Ein Westermann für alle Fälle

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Egal ob in der Innenverteidigung oder auf der Außenbahn - auf Heiko Westermann kann sich Schalkes Trainer Felix Magath verlassen. Sein Kapitän steht für die Werte, die in Gelsenkirchen ganz besonders zählen: erstklassige Arbeit ohne Selbstdarstellung. Bundestrainer Joachim Löw weiß die Qualitäten des 26-Jährigen auch zu schätzen, der im Kader der Nationalmannschaft eine wichtige Rolle spielt.

Der Journalist Manfred Hendriock über einen Aufsteiger, der bei allem Erfolg am Boden geblieben ist.

Vorfreude auf "optimales Fußballwetter"

Der dicke Wälzer liegt zu Hause griffbereit. Ein schönes Buch über Südafrika mit vielen Geschichten über Land und Leute, illustriert mit eindrucksvollen Bildern: Dieses Buch haben die deutschen Nationalspieler vom DFB geschenkt bekommen, nachdem sie mit dem 1:0 in Russland die WM-Teilnahme perfekt gemacht hatten. Heiko Westermann hat es schon mal durchgeblättert. Bisher beschränkt sich sein Wissen über das Gastgeberland der kommenden Weltmeisterschaft aber noch auf elementare Dinge des Alltags wie die Zeitumstellung oder das Wetter. "Tagsüber sind es 15 Grad, nachts zwei bis drei Grad. Also optimales Fußballwetter", sagt der Abwehrspieler von Schalke 04 mit einem Schmunzeln.

Heiko Westermann war bisher noch nie in Südafrika. Doch das dürfte sich, bei aller gebotenen Vorsicht, im kommenden Sommer ändern. Nachdem er bei der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz zwar im Kader stand, aber in den Spielen nicht zum Einsatz kam, ist er inzwischen eine feste Größe bei Joachim Löw. In der WM-Qualifikation bestritt er acht von zehn Spielen. Von einem Stammplatz mag er zwar noch nicht reden, wohl aber vom WM-Ticket: "Wenn meine Leistung stimmt, gehe ich mal davon aus, dass ich in Südafrika dabei bin." Bis dahin möchte er sich als Innenverteidiger der Nationalmannschaft empfehlen.

Spätestens an diesem Punkt der Geschichte weiß Westermann, der Architekt geworden wäre, wenn nicht die Fußball-Karriere so schön dazwischengekommen wäre, was jetzt kommt. Der torgefährliche Defensivspieler ist so flexibel einsetzbar, dass er in seinem Verein Schalke 04 meist eine andere Position bekleidet als in der Nationalmannschaft. Eigentlich sollten diese Zeiten, in denen er sich auf dem Spielfeld ständig neu orientieren muss, vorbei sein. Felix Magath hatte vor der Saison erklärt, dass Westermann auch in Schalke künftig im Zentrum des Geschehens spielen werde. Doch dann verletzte sich Christian Pander erneut am Knie, und Westermann übernahm wieder dessen Rolle als linker Außenverteidiger. "Es ist ja nicht so, dass ich diese Position gar nicht mag", erklärt Westermann, "aber ich denke, dass es für mich eine bessere Rolle gibt."

Gemeint ist damit vorzugsweise die Innenverteidigung, wo er auch in der Nationalmannschaft meistens an der Seite von Per Mertesacker spielt. Aber Westermann betrachtet diese von ihm geforderte Flexibilität "auch als Herausforderung". Er wägt ganz nüchtern ab und sagt: "Ich denke, dass ich in der Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation wahrscheinlich einen Stammplatz als Innenverteidiger gehabt hätte, wenn ich diese Position auch im Verein gespielt hätte. Im Hinblick auf die WM wäre es für mich sicher besser, wenn ich in den Monaten vorher diese Position im Verein spielen würde."

Es ist typisch für den 26 Jahre alten Familienvater, dass er sich auf diese Art in den Dienst der Schalker Mannschaft gestellt hat - auch wenn es nicht zum persönlichen Vorteil war. Denn Westermann sieht sich in erster Linie als "Teamplayer", der sich so verhält, wie es für die Mannschaft am besten ist. Insofern war es auch eine logische Wahl, als Felix Magath ihn vor dieser Saison zum neuen Kapitän von Schalke 04 bestimmte. Zwei Tage vor dem ersten Bundesliga-Spiel in Nürnberg fragte ihn Magath, ob er das Amt übernehmen würde. Schalkes Trainer wusste genau, dass der zuverlässige Westermann nicht ablehnen würde: Eine Stunde vorher hatte Magath den neuen Kapitän schon auf der Pressekonferenz bekannt gegeben.

Für Westermann, der 2007 von Arminia Bielefeld nach Schalke gekommen war, ist das Amt des Spielführers eine besondere Auszeichnung. "Man fühlt sich bestätigt in der Arbeit, die man in den Jahren davor gemacht hat", sagt er, aber er fügt auch gleich an, dass er als Kapitän "natürlich keinen Freifahrtschein" beanspruchen würde. Er will einfach nur "die Interessen der Mitspieler vertreten" und das "Bindeglied zum Trainer" sein.

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Nein, dieser Heiko Westermann macht nicht viel Aufhebens um seine Person, um seinen Status als Bundesliga-Profi und Nationalspieler. Eigentlich, verrät er, ist er "gar kein Typ, der gerne in der Öffentlichkeit steht". Und vielleicht macht ihn das gerade so beliebt bei den Zuschauern. Er muss sich nicht verstellen, wenn er nach dem Training freundlich Autogramme gibt, wenn er mit den Fans spricht. Früher, als Kind, hat er selbst zu den Bundesliga-Profis aufgesehen. Westermann, der in der Nähe von Aschaffenburg geboren wurde, ist in den 90er-Jahren häufig nach Frankfurt am Main gefahren und hat der Eintracht mit ihren damaligen Stars wie Yeboah, Okocha und Gaudino zugeschaut.

Heute, vielleicht 15 Jahre später, schwärmen viele Kinder von ihm. Kinder wie der sechs Jahre alte Jens Ole Freihoff aus Recklinghausen, der in Gelsenkirchen am Trainingsplatz steht und den Namen Heiko Westermann nennt, wenn er nach seinem Vorbild gefragt wird. Warum das so ist, kann sich der Schalker Kapitän gar nicht so genau erklären. "Vielleicht hat er mich ja öfters mal auf dem Platz rumstolpern sehen", sagt Westermann und lacht. Ein Profi, der über sich selbst lachen kann. Nicht nur auf Schalke kommt so etwas an.

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Egal ob in der Innenverteidigung oder auf der Außenbahn - auf Heiko Westermann kann sich Schalkes Trainer Felix Magath verlassen. Sein Kapitän steht für die Werte, die in Gelsenkirchen ganz besonders zählen: erstklassige Arbeit ohne Selbstdarstellung. Bundestrainer Joachim Löw weiß die Qualitäten des 26-Jährigen auch zu schätzen, der im Kader der Nationalmannschaft eine wichtige Rolle spielt.

Der Journalist Manfred Hendriock über einen Aufsteiger, der bei allem Erfolg am Boden geblieben ist.

Vorfreude auf "optimales Fußballwetter"

Der dicke Wälzer liegt zu Hause griffbereit. Ein schönes Buch über Südafrika mit vielen Geschichten über Land und Leute, illustriert mit eindrucksvollen Bildern: Dieses Buch haben die deutschen Nationalspieler vom DFB geschenkt bekommen, nachdem sie mit dem 1:0 in Russland die WM-Teilnahme perfekt gemacht hatten. Heiko Westermann hat es schon mal durchgeblättert. Bisher beschränkt sich sein Wissen über das Gastgeberland der kommenden Weltmeisterschaft aber noch auf elementare Dinge des Alltags wie die Zeitumstellung oder das Wetter. "Tagsüber sind es 15 Grad, nachts zwei bis drei Grad. Also optimales Fußballwetter", sagt der Abwehrspieler von Schalke 04 mit einem Schmunzeln.

Heiko Westermann war bisher noch nie in Südafrika. Doch das dürfte sich, bei aller gebotenen Vorsicht, im kommenden Sommer ändern. Nachdem er bei der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz zwar im Kader stand, aber in den Spielen nicht zum Einsatz kam, ist er inzwischen eine feste Größe bei Joachim Löw. In der WM-Qualifikation bestritt er acht von zehn Spielen. Von einem Stammplatz mag er zwar noch nicht reden, wohl aber vom WM-Ticket: "Wenn meine Leistung stimmt, gehe ich mal davon aus, dass ich in Südafrika dabei bin." Bis dahin möchte er sich als Innenverteidiger der Nationalmannschaft empfehlen.

Spätestens an diesem Punkt der Geschichte weiß Westermann, der Architekt geworden wäre, wenn nicht die Fußball-Karriere so schön dazwischengekommen wäre, was jetzt kommt. Der torgefährliche Defensivspieler ist so flexibel einsetzbar, dass er in seinem Verein Schalke 04 meist eine andere Position bekleidet als in der Nationalmannschaft. Eigentlich sollten diese Zeiten, in denen er sich auf dem Spielfeld ständig neu orientieren muss, vorbei sein. Felix Magath hatte vor der Saison erklärt, dass Westermann auch in Schalke künftig im Zentrum des Geschehens spielen werde. Doch dann verletzte sich Christian Pander erneut am Knie, und Westermann übernahm wieder dessen Rolle als linker Außenverteidiger. "Es ist ja nicht so, dass ich diese Position gar nicht mag", erklärt Westermann, "aber ich denke, dass es für mich eine bessere Rolle gibt."

Gemeint ist damit vorzugsweise die Innenverteidigung, wo er auch in der Nationalmannschaft meistens an der Seite von Per Mertesacker spielt. Aber Westermann betrachtet diese von ihm geforderte Flexibilität "auch als Herausforderung". Er wägt ganz nüchtern ab und sagt: "Ich denke, dass ich in der Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation wahrscheinlich einen Stammplatz als Innenverteidiger gehabt hätte, wenn ich diese Position auch im Verein gespielt hätte. Im Hinblick auf die WM wäre es für mich sicher besser, wenn ich in den Monaten vorher diese Position im Verein spielen würde."

Es ist typisch für den 26 Jahre alten Familienvater, dass er sich auf diese Art in den Dienst der Schalker Mannschaft gestellt hat - auch wenn es nicht zum persönlichen Vorteil war. Denn Westermann sieht sich in erster Linie als "Teamplayer", der sich so verhält, wie es für die Mannschaft am besten ist. Insofern war es auch eine logische Wahl, als Felix Magath ihn vor dieser Saison zum neuen Kapitän von Schalke 04 bestimmte. Zwei Tage vor dem ersten Bundesliga-Spiel in Nürnberg fragte ihn Magath, ob er das Amt übernehmen würde. Schalkes Trainer wusste genau, dass der zuverlässige Westermann nicht ablehnen würde: Eine Stunde vorher hatte Magath den neuen Kapitän schon auf der Pressekonferenz bekannt gegeben.

Für Westermann, der 2007 von Arminia Bielefeld nach Schalke gekommen war, ist das Amt des Spielführers eine besondere Auszeichnung. "Man fühlt sich bestätigt in der Arbeit, die man in den Jahren davor gemacht hat", sagt er, aber er fügt auch gleich an, dass er als Kapitän "natürlich keinen Freifahrtschein" beanspruchen würde. Er will einfach nur "die Interessen der Mitspieler vertreten" und das "Bindeglied zum Trainer" sein.

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Nein, dieser Heiko Westermann macht nicht viel Aufhebens um seine Person, um seinen Status als Bundesliga-Profi und Nationalspieler. Eigentlich, verrät er, ist er "gar kein Typ, der gerne in der Öffentlichkeit steht". Und vielleicht macht ihn das gerade so beliebt bei den Zuschauern. Er muss sich nicht verstellen, wenn er nach dem Training freundlich Autogramme gibt, wenn er mit den Fans spricht. Früher, als Kind, hat er selbst zu den Bundesliga-Profis aufgesehen. Westermann, der in der Nähe von Aschaffenburg geboren wurde, ist in den 90er-Jahren häufig nach Frankfurt am Main gefahren und hat der Eintracht mit ihren damaligen Stars wie Yeboah, Okocha und Gaudino zugeschaut.

Heute, vielleicht 15 Jahre später, schwärmen viele Kinder von ihm. Kinder wie der sechs Jahre alte Jens Ole Freihoff aus Recklinghausen, der in Gelsenkirchen am Trainingsplatz steht und den Namen Heiko Westermann nennt, wenn er nach seinem Vorbild gefragt wird. Warum das so ist, kann sich der Schalker Kapitän gar nicht so genau erklären. "Vielleicht hat er mich ja öfters mal auf dem Platz rumstolpern sehen", sagt Westermann und lacht. Ein Profi, der über sich selbst lachen kann. Nicht nur auf Schalke kommt so etwas an.