EM-Auslosung: Man kennt sich von früher

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Das Los hat die deutsche Nationalmannschaft ausschließlich mit Gegnern zusammen geführt, denen sie bei EM-Endrunden schon mehrmals begegnet ist. Ein kurzer Überblick über die gemeinsame EM-Historie.

Portugal

Die Portugiesen waren bisher zweimal deutscher Vorrundengegner und taugen nicht gerade als gutes Omen: sowohl 1984 in Frankreich als auch 2000 in Belgien/Niederlande schied Deutschland in der Vorrunde aus. Es ist also Zeit, etwas daran zu ändern.

1984 standen sie der Elf von Jupp Derwall im Auftaktspiel gegenüber. 50.000 Zuschauer sahen in Straßburg keine Tore und viele Fehler. „Europameister blieb in den Startblöcken“, schrieb die Deutsche Presse-Agentur. Dabei war das Stadion fest in deutscher Hand, über 25.000 Anhänger hatten Karten erworben.

Enttäuscht war auch Kapitän Karl-Heinz Rummenigge, den Derwall ins Mittelfeld gestellt hatte. Nach der Partie sagte der Bayern-Stürmer: „Wenn es nach mir geht, ist meine Mittelfeldkarriere beendet.“ Portugals Trainer Fernando Cabrita schob das Niveau auf das Wetter: „Die Hitze drückte auf die Leistungen beider Mannschaften.“ Kurios: Die Portugiesen demonstrierten Blockbildung in Reinkultur, die 13 eingesetzten Spieler kamen entweder vom FC Porto oder von Benfica Lissabon.

Conçeicão beendet Ribbecks Amtszeit

Noch größer war die Enttäuschung im deutschen Lager am 20. Juni 2000, als das bereits qualifizierte Portugal mit einer B-Elf 3:0 gewann. Trainer Coelho hatte auf neun Stammspieler verzichtet, aber es reichte dennoch an diesem Abend für Deutschland. Sergio Conçeicão von Lazio Rom erzielte alle drei Tore. In Rotterdam endete nicht nur der deutsche EM-Traum, sondern auch die Dienstzeit von Bundestrainer Erich Ribbeck, der zurücktrat. Auch für Rekordnationalspieler Lothar Matthäus war es das letzte Länderspiel, er hatte wahrlich einen besseren Abschied verdient.

Bei der EM 2008 gab es dann das erste K.o-Spiel gegen die Portugiesen. Daran erinnern sich deutsche Anhänger um einiges lieber. Im Viertelfinale von Basel bot das Löw-Team sein bestes Turnierspiel und gewann mit 3:2. Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose sorgten binnen vier Minuten für eine 2:0-Führung. Nuno Gomes verkürzte für den damaligen Turnier-Geheimfavoriten, mit 2:1 ging es in die Kabinen. In der 61. Minute gelang Kapitän Michael Ballack per Kopf das vorentscheidende 3:1, Helger Postigas Anschlusstreffer kam zu spät.

Der deutsche Matchwinner trug zwar keine Rückennummer, ließ sich aber doch in Zahlen ausdrücken: 4-2-3-1. Die Systemänderung, nur eine statt zwei Spitzen, drei offensive Mittelfeldspieler und zwei „Sechser“, erwies sich als goldrichtig. „Kompakt und konsequent: Löws Taktik greift“, lobte der Kicker.

Niederlande

Der große WM-Rivale der 70er begegnete dem DFB bei EM-Endrunden viermal. Erstmals am 17. Juni 1980, da stieg in Neapel das zweite Vorrundenspiel. Es stand im Schatten eines Mannes: Klaus Allofs von Fortuna Düsseldorf schoss alle Tore zum 3:2-Sieg. Nach 66 Minuten stand es 3:0 und Bundestrainer Jupp Derwall dachte schon weiter: Mit Hansi Müller und Kapitän Bernard Dietz wechselte er Leistungsträger aus, die er im Finale brauchte. Beinahe hätte sich das noch gerächt, Debütant Lothar Matthäus verursachte in seinem Kurzeinsatz einen Elfmeter, den Johnny Rep (80.) verwandelte. Nach dem 3:2 von Willy van de Kerkhof war noch mal Zittern angesagt, ehe das Finale erreicht war – das Deutschland gegen Belgien 2:1 gewann.

Beim nächsten Wiedersehen allerdings verbauten die Nachbarn den Weg ins Finale: Die 1:2-Niederlage im Halbfinale der EM 1988 tat besonders weh, passierte sie doch im eigenen Land. Auch wenn es an jenem 21. Juni 1988 durchaus den Anschein erweckte, dass das Spiel nicht in Hamburg, sondern in Amsterdam ausgetragen werden würde. Zehntausende niederländischer Fans, in Orange gekleidet, sorgten für Heimatmosphäre im fremden Land. Dennoch ging Deutschland durch einen von Lothar Matthäus verwandelten Elfmeter in Führung (55.). Aber auch die Gäste erhielten einen Strafstoß, den Ronald Koeman (74.) verwandelte. Kurz vor Abpfiff dann die Entscheidung: Jürgen Kohler kam gegen Marco van Basten einen Sekundenbruchteil zu spät und Torwart Eike Immel war ohne Chance.

Trotz Niederlage im Gruppenspiel weiter

Das nächste EM-Spiel ging wieder an die Niederländer. In Schweden unterlag Deutschland unter Berti Vogts dem Titelverteidiger im letzten Gruppenspiel am 18. Juni 1992 in Göteborg mit 1:3. Nach dem niederländischen Blitzstart (2:0 nach 15 Minuten) wechselte Vogts Abwehrchef Manfred Binz zur Pause aus. Er spielte nie wieder. Jürgen Klinsmann brachte den Weltmeister nach 54 Minuten heran, aber die an diesem Tag überlegenen Niederländer legten nach: Das 3:1 von Dennis Bergkamp (72.) bedeutete die Entscheidung. Aber nicht das Aus, womit alle gerechnet hatten. Da die bereits ausgeschiedenen Schotten die Russen schlugen, blieben die Deutschen im Turnier und erreichte im Gegensatz zu den Niederländern das Finale.

Bei der EM 2004 endete die Begegnung mit einem Unentschieden (1:1), doch fühlten sich die Deutschen nach dem Abpfiff in Porto fast schon wie Sieger. Eine solch starke Leistung hatte der Völler-Elf niemand zugetraut gegen den Turnier-Favoriten. Außer Rudi Völler, der sagte: „Es ist das passiert, woran ich immer geglaubt habe.“ Lange Zeit sah es gar nach einem wirklichen Sieg aus, denn seit der 30. Minute lagen sie dank eines als Flanke getarnten Freistoßes von Torsten Frings in Führung.

In der 81. Minute aber glückte Ruud von Nistelrooy nach einer Unaufmerksamkeit des gerade eingewechselten Fabian Ernst der Ausgleich. „Ich kann mich bei der Mannschaft nur entschuldigen“, sagte der Bremer. Kurz vor ihm wurde übrigens ein gewisser Bastian Schweinsteiger eingewechselt: Der 19-Jährige kam zu seinem zweiten Länderspiel. Seitdem hat er nie mehr gegen die Niederländer gespielt, obwohl er nunmehr 90 Einsätze hinter sich hat. 2012 gibt es Gelegenheit für ein Wiedersehen.

Dänemark

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Auf die Dänen traf Deutschland bisher zweimal bei EM-Endrunden – 1988 und 1992. Im zweiten Vorrundenspiel bei der EM im eigenen Land glückte der Auswahl von Teamchef Franz Beckenbauer am 14. Juni 1988 in Gelsenkirchen ein 2:0-Sieg. Auf dänischer Seite saß auch ein Deutscher: Sepp Piontek trainierte den neuen Stern am Fußballhimmel, der 1984 schon überraschend das Halbfinale erreicht und die Deutschen bei der WM 1986 mit 2:0 geschlagen hatte. Mit den Kölnern Morten Olsen und Flemming Povlsen standen zwei Bundesliga-Legionäre im Team von „Danish Dynamite“.

Piontek heizte die Stimmung an: „Gegen Deutschland geht es um alles oder nichts, aber unser Gegner steht noch unter größerem Erfolgszwang.“ Davon aber war wenig zu spüren, die Deutschen verkrampften nicht und boten eine passable Leistung. Ein frühes Tor von Jürgen Klinsmann (10.), der einen Abpraller mühelos in den Kasten von Peter Schmeichel einschob, lief das deutsche Spiel. Nicht glanzvoll, aber souverän wurde der nördliche Nachbar beherrscht. Bezwungen war er aber erst nach dem Kopfballtor von Olaf Thon (87.), für den Schalker war es sein vorläufiges Abschiedsspiel im Parkstadion – er wechselte zu Bayern. Franz Beckenbauer flog gleich nach Abpfiff per Hubschrauber nach Frankfurt, um den kommenden Gegner zu beobachten. Zufrieden sagte er: „Wir haben das wichtigste Spiel dieser EM gewonnen.“ Das zeugte vom Respekt vor den Dänen.

Unverhofft zum EM-Titel - "Danish Dynamite" jubelt

Der war 1992 zwar auch groß, doch im Finale von Göteborg war der Weltmeister natürlich Favorit. Die Dänen waren schließlich ohne angemessene Vorbereitung als Nachrücker für Jugoslawien nach Schweden gekommen und hatten nichts zu verlieren. Aber sie waren fit genug, um Europameister zu werden. So waren die Deutschen nur Nebendarsteller in einer der wundersamsten Geschichten, die der Fußball je geschrieben hat. „Mit dem Sieg Dänemarks wird die Frage nach der Verwissenschaftlichung des Fußballs wieder aufgeworfen“, schrieb Kicker-Chefredakteur Rainer Holzschuh.

Flemming Povlsen, mittlerweile bei Borussia Dortmund, erzählte über den Teamgeist: „Wir waren mit 20 Mann beim Minigolfen, nicht mit elf.“ Und Brian Laudrups Geständnis „Wir waren auch alle mal bei McDonalds“ verfestigte das Bild von der lockeren Freizeittruppe, die auf Ernährungs- und sonstige Wissenschaften pfeift. Am Finaltag, gab Torwart Peter Schmeichel zu, „hatten wir auch einfach Glück gehabt“. In der Tat wurde Andy Brehme durchaus strafwürdig von Kim Vilfort vor dem 0:1 durch John Jensen attackiert. Aber danach waren noch 70 Minuten Zeit, auszugleichen. Doch die Deutschen hatten kaum Chancen und nach Vilforts Distanzschuss zum 0:2 stand der dänischen Party nichts mehr im Wege. 20 Jahre später kann Deutschland endlich Revanche nehmen.

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Das Los hat die deutsche Nationalmannschaft ausschließlich mit Gegnern zusammen geführt, denen sie bei EM-Endrunden schon mehrmals begegnet ist. Ein kurzer Überblick über die gemeinsame EM-Historie.

Portugal

Die Portugiesen waren bisher zweimal deutscher Vorrundengegner und taugen nicht gerade als gutes Omen: sowohl 1984 in Frankreich als auch 2000 in Belgien/Niederlande schied Deutschland in der Vorrunde aus. Es ist also Zeit, etwas daran zu ändern.

1984 standen sie der Elf von Jupp Derwall im Auftaktspiel gegenüber. 50.000 Zuschauer sahen in Straßburg keine Tore und viele Fehler. „Europameister blieb in den Startblöcken“, schrieb die Deutsche Presse-Agentur. Dabei war das Stadion fest in deutscher Hand, über 25.000 Anhänger hatten Karten erworben.

Enttäuscht war auch Kapitän Karl-Heinz Rummenigge, den Derwall ins Mittelfeld gestellt hatte. Nach der Partie sagte der Bayern-Stürmer: „Wenn es nach mir geht, ist meine Mittelfeldkarriere beendet.“ Portugals Trainer Fernando Cabrita schob das Niveau auf das Wetter: „Die Hitze drückte auf die Leistungen beider Mannschaften.“ Kurios: Die Portugiesen demonstrierten Blockbildung in Reinkultur, die 13 eingesetzten Spieler kamen entweder vom FC Porto oder von Benfica Lissabon.

Conçeicão beendet Ribbecks Amtszeit

Noch größer war die Enttäuschung im deutschen Lager am 20. Juni 2000, als das bereits qualifizierte Portugal mit einer B-Elf 3:0 gewann. Trainer Coelho hatte auf neun Stammspieler verzichtet, aber es reichte dennoch an diesem Abend für Deutschland. Sergio Conçeicão von Lazio Rom erzielte alle drei Tore. In Rotterdam endete nicht nur der deutsche EM-Traum, sondern auch die Dienstzeit von Bundestrainer Erich Ribbeck, der zurücktrat. Auch für Rekordnationalspieler Lothar Matthäus war es das letzte Länderspiel, er hatte wahrlich einen besseren Abschied verdient.

Bei der EM 2008 gab es dann das erste K.o-Spiel gegen die Portugiesen. Daran erinnern sich deutsche Anhänger um einiges lieber. Im Viertelfinale von Basel bot das Löw-Team sein bestes Turnierspiel und gewann mit 3:2. Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose sorgten binnen vier Minuten für eine 2:0-Führung. Nuno Gomes verkürzte für den damaligen Turnier-Geheimfavoriten, mit 2:1 ging es in die Kabinen. In der 61. Minute gelang Kapitän Michael Ballack per Kopf das vorentscheidende 3:1, Helger Postigas Anschlusstreffer kam zu spät.

Der deutsche Matchwinner trug zwar keine Rückennummer, ließ sich aber doch in Zahlen ausdrücken: 4-2-3-1. Die Systemänderung, nur eine statt zwei Spitzen, drei offensive Mittelfeldspieler und zwei „Sechser“, erwies sich als goldrichtig. „Kompakt und konsequent: Löws Taktik greift“, lobte der Kicker.

Niederlande

Der große WM-Rivale der 70er begegnete dem DFB bei EM-Endrunden viermal. Erstmals am 17. Juni 1980, da stieg in Neapel das zweite Vorrundenspiel. Es stand im Schatten eines Mannes: Klaus Allofs von Fortuna Düsseldorf schoss alle Tore zum 3:2-Sieg. Nach 66 Minuten stand es 3:0 und Bundestrainer Jupp Derwall dachte schon weiter: Mit Hansi Müller und Kapitän Bernard Dietz wechselte er Leistungsträger aus, die er im Finale brauchte. Beinahe hätte sich das noch gerächt, Debütant Lothar Matthäus verursachte in seinem Kurzeinsatz einen Elfmeter, den Johnny Rep (80.) verwandelte. Nach dem 3:2 von Willy van de Kerkhof war noch mal Zittern angesagt, ehe das Finale erreicht war – das Deutschland gegen Belgien 2:1 gewann.

Beim nächsten Wiedersehen allerdings verbauten die Nachbarn den Weg ins Finale: Die 1:2-Niederlage im Halbfinale der EM 1988 tat besonders weh, passierte sie doch im eigenen Land. Auch wenn es an jenem 21. Juni 1988 durchaus den Anschein erweckte, dass das Spiel nicht in Hamburg, sondern in Amsterdam ausgetragen werden würde. Zehntausende niederländischer Fans, in Orange gekleidet, sorgten für Heimatmosphäre im fremden Land. Dennoch ging Deutschland durch einen von Lothar Matthäus verwandelten Elfmeter in Führung (55.). Aber auch die Gäste erhielten einen Strafstoß, den Ronald Koeman (74.) verwandelte. Kurz vor Abpfiff dann die Entscheidung: Jürgen Kohler kam gegen Marco van Basten einen Sekundenbruchteil zu spät und Torwart Eike Immel war ohne Chance.

Trotz Niederlage im Gruppenspiel weiter

Das nächste EM-Spiel ging wieder an die Niederländer. In Schweden unterlag Deutschland unter Berti Vogts dem Titelverteidiger im letzten Gruppenspiel am 18. Juni 1992 in Göteborg mit 1:3. Nach dem niederländischen Blitzstart (2:0 nach 15 Minuten) wechselte Vogts Abwehrchef Manfred Binz zur Pause aus. Er spielte nie wieder. Jürgen Klinsmann brachte den Weltmeister nach 54 Minuten heran, aber die an diesem Tag überlegenen Niederländer legten nach: Das 3:1 von Dennis Bergkamp (72.) bedeutete die Entscheidung. Aber nicht das Aus, womit alle gerechnet hatten. Da die bereits ausgeschiedenen Schotten die Russen schlugen, blieben die Deutschen im Turnier und erreichte im Gegensatz zu den Niederländern das Finale.

Bei der EM 2004 endete die Begegnung mit einem Unentschieden (1:1), doch fühlten sich die Deutschen nach dem Abpfiff in Porto fast schon wie Sieger. Eine solch starke Leistung hatte der Völler-Elf niemand zugetraut gegen den Turnier-Favoriten. Außer Rudi Völler, der sagte: „Es ist das passiert, woran ich immer geglaubt habe.“ Lange Zeit sah es gar nach einem wirklichen Sieg aus, denn seit der 30. Minute lagen sie dank eines als Flanke getarnten Freistoßes von Torsten Frings in Führung.

In der 81. Minute aber glückte Ruud von Nistelrooy nach einer Unaufmerksamkeit des gerade eingewechselten Fabian Ernst der Ausgleich. „Ich kann mich bei der Mannschaft nur entschuldigen“, sagte der Bremer. Kurz vor ihm wurde übrigens ein gewisser Bastian Schweinsteiger eingewechselt: Der 19-Jährige kam zu seinem zweiten Länderspiel. Seitdem hat er nie mehr gegen die Niederländer gespielt, obwohl er nunmehr 90 Einsätze hinter sich hat. 2012 gibt es Gelegenheit für ein Wiedersehen.

Dänemark

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Auf die Dänen traf Deutschland bisher zweimal bei EM-Endrunden – 1988 und 1992. Im zweiten Vorrundenspiel bei der EM im eigenen Land glückte der Auswahl von Teamchef Franz Beckenbauer am 14. Juni 1988 in Gelsenkirchen ein 2:0-Sieg. Auf dänischer Seite saß auch ein Deutscher: Sepp Piontek trainierte den neuen Stern am Fußballhimmel, der 1984 schon überraschend das Halbfinale erreicht und die Deutschen bei der WM 1986 mit 2:0 geschlagen hatte. Mit den Kölnern Morten Olsen und Flemming Povlsen standen zwei Bundesliga-Legionäre im Team von „Danish Dynamite“.

Piontek heizte die Stimmung an: „Gegen Deutschland geht es um alles oder nichts, aber unser Gegner steht noch unter größerem Erfolgszwang.“ Davon aber war wenig zu spüren, die Deutschen verkrampften nicht und boten eine passable Leistung. Ein frühes Tor von Jürgen Klinsmann (10.), der einen Abpraller mühelos in den Kasten von Peter Schmeichel einschob, lief das deutsche Spiel. Nicht glanzvoll, aber souverän wurde der nördliche Nachbar beherrscht. Bezwungen war er aber erst nach dem Kopfballtor von Olaf Thon (87.), für den Schalker war es sein vorläufiges Abschiedsspiel im Parkstadion – er wechselte zu Bayern. Franz Beckenbauer flog gleich nach Abpfiff per Hubschrauber nach Frankfurt, um den kommenden Gegner zu beobachten. Zufrieden sagte er: „Wir haben das wichtigste Spiel dieser EM gewonnen.“ Das zeugte vom Respekt vor den Dänen.

Unverhofft zum EM-Titel - "Danish Dynamite" jubelt

Der war 1992 zwar auch groß, doch im Finale von Göteborg war der Weltmeister natürlich Favorit. Die Dänen waren schließlich ohne angemessene Vorbereitung als Nachrücker für Jugoslawien nach Schweden gekommen und hatten nichts zu verlieren. Aber sie waren fit genug, um Europameister zu werden. So waren die Deutschen nur Nebendarsteller in einer der wundersamsten Geschichten, die der Fußball je geschrieben hat. „Mit dem Sieg Dänemarks wird die Frage nach der Verwissenschaftlichung des Fußballs wieder aufgeworfen“, schrieb Kicker-Chefredakteur Rainer Holzschuh.

Flemming Povlsen, mittlerweile bei Borussia Dortmund, erzählte über den Teamgeist: „Wir waren mit 20 Mann beim Minigolfen, nicht mit elf.“ Und Brian Laudrups Geständnis „Wir waren auch alle mal bei McDonalds“ verfestigte das Bild von der lockeren Freizeittruppe, die auf Ernährungs- und sonstige Wissenschaften pfeift. Am Finaltag, gab Torwart Peter Schmeichel zu, „hatten wir auch einfach Glück gehabt“. In der Tat wurde Andy Brehme durchaus strafwürdig von Kim Vilfort vor dem 0:1 durch John Jensen attackiert. Aber danach waren noch 70 Minuten Zeit, auszugleichen. Doch die Deutschen hatten kaum Chancen und nach Vilforts Distanzschuss zum 0:2 stand der dänischen Party nichts mehr im Wege. 20 Jahre später kann Deutschland endlich Revanche nehmen.