Ein Kauz mit Kult-Charakter: Hans Meyer wird 70

Als die Fußball-Bundesliga für seinen bissigen Humor noch nicht bereit war, sorgte Hans Meyer regelmäßig für Verwirrung. "Meyer: Ich bin Kommunist", lautete die erste Schlagzeile über den bis dahin kaum bekannten Thüringer, den Borussia Mönchengladbach 1999 als neuen Trainer aus dem Hut zauberte. Dabei hatte der gemütliche Coach bei seiner Vorstellung eigentlich nur einen seiner Späße gemacht. "Das hat aber wohl niemand verstanden", sagt Meyer, der am heutigen Samstag seinen 70. Geburtstag feiert.

Inzwischen sind die Sprüche des Hans Meyer längst Kult. Von Fans geliebt, von Reportern gefürchtet, hat er als Mischung aus Heinz Erhardt und Udo Lattek mit seinem Unterhaltungswert das Bundesliga-Geschäft bereichert. Seine besten Sätze beginnt Meyer gerne mit der etwas seltsamen Einleitung "Gehen Sie davon aus, dass...", das Magazin 11Freunde schenkte ihm daraufhin eine gleichnamige Rubrik. Als eine Art "weiser Mann" des Fußballs darf er dort jeden Monat den Fußball und all seine Auswüchse kommentieren.

Hans Meyer als Altersweiser des Fußball - das hätte der Taktik-Fuchs wohl am allerwenigsten erwartet. Denn die Karriere des im böhmischen Briesen geborenen Meyer begann schleppend: "Als Spieler war ich nie ein Großer. Deshalb bin ich auch schon mit 27 Trainer geworden", sagt der heutige Gladbacher Vize-Präsident gerne. Ganze 30 Einsätze absolvierte er zwischen 1963 und 1969 in der DDR-Oberliga für Carl Zeiss Jena. "Aber immerhin ist mir dabei ein Tor gelungen. Das kann nicht jeder meiner Spieler von sich behaupten."

Der Durchbruch kam in Jena

Der Durchbruch gelang als Trainer. Als Chef in Jena (1971 bis 1983) gewann Meyer dreimal den Pokal, 1981 zog er als Krönung in das Finale um den Europapokal der Pokalsieger in Düsseldorf ein. "Wir führten 1:0 gegen Tiflis und verloren 1:2. Das schleppt man sein ganzes Leben mit sich rum. Zugleich war es aber auch die größte Leistung, die ich als Trainer erreicht habe", sagt Meyer. Mit 80 Europapokalspielen hält er den nicht mehr zu knackenden DDR-Rekord.

Für eine Trainer-Karriere im Westen reichte das nach der Wende aber zunächst nicht. "Kein Wunder, der DDR-Fußball war hier nicht 500, sondern 20.000 Kilometer entfernt. Wir waren doch Sibirien", sagte Meyer einmal. Dabei sei er "im Osten ähnlich populär wie hier Udo Lattek" gewesen. Erst seine Erfolge beim niederländischen Erstligisten Twente Enschede, den er aus dem Abstiegskampf in den Europapokal führte, brachten Meyer 1999 einen Job in Mönchengladbach. Da war er immerhin schon 56 Jahre alt. Statt der verdienten Fußball-Rente begann der Stress. "In Enschede hatte ich eigentlich den richtigen Job, um aufzuhören. Ich wohnte auf dem Land, ab und zu kam mal eine Kuh vor das Fenster, das war es aber auch", sagte Meyer. In Mönchengladbach stand der Entert(r)ainer plötzlich im medialen Blickpunkt. Auch dank seines Erfolges: 2001 gelang der Aufstieg in die Bundesliga, 2004 rettete er die Hertha vor dem drohenden Abstieg.

"Meine Frau hat mich nicht mehr in den Garten gelassen"

Dann ging Meyer "endgültig" in Rente - und kam 2005 doch zurück. "Meine Frau hat mich nicht mehr in den Garten gelassen, weil ich die Rosen nicht vom Blumenkohl unterscheiden konnte", sagte Meyer, der Rastlose, über sein Comeback beim 1. FC Nürnberg. Beim Club gelang dem populären Coach schier Unglaubliches: 2006/2007 landete der FCN auf Platz sechs, als Krönung gewannen die Franken den DFB-Pokal. Meyer: "Ich bin nun als Pokalsieger in der DDR und im Westen in die Geschichte eingegangen. Wurde auch Zeit, so viele gibt's nicht mehr von uns."



[bild1]

Als die Fußball-Bundesliga für seinen bissigen Humor noch nicht bereit war, sorgte Hans Meyer regelmäßig für Verwirrung. "Meyer: Ich bin Kommunist", lautete die erste Schlagzeile über den bis dahin kaum bekannten Thüringer, den Borussia Mönchengladbach 1999 als neuen Trainer aus dem Hut zauberte. Dabei hatte der gemütliche Coach bei seiner Vorstellung eigentlich nur einen seiner Späße gemacht. "Das hat aber wohl niemand verstanden", sagt Meyer, der am heutigen Samstag seinen 70. Geburtstag feiert.

Inzwischen sind die Sprüche des Hans Meyer längst Kult. Von Fans geliebt, von Reportern gefürchtet, hat er als Mischung aus Heinz Erhardt und Udo Lattek mit seinem Unterhaltungswert das Bundesliga-Geschäft bereichert. Seine besten Sätze beginnt Meyer gerne mit der etwas seltsamen Einleitung "Gehen Sie davon aus, dass...", das Magazin 11Freunde schenkte ihm daraufhin eine gleichnamige Rubrik. Als eine Art "weiser Mann" des Fußballs darf er dort jeden Monat den Fußball und all seine Auswüchse kommentieren.

Hans Meyer als Altersweiser des Fußball - das hätte der Taktik-Fuchs wohl am allerwenigsten erwartet. Denn die Karriere des im böhmischen Briesen geborenen Meyer begann schleppend: "Als Spieler war ich nie ein Großer. Deshalb bin ich auch schon mit 27 Trainer geworden", sagt der heutige Gladbacher Vize-Präsident gerne. Ganze 30 Einsätze absolvierte er zwischen 1963 und 1969 in der DDR-Oberliga für Carl Zeiss Jena. "Aber immerhin ist mir dabei ein Tor gelungen. Das kann nicht jeder meiner Spieler von sich behaupten."

Der Durchbruch kam in Jena

Der Durchbruch gelang als Trainer. Als Chef in Jena (1971 bis 1983) gewann Meyer dreimal den Pokal, 1981 zog er als Krönung in das Finale um den Europapokal der Pokalsieger in Düsseldorf ein. "Wir führten 1:0 gegen Tiflis und verloren 1:2. Das schleppt man sein ganzes Leben mit sich rum. Zugleich war es aber auch die größte Leistung, die ich als Trainer erreicht habe", sagt Meyer. Mit 80 Europapokalspielen hält er den nicht mehr zu knackenden DDR-Rekord.

Für eine Trainer-Karriere im Westen reichte das nach der Wende aber zunächst nicht. "Kein Wunder, der DDR-Fußball war hier nicht 500, sondern 20.000 Kilometer entfernt. Wir waren doch Sibirien", sagte Meyer einmal. Dabei sei er "im Osten ähnlich populär wie hier Udo Lattek" gewesen. Erst seine Erfolge beim niederländischen Erstligisten Twente Enschede, den er aus dem Abstiegskampf in den Europapokal führte, brachten Meyer 1999 einen Job in Mönchengladbach. Da war er immerhin schon 56 Jahre alt. Statt der verdienten Fußball-Rente begann der Stress. "In Enschede hatte ich eigentlich den richtigen Job, um aufzuhören. Ich wohnte auf dem Land, ab und zu kam mal eine Kuh vor das Fenster, das war es aber auch", sagte Meyer. In Mönchengladbach stand der Entert(r)ainer plötzlich im medialen Blickpunkt. Auch dank seines Erfolges: 2001 gelang der Aufstieg in die Bundesliga, 2004 rettete er die Hertha vor dem drohenden Abstieg.

[bild2]

"Meine Frau hat mich nicht mehr in den Garten gelassen"

Dann ging Meyer "endgültig" in Rente - und kam 2005 doch zurück. "Meine Frau hat mich nicht mehr in den Garten gelassen, weil ich die Rosen nicht vom Blumenkohl unterscheiden konnte", sagte Meyer, der Rastlose, über sein Comeback beim 1. FC Nürnberg. Beim Club gelang dem populären Coach schier Unglaubliches: 2006/2007 landete der FCN auf Platz sechs, als Krönung gewannen die Franken den DFB-Pokal. Meyer: "Ich bin nun als Pokalsieger in der DDR und im Westen in die Geschichte eingegangen. Wurde auch Zeit, so viele gibt's nicht mehr von uns."

Nach einem weiteren Kurz-Comeback bei "seiner Borussia" war 2009 endgültig Schluss. Zumindest fast: Seit 2011 sitzt Meyer im Gladbacher Präsidium, mehr als Berater denn als Entscheider. "Da muss und will ich nicht klugscheißern", sagte er unlängst.

Viel lieber frönt Hans Meyer seinem größten Hobby. Das ist nicht etwa das Rosenzüchten, diesen Irrtum hat er längst aus der Welt geschafft, sondern Gassi gehen mit seinem Hund Aldo. Meyer bei seiner letzten Unterschrift in Gladbach: "Ich habe bereits mit ihm gesprochen und ihm zugesichert, dass unsere enge Zusammenarbeit fortgesetzt wird."