ausgeschieden, hätten nicht die schon ausgeschiedenen Schotten Russland geschlagen. Im Finale scheitert Deutschland dann am absoluten Außenseiter Dänemark, der bei der Auslosung noch gar kein Thema ist und erst kurzfristig für das im Bürgerkrieg sich befindende Jugoslawien nachrücken wird.

1995 in Birmingham: Das Los führt den Deutschen Vize-Weltmeister Italien und wie 1992 wieder die Russen zu, außerdem die Tschechen. Der Kicker nennt das „Die Dynamit-Gruppe“ und Berti Vogts sagt: „Der Favorit heißt für mich Italien.“ Kollege Arrigo Sacchi erwidert: „Wir akzeptieren die Rolle als Favoriten und hoffen, dass wir ihr gerecht werden können.“ Die Tschechen sind besonders enttäuscht, Nationalspieler Jan Suchoparek findet: „Schwerer hätte es nicht kommen können.“ Vor allem aber kommt es wieder mal ganz anders: Italien scheidet schon in der Vorrunde aus, weil es sich an Deutschland im letzten Spiel die Zähne ausbeißt (0:0) und die Tschechen spielen gleich zweimal gegen Deutschland: zum Anfang und zum Ende – das Finale aber gewinnt Deutschland dank zweier Joker-Tore von Oliver Bierhoff mit 2:1.

1999 in Brüssel: Auch vor der ersten Endrunde mit zwei Veranstaltern behielt Deutschland seinen Status als Gruppenkopf. Wie in England gab es ja mittlerweile vier Gruppen und trotz einer mühsamen Qualifikation wurde der Titelverteidiger gesetzt. Und wieder hätte es schlimmer kommen können: Während Mit-Gastgeber Niederlande auf Weltmeister Frankreich und Vize-Europameister Tschechien trifft, teilt Losfee Johan Cruyff den Deutschen Rumänien, Portugal und England zu. „Ich weiß nicht, wer lauter aufgeschrien ha, die Deutschen oder die Engländer“, sagt Augen- und Ohrenzeuge Thomas Helmer, der die EM-Trophäe in die Hände der UEFA zurückbrachte. England bescherte unser Elf das Los kurz zuvor auch in der WM-Qualifikation, aber Bundestrainer Erich Ribbeck schockt das nicht: „Ich hatte mir das Los nicht gewünscht, aber ich freue mich auf die Engländer. Da können wir beweisen, wo wir international stehen.“ Von einem Glückslos redet aber niemand. Nach einem Gespräch mit Kollege Frank Rijkaard (Niederlande) sagt Ribbeck: „Wir waren uns einig: Holland und Deutschland haben die schwersten Gruppen erwischt.“ Für Deutschland wird sie zu schwer sein, mit nur einem Punkt (1:1 gegen Rumänien) scheidet die DFB-Elf aus.

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2003 in Lissabon: Als Vize-Weltmeister ist Deutschland wieder Gruppenkopf. Mit Tschechien und Erz-Rivale Niederlande warten alte Bekannte, Lettland wird klammheimlich als Punktelieferant gesehen. Das Los hat auch Konsequenzen für den Terminplan: ein für den Februar avisiertes Testspiel gegen die Holländer wird abgesagt, nicht nur DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder hält es für unglücklich ausgerechnet gegen den Gruppen-gegner Strategien einzuüben. MV spricht auch angesichts der Formkrise der Nationalelf dennoch von „der schwersten Gruppe“. Oliver Kahn, der deutsche Kapitän, nimmt es positiv: „Eine sehr starke Gruppe. Gut, dass wir gleich gegen die Holländer spielen. Da wissen wir, woran wir sind.“ Teamchef Rudi Völler, dem der Kicker süffisant „Viel Vergnügen, Rudi!“ wünscht, beklagt: „Es waren Kombinationen möglich, die auf dem Papier leichter ausgesehen hätten.“ Das sprichwörtliche deutsche Losglück ist plötzlich verschwunden, das Turnierglück auch: wieder Aus in der Vorrunde, zum Stolperstein werden ausgerechnet die Letten, Tschechiens B-Elf wird den Todesstoß setzen (2:1).

2007 in Luzern: Die Kapitäne aller bisherigen Europameister ziehen die Lose. Jürgen Klinsmann ist dabei behilflich, dass Deutschland sich in Gruppe B durchaus wohlfühlt: Mit-Gastgeber Österreich schreckt niemanden wirklich, gegen EM-Debütant Polen hat Deutschland nie verloren. Nur die Kroaten hat man beim DFB nicht in angenehmer Erinnerung – nicht seit dem WM-Aus 1998. Erstmals vertritt Bundestrainer Joachim Löw Deutschland bei einer Auslosung. Was der Kicker in großen Zeilen ausdrückt – Hammer-Glück statt Hammer-Los – drückt Löw etwas gewählter aus: „Ich war schon vor der Auslosung entspannt und bin es auch jetzt. Eine lösbare Gruppe. Wir dürfen niemanden unterschätzen, vor allem auch nicht die Österreicher.“ Wahre Worte. Im entscheidenden Spiel um den Einzug ins Viertelfinale rettet die DFB-Elf nur ein Freistoßtor von Michael Ballack gegen entschlossen kämpfende Österreicher (1:0). Der Weg führte bekanntlich weiter bis ins Finale. Da soll er auch 2012 wieder hinführen, egal welche Lose heute fallen.