Eine Erfolgsgeschichte - 50 Jahre Bundesliga: Die Saison 1967/1968

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: 1967.

Auch die fünfte Bundesliga-Saison brachte einen völlig neuen Meister hervor. Andererseits war Meister-Lorbeer nichts Ungewohntes für den 1. FC Nürnberg, der sechsmal vor dem Krieg die Viktoria und danach zwei weitere Titel errungen hatte. Somit ging er 1963 bereits als deutscher Rekordmeister in die Bundesliga. Nun tat er was für seinen Ruf. Der Club war der souveränste Meister seit Kölns Startsieg 1964, an 32 Spieltagen stand er an der Spitze. Zur Vorrunde lag er schon zehn Punkte vor Werder Bremen, das dennoch ebenso wie Borussia Mönchengladbach bis zum 33. Spieltag hoffen konnte, ehe die Franken mit einem 2:0 bei den Bayern alles klar machten.

Für Trainer Max Merkel schon die zweite Meisterschaft

Schon im Hinspiel erlebte Nürnberg eine Sternstunde, das 7:3 im neuen Stadion am Valznerweiher gilt als bestes Bundesligaspiel des 1. FCN. Stürmer Franz Brungs erzielte fünf Tore auf Schneeboden. Bayern-Trainer Tschik Cajkovski schalt ihn: "Du bist großes Gangster." Brungs und Heinz Strehl zeichneten für mehr als die Hälfte (39 von 71) der Nürnberger Tore verantwortlich. Hauptverantwortlich für den Titel war unbestritten Trainer Max Merkel, für ihn war es nach 1966 mit 1860 München schon die zweite Meisterschaft. Nach der Vorsaison (Platz 10) schickte er elf Spieler weg, holte mit Landsmann Gustl Starek und Zvezdan Cebinac wertvolle Verstärkungen. Max Merkel war sein Geld (11.000 DM Gehalt) tatsächlich wert, was eine Boulevard-Zeitung zum Start in Frage gestellt hatte. Mit einem Buch und einer Langspielplatte ("Erfolg im Fußball") verdiente er sich noch etwas dazu.

Nicht nur in Nürnberg erschienen neue Sterne am Bundesliga-Himmel. Der Kölner Linksaußen Hannes Löhr wurde überraschend Torschützenkönig, auch weil sich der Mönchengladbacher Newcomer Peter Meyer nach 19 Vorrundentoren das Schienbein brach. Meyer brachte es gar zum Nationalspieler, aber das zum ungünstigsten Zeitpunkt. Beim 0:0 in Tirana debütierte er Ende 1967 ausgerechnet in einer tiefschwarzen Stunde der Nationalelf, die in Albanien die EM-Endrunde verpasste.

Der HSV, in der Liga nur Dreizehnter, erreichte als vierter Bundesligist in Serie das Europacup-Finale der Pokalsieger, verlor jedoch (0:2 gegen AC Mailand). Weitere Enttäuschungen: Bayern München wurde nur Fünfter, gewann auch keinen Pokal wie in seinen ersten beiden Jahren und entließ Tschik Cajkovski am Saisonende in Ehren. Titelverteidiger Eintracht Braunschweig schoss in der bis dahin torreichsten Saison überhaupt trotzdem ein Dutzend Tore weniger und stürzte auf Platz neun ab. Borussia Dortmund, von Trainer Willi Multhaup zum Meister-Favoriten ernannt, trudelte auf Platz 14 ein, immerhin einen vor Schalke 04, was schon damals das Wichtigste war. Schwächster Nichtabsteiger war 1. FC Kaiserslautern, Otto Rehhagel brach sich das Bein und fiel die komplette Rückrunde aus.

Abstiegskampf war Etikettenschwindel

Der Abstiegskampf war ein Etikettenschwindel, Borussia Neunkirchen und der KSC waren ab dem 15. Spieltag konstant auf den letzten Plätzen und schon frühzeitig verloren. Beim KSC erledigte sich auf diese Weise das Modell "Fußball-Professor", denn Trainer Paul Frantz hatte eine Professur in Straßburg inne und war nicht immer da, wo Trainer sein sollten. Dafür tat er alles für die theoretische Ausbildung seiner Spieler. Es ist verbürgt, dass er ihnen Spickzettel mit Angaben über ihre Gegenspieler unters Kopfkissen legte. "Er meinte, dann sei man besser auf den Gegner eingestellt", gab Kapitän Josef Marx verständnislos zu Protokoll. Aber auch zwei weitere Trainer konnten den KSC nicht retten.

Borussia Neunkirchen stellte einen der zahllosen Minusrekorde von Tasmania Berlin ein und holte auswärts nur einen Punkt. Zu allem Übel mussten sie auch noch zweimal nach Stuttgart fahren, das erste Spiel beim VfB am 2. Dezember 1967 nach 54 Minuten wegen Nebels abgebrochen werden musste.

Während letzteres nicht geplant war, war die Neu-Regelung, das Auswechseln zu erlauben, die Erfüllung einer Jahrzehnte alten Idee. Offiziell war nur ein Wechsel im Falle einer Verletzung erlaubt, laut DFB-Bestimmung "muss der Tatbestand einer Verletzung von einem Angehörigen des betroffenen Vereins festgestellt werden." Ein Kaugummi-Paragraph, wie das Sport Magazin schon im August 1967 feststellte: "Die Zeit wird zeigen, dass die vertrauensselige Ausführungsbestimmung einer Revision und Änderung bedarf."

Schon im nächsten Jahr war sie Geschichte. Bestand hatte dagegen der einheitliche Anstoßtermin: Im Januar beschloss der DFB: Samstags wird ab 15.30 Uhr gespielt!

Fakten der fünften Saison:

Tore: 993 (3,25 pro Spiel)
Torschützenkönig: Hannes Löhr (Köln) 28
Zuschauer: 6.147.508 (20.089 pro Spiel) - Minusrekord
Meister: 1. FC Nürnberg
Absteiger: Karlsruher SC, Borussia Neunkirchen
Aufsteiger: Kickers Offenbach, Hertha BSC
Trainerentlassungen: 7

[um]

[bild1]

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: 1967.

Auch die fünfte Bundesliga-Saison brachte einen völlig neuen Meister hervor. Andererseits war Meister-Lorbeer nichts Ungewohntes für den 1. FC Nürnberg, der sechsmal vor dem Krieg die Viktoria und danach zwei weitere Titel errungen hatte. Somit ging er 1963 bereits als deutscher Rekordmeister in die Bundesliga. Nun tat er was für seinen Ruf. Der Club war der souveränste Meister seit Kölns Startsieg 1964, an 32 Spieltagen stand er an der Spitze. Zur Vorrunde lag er schon zehn Punkte vor Werder Bremen, das dennoch ebenso wie Borussia Mönchengladbach bis zum 33. Spieltag hoffen konnte, ehe die Franken mit einem 2:0 bei den Bayern alles klar machten.

Für Trainer Max Merkel schon die zweite Meisterschaft

Schon im Hinspiel erlebte Nürnberg eine Sternstunde, das 7:3 im neuen Stadion am Valznerweiher gilt als bestes Bundesligaspiel des 1. FCN. Stürmer Franz Brungs erzielte fünf Tore auf Schneeboden. Bayern-Trainer Tschik Cajkovski schalt ihn: "Du bist großes Gangster." Brungs und Heinz Strehl zeichneten für mehr als die Hälfte (39 von 71) der Nürnberger Tore verantwortlich. Hauptverantwortlich für den Titel war unbestritten Trainer Max Merkel, für ihn war es nach 1966 mit 1860 München schon die zweite Meisterschaft. Nach der Vorsaison (Platz 10) schickte er elf Spieler weg, holte mit Landsmann Gustl Starek und Zvezdan Cebinac wertvolle Verstärkungen. Max Merkel war sein Geld (11.000 DM Gehalt) tatsächlich wert, was eine Boulevard-Zeitung zum Start in Frage gestellt hatte. Mit einem Buch und einer Langspielplatte ("Erfolg im Fußball") verdiente er sich noch etwas dazu.

Nicht nur in Nürnberg erschienen neue Sterne am Bundesliga-Himmel. Der Kölner Linksaußen Hannes Löhr wurde überraschend Torschützenkönig, auch weil sich der Mönchengladbacher Newcomer Peter Meyer nach 19 Vorrundentoren das Schienbein brach. Meyer brachte es gar zum Nationalspieler, aber das zum ungünstigsten Zeitpunkt. Beim 0:0 in Tirana debütierte er Ende 1967 ausgerechnet in einer tiefschwarzen Stunde der Nationalelf, die in Albanien die EM-Endrunde verpasste.

Der HSV, in der Liga nur Dreizehnter, erreichte als vierter Bundesligist in Serie das Europacup-Finale der Pokalsieger, verlor jedoch (0:2 gegen AC Mailand). Weitere Enttäuschungen: Bayern München wurde nur Fünfter, gewann auch keinen Pokal wie in seinen ersten beiden Jahren und entließ Tschik Cajkovski am Saisonende in Ehren. Titelverteidiger Eintracht Braunschweig schoss in der bis dahin torreichsten Saison überhaupt trotzdem ein Dutzend Tore weniger und stürzte auf Platz neun ab. Borussia Dortmund, von Trainer Willi Multhaup zum Meister-Favoriten ernannt, trudelte auf Platz 14 ein, immerhin einen vor Schalke 04, was schon damals das Wichtigste war. Schwächster Nichtabsteiger war 1. FC Kaiserslautern, Otto Rehhagel brach sich das Bein und fiel die komplette Rückrunde aus.

Abstiegskampf war Etikettenschwindel

Der Abstiegskampf war ein Etikettenschwindel, Borussia Neunkirchen und der KSC waren ab dem 15. Spieltag konstant auf den letzten Plätzen und schon frühzeitig verloren. Beim KSC erledigte sich auf diese Weise das Modell "Fußball-Professor", denn Trainer Paul Frantz hatte eine Professur in Straßburg inne und war nicht immer da, wo Trainer sein sollten. Dafür tat er alles für die theoretische Ausbildung seiner Spieler. Es ist verbürgt, dass er ihnen Spickzettel mit Angaben über ihre Gegenspieler unters Kopfkissen legte. "Er meinte, dann sei man besser auf den Gegner eingestellt", gab Kapitän Josef Marx verständnislos zu Protokoll. Aber auch zwei weitere Trainer konnten den KSC nicht retten.

[bild2]

Borussia Neunkirchen stellte einen der zahllosen Minusrekorde von Tasmania Berlin ein und holte auswärts nur einen Punkt. Zu allem Übel mussten sie auch noch zweimal nach Stuttgart fahren, das erste Spiel beim VfB am 2. Dezember 1967 nach 54 Minuten wegen Nebels abgebrochen werden musste.

Während letzteres nicht geplant war, war die Neu-Regelung, das Auswechseln zu erlauben, die Erfüllung einer Jahrzehnte alten Idee. Offiziell war nur ein Wechsel im Falle einer Verletzung erlaubt, laut DFB-Bestimmung "muss der Tatbestand einer Verletzung von einem Angehörigen des betroffenen Vereins festgestellt werden." Ein Kaugummi-Paragraph, wie das Sport Magazin schon im August 1967 feststellte: "Die Zeit wird zeigen, dass die vertrauensselige Ausführungsbestimmung einer Revision und Änderung bedarf."

Schon im nächsten Jahr war sie Geschichte. Bestand hatte dagegen der einheitliche Anstoßtermin: Im Januar beschloss der DFB: Samstags wird ab 15.30 Uhr gespielt!

Fakten der fünften Saison:

Tore: 993 (3,25 pro Spiel)
Torschützenkönig: Hannes Löhr (Köln) 28
Zuschauer: 6.147.508 (20.089 pro Spiel) - Minusrekord
Meister: 1. FC Nürnberg
Absteiger: Karlsruher SC, Borussia Neunkirchen
Aufsteiger: Kickers Offenbach, Hertha BSC
Trainerentlassungen: 7