Eintracht mit "Kante" Madlung ins Achtelfinale?

Im Winter erinnerte sich Trainer Armin Veh an seinen einstigen Schützling und lotste ihn nach Frankfurt. Dabei schien mit dem 1. FC Nürnberg schon alles in trockenen Tüchern zu sein, doch er sprang im letzten Moment ab, wegen Trainer Veh. "Es ist sicherlich ein Vorteil, dass ich den Trainer kenne und weiß, was er von mir erwartet", sagt Madlung, die Eintracht passe zu ihm, sagt er noch. Die körperlichen Defizite waren schnell aufgeholt, er stand im neuen Jahr in allen fünf Bundesliga-Spielen auf dem Platz, im Pokal gegen Dortmund, in der Europa League.

Dass Madlung, dessen Wechsel im Winter in Frankfurt nicht auf die ungeteilte Zustimmung von so manchem fiel, so schnell Fuß fassen würde, hatten selbst Trainer Armin Veh und Sportdirektor Bruno Hübner nicht erwartet. "Er macht seine Sache bislang ordentlich", sagt Veh und hebt den Daumen. Weil Bamba Anderson wegen eines Anrisses des Syndesmosebandes länger ausfällt und Marco Russ im defensiven Mittelfeld gebraucht wird, ist Madlung schon zu einer Größe geworden – nach nur sechs Wochen. Er bildet mit Carlos Zambrano ein ziemlich stabiles Duo.

Ein Verteidiger alter Schule

Aus der fünften Klasse nach Europa - viele schaffen so einen Riesensprung nicht. Alexander Madlung ist jetzt nicht der Typ für ausgestellte Emotionen. Er redet, zumindest öffentlich, nicht sonderlich gern und wenn, dann eher wenig. Ein solches Comeback, sagt er schließlich, "konnte man nicht absehen". Und er habe noch Luft nach oben. Andererseits war Trainer Armin Veh, den er schätzt, kein "großes Risiko" eingegangen. "Er hätte mich sicherlich nicht geholt, wenn er geglaubt hätte, ich sei nicht bundesligatauglich", so Madlung. Ohnehin war er eher als Back-up verpflichtet worden.

Madlung (252 Bundesligaspiele, 24 internationale Einsätze, 30 Gelbe, drei Gelb-Rote, drei Rote Karten, ein Eigentor) mag ein Verteidiger alter Schule sein, der ganz gerne seinen kräftigen Körper einsetzt und mit einer Grundaggressivität lieber das Schwert denn das Florett führt, fest steht aber: Madlung hat sich im Grunde trotz hohem Konkurrenzdruck in Wolfsburg immer durchgesetzt.

Dass sein Vorbild einst der walisische Verteidiger Vinnie "Die Axt" Jones war, muss noch erwähnt werden. "Ich mochte seine Art zu spielen", hat Madlung einmal gesagt. Ohnehin war sein großer Traum gewesen, einmal in England Fußball zu spielen. Nein, das Filigrane ist seine Sache nicht, auch der gepflegte Spielaufbau fällt ihm schwer. Aber er kann dazwischen fegen, die Duelle in der Luft gewinnen, sich schnell Respekt verschaffen. Das ist gefragt bei Eintracht Frankfurt, gerade jetzt, gerade gegen den schier übermächtigen FC Porto. Und dann könnte im Achtelfinale sogar der SSC Neapel warten.

[tk]


Alexander Madlung ist 1,93 Meter groß, das ist weitgehend bekannt. Er ist eine echte Kante, ein Fels, an dem nur schwer vorbei zu kommen ist. Er hat eine enorme Präsenz auf dem Platz. Und als der Frankfurter Abwehrspieler vergangene Woche den Rasen im Dortmunder Stadion betrat, hat sich BVB-Trainer Jürgen Klopp schon gewundert: "Der ist ja noch mal gewachsen", begrüßte er den Abwehrrecken grinsend.

Nein, so ein Baum von einem Mann muss sich sicher nicht kneifen, um sich zu vergewissern, dass er nicht träumt. Sondern, dass das alles Realität ist. Dafür ist der knorrige Verteidiger nicht der Typ. Alexander Madlung steht für Gradlinigkeit, Bodenständigkeit, er ist keiner mit Flausen im Kopf.

"Wollte immer so hochklassig wie möglich spielen"

Schon früh hat er fokussiert sein Ziel verfolgt, er wollte unbedingt Profi werden, das war ihm schnell klar. Und weil seinerzeit die B-Jugend von Eintracht Braunschweig abstieg, wechselte der 16 Jahre alte Madlung den Klub und schloss sich dem VfL Wolfsburg an. "Ich wollte schon immer so hochklassig wie möglich spielen", hat der mittlerweile 31 Jahre alte Defensivspezialist mal gesagt.

Heute spielt Alexander Madlung nicht nur hochklassig, sondern auch international. Der FC Porto kommt zum Europa-League-Rückspiel ins Stadion (ab 19 Uhr, live auf Kabel1 und Sky), zigfacher portugiesischer Meister und Pokalsieger, dazu Champions-League-Sieger. Sehr viel renommierter kann ein Gegner kaum sein. Und trotzdem hat der Bundesligist, "die kleine Eintracht" (Trainer Armin Veh), durchaus berechtigte Chancen, tatsächlich und wider Erwarten ins Achtelfinale einzuziehen. Ein 0:0 oder ein 1:1 würden nach dem heroisch erkämpften 2:2 in der vergangenen Woche in der Stadt am Douro ja schon reichen. Es wäre ein weiterer Höhepunkt in der Karriere des Alexander Madlung.

Plötzlich auf dem Abstellgleis

In der vergangenen Woche ist der Riese gefragt worden, ob er sich für einen Glückspilz hält. Die Frage war berechtigt. Denn Madlung war ja bis vor Kurzem weg vom Fenster. Weit weg sogar. Mehr als ein halbes Jahr war er im Abseits verschwunden, nach sechs Jahren bei Hertha BSC und sieben Jahren beim VfL Wolfsburg war er plötzlich arbeitslos, nicht mehr gefragt: Sein Kontrakt bei den "Wölfen" war nicht mehr verlängert worden. Im ersten Moment sei er noch nicht sonderlich beunruhigt gewesen, erzählte Madlung. Irgendein Klub werde sich schon noch melden, immerhin war er ein gestandener Bundesligaspieler, mit fast 250 Spielen auf dem Buckel, 2009 noch dazu Deutscher Meister, unter dem Bundestrainer Joachim Löw sogar zu zwei Länderspielen gekommen - gegen Georgien und Irland. Was sollte schon schiefgehen?

Doch je länger sich der Sommer hinzog, desto unruhiger wurde der Stopper. "Ich habe den Transfermarkt am Ende ganz genau beobachtet", erzählt er. Aber das Handy blieb stumm, keiner hatte Interesse an ihm. Auf einmal war er ohne Job. Arbeitslos und völlig auf sich allein gestellt: kein geregelter Rhythmus mehr, keine ausgearbeiteten Trainingspläne, nur ein langer, unausgefüllter Tag vor sich. Auf einmal stand Alexander Madlung auf dem Abstellgleis.

Um sich fit zu halten, trainierte der 31-Jährige bei der Freien Turnerschaft Braunschweig mit. Fünfte Klasse, aber was sollte er tun? Immerhin hatte er sich zuvor schon mit der Gründung einer eigenen Immobilienfirma ein zweites Standbein geschaffen.

Veh lotst alten Schützling nach Hessen

Bis Weihnachten passierte nichts, Madlungs letztes Pflichtspiel lag sieben Monate zurück. Anfang Mai 2013 war das gewesen, letzter Bundesliga-Spieltag in Frankfurt, die "Wölfe" wollten ein 2:1 über die Zeit retten, Madlung kam für die letzten Minuten, doch die Eintracht, ausgerechnet die Eintracht, schaffte noch das 2:2 und damit den Sprung in die Europa League. In der Madlung jetzt auch spielen darf.

Im Winter erinnerte sich Trainer Armin Veh an seinen einstigen Schützling und lotste ihn nach Frankfurt. Dabei schien mit dem 1. FC Nürnberg schon alles in trockenen Tüchern zu sein, doch er sprang im letzten Moment ab, wegen Trainer Veh. "Es ist sicherlich ein Vorteil, dass ich den Trainer kenne und weiß, was er von mir erwartet", sagt Madlung, die Eintracht passe zu ihm, sagt er noch. Die körperlichen Defizite waren schnell aufgeholt, er stand im neuen Jahr in allen fünf Bundesliga-Spielen auf dem Platz, im Pokal gegen Dortmund, in der Europa League.

Dass Madlung, dessen Wechsel im Winter in Frankfurt nicht auf die ungeteilte Zustimmung von so manchem fiel, so schnell Fuß fassen würde, hatten selbst Trainer Armin Veh und Sportdirektor Bruno Hübner nicht erwartet. "Er macht seine Sache bislang ordentlich", sagt Veh und hebt den Daumen. Weil Bamba Anderson wegen eines Anrisses des Syndesmosebandes länger ausfällt und Marco Russ im defensiven Mittelfeld gebraucht wird, ist Madlung schon zu einer Größe geworden – nach nur sechs Wochen. Er bildet mit Carlos Zambrano ein ziemlich stabiles Duo.

Ein Verteidiger alter Schule

Aus der fünften Klasse nach Europa - viele schaffen so einen Riesensprung nicht. Alexander Madlung ist jetzt nicht der Typ für ausgestellte Emotionen. Er redet, zumindest öffentlich, nicht sonderlich gern und wenn, dann eher wenig. Ein solches Comeback, sagt er schließlich, "konnte man nicht absehen". Und er habe noch Luft nach oben. Andererseits war Trainer Armin Veh, den er schätzt, kein "großes Risiko" eingegangen. "Er hätte mich sicherlich nicht geholt, wenn er geglaubt hätte, ich sei nicht bundesligatauglich", so Madlung. Ohnehin war er eher als Back-up verpflichtet worden.

Madlung (252 Bundesligaspiele, 24 internationale Einsätze, 30 Gelbe, drei Gelb-Rote, drei Rote Karten, ein Eigentor) mag ein Verteidiger alter Schule sein, der ganz gerne seinen kräftigen Körper einsetzt und mit einer Grundaggressivität lieber das Schwert denn das Florett führt, fest steht aber: Madlung hat sich im Grunde trotz hohem Konkurrenzdruck in Wolfsburg immer durchgesetzt.

Dass sein Vorbild einst der walisische Verteidiger Vinnie "Die Axt" Jones war, muss noch erwähnt werden. "Ich mochte seine Art zu spielen", hat Madlung einmal gesagt. Ohnehin war sein großer Traum gewesen, einmal in England Fußball zu spielen. Nein, das Filigrane ist seine Sache nicht, auch der gepflegte Spielaufbau fällt ihm schwer. Aber er kann dazwischen fegen, die Duelle in der Luft gewinnen, sich schnell Respekt verschaffen. Das ist gefragt bei Eintracht Frankfurt, gerade jetzt, gerade gegen den schier übermächtigen FC Porto. Und dann könnte im Achtelfinale sogar der SSC Neapel warten.