Ein Blick zurück: Pokalsensationen der 2. Runde

Die zweite Runde im DFB-Pokal steht an. Am Dienstag und Mittwoch spielen wieder 32 Mannschaften um den Einzug ins Achtelfinale. Mit den Kickers Offenbach (gegen den Karlsruher SC), dem 1. FC Magdeburg (gegen Bayer Leverkusen) und den Würzburger Kickers (gegen Eintracht Braunschweig) sind noch drei Regionalligisten im Wettbewerb vertreten und wollen den vermeintliche Großen ein Bein stellen.

Gibt es auch in diesem Jahr wieder Überraschungen in den Duellen "David gegen Goliath"? DFB.de blickt vorher auf die größten Sensationen der zweiten Pokalrunden zurück.

1974: VfB Eppingen – Hamburger SV 2:1

Die Mutter aller Pokalsensationen wird dem Dorfklub VfB Eppingen zugeschrieben, der am 26. Oktober 1974 den HSV aus dem Pokal warf. Dessen Nationalspieler Georg Volkert tönte vorher noch: "Die Eppinger sind doch blutige Amateure. Die Zuschauer werden in Zukunft schön zu Hause bleiben, wenn sie sehen, mit welcher Packung ihre Truppe in die Kabinen marschiert." Der freche Konter von VfB-Trainer Harald Meichelbeck: "Wir spielen auf Unentschieden, damit es ein Wiederholungsspiel gibt. Denn in Hamburg waren wir noch nie."

Doch weder gab es eine Packung für die Eppinger, noch mussten sie die Reisekoffer packen. Der Drittligist, der 1980/1981 ein Jahr in der 2. Liga Süd erleben durfte, gewann sensationell 2:1. Beide Tore erzielte der Student Gerd Störzer. Er war den HSV-Cracks ebenso unbekannt wie der ganze nordbadische Dorfklub mit seinem holprigen Platz, dessen Anhänger an jenem Tag direkt hinter dem Tor von Rudi Kargus standen und nach Störzers Treffern das Feld stürmten.

Ganz Deutschland lachte über die HSV-Blamage, die das Anschlusstor von Horst Bertl nicht mehr abwenden konnte. Tor-Held Störzer immerhin kam noch zu seiner Reise – wenn auch nur nach Mainz. Denn am Abend hatte er einen Sportstudio-Auftritt und gestand im Gespräch mit Moderator Dieter Kürten: "Unter der Woche haben wir noch geflachst, wer wohl ins Sportstudio muss am Samstag." Aus dem Flachs wurde Ernst. Der VfB kam noch eine Runde weiter und scheiterte erst im Achtelfinale an Werder Bremen (0:2).

1978: Bayern München – VfL Osnabrück 4:5

Am 23. September 1978 hielt es Sepp Maier nicht mehr in seinem Kasten. Wenn schon der Torwart aufs Tor schießt, dann muss die Verzweiflung groß sein. War sie auch beim FC Bayern, der im Olympiastadion gegen den Zweitligisten VfL Osnabrück einen rabenschwarzen Tag erwischte. 4:5 stand auf der Anzeigetafel – eine Blamage für die Ewigkeit.

Selbst drei Tore von Gerd Müller, der seine letzte Bayern-Saison erlebte, reichten nicht aus, denn auch der VfL hatte einen Dreifach-Schützen: den 21 Jahre alten Stürmer Andreas Wagner hatte die Bayern-Abwehr nicht auf der Rechnung. Sein Tor zum 4:5 (71.) entschied die turbulente Partie, in die in den letzten Minuten der fast schon invalide Uli Hoeneß (auch er spielte seine letzte Saison) eingewechselt wurde. Doch alle Maßnahmen von Trainer Gyula Lorant fruchteten nicht an diesem denkwürdigen Nachmittag. Der war den ohnehin nur 8500 anwesenden Bayern-Fans ebenso verdorben wie der Wiesn-Auftakt.

1997: Eintracht Trier – Schalke 04 1:0

Das Trierer Moselstadion war restlos ausverkauft, als am 23. September 1997 der FC Schalke 04 dem Drittligisten einen Besuch abstattete. 16.500 Zuschauer witterten die Sensation und wenn nicht, dann wollten sie doch zumindest den amtierenden UEFA-Pokalsieger mal gesehen haben. So oft kam die große Fußballwelt ja nicht vorbei in der ältesten Stadt Deutschlands.

An diesem Dienstag sahen nun die Gäste aus Gelsenkirchen ziemlich alt aus, vergeblich rannten sie gegen das Trierer Bollwerk an. Beide Mannschaften hatten Personalsorgen, bei den Schalkern fehlten unter anderem Olaf Thon und Jiri Nemec. Der kicker aber urteilte: "Die Umstellungen waren nicht entscheidend, sondern die Einstellungen beider Teams." Für den letzten Kick bei den Trierern sorgte Trainer Karl-Heinz Emig, der ein Plakat in die Kabine hängte. Text: "Nur wer an den Sieg glaubt, kann auch gewinnen." Wenn es immer so einfach wäre. Diesmal war es so. Als Schalkes Johan de Kock nach 71 Minuten eine Tätlichkeit beging, hatte Trier Überzahl und bekam Oberwasser. Fünf Minuten später traf Stürmer Rudi Thömmes gegen Jens Lehmann zum Tor des Tages. Thömmes jubelte: "Das ist der schönste Tag meines Lebens." Dabei, bekannte er, sei er ja eigentlich Schalke-Fan.

Bei den Schalkern war der Frust groß, ein Spieler trat ein großes Loch in die Kabinentür, Trainer Huub Stevens witzelte: "Ist doch schön, da hat man immer frische Luft in der Kabine." Rudi Thömmes konnte sich mit seiner heimlichen Liebe schon bald wieder aussöhnen, denn in der nächsten Runde schossen die Trierer auch den großen Schalker Rivalen Borussia Dortmund, amtierender Champions League-Sieger, aus dem Rennen. Auch beim 2:1 traf Thömmes, der seit jenem Herbst von 1997 eine Klub-Legende ist.

2000: 1. FC Magdeburg – Bayern München 5:3 nach Elfmeterschießen

Nie zuvor in seiner mit einigen Blamagen versehenen Pokal-Geschichte scheiterte der FC Bayern an einem Viertligisten. Wieso sollte es ihm da ausgerechnet im Herbst 2000 passieren? Er kam als amtierender Meister, er würde mit dieser Mannschaft am Saisonende die Champions League gewinnen. Und gerade erst war Manager Uli Hoeneß als Sieger aus der Kokain-Affäre um Christoph Daum hervor gegangen. Er wurde in Magdeburg mit Beifall begrüßt, auch weil er 3000 D-Mark an eine Magdeburger Klinik zur Behandlung krebskranker Kinder spendete.

Die Bayern-Welt war in Ordnung – bis zum 1. November 2000. Dabei war es eine Sensation mit Ansage, denn der 1. FCM, der in der Oberliga Süd des Nordostdeutschen Fußball-Verbands kickte, hatte in der ersten Runde bereits Bundesligist 1. FC Köln rausgeworfen – und das mit 5:2! Nun stellte der erfahrene Trainer Eberhard Vogel die Weichen für den nächsten Coup. 28.000 Zuschauer kamen an diesem Dienstag ins Ernst-Grube-Stadion, die Karten waren innerhalb einer Stunde nach der Auslosung restlos verkauft. Und weil die ARD übertrug, hatte die Partie ein Vielfaches mehr an Zuschauern. So wurde ein Millionen-Publikum Zeuge der Bayern-Blamage, die sich schon beim torlosen Pausenstand anbahnte.

Nach 66 Minuten fälschte Adolphus Ofodile einen Schuss unhaltbar für Oliver Kahn ab, 13 Minuten führte der Underdog. Dann stach Bayern-Joker Hasan Salihamidzic (79.). Mehr Tore fielen nicht mehr, auch nicht in der Verlängerung. Uli Hoeneß sagte im ARD-Interview beeindruckt: "Die kämpfen wie die Wahnsinnigen." Und sie hatten im Elfmeterschießen die besseren Nerven. Während Jens Jeremies und Giovane Elber an FC-Torwart Miroslav Dreszer scheiterten, hielt Oliver Kahn keinen einzigen Magdeburger Elfmeter. Der vierte, von Dirk Hannemann, brachte die Entscheidung. Treffendes Fazit von Trainer Ottmar Hitzfeld: "Wir haben uns blamiert." Sie ließen ihre Wut am Wochenende darauf an Borussia Dortmund (6:2) aus. Die Magdeburger kamen noch eine Runde weiter und scheiterten erst im Viertelfinale am späteren Pokalsieger Schalke 04 – ehrenhaft mit 0:1.

Auch diese Zweitrunden-Spiele sorgten für Aufsehen:

1991: Bayern München – FC Homburg 2:4 nach Verlängerung: Der Zweitligist gewann verdient im Olympiastadion. Der Anfang vom Ende für Trainer Jupp Heynckes.

1993: Borussia Dortmund – Carl Zeiss Jena 0:1: Mit allen Stars – Sammer, Freund, Reuter, Mill, Chapuisat – unterliegt der BVB dem Zweitligisten. Jenenser Vereinsgeschichte schrieb der Schreiber – Olaf Schreiber schoss das Tor des Tages schon in Minute elf.

1995: Lok/Altmark Stendal – Hertha BSC 3:2 nach Verlängerung: Die Hertha war damals nur Zweitligist, aber ein Sieg beim Regionalligisten war fest eingeplant. Doch es kam anders, vor nur 2200 Zuschauern im Stadion Am Hölzchen glich Hoffmann Steffen Karls frühe Führung aus, in der Verlängerung trafen Dau und Wiedemann. Gabriele Grazianis Treffer kam zu spät, die Lok fuhr in die nächste Runde, für Hertha war der Pokal-Zug wieder mal abgefahren.
Das sollte sich noch oft wiederholen, auf Blamagen in Runde zwei hatte der Hauptstadt-Klub auch als Bundesligist ein regelrechtes Abonnement. Weitere Hertha-Pleiten: 2005 gab es ein 2:3 bei Zweitligist Braunschweig, 2008 ein 0:2 beim Wuppertaler SV (3. Liga) und 2010 ein 1:2 bei TuS Koblenz (3. Liga), als Michael Stahl Hertha-Keeper Marco Sejna aus 60 Metern überwand.

2001: KFC Uerdingen – Werder Bremen 5:4 nach Elfmeterschießen: Bei den älteren Fans vom KFC, einst als Bayer Uerdingen bekannt, wurden Erinnerungen an große Pokal-Nächte wach. Der Regionalligist glich zehn Minuten vor Schluss durch einen Elfmeter von Thorsten Schmugge die Werder-Führung durch Tim Borowski aus. Im Elfmeterschießen versagten Marco Bode und Frank Verlaat, beide verfehlten das Tor. Uerdingens Trainer Jos Luhukay hatte im Training Elfmeter üben lassen und mit einer 20-Mark-Strafe pro Fehlschuss für die nötige Konzentration gesorgt. Nun machte es sich bezahlt. Frank Rost hielt keinen Ball, schimpfte aber über die anderen: "Wer nicht versteht, dass Fußball eine Mannschaftsportart ist, soll besser Ski fahren oder Schach spielen."

2009: VfL Osnabrück – HSV 7:5 nach Elfmeterschießen: Kein Spiel für schwache Nerven. Der Drittligist führte am 23. September 2009 lange 2:0, der HSV glich durch Piotr Trochowski in letzter Minute aus, führte dann 3:2 durch Guy Demel, ehe Joker Henning Grieneisen das 3:3 schoss (116. Minute). Im Elfmeterschießen scheiterten nur die Hamburger: Robert Tesche an Torwart Timo Berbig, Mladen Petric am Pfosten.

2010: Kickers Offenbach – Borussia Dortmund 4:2 nach Elfmeterschießen: Nach torlosen 120 Minuten erlebte der Bieberer Berg noch einen Hitchcock am Elfmeterpunkt. Eine Weidenfeller-Parade ließ den kommenden Meister am 27. Oktober 2010 zunächst hoffen, aber dann scheiterten Lucas Barrios und Robert Lewandowski an Robert Wulnikowski und nach dem Treffer von Sead Mehic war die Sensation perfekt. 25.000 Fans feierten den Drittligisten euphorisch.

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Die zweite Runde im DFB-Pokal steht an. Am Dienstag und Mittwoch spielen wieder 32 Mannschaften um den Einzug ins Achtelfinale. Mit den Kickers Offenbach (gegen den Karlsruher SC), dem 1. FC Magdeburg (gegen Bayer Leverkusen) und den Würzburger Kickers (gegen Eintracht Braunschweig) sind noch drei Regionalligisten im Wettbewerb vertreten und wollen den vermeintliche Großen ein Bein stellen.

Gibt es auch in diesem Jahr wieder Überraschungen in den Duellen "David gegen Goliath"? DFB.de blickt vorher auf die größten Sensationen der zweiten Pokalrunden zurück.

1974: VfB Eppingen – Hamburger SV 2:1

Die Mutter aller Pokalsensationen wird dem Dorfklub VfB Eppingen zugeschrieben, der am 26. Oktober 1974 den HSV aus dem Pokal warf. Dessen Nationalspieler Georg Volkert tönte vorher noch: "Die Eppinger sind doch blutige Amateure. Die Zuschauer werden in Zukunft schön zu Hause bleiben, wenn sie sehen, mit welcher Packung ihre Truppe in die Kabinen marschiert." Der freche Konter von VfB-Trainer Harald Meichelbeck: "Wir spielen auf Unentschieden, damit es ein Wiederholungsspiel gibt. Denn in Hamburg waren wir noch nie."

Doch weder gab es eine Packung für die Eppinger, noch mussten sie die Reisekoffer packen. Der Drittligist, der 1980/1981 ein Jahr in der 2. Liga Süd erleben durfte, gewann sensationell 2:1. Beide Tore erzielte der Student Gerd Störzer. Er war den HSV-Cracks ebenso unbekannt wie der ganze nordbadische Dorfklub mit seinem holprigen Platz, dessen Anhänger an jenem Tag direkt hinter dem Tor von Rudi Kargus standen und nach Störzers Treffern das Feld stürmten.

Ganz Deutschland lachte über die HSV-Blamage, die das Anschlusstor von Horst Bertl nicht mehr abwenden konnte. Tor-Held Störzer immerhin kam noch zu seiner Reise – wenn auch nur nach Mainz. Denn am Abend hatte er einen Sportstudio-Auftritt und gestand im Gespräch mit Moderator Dieter Kürten: "Unter der Woche haben wir noch geflachst, wer wohl ins Sportstudio muss am Samstag." Aus dem Flachs wurde Ernst. Der VfB kam noch eine Runde weiter und scheiterte erst im Achtelfinale an Werder Bremen (0:2).

1978: Bayern München – VfL Osnabrück 4:5

Am 23. September 1978 hielt es Sepp Maier nicht mehr in seinem Kasten. Wenn schon der Torwart aufs Tor schießt, dann muss die Verzweiflung groß sein. War sie auch beim FC Bayern, der im Olympiastadion gegen den Zweitligisten VfL Osnabrück einen rabenschwarzen Tag erwischte. 4:5 stand auf der Anzeigetafel – eine Blamage für die Ewigkeit.

Selbst drei Tore von Gerd Müller, der seine letzte Bayern-Saison erlebte, reichten nicht aus, denn auch der VfL hatte einen Dreifach-Schützen: den 21 Jahre alten Stürmer Andreas Wagner hatte die Bayern-Abwehr nicht auf der Rechnung. Sein Tor zum 4:5 (71.) entschied die turbulente Partie, in die in den letzten Minuten der fast schon invalide Uli Hoeneß (auch er spielte seine letzte Saison) eingewechselt wurde. Doch alle Maßnahmen von Trainer Gyula Lorant fruchteten nicht an diesem denkwürdigen Nachmittag. Der war den ohnehin nur 8500 anwesenden Bayern-Fans ebenso verdorben wie der Wiesn-Auftakt.

1997: Eintracht Trier – Schalke 04 1:0

Das Trierer Moselstadion war restlos ausverkauft, als am 23. September 1997 der FC Schalke 04 dem Drittligisten einen Besuch abstattete. 16.500 Zuschauer witterten die Sensation und wenn nicht, dann wollten sie doch zumindest den amtierenden UEFA-Pokalsieger mal gesehen haben. So oft kam die große Fußballwelt ja nicht vorbei in der ältesten Stadt Deutschlands.

An diesem Dienstag sahen nun die Gäste aus Gelsenkirchen ziemlich alt aus, vergeblich rannten sie gegen das Trierer Bollwerk an. Beide Mannschaften hatten Personalsorgen, bei den Schalkern fehlten unter anderem Olaf Thon und Jiri Nemec. Der kicker aber urteilte: "Die Umstellungen waren nicht entscheidend, sondern die Einstellungen beider Teams." Für den letzten Kick bei den Trierern sorgte Trainer Karl-Heinz Emig, der ein Plakat in die Kabine hängte. Text: "Nur wer an den Sieg glaubt, kann auch gewinnen." Wenn es immer so einfach wäre. Diesmal war es so. Als Schalkes Johan de Kock nach 71 Minuten eine Tätlichkeit beging, hatte Trier Überzahl und bekam Oberwasser. Fünf Minuten später traf Stürmer Rudi Thömmes gegen Jens Lehmann zum Tor des Tages. Thömmes jubelte: "Das ist der schönste Tag meines Lebens." Dabei, bekannte er, sei er ja eigentlich Schalke-Fan.

Bei den Schalkern war der Frust groß, ein Spieler trat ein großes Loch in die Kabinentür, Trainer Huub Stevens witzelte: "Ist doch schön, da hat man immer frische Luft in der Kabine." Rudi Thömmes konnte sich mit seiner heimlichen Liebe schon bald wieder aussöhnen, denn in der nächsten Runde schossen die Trierer auch den großen Schalker Rivalen Borussia Dortmund, amtierender Champions League-Sieger, aus dem Rennen. Auch beim 2:1 traf Thömmes, der seit jenem Herbst von 1997 eine Klub-Legende ist.

2000: 1. FC Magdeburg – Bayern München 5:3 nach Elfmeterschießen

Nie zuvor in seiner mit einigen Blamagen versehenen Pokal-Geschichte scheiterte der FC Bayern an einem Viertligisten. Wieso sollte es ihm da ausgerechnet im Herbst 2000 passieren? Er kam als amtierender Meister, er würde mit dieser Mannschaft am Saisonende die Champions League gewinnen. Und gerade erst war Manager Uli Hoeneß als Sieger aus der Kokain-Affäre um Christoph Daum hervor gegangen. Er wurde in Magdeburg mit Beifall begrüßt, auch weil er 3000 D-Mark an eine Magdeburger Klinik zur Behandlung krebskranker Kinder spendete.

Die Bayern-Welt war in Ordnung – bis zum 1. November 2000. Dabei war es eine Sensation mit Ansage, denn der 1. FCM, der in der Oberliga Süd des Nordostdeutschen Fußball-Verbands kickte, hatte in der ersten Runde bereits Bundesligist 1. FC Köln rausgeworfen – und das mit 5:2! Nun stellte der erfahrene Trainer Eberhard Vogel die Weichen für den nächsten Coup. 28.000 Zuschauer kamen an diesem Dienstag ins Ernst-Grube-Stadion, die Karten waren innerhalb einer Stunde nach der Auslosung restlos verkauft. Und weil die ARD übertrug, hatte die Partie ein Vielfaches mehr an Zuschauern. So wurde ein Millionen-Publikum Zeuge der Bayern-Blamage, die sich schon beim torlosen Pausenstand anbahnte.

Nach 66 Minuten fälschte Adolphus Ofodile einen Schuss unhaltbar für Oliver Kahn ab, 13 Minuten führte der Underdog. Dann stach Bayern-Joker Hasan Salihamidzic (79.). Mehr Tore fielen nicht mehr, auch nicht in der Verlängerung. Uli Hoeneß sagte im ARD-Interview beeindruckt: "Die kämpfen wie die Wahnsinnigen." Und sie hatten im Elfmeterschießen die besseren Nerven. Während Jens Jeremies und Giovane Elber an FC-Torwart Miroslav Dreszer scheiterten, hielt Oliver Kahn keinen einzigen Magdeburger Elfmeter. Der vierte, von Dirk Hannemann, brachte die Entscheidung. Treffendes Fazit von Trainer Ottmar Hitzfeld: "Wir haben uns blamiert." Sie ließen ihre Wut am Wochenende darauf an Borussia Dortmund (6:2) aus. Die Magdeburger kamen noch eine Runde weiter und scheiterten erst im Viertelfinale am späteren Pokalsieger Schalke 04 – ehrenhaft mit 0:1.

Auch diese Zweitrunden-Spiele sorgten für Aufsehen:

1991: Bayern München – FC Homburg 2:4 nach Verlängerung: Der Zweitligist gewann verdient im Olympiastadion. Der Anfang vom Ende für Trainer Jupp Heynckes.

1993: Borussia Dortmund – Carl Zeiss Jena 0:1: Mit allen Stars – Sammer, Freund, Reuter, Mill, Chapuisat – unterliegt der BVB dem Zweitligisten. Jenenser Vereinsgeschichte schrieb der Schreiber – Olaf Schreiber schoss das Tor des Tages schon in Minute elf.

1995: Lok/Altmark Stendal – Hertha BSC 3:2 nach Verlängerung: Die Hertha war damals nur Zweitligist, aber ein Sieg beim Regionalligisten war fest eingeplant. Doch es kam anders, vor nur 2200 Zuschauern im Stadion Am Hölzchen glich Hoffmann Steffen Karls frühe Führung aus, in der Verlängerung trafen Dau und Wiedemann. Gabriele Grazianis Treffer kam zu spät, die Lok fuhr in die nächste Runde, für Hertha war der Pokal-Zug wieder mal abgefahren.
Das sollte sich noch oft wiederholen, auf Blamagen in Runde zwei hatte der Hauptstadt-Klub auch als Bundesligist ein regelrechtes Abonnement. Weitere Hertha-Pleiten: 2005 gab es ein 2:3 bei Zweitligist Braunschweig, 2008 ein 0:2 beim Wuppertaler SV (3. Liga) und 2010 ein 1:2 bei TuS Koblenz (3. Liga), als Michael Stahl Hertha-Keeper Marco Sejna aus 60 Metern überwand.

2001: KFC Uerdingen – Werder Bremen 5:4 nach Elfmeterschießen: Bei den älteren Fans vom KFC, einst als Bayer Uerdingen bekannt, wurden Erinnerungen an große Pokal-Nächte wach. Der Regionalligist glich zehn Minuten vor Schluss durch einen Elfmeter von Thorsten Schmugge die Werder-Führung durch Tim Borowski aus. Im Elfmeterschießen versagten Marco Bode und Frank Verlaat, beide verfehlten das Tor. Uerdingens Trainer Jos Luhukay hatte im Training Elfmeter üben lassen und mit einer 20-Mark-Strafe pro Fehlschuss für die nötige Konzentration gesorgt. Nun machte es sich bezahlt. Frank Rost hielt keinen Ball, schimpfte aber über die anderen: "Wer nicht versteht, dass Fußball eine Mannschaftsportart ist, soll besser Ski fahren oder Schach spielen."

2009: VfL Osnabrück – HSV 7:5 nach Elfmeterschießen: Kein Spiel für schwache Nerven. Der Drittligist führte am 23. September 2009 lange 2:0, der HSV glich durch Piotr Trochowski in letzter Minute aus, führte dann 3:2 durch Guy Demel, ehe Joker Henning Grieneisen das 3:3 schoss (116. Minute). Im Elfmeterschießen scheiterten nur die Hamburger: Robert Tesche an Torwart Timo Berbig, Mladen Petric am Pfosten.

2010: Kickers Offenbach – Borussia Dortmund 4:2 nach Elfmeterschießen: Nach torlosen 120 Minuten erlebte der Bieberer Berg noch einen Hitchcock am Elfmeterpunkt. Eine Weidenfeller-Parade ließ den kommenden Meister am 27. Oktober 2010 zunächst hoffen, aber dann scheiterten Lucas Barrios und Robert Lewandowski an Robert Wulnikowski und nach dem Treffer von Sead Mehic war die Sensation perfekt. 25.000 Fans feierten den Drittligisten euphorisch.