Ehrmann: "Ich gucke immer noch mit einem Auge nach Köln"

DFB.de: Was müssen Sie dann noch im täglichen Training machen, wenn diese Qualitäten vorhanden sind?

Ehrmann: Ich versuche eine gesunde Mischung im Training zu finden zwischen Athletik, Reaktionsschnelligkeit und Kraft. Außerdem sind Nervenstärke und Entschlossenheit wichtig, das versuche ich dann in Gesprächen zu vermitteln.

DFB.de: Das klingt alles nach harter Arbeit - trotzdem muss es doch noch irgendein Geheimnis geben. Jetzt mal ehrlich, Herr Ehrmann: Wie schaffen Sie es seit Jahren kontinuierlich, gute Torhüter beim 1. FC Kaiserslautern zu entwickeln?

Ehrmann: Es gibt kein Geheimnis. Wie Sie es schon sagen, steckt wirklich viel harte Arbeit dahinter. Außerdem versuche ich immer, authentisch zu bleiben und stehe zu hundert Prozent hinter meinen Jungs. Durch meine offene Art versuche ich meine Erfahrungswerte zu vermitteln, und ich bin auch noch nie enttäuscht worden. Das Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit.

DFB.de: Sehen deshalb viele Ihrer ehemaligen Schützlinge in Ihnen eine Vaterfigur? Und wie passt das zu Ihrem Image als harter Typ, der immer alles verlangt?

Ehrmann: Das Wichtigste ist die Identifikation zum Beruf als Profitorwart. Ich versuche, den Jungs die richtige Einstellung zu vermitteln, und ich lebe diese auch vor. Ich habe immer ein offenes Ohr für meine Torhüter. Außerdem können sie mich zu jeder Tageszeit anrufen.

DFB.de: Während Ihrer aktiven Zeit hatten Sie wegen Ihrer spektakulären Spielweise und des kräftigen Körperbaus den Spitznamen "Tarzan". Passt der auch noch zum Torwarttrainer Gerald Ehrmann - oder wie werden Sie heute gerufen?

Ehrmann: Bei dem Spitznamen muss ich immer schmunzeln. Ob der zu mir passt, müssen andere beurteilen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich mich in meinem Körper wohlfühle. Zu Ihrer zweiten Frage: Ich werde nicht Tarzan gerufen, sondern immer mit Gerry angesprochen. Und das ist auch gut so.

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Gerald Ehrmann hat sich etwas zurückgezogen aus der Öffentlichkeit. Der Torwarttrainer des 1. FC Kaiserslautern gibt im Moment kaum Interviews, er sagt fast alles kategorisch ab - er will nicht mehr so im Mittelpunkt des Interesses stehen. In dieser Woche hat es jedoch wieder besonders viele Anfragen gegeben, schließlich erwartet der Tabellen-16. den 1. FC Köln am Sonntag (ab 17.30 Uhr, live bei Sky). Also jenen Verein, bei dem Ehrmann vor 35 Jahren seine aktive Laufbahn begann.

Für DFB.de hat der 52-Jährige eine Ausnahme gemacht. Mit Mitarbeiter Sven Winterschladen spricht Ehrmann über seine Zeit beim 1. FC Köln, über den Abstiegskampf und über seinen Spitznamen "Tarzan". Außerdem verrät er, warum immer wieder gerade aus seiner Schule so gute Torhüter wie Tim Wiese, Roman Weidenfeller, Tobias Sippel, Florian Fromlowitz und ganz aktuell Kevin Trapp hervorgehen.

DFB.de: Herr Ehrmann, am Sonntag erwartet der 1. FC Kaiserslautern den 1. FC Köln. Ist das ein besonderes Duell für Sie?

Gerald Ehrmann: Nein, das ist kein besonderes Spiel für mich. Dafür ist meine aktive Zeit in Köln zu lange her. Ich bin ja mittlerweile seit 1984 hier in Kaiserslautern, also seit fast 30 Jahren.

DFB.de: Mit welchen Erinnerungen denken Sie denn an den Beginn Ihrer Karriere beim 1. FC Köln zurück?

Ehrmann: Die sind durchweg positiv, ich denke sehr gerne an diese Zeit zurück. Besonders sind mir natürlich die Trainer wie Hennes Weisweiler, Rinus Michels oder Hannes Löhr in Erinnerung geblieben. Sie haben mich sehr geprägt.

DFB.de: Sie hatten damals das Problem, dass Sie als Torhüter nicht an Toni Schumacher vorbeigekommen sind. Hatten Sie nach all den Jahren noch einmal Kontakt zu ihrem damaligen Konkurrenten?

Ehrmann: Natürlich, wir haben noch Kontakt. Wenn wir uns über den Weg laufen, tauschen wir uns auch aus. Das ist doch ganz normal.

DFB.de: Was würden Sie einem Ihrer Schützlinge raten, wenn die Situation ähnlich wäre wie bei Ihnen damals: sieben Jahre auf der Bank bleiben und von einem der besten deutschen Torhüter lernen - oder besser den Verein wechseln?

Ehrmann: Das kann man schlecht vergleichen, weil es eine andere Situation war. Ich glaube, das würde es heutzutage nicht mehr geben. Wenn die Spieler nach einigen Jahren ablösefrei sind, können sie einfach wechseln, wenn die Spielpraxis ausbleibt.

DFB.de: Verfolgen Sie eigentlich die Entwicklung in Köln intensiver als bei manch anderem Bundesligisten? Oder schauen Sie eher, was Ihre ehemaligen Schützlinge machen, Tim Wiese in Bremen oder Roman Weidenfeller in Dortmund?

Ehrmann: Sicher gucke ich nach wie vor mit einem Auge nach Köln. Das ist doch klar. Aber auch auf die Torhüter, die ich bisher trainiert habe. Zu Roman und Tim pflege ich bis heute ein gutes Verhältnis. Wir telefonieren regelmäßig.

DFB.de: Wie wichtig ist die Partie am Sonntag für Ihren Klub?

Ehrmann: Das Spiel ist für beide Mannschaften sehr wichtig. Köln ist ein direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenverbleib, da wollen wir gerade zu Hause drei Punkte holen. Mit einem Sieg können wir Köln außerdem überholen, das muss unser Ziel sein.

DFB.de: Bei der U 21-EM 2009 kamen mit Florian Fromlowitz und Tobias Sippel zwei der drei DFB-Torhüter aus Ihrer "Schule". Ist das nicht die schönste Bestätigung für Ihre Arbeit?

Ehrmann: Selbstverständlich. Ich arbeite mit meinen Torhütern hart und versuche, sie auszubilden, so gut es geht. Eine Nominierung für die Nationalmannschaft ist natürlich die höchste Bestätigung, darüber freue ich mich.

DFB.de: Kurioserweise ist gerade die Entwicklung dieser beiden scheinbar etwas ins Stocken geraten. Was ist da los?

Ehrmann: Tobi sehe ich jeden Tag im Training, er lässt sich nicht hängen und arbeitet hart. Aber er muss auf seine Chance warten. Bei Flo in Duisburg habe ich leider keinen Einblick, daher kann ich das nicht beurteilen. Insgesamt ist es schade, dass es so für ihn gelaufen ist.

DFB.de: Mit Kevin Trapp steht schon das nächste große Talente aus Ihrer Schule beim FCK im Tor. Wie viel Talent und wie viel harte Arbeit sind nötig, um den Sprung in die Bundesliga zu schaffen?

Ehrmann: Die gesunde Mischung ist wichtig. Das Talent ist natürlich Voraussetzung. Aber das reicht in der Regel allein nicht aus. Die harte Arbeit nimmt einen großen und wichtigen Teil ein, um letztlich den Sprung in den Profisport zu schaffen.

DFB.de: Ab welchem Alter können Sie erkennen, ob ein Torhüter den Durchbruch schaffen kann?

Ehrmann: Das kann man pauschal nicht sagen. Das Talent kann man schon sehr früh erkennen, da halte ich meine Augen immer auf. Letztlich sind die Entwicklungsstufen der Jugendlichen aber so unterschiedlich, dass in den folgenden Jahren sehr viel passieren kann. Viele Dinge, zum Beispiel das Wachstum, kann man auch nicht beeinflussen.

DFB.de: Was muss ein guter Torhüter denn schon früh mitbringen?

Ehrmann: Für mich sind vier Attribute besonders wichtig: das Talent, klar. Daneben sollten der Siegeswille und der Wille, sportlich etwas erreichen zu wollen, ausgeprägt sein. Außerdem ist es wichtig zu lernen, die richtigen Entscheidungen auf dem Platz zu treffen.

DFB.de: Was müssen Sie dann noch im täglichen Training machen, wenn diese Qualitäten vorhanden sind?

Ehrmann: Ich versuche eine gesunde Mischung im Training zu finden zwischen Athletik, Reaktionsschnelligkeit und Kraft. Außerdem sind Nervenstärke und Entschlossenheit wichtig, das versuche ich dann in Gesprächen zu vermitteln.

DFB.de: Das klingt alles nach harter Arbeit - trotzdem muss es doch noch irgendein Geheimnis geben. Jetzt mal ehrlich, Herr Ehrmann: Wie schaffen Sie es seit Jahren kontinuierlich, gute Torhüter beim 1. FC Kaiserslautern zu entwickeln?

Ehrmann: Es gibt kein Geheimnis. Wie Sie es schon sagen, steckt wirklich viel harte Arbeit dahinter. Außerdem versuche ich immer, authentisch zu bleiben und stehe zu hundert Prozent hinter meinen Jungs. Durch meine offene Art versuche ich meine Erfahrungswerte zu vermitteln, und ich bin auch noch nie enttäuscht worden. Das Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit.

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DFB.de: Sehen deshalb viele Ihrer ehemaligen Schützlinge in Ihnen eine Vaterfigur? Und wie passt das zu Ihrem Image als harter Typ, der immer alles verlangt?

Ehrmann: Das Wichtigste ist die Identifikation zum Beruf als Profitorwart. Ich versuche, den Jungs die richtige Einstellung zu vermitteln, und ich lebe diese auch vor. Ich habe immer ein offenes Ohr für meine Torhüter. Außerdem können sie mich zu jeder Tageszeit anrufen.

DFB.de: Während Ihrer aktiven Zeit hatten Sie wegen Ihrer spektakulären Spielweise und des kräftigen Körperbaus den Spitznamen "Tarzan". Passt der auch noch zum Torwarttrainer Gerald Ehrmann - oder wie werden Sie heute gerufen?

Ehrmann: Bei dem Spitznamen muss ich immer schmunzeln. Ob der zu mir passt, müssen andere beurteilen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich mich in meinem Körper wohlfühle. Zu Ihrer zweiten Frage: Ich werde nicht Tarzan gerufen, sondern immer mit Gerry angesprochen. Und das ist auch gut so.