Ehrenpräsident Mayer-Vorfelder wird 80

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, "MV"! Gerhard Mayer-Vorfelder wird heute 80 Jahre alt. Seinen Geburtstag feierte er in Stuttgart. Mit dabei war auch eine DFB-Delegation um Präsident Wolfgang Niersbach, Generalsekretär Helmut Sandrock und Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball. DFB.de würdigt den DFB-Ehrenpräsidenten an seinem Ehrentag - und sein Leben im Dienste des Fußballs.

So möchte wohl jeder gerne 80 werden. Wenn er morgens aufstehe, verriet er jetzt der Bild-Zeitung, verspüre er nichts. "Ich habe keine Zipperlein, keine Probleme, denn ich habe ja mein Leben lang Sport getrieben." Beneidenswert. "Ein stürmisches Leben", so der Titel seiner Autobiografie, eins auf der Überholspur, das gar keine Spuren hinterlässt?

Nun, ganz so ist es nicht. Eine Herz-OP war 2006 lebensrettend, aber auch danach hat er "zum Leidwesen meiner Frau Margit meine Lebensgewohnheiten nicht geändert", so erzählte er es der Sport-Bild. "Ich trinke Kaffee und rauche."

Noch lange nicht aufs Altenteil zurückgezogen

Gerhard Mayer-Vorfelder ist ein ehemaliger Präsident und ein ehemaliger Politiker, aber gewiss kein Vergessener. Dass der 80. Geburtstag heute in Stuttgart im Gegensatz zum 70., als ihm 250 Gäste die Ehre gaben, im kleinen Rahmen stattfindet, das ist sein ausdrücklicher Wunsch. So schön die Fete zum 70. auch war, als er zum Mikrofon griff und Frank Sinatras "My Way" sang.

So viel ist sicher: "MV" hat sich nicht auf das Altenteil zurückgezogen. Beim Württembergischen Fußball-Verband in Stuttgart hat er noch immer ein Büro, an zwei Tagen in der Woche ist er dort anzutreffen und arbeitet die Post ab. Noch immer "tragen die Leute Wünsche an mich heran, weil sie glauben, dass ich noch immer zum Getriebe gehöre." Dank seiner Kontakte, die man nach 50-jähriger Politik-Laufbahn - schon mit 30 war er Referent des baden-württembergischen Ministerpräsidenten - zuhauf hat, kann er noch immer vieles möglich machen. Beinahe so wie in seinen aktivsten Jahren.

Wie er alle seine Ämter unter einen Hut bringen konnte, haben sich die Zeitgenossen oft gefragt. Staatssekretär, Kultusminister, Finanzminister in "BW", VfB-Präsident, Ligaausschuss-Vorsitzender, DFB-Vizepräsident (ab 1992) und Mitglied im Komitee der UEFA-Exekutive, um nur die wichtigsten zu nennen - vor seiner Wahl zum DFB-Präsidenten am 28. April 2001.

Gerhard Mayer-Vorfelder wird 80 Jahre

Und er hatte Nehmerqualitäten wie wenige andere. Kaum war er Präsident des VfB Stuttgart, stieg der 1975 zum einzigen Mal überhaupt aus der Bundesliga ab. "MV" war daran nicht schuld, aber doch verantwortlich. Die Volksseele beruhigte sich erst, als er den Verein unter Trainer-Wundermann Jürgen Sundermann nach zwei Jahren wieder nach oben führte. Als Aufsteiger gleich in den UEFA-Cup, ein seltenes Kunststück. Es kamen herrliche Jahre, in denen Stuttgart fast immer "Zuschauermeister" und 1984 und 1992 auch sportlicher Meister wurde.

In die Ära "MV" fallen die Anfänge von Weltstars wie Hansi Müller, Karl-Heinz Förster und Jürgen Klinsmann. Dank der vorbildlichen Jugendarbeit, der vielleicht besten in Deutschland in den Siebzigern und Achtzigern. Die Mannschaft hatte ein Gesicht und der Verein auch - das von "MV". Bis 2000 war er Präsident seines VfB, zu dem er heute noch regelmäßig geht, und es ist mit sein Verdienst, dass es bei diesem einen Abstieg geblieben ist.

Glücksgriff: Rudi Völler wird Teamchef

Langweilig wurde es "MV" nach der Abwahl nicht. Kaum war er DFB-Präsident, kam es zu einer der größten Bewährungsprobe, die dieses Amt bereit hielt: die Affäre um den als Bundestrainer vorgesehenen Chritoph Daum Ende 2000 kostete Kraft und Ansehen. Die Beförderung der Interimslösung Rudi Völler zum Teamchef war sein erster Glücksgriff, 2002 stand Deutschland sensationell im WM-Finale, und Mayer-Vorfelder saß in Yokohama auf der Tribüne beim respektablen 0:2 gegen Brasilien. Es war bis heute das letzte WM-Endspiel einer DFB-Auswahl.

Aber der Erfolg war ein unsteter Begleiter, schon bei der EM 2004 setzte es das Aus in der Vorrunde. Im Juli desselben Jahres flog "MV" nach New York und verpflichtete, nicht zuletzt auf Anraten von Berti Vogts, Weltmeister Jürgen Klinsmann als Völler-Nachfolger.

Klinsmann drehte jeden Stein um, und auch "MV", der ihn schon in Stuttgart als kritischen Geist kennengelernt hatte ("Wenn es hieß, 'heute tragen wir alle eine gelbe Krawatte', kam Jürgen garantiert mit einer roten") musste zuweilen schlucken über den Reformeifer des Sunnyboys aus Florida. Dem aber gab der Erfolg recht, ein neuer Geist entstand in der Nationalmannschaft.

Erfolgreiche Heim-WM 2006 auch dank "MV"

Ab 23. Oktober 2004 bildete "MV" mit Theo Zwanziger eine Doppelspitze, erstmals hatte der DFB zwei Präsidenten. Die WM im eigenen Land stand an, die zu den unvergesslichsten Ereignissen in der Geschichte der Bundesrepublik zählt. Dass das "Sommermärchen" 2006 einen Ehrenplatz in den Geschichtsbüchern hat, darf sich "MV" auch ans Revers heften. Am 6. September 2006 endete seine Präsidentschaft, guten Gewissens konnte er gehen.

Aber nicht ruhen - zwei Jahre war er UEFA-Vizepräsident, ehe er 2009 ausschied. Und was bringt die Zukunft? Als er 60 wurde, antwortete er auf die Frage nach der Midlife-Crisis: "Die kann noch einige Jahre warten." Vermutlich ist sie nie gekommen, er hatte keine Zeit.

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Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, "MV"! Gerhard Mayer-Vorfelder wird heute 80 Jahre alt. Seinen Geburtstag feierte er in Stuttgart. Mit dabei war auch eine DFB-Delegation um Präsident Wolfgang Niersbach, Generalsekretär Helmut Sandrock und Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball. DFB.de würdigt den DFB-Ehrenpräsidenten an seinem Ehrentag - und sein Leben im Dienste des Fußballs.

So möchte wohl jeder gerne 80 werden. Wenn er morgens aufstehe, verriet er jetzt der Bild-Zeitung, verspüre er nichts. "Ich habe keine Zipperlein, keine Probleme, denn ich habe ja mein Leben lang Sport getrieben." Beneidenswert. "Ein stürmisches Leben", so der Titel seiner Autobiografie, eins auf der Überholspur, das gar keine Spuren hinterlässt?

Nun, ganz so ist es nicht. Eine Herz-OP war 2006 lebensrettend, aber auch danach hat er "zum Leidwesen meiner Frau Margit meine Lebensgewohnheiten nicht geändert", so erzählte er es der Sport-Bild. "Ich trinke Kaffee und rauche."

Noch lange nicht aufs Altenteil zurückgezogen

Gerhard Mayer-Vorfelder ist ein ehemaliger Präsident und ein ehemaliger Politiker, aber gewiss kein Vergessener. Dass der 80. Geburtstag heute in Stuttgart im Gegensatz zum 70., als ihm 250 Gäste die Ehre gaben, im kleinen Rahmen stattfindet, das ist sein ausdrücklicher Wunsch. So schön die Fete zum 70. auch war, als er zum Mikrofon griff und Frank Sinatras "My Way" sang.

So viel ist sicher: "MV" hat sich nicht auf das Altenteil zurückgezogen. Beim Württembergischen Fußball-Verband in Stuttgart hat er noch immer ein Büro, an zwei Tagen in der Woche ist er dort anzutreffen und arbeitet die Post ab. Noch immer "tragen die Leute Wünsche an mich heran, weil sie glauben, dass ich noch immer zum Getriebe gehöre." Dank seiner Kontakte, die man nach 50-jähriger Politik-Laufbahn - schon mit 30 war er Referent des baden-württembergischen Ministerpräsidenten - zuhauf hat, kann er noch immer vieles möglich machen. Beinahe so wie in seinen aktivsten Jahren.

Wie er alle seine Ämter unter einen Hut bringen konnte, haben sich die Zeitgenossen oft gefragt. Staatssekretär, Kultusminister, Finanzminister in "BW", VfB-Präsident, Ligaausschuss-Vorsitzender, DFB-Vizepräsident (ab 1992) und Mitglied im Komitee der UEFA-Exekutive, um nur die wichtigsten zu nennen - vor seiner Wahl zum DFB-Präsidenten am 28. April 2001.

Gerhard Mayer-Vorfelder wird 80 Jahre

Und er hatte Nehmerqualitäten wie wenige andere. Kaum war er Präsident des VfB Stuttgart, stieg der 1975 zum einzigen Mal überhaupt aus der Bundesliga ab. "MV" war daran nicht schuld, aber doch verantwortlich. Die Volksseele beruhigte sich erst, als er den Verein unter Trainer-Wundermann Jürgen Sundermann nach zwei Jahren wieder nach oben führte. Als Aufsteiger gleich in den UEFA-Cup, ein seltenes Kunststück. Es kamen herrliche Jahre, in denen Stuttgart fast immer "Zuschauermeister" und 1984 und 1992 auch sportlicher Meister wurde.

In die Ära "MV" fallen die Anfänge von Weltstars wie Hansi Müller, Karl-Heinz Förster und Jürgen Klinsmann. Dank der vorbildlichen Jugendarbeit, der vielleicht besten in Deutschland in den Siebzigern und Achtzigern. Die Mannschaft hatte ein Gesicht und der Verein auch - das von "MV". Bis 2000 war er Präsident seines VfB, zu dem er heute noch regelmäßig geht, und es ist mit sein Verdienst, dass es bei diesem einen Abstieg geblieben ist.

Glücksgriff: Rudi Völler wird Teamchef

Langweilig wurde es "MV" nach der Abwahl nicht. Kaum war er DFB-Präsident, kam es zu einer der größten Bewährungsprobe, die dieses Amt bereit hielt: die Affäre um den als Bundestrainer vorgesehenen Chritoph Daum Ende 2000 kostete Kraft und Ansehen. Die Beförderung der Interimslösung Rudi Völler zum Teamchef war sein erster Glücksgriff, 2002 stand Deutschland sensationell im WM-Finale, und Mayer-Vorfelder saß in Yokohama auf der Tribüne beim respektablen 0:2 gegen Brasilien. Es war bis heute das letzte WM-Endspiel einer DFB-Auswahl.

Aber der Erfolg war ein unsteter Begleiter, schon bei der EM 2004 setzte es das Aus in der Vorrunde. Im Juli desselben Jahres flog "MV" nach New York und verpflichtete, nicht zuletzt auf Anraten von Berti Vogts, Weltmeister Jürgen Klinsmann als Völler-Nachfolger.

Klinsmann drehte jeden Stein um, und auch "MV", der ihn schon in Stuttgart als kritischen Geist kennengelernt hatte ("Wenn es hieß, 'heute tragen wir alle eine gelbe Krawatte', kam Jürgen garantiert mit einer roten") musste zuweilen schlucken über den Reformeifer des Sunnyboys aus Florida. Dem aber gab der Erfolg recht, ein neuer Geist entstand in der Nationalmannschaft.

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Erfolgreiche Heim-WM 2006 auch dank "MV"

Ab 23. Oktober 2004 bildete "MV" mit Theo Zwanziger eine Doppelspitze, erstmals hatte der DFB zwei Präsidenten. Die WM im eigenen Land stand an, die zu den unvergesslichsten Ereignissen in der Geschichte der Bundesrepublik zählt. Dass das "Sommermärchen" 2006 einen Ehrenplatz in den Geschichtsbüchern hat, darf sich "MV" auch ans Revers heften. Am 6. September 2006 endete seine Präsidentschaft, guten Gewissens konnte er gehen.

Aber nicht ruhen - zwei Jahre war er UEFA-Vizepräsident, ehe er 2009 ausschied. Und was bringt die Zukunft? Als er 60 wurde, antwortete er auf die Frage nach der Midlife-Crisis: "Die kann noch einige Jahre warten." Vermutlich ist sie nie gekommen, er hatte keine Zeit.