Elsig: "Ein Rädchen greift perfekt ins nächste"

Die Allianz Frauen-Bundesliga startet heute (ab 14 Uhr) mit Nachholpartien in die zweite Saisonhälfte, unter anderem mit dem Duell zwischen dem SC Sand und Turbine Potsdam. Im DFB.de-Interview ordnet Turbines Abwehrchefin Johanna Elsig die Chancen ein, doch noch die Champions League zu erreichen und spricht über ihren WM-Traum.

DFB.de: Frau Elsig, die Winterpause geht zu Ende. Sie treffen in einem Nachholspiel auf den SC Sand. Was auffällig ist vor dem Start in die zweite Saisonhälfte: Sie haben mit Turbine erst neun Gegentreffer kassiert und stellen damit die zweitbeste Defensive in der Allianz Frauen-Bundesliga.

Johanna Elsig: Diese Statistik freut mich als Abwehrspielerin natürlich. Mittlerweile funktioniert es in der Defensive richtig gut. Wir hatten in den ersten Begegnungen grundsätzlich etwas Probleme und haben Niederlagen gegen die TSG Hoffenheim und SGS Essen kassiert. Das ist immer noch ärgerlich, weil uns diese Punkte jetzt fehlen. Aber danach haben wir uns stabilisiert. Das liegt auch daran, weil wir auf Dreierkette umgestellt haben. Dieses System kommt uns sehr entgegen. Jede Spielerin weiß, wo in der Defensive ihre Aufgabe liegt. Wir verteidigen im Mannschaftsverbund sehr gut. Das eine Rädchen greift derzeit ziemlich perfekt in das nächste.

DFB.de: In dieser starken Defensive haben Sie in jeder Minute auf dem Platz gestanden.

Elsig: Ich bin glücklich, dass ich das Vertrauen des Trainerteams spüre. Das ist ganz wichtig für mich und meine Leistungen. Ich versuche immer, die Mannschaft aus der Abwehr heraus zu steuern. Bis jetzt habe ich den Eindruck, dass das ganz gut funktioniert. Zumindest sprechen neun Gegentreffer nach zwölf Begegnungen dafür.

DFB.de: Trotz dieser starken Defensive belegen Sie derzeit nur Rang vier. Mit einem Sieg in Sand können Sie immerhin noch auf Platz drei springen. Warum sind Sie nicht besser platziert?

Elsig: Ganz einfach: weil wir leider einige Punkte leichtfertig liegen gelassen haben. Die beiden Begegnungen gegen Essen und Hoffenheim habe ich schon angesprochen. Dazu kamen Unentschieden gegen Bayern München und den VfL Wolfsburg, was durchaus in Ordnung geht. Mit ein bisschen Glück hätten wir da auch gewinnen können. Wirklich ärgerlich ist dann allerdings wiederum das 1:1 gegen Hoffenheim im letzten Spiel vor Weihnachten. Wir haben da die erste Halbzeit etwas verschlafen, waren insgesamt meiner Meinung nach aber klar die bessere Mannschaft. Diese Punkte fehlen uns jetzt. Und das tut weh. Aber wir geben nicht auf. Wir kämpfen weiter.

DFB.de: Was ist denn noch möglich?

Elsig: Kurzfristig wollen wir Sand schlagen und damit auf Platz drei springen. Viel weiter nach vorne schauen wir gar nicht. Klar ist aber auch, dass wir uns wahrscheinlich keinen weiteren Ausrutscher mehr leisten dürfen, wenn wir nochmal über die Champions League sprechen wollen. Eigentlich müssen wir dafür ab jetzt alle Spiele gewinnen. Natürlich spielt Bayern in Kürze gegen Wolfsburg. Wir müssen noch in München antreten. Es ist noch möglich, nochmal oben anzugreifen. Aber wir brauchen dafür auch etwas Glück.

DFB.de: Sand ist traditionell ein unangenehmer Gegner.

Elsig: Ja, darauf sind wir vorbereitet. Der Platz dort ist klein, die Zuschauer sind nah dran. Das sind spezielle Voraussetzungen, die wir aber auch schon kennen. Die Vorbereitung war insgesamt etwas kompliziert aus meiner Sicht. Wir hatten zwischendurch den Lehrgang mit der Nationalmannschaft. Viele waren deswegen nicht beim Mannschaftstraining. Dazu kommt, dass bei diesem Wetter die Trainingsbedingungen in Potsdam nicht optimal sind. Aber es bringt nichts zu jammern. Die Pause war kurz. Wir sind bereit für alles, was kommt.

DFB.de: Sie haben den Lehrgang in Marbella mit der A-Nationalmannschaft und der neuen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg bereits angesprochen. Wie sind Ihre Eindrücke?

Elsig: Sehr positiv. Das Trainingslager war total lehrreich. Martina Voss-Tecklenburg macht einen super Eindruck auf mich. Sie legt viel Wert auf Details. Das bringt mich persönlich auch nochmal einen Schritt nach vorne. Man kommt nur weiter, wenn man auf Fehler hingewiesen wird. Insgesamt macht die Bundestrainerin einen sympathischen Eindruck und sie sucht immer wieder auch das Einzelgespräch. Natürlich war es teilweise auch intensiv und anstrengend, aber auch das gehört aus meiner Erfahrung einfach dazu. Ich denke schon, dass wir jetzt gut aufgestellt sind.

DFB.de: In Potsdam waren Sie in den vergangen drei Jahren unumstrittene Stammspieler. In der A-Nationalmannschaft kommen Sie auf elf Einsätze. Ist es auch eines Ihrer Ziele für dieses Jahr, dort regelmäßiger auf dem Platz zu stehen?

Elsig: Ja, ganz klar. Ich möchte auch bei der Nationalmannschaft nun den nächsten Schritt machen. Ich war immer wieder mal nah dran und hatte dann das Pech, von Verletzungen zurückgeworfen zu werden und mich wieder zurückkämpfen zu müssen. Inzwischen bin ich seit zwei Jahren kontinuierlich dabei, auch wenn ich nicht so viel spielen durfte. Aber unter der neuen Bundestrainerin werden die Karten nun neu gemischt. Ich werde alles geben. Das Fundament sind die Leistungen im Verein und in der Allianz Frauen-Bundesliga. Der nächste Schritt kommt dann fast von selbst. Dieses Jahr steht wieder eine WM auf dem Programm. Da möchte ich unbedingt dabei sein. Aber der Konkurrenzkampf ist groß. Und das ist auch gut so.

DFB.de: Ist die WM das Ziel aller Träume in diesem Sommer?

Elsig: Natürlich fiebere ich diesem Ereignis entgegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es meinen Mitspielerinnen in der Nationalmannschaft anders geht. Für mich wäre es die erste Weltmeisterschaft. Ich möchte unbedingt mal ein großes internationales Turnier spielen - vor allem in Frankreich, wo der Frauenfußball sehr populär ist und eine tolle Entwicklung genommen hat. Das wird wieder ein riesiges Fußballfest für Frauen.

DFB.de: In der Gruppe treffen Sie auf China, Südafrika und Spanien. Was ist von diesen Gegner zu erwarten?

Elsig: Wir haben noch nicht im Detail darüber gesprochen. Spanien ist für uns kein unbekannter Gegner. Das letzte Spiel unter Horst Hrubesch war gegen diesen Gegner und ist Unentschieden ausgegangen. Spanien ist eine spielstarke Nation, da müssen wir 100 Prozent abrufen. Bei China weiß ich gar nicht genau, was da auf uns zukommt. Manchmal haben die richtig gute Spiele dabei und teilweise können sie ihr Potenzial nicht abrufen. China ist unser Auftaktgegner, da wollen wir direkt mit einem guten Gefühl starten. Und die afrikanischen Mannschaften sind immer sehr unangenehm zu spielen, weil sie athletisch sind und kämpferisch gut auftreten.

DFB.de: Ist das Turnier auch eine gute Gelegenheit, um den Frauenfußball in Deutschland weiter zu pushen?

Elsig: Ja, ganz bestimmt. Wir wollen den Frauenfußball weiter vorantreiben. Wir haben schon im vergangenen Jahr unter Horst Hrubesch für viele positive Schlagzeilen sorgen können. Daran wollen wir natürlich gerne anknüpfen.

[sw]

Die Allianz Frauen-Bundesliga startet heute (ab 14 Uhr) mit Nachholpartien in die zweite Saisonhälfte, unter anderem mit dem Duell zwischen dem SC Sand und Turbine Potsdam. Im DFB.de-Interview ordnet Turbines Abwehrchefin Johanna Elsig die Chancen ein, doch noch die Champions League zu erreichen und spricht über ihren WM-Traum.

DFB.de: Frau Elsig, die Winterpause geht zu Ende. Sie treffen in einem Nachholspiel auf den SC Sand. Was auffällig ist vor dem Start in die zweite Saisonhälfte: Sie haben mit Turbine erst neun Gegentreffer kassiert und stellen damit die zweitbeste Defensive in der Allianz Frauen-Bundesliga.

Johanna Elsig: Diese Statistik freut mich als Abwehrspielerin natürlich. Mittlerweile funktioniert es in der Defensive richtig gut. Wir hatten in den ersten Begegnungen grundsätzlich etwas Probleme und haben Niederlagen gegen die TSG Hoffenheim und SGS Essen kassiert. Das ist immer noch ärgerlich, weil uns diese Punkte jetzt fehlen. Aber danach haben wir uns stabilisiert. Das liegt auch daran, weil wir auf Dreierkette umgestellt haben. Dieses System kommt uns sehr entgegen. Jede Spielerin weiß, wo in der Defensive ihre Aufgabe liegt. Wir verteidigen im Mannschaftsverbund sehr gut. Das eine Rädchen greift derzeit ziemlich perfekt in das nächste.

DFB.de: In dieser starken Defensive haben Sie in jeder Minute auf dem Platz gestanden.

Elsig: Ich bin glücklich, dass ich das Vertrauen des Trainerteams spüre. Das ist ganz wichtig für mich und meine Leistungen. Ich versuche immer, die Mannschaft aus der Abwehr heraus zu steuern. Bis jetzt habe ich den Eindruck, dass das ganz gut funktioniert. Zumindest sprechen neun Gegentreffer nach zwölf Begegnungen dafür.

DFB.de: Trotz dieser starken Defensive belegen Sie derzeit nur Rang vier. Mit einem Sieg in Sand können Sie immerhin noch auf Platz drei springen. Warum sind Sie nicht besser platziert?

Elsig: Ganz einfach: weil wir leider einige Punkte leichtfertig liegen gelassen haben. Die beiden Begegnungen gegen Essen und Hoffenheim habe ich schon angesprochen. Dazu kamen Unentschieden gegen Bayern München und den VfL Wolfsburg, was durchaus in Ordnung geht. Mit ein bisschen Glück hätten wir da auch gewinnen können. Wirklich ärgerlich ist dann allerdings wiederum das 1:1 gegen Hoffenheim im letzten Spiel vor Weihnachten. Wir haben da die erste Halbzeit etwas verschlafen, waren insgesamt meiner Meinung nach aber klar die bessere Mannschaft. Diese Punkte fehlen uns jetzt. Und das tut weh. Aber wir geben nicht auf. Wir kämpfen weiter.

DFB.de: Was ist denn noch möglich?

Elsig: Kurzfristig wollen wir Sand schlagen und damit auf Platz drei springen. Viel weiter nach vorne schauen wir gar nicht. Klar ist aber auch, dass wir uns wahrscheinlich keinen weiteren Ausrutscher mehr leisten dürfen, wenn wir nochmal über die Champions League sprechen wollen. Eigentlich müssen wir dafür ab jetzt alle Spiele gewinnen. Natürlich spielt Bayern in Kürze gegen Wolfsburg. Wir müssen noch in München antreten. Es ist noch möglich, nochmal oben anzugreifen. Aber wir brauchen dafür auch etwas Glück.

DFB.de: Sand ist traditionell ein unangenehmer Gegner.

Elsig: Ja, darauf sind wir vorbereitet. Der Platz dort ist klein, die Zuschauer sind nah dran. Das sind spezielle Voraussetzungen, die wir aber auch schon kennen. Die Vorbereitung war insgesamt etwas kompliziert aus meiner Sicht. Wir hatten zwischendurch den Lehrgang mit der Nationalmannschaft. Viele waren deswegen nicht beim Mannschaftstraining. Dazu kommt, dass bei diesem Wetter die Trainingsbedingungen in Potsdam nicht optimal sind. Aber es bringt nichts zu jammern. Die Pause war kurz. Wir sind bereit für alles, was kommt.

DFB.de: Sie haben den Lehrgang in Marbella mit der A-Nationalmannschaft und der neuen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg bereits angesprochen. Wie sind Ihre Eindrücke?

Elsig: Sehr positiv. Das Trainingslager war total lehrreich. Martina Voss-Tecklenburg macht einen super Eindruck auf mich. Sie legt viel Wert auf Details. Das bringt mich persönlich auch nochmal einen Schritt nach vorne. Man kommt nur weiter, wenn man auf Fehler hingewiesen wird. Insgesamt macht die Bundestrainerin einen sympathischen Eindruck und sie sucht immer wieder auch das Einzelgespräch. Natürlich war es teilweise auch intensiv und anstrengend, aber auch das gehört aus meiner Erfahrung einfach dazu. Ich denke schon, dass wir jetzt gut aufgestellt sind.

DFB.de: In Potsdam waren Sie in den vergangen drei Jahren unumstrittene Stammspieler. In der A-Nationalmannschaft kommen Sie auf elf Einsätze. Ist es auch eines Ihrer Ziele für dieses Jahr, dort regelmäßiger auf dem Platz zu stehen?

Elsig: Ja, ganz klar. Ich möchte auch bei der Nationalmannschaft nun den nächsten Schritt machen. Ich war immer wieder mal nah dran und hatte dann das Pech, von Verletzungen zurückgeworfen zu werden und mich wieder zurückkämpfen zu müssen. Inzwischen bin ich seit zwei Jahren kontinuierlich dabei, auch wenn ich nicht so viel spielen durfte. Aber unter der neuen Bundestrainerin werden die Karten nun neu gemischt. Ich werde alles geben. Das Fundament sind die Leistungen im Verein und in der Allianz Frauen-Bundesliga. Der nächste Schritt kommt dann fast von selbst. Dieses Jahr steht wieder eine WM auf dem Programm. Da möchte ich unbedingt dabei sein. Aber der Konkurrenzkampf ist groß. Und das ist auch gut so.

DFB.de: Ist die WM das Ziel aller Träume in diesem Sommer?

Elsig: Natürlich fiebere ich diesem Ereignis entgegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es meinen Mitspielerinnen in der Nationalmannschaft anders geht. Für mich wäre es die erste Weltmeisterschaft. Ich möchte unbedingt mal ein großes internationales Turnier spielen - vor allem in Frankreich, wo der Frauenfußball sehr populär ist und eine tolle Entwicklung genommen hat. Das wird wieder ein riesiges Fußballfest für Frauen.

DFB.de: In der Gruppe treffen Sie auf China, Südafrika und Spanien. Was ist von diesen Gegner zu erwarten?

Elsig: Wir haben noch nicht im Detail darüber gesprochen. Spanien ist für uns kein unbekannter Gegner. Das letzte Spiel unter Horst Hrubesch war gegen diesen Gegner und ist Unentschieden ausgegangen. Spanien ist eine spielstarke Nation, da müssen wir 100 Prozent abrufen. Bei China weiß ich gar nicht genau, was da auf uns zukommt. Manchmal haben die richtig gute Spiele dabei und teilweise können sie ihr Potenzial nicht abrufen. China ist unser Auftaktgegner, da wollen wir direkt mit einem guten Gefühl starten. Und die afrikanischen Mannschaften sind immer sehr unangenehm zu spielen, weil sie athletisch sind und kämpferisch gut auftreten.

DFB.de: Ist das Turnier auch eine gute Gelegenheit, um den Frauenfußball in Deutschland weiter zu pushen?

Elsig: Ja, ganz bestimmt. Wir wollen den Frauenfußball weiter vorantreiben. Wir haben schon im vergangenen Jahr unter Horst Hrubesch für viele positive Schlagzeilen sorgen können. Daran wollen wir natürlich gerne anknüpfen.

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