Ehrenamtler der Woche: Ganz normal anders

Ohne sie kann der Fußball nicht bestehen: die ehrenamtlichen Helfer. Immer dienstags stellt DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen einen von ihnen vor. Was die Ehrenamtler antreibt, was sie bewegt, was sie leisten – und wie wichtig ihr Engagement ist. Ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie leben Fußball.

Der Junge kann nur schwer laufen, doch Fußball ist sein Leben. Er will spielen, einfach nur spielen. Seine Konstitution lässt das nicht zu. Eigentlich. Manfred Eilermann hat ihn zum Torwart gemacht: „Da muss er nicht so viel laufen. Klar, es dauert etwas länger, wenn er aufstehen will, aber das ist doch in Ordnung.“

Eilermann ist Trainer beim TuS Lingen, dem Verein, in dem die Bundesliga-Torhüter Stefan Wessels und Michael Rensing groß wurden. Rensing hat der 51-Jährige sogar selbst trainiert, in der D- und C-Jugend war das. Heute ist Eilermann Teil eines einzigartigen Projekts. Er ist seit fünf Jahren Trainer einer Mannschaft des TuS für Jungen und Mädchen mit Behinderungen, geistigen und/oder körperlichen.

"Alles ganz normal und selbstverständlich"

„Sie wollen keine Sonderbehandlung, weil sie behindert sind. Ganz im Gegenteil: Sie wollen, dass man normal und ohne jeden Vorbehalt mit ihnen umgeht“, sagt der Coach. Motiviert werden muss keiner, fast immer sind alle da, im Training wird gegrätscht und gebrüllt wie anderswo auch. Alles ganz normal und selbstverständlich. Trotz der Einschränkungen, die die Spieler haben. „Sie sind wahnsinnig stolz, dass sie in einem Verein spielen dürfen. Das lassen sie einen auch spüren, sie geben einem unheimlich viel“, sagt Eilermann.

Jeden Samstagmorgen trifft er sich mit seinen Spielern, wintertags in der Halle, ansonsten auf dem Platz. Eine Stunde, manchmal auch mehr. „Ich versuche, die Übungsformen möglichst abwechslungsreich zu gestalten“, sagt er. Lernerfolge lassen sich in der Arbeit mit Behinderten nicht sehr schnell realisieren, aber sie stellen sich ein. Auch wenn’s länger dauert, „und wenn es dann klappt, ist die Freude umso größer. Das ist auch viel höher bewerten. Man merkt, wie viel Arbeit und wie viel Ehrgeiz dahinter steckt.“

Ab und an bestreitet seine Mannschaft Freundschaftsspiele gegen D-Junioren von Nachbarvereinen. „Dabei zuzuschauen, ist wunderbar. Behinderte und Nicht-Behinderte gehen so selbstverständlich miteinander um. So, wie es sein soll“, sagt er. Es geht nicht um Resultate, auch wenn die in der Regel recht achtbar ausfallen.

"Man lernt so viel im Verein"

Berührungsängste in der Arbeit mit Behinderten habe er nicht gehabt, sagt Eilermann. Seit rund zwei Jahrzehnten trainiert er beim TuS Lingen, dem Verein, bei dem er von den Knaben, so hieß das damals noch, bis zu den Senioren spielte und es bis in die Bezirksoberliga schaffte. „Im Verein zu sein, hat mir unheimlich viel gebracht“, sagt er. „Man lernt so viel, vor allem auch viele Leute kennen. Sportlich wie menschlich bringt einen diese Zeit weiter.“ Und darum ist sie auch so wichtig für die behinderten Sportler.

Ihre Geschichte beim TuS Lingen hat zwei Vorgeschichten. Da ist zum einen die Elterninitiative „Mittendrin“, die für ihre Kinder zwecks Integration einen Sportverein sucht. Zum anderen ist da Frank Eichholt, Sozialpädagoge beim Christophorus-Werk Lingen und aktives TuS-Mitglied. Eichholt: „Beide Seiten waren sich schnell einig: Wir probieren es!“

Manfred Eilermann und einige weitere Mitstreiter übernehmen das Training. „Er ist absolut der richtige Mann dafür, seit fünf Jahren macht er großartige Arbeit“, sagt Eichholt, der seine Ausbildung zum Sozialpädagogen mit einer Arbeit über die Integration behinderter Menschen in Vereinen und Verbänden geschrieben hat. In Lingen wird die Theorie in die Tat umgesetzt.

Mannschaft in der Behinderten-Fußball-Liga

Seit Oktober letzten Jahres läuft das Projekt „LinaS“ (Lingen integriert natürlich alle Sportler), es gilt nicht nur für Sportvereine. Frank Eichholt koordiniert es. Bei „seinem“ TuS gibt es bereits seit einiger Zeit auch eine Mannschaft, die in der ersten Behinderten-Fußball-Liga Niedersachsen auf Torejagd geht.

Es ist mit Ausnahme der Mannschaft von Rot-Weiß Sutthausen das einzige Team in dieser Klasse, das unter dem Dach eines Sportvereins aufläuft. Die anderen sind direkt an Behinderten-Einrichtungen angeschlossen. „Bei denen geht es schon richtig zur Sache“, sagt Manfred Eilermann, der eventuell den einen oder anderen aus seiner Gruppe auch dahin bringen wird. Aber das ist nebensächlich. In unmittelbarer Nachbarschaft tut sich auch was: Denn der Nachbarverein Olympia Laxten hat inzwischen ebenfalls ein Behinderten-Team.

„Wer diese Jungen und Mädchen spielen sieht, der weiß, wie gut und richtig es war, die Mannschaft ins Leben gerufen zu haben“, sagt Eilermann. „Sie blühen auf, manche legen 40 Kilometer zurück, nur um zum Training zu kommen.“ So viel Herzblut und Einsatz, sagt Eilermann, war er von den Kindern, die er früher trainiert hat, nicht gewohnt. Deshalb will er auch noch einige Zeit weitermachen: „Die Arbeit ist mir total ans Herz gewachsen.“

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Ohne sie kann der Fußball nicht bestehen: die ehrenamtlichen Helfer. Immer dienstags stellt DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen einen von ihnen vor. Was die Ehrenamtler antreibt, was sie bewegt, was sie leisten – und wie wichtig ihr Engagement ist. Ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie leben Fußball.

Der Junge kann nur schwer laufen, doch Fußball ist sein Leben. Er will spielen, einfach nur spielen. Seine Konstitution lässt das nicht zu. Eigentlich. Manfred Eilermann hat ihn zum Torwart gemacht: „Da muss er nicht so viel laufen. Klar, es dauert etwas länger, wenn er aufstehen will, aber das ist doch in Ordnung.“

Eilermann ist Trainer beim TuS Lingen, dem Verein, in dem die Bundesliga-Torhüter Stefan Wessels und Michael Rensing groß wurden. Rensing hat der 51-Jährige sogar selbst trainiert, in der D- und C-Jugend war das. Heute ist Eilermann Teil eines einzigartigen Projekts. Er ist seit fünf Jahren Trainer einer Mannschaft des TuS für Jungen und Mädchen mit Behinderungen, geistigen und/oder körperlichen.

"Alles ganz normal und selbstverständlich"

„Sie wollen keine Sonderbehandlung, weil sie behindert sind. Ganz im Gegenteil: Sie wollen, dass man normal und ohne jeden Vorbehalt mit ihnen umgeht“, sagt der Coach. Motiviert werden muss keiner, fast immer sind alle da, im Training wird gegrätscht und gebrüllt wie anderswo auch. Alles ganz normal und selbstverständlich. Trotz der Einschränkungen, die die Spieler haben. „Sie sind wahnsinnig stolz, dass sie in einem Verein spielen dürfen. Das lassen sie einen auch spüren, sie geben einem unheimlich viel“, sagt Eilermann.

Jeden Samstagmorgen trifft er sich mit seinen Spielern, wintertags in der Halle, ansonsten auf dem Platz. Eine Stunde, manchmal auch mehr. „Ich versuche, die Übungsformen möglichst abwechslungsreich zu gestalten“, sagt er. Lernerfolge lassen sich in der Arbeit mit Behinderten nicht sehr schnell realisieren, aber sie stellen sich ein. Auch wenn’s länger dauert, „und wenn es dann klappt, ist die Freude umso größer. Das ist auch viel höher bewerten. Man merkt, wie viel Arbeit und wie viel Ehrgeiz dahinter steckt.“

Ab und an bestreitet seine Mannschaft Freundschaftsspiele gegen D-Junioren von Nachbarvereinen. „Dabei zuzuschauen, ist wunderbar. Behinderte und Nicht-Behinderte gehen so selbstverständlich miteinander um. So, wie es sein soll“, sagt er. Es geht nicht um Resultate, auch wenn die in der Regel recht achtbar ausfallen.

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"Man lernt so viel im Verein"

Berührungsängste in der Arbeit mit Behinderten habe er nicht gehabt, sagt Eilermann. Seit rund zwei Jahrzehnten trainiert er beim TuS Lingen, dem Verein, bei dem er von den Knaben, so hieß das damals noch, bis zu den Senioren spielte und es bis in die Bezirksoberliga schaffte. „Im Verein zu sein, hat mir unheimlich viel gebracht“, sagt er. „Man lernt so viel, vor allem auch viele Leute kennen. Sportlich wie menschlich bringt einen diese Zeit weiter.“ Und darum ist sie auch so wichtig für die behinderten Sportler.

Ihre Geschichte beim TuS Lingen hat zwei Vorgeschichten. Da ist zum einen die Elterninitiative „Mittendrin“, die für ihre Kinder zwecks Integration einen Sportverein sucht. Zum anderen ist da Frank Eichholt, Sozialpädagoge beim Christophorus-Werk Lingen und aktives TuS-Mitglied. Eichholt: „Beide Seiten waren sich schnell einig: Wir probieren es!“

Manfred Eilermann und einige weitere Mitstreiter übernehmen das Training. „Er ist absolut der richtige Mann dafür, seit fünf Jahren macht er großartige Arbeit“, sagt Eichholt, der seine Ausbildung zum Sozialpädagogen mit einer Arbeit über die Integration behinderter Menschen in Vereinen und Verbänden geschrieben hat. In Lingen wird die Theorie in die Tat umgesetzt.

Mannschaft in der Behinderten-Fußball-Liga

Seit Oktober letzten Jahres läuft das Projekt „LinaS“ (Lingen integriert natürlich alle Sportler), es gilt nicht nur für Sportvereine. Frank Eichholt koordiniert es. Bei „seinem“ TuS gibt es bereits seit einiger Zeit auch eine Mannschaft, die in der ersten Behinderten-Fußball-Liga Niedersachsen auf Torejagd geht.

Es ist mit Ausnahme der Mannschaft von Rot-Weiß Sutthausen das einzige Team in dieser Klasse, das unter dem Dach eines Sportvereins aufläuft. Die anderen sind direkt an Behinderten-Einrichtungen angeschlossen. „Bei denen geht es schon richtig zur Sache“, sagt Manfred Eilermann, der eventuell den einen oder anderen aus seiner Gruppe auch dahin bringen wird. Aber das ist nebensächlich. In unmittelbarer Nachbarschaft tut sich auch was: Denn der Nachbarverein Olympia Laxten hat inzwischen ebenfalls ein Behinderten-Team.

„Wer diese Jungen und Mädchen spielen sieht, der weiß, wie gut und richtig es war, die Mannschaft ins Leben gerufen zu haben“, sagt Eilermann. „Sie blühen auf, manche legen 40 Kilometer zurück, nur um zum Training zu kommen.“ So viel Herzblut und Einsatz, sagt Eilermann, war er von den Kindern, die er früher trainiert hat, nicht gewohnt. Deshalb will er auch noch einige Zeit weitermachen: „Die Arbeit ist mir total ans Herz gewachsen.“