"Eine Art Befreiung": Odonkor über Rücktritt und Zukunft

Er war Deutscher Meister mit Borussia Dortmund. Er hat eine tolle Weltmeisterschaft mit der DFB-Auswahl 2006 im eigenen Land gespielt. Er ist danach für viel Geld für fünf Jahre zu Betis Sevilla gewechselt. Er hat nach vielen Verletzungen in der vergangenen Woche seine Karriere beendet. "Es ging einfach nicht mehr", sagt David Odonkor.

Der 16-fache Nationalspieler hatte zuletzt sogar noch Anfragen aus der zweiten englischen Liga. Aber das wollte der 29-Jährige seinem Körper nicht mehr zumuten: "Ich hatte immer Schmerzen. Das hätte keinen Sinn mehr gemacht."

Aber ganz ohne Fußball geht es für Odonkor nicht, er möchte Trainer werden. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Mitarbeiter Sven Winterschladen spricht David Odonkor über seine Zukunft und natürlich noch einmal über 2006.

DFB.de: Herr Odonkor, wie geht es Ihnen ein paar Tage nach Ihrem Rücktritt?

David Odonkor: Einerseits gut. Ich bin froh, dass nach vielen Wochen und Monaten der Ungewissheit jetzt endlich Klarheit herrscht. Es ist eine Art von Befreiung. Andererseits muss ich mit der neuen Situation nun zunächst mal klar kommen. Ich habe Fußball gespielt, seit ich denken kann. Dann ist es nicht so einfach, eines Tages zu sagen, dass dieser Abschnitt vorbei sein soll.

DFB.de: Gab es keine Möglichkeit zur Fortsetzung der Karriere?

Odonkor: Sportlich ja. Es gab Anfragen zum Beispiel aus der zweiten Liga in England. Aber das hätte keinen Sinn gemacht. Ich habe Rücksprache mit meinen Ärzten gehalten. Da sind wir zum Entschluss gekommen, dass mein Körper das nicht mehr mitmachen würde. Ich hatte immer wieder Schmerzen.

DFB.de: Ziehen Sie sich nun ganz aus dem Fußballgeschäft zurück?



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Er war Deutscher Meister mit Borussia Dortmund. Er hat eine tolle Weltmeisterschaft mit der DFB-Auswahl 2006 im eigenen Land gespielt. Er ist danach für viel Geld für fünf Jahre zu Betis Sevilla gewechselt. Er hat nach vielen Verletzungen in der vergangenen Woche seine Karriere beendet. "Es ging einfach nicht mehr", sagt David Odonkor.

Der 16-fache Nationalspieler hatte zuletzt sogar noch Anfragen aus der zweiten englischen Liga. Aber das wollte der 29-Jährige seinem Körper nicht mehr zumuten: "Ich hatte immer Schmerzen. Das hätte keinen Sinn mehr gemacht."

Aber ganz ohne Fußball geht es für Odonkor nicht, er möchte Trainer werden. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Mitarbeiter Sven Winterschladen spricht David Odonkor über seine Zukunft und natürlich noch einmal über 2006.

DFB.de: Herr Odonkor, wie geht es Ihnen ein paar Tage nach Ihrem Rücktritt?

David Odonkor: Einerseits gut. Ich bin froh, dass nach vielen Wochen und Monaten der Ungewissheit jetzt endlich Klarheit herrscht. Es ist eine Art von Befreiung. Andererseits muss ich mit der neuen Situation nun zunächst mal klar kommen. Ich habe Fußball gespielt, seit ich denken kann. Dann ist es nicht so einfach, eines Tages zu sagen, dass dieser Abschnitt vorbei sein soll.

DFB.de: Gab es keine Möglichkeit zur Fortsetzung der Karriere?

Odonkor: Sportlich ja. Es gab Anfragen zum Beispiel aus der zweiten Liga in England. Aber das hätte keinen Sinn gemacht. Ich habe Rücksprache mit meinen Ärzten gehalten. Da sind wir zum Entschluss gekommen, dass mein Körper das nicht mehr mitmachen würde. Ich hatte immer wieder Schmerzen.

DFB.de: Ziehen Sie sich nun ganz aus dem Fußballgeschäft zurück?

Odonkor: Nein, auf keinen Fall. Das geht doch gar nicht. Ich mache derzeit ein Praktikum beim SC Verl. Cheftrainer ist dort der Ex-Profi Andreas Golombek. Von ihm kann ich in jeder Hinsicht viel lernen. Ich möchte ebenfalls gerne Trainer werden. Dafür mache ich gerade meinen B-Schein. Ich bin froh und glücklich, dass es so gekommen ist. Außerdem habe ich nun viel mehr Zeit für meine Familie, besonders für meine kleine Tochter. Das genieße ich. Früher war ich wenig zu Hause, das kann ich jetzt nachholen.

DFB.de: Wie sieht das Praktikum in Verl aus?

Odonkor: Ich schaue mir alles ganz genau an, ich verpasse möglichst keine einzige Trainingseinheit. Und bei den Spielen in der Regionalliga West bin ich dann sowieso immer dabei. Ich helfe, wo ich kann. Verl hat eine recht junge Mannschaft. Da kann meine Erfahrung sicher nicht schaden.

DFB.de: Zusätzlich besuchen Sie regelmäßig den DFB-Stützpunkt in Steinhagen und arbeiten dort mit Kindern und Jugendlichen…

Odonkor: Ja, das ist ebenfalls ganz wichtig auf meinem Weg in den Trainerberuf. Es macht unheimlich viel Spaß, dort mit den talentierten Spielern zu arbeiten. Beide Seiten profitieren davon. Ich bekomme noch mal einen ganz neuen Einblick. Fachlich ist das Training wirklich auf höchstem Niveau. Und die Jungs dort finden es ganz cool, wenn ich dort auf dem Platz stehe.

DFB.de: Auf was sprechen die Jungs Sie dort an?

Odonkor: Natürlich war die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland ein ganz entscheidender Moment in meiner Karriere. Es war unbeschreiblich, als ich gegen Polen kurz vor Schluss eingewechselt wurde und dann praktisch in der letzten Minute den Siegtreffer durch Oliver Neuville vorbereitete. Auch die Begegnung gegen Argentinien war toll. Weniger erfreulich war dann das Ausscheiden im Halbfinale gegen Italien. Wir waren die bessere Mannschaft und hätten gewinnen müssen. Aber so ist Fußball manchmal.

DFB.de: Waren die Auftritte für die DFB-Auswahl also die Höhepunkte für Sie?

Odonkor: Ja, das war ganz klar so. Es gibt nicht Größeres, als für das eigene Land zu spielen. Das ist schon eine Ehre und dann auch noch bei einem so wichtigen Turnier.

DFB.de: Kam die Nominierung zur WM 2006 für Sie genauso überraschend wie für die gesamte Öffentlichkeit?

Odonkor: Auf jeden Fall - obwohl ich vorher eine gute Saison gespielt hatte. In 33 von 34 Begegnungen stand ich für Borussia Dortmund auf dem Platz. Insgesamt war es dennoch kurios damals. Eigentlich sollte ich zur U 21-Europameisterschaft fahren. Dieter Eilts war damals Trainer dieser Mannschaft. Der rief mich dann frühmorgens an und sagte mir, dass ich nicht dabei sein werde. Er müsse mich aus dem Aufgebot streichen. Ich konnte es nicht glauben. Ich fragte immer wieder nach dem Grund, aber er rückte nicht raus mit der Sprache. Für mich brach in diesem Moment eine Welt zusammen.

DFB.de: Wie ging es dann weiter?

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Odonkor: Drei Minuten später klingelte schon wieder mein Telefon. Ich wollte erst gar nicht rangehen, weil ich so enttäuscht war. Zum Glück habe ich es doch gemacht. Es war Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Er teilte mir mit, dass ich bei der WM im eigenen Land dabei sein werde. Das war unfassbar. Später habe ich erfahren, dass ich schon länger ein Thema war. Aber die Verantwortlichen wollten nicht schon vorher die Karten auf den Tisch legen. Sie wollten diesen Überraschungseffekt.

DFB.de: Wie waren die Tage danach?

Odonkor: Ich war aufgeregt und habe mit meiner Familie und meinem Berater darüber gesprochen. Ein oder zwei Tage später hat sich der gesamte Kader erstmals getroffen. Und dann ging das Abenteuer los. Der Rest ist ja bekannt.

DFB.de: Sie haben die WM als Dritter beendet. Dann haben Sie Borussia Dortmund verlassen und sind für fünf Jahre zu Betis Sevilla gewechselt. Wie blicken Sie heute auf die Zeit in Spanien zurück?

Odonkor: Es war nicht immer leicht. Ich war leider immer wieder mal verletzt. Aber insgesamt war es sehr positiv. Ich habe viel gelernt – ein neues Land, eine neue Mentalität. Das war sicher gut für meine Entwicklung. Ich habe immer alles gegeben. Ich kann mir keine Vorwürfe machen. Danach bin ich ja noch in die Ukraine gegangen. Das war eher durchwachsen. Ich bin froh, jetzt wieder in Deutschland zu sein. Ich freue mich auf all das, was jetzt kommen wird. Ich hatte eine tolle Zeit. Aber jetzt muss es wieder vorwärts gehen. Ich will nach vorne schauen, es beginnt ein neuer Lebensabschnitt.