Ehrenamtler der Woche: Die Powerfrau von der Alster

Ohne sie kann der Fußball nicht bestehen: die ehrenamtlichen Helfer. Immer dienstags stellt DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen einige von ihnen vor. Was die Ehrenamtler antreibt, was sie bewegt, was sie leisten - und wie wichtig ihr Engagement ist. Ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie leben Fußball.

Man hat schon von Bundesligatrainern gehört, die weniger Zeit auf dem Fußballplatz verbracht haben, als Carmen Paulsen es tut. Fünfmal in der Woche Training, das ganze Wochenende bei diversen Spielen - "unser Privatleben findet auf dem Sportplatz statt", sagt die 45-Jährige.

Ihr Mann Uwe ist ebenfalls Jugendtrainer und außerdem Schiedsrichter, auch die beiden Söhne (17 und 19) trainieren schon Juniorenteams. Beim Rissener SV in Hamburg sind Paulsens immer da, wenn sie gebraucht werden. Sogar der Hund kommt mit.

Fußball - nur für Mädchen

Vor ein paar Jahren, als beim Hamburger Verein alle Fußball spielten nur nicht Mädchen, veranstaltete Carmen Paulsen einen Fußballtag - nur für Mädchen. Ein Anfang für ein großes Ziel: Mannschaften nur für Mädchen. So, wie es sich Paulsen vor gut 30 Jahren auch gewünscht hatte. "Aber es war offenbar noch nicht die Zeit dafür", sagt sie heute. Ein Grund mehr, es in Angriff zu nehmen, als die Zeit reif war. Drei Mädchen-Teams gibt es inzwischen.

Bis es soweit war, hatte Paulsen erst zusammen mit ihrem Mann einige Jungen-Mannschaften trainiert. Über ihre Söhne waren sie vor elf Jahren zum Verein gekommen, wie das bei vielen Eltern so ist. "So wie das da lief, war es nicht gut", sagt sie. "Manche Kinder wurden weggeschickt, weil es für sie keine Betreuer für die Mannschaft gab. Sie taten mir leid. Dann habe ich gesagt: So, einen Betreuer habt ihr jetzt. Auf die Art bin ich da reingerutscht."

Ein Stück Sozialarbeit

Von da an war ihre Leidenschaft entbrannt. "Es macht mir unglaublich Spaß, mit Kindern zusammen zu sein, mit ihnen Sport zu treiben", sagt sie. "Die Arbeit im Verein ist auch ein Stück Sozialarbeit. Bevor die Kinder und Jugendlichen etwas Falsches tun, können sie besser Fußball spielen."

Vier Mannschaften trainiert sie im Moment, die jüngsten Jungs und die Mädchen (A-, C- und D-Junioren). Nur montags und dienstags ist kein Training, kein Spiel. Sport ist trotzdem. Denn Carmen Paulsen ist mittlerweile auch beruflich beim Rissener SV tätig, als Geschäftsführerin in dem Verein mit seinen 3200 Mitgliedern in 17 Sparten.

"Da gibt es viel zu tun"

Vorher war sie ein paar Jahre Fußball-Jugendleiterin gewesen. "Da musste ich mir als Frau unter lauter Männern schon ziemlich die Hörner abstoßen", sagt sie. Zeitenwechsel, auch hier. Inzwischen ist sie überall anerkannt. Gerade baut der Verein eine neue Halle, Paulsen ist voll mit eingebunden, "da gibt es viel zu tun".

Die Fußballer im Rissener SV haben praktisch keine Nachwuchsprobleme - nicht, was die Spieler angeht - und auch nicht, was Trainer und Betreuer angeht. Denn schon früh werden die Trainer von morgen angelernt. Der Jüngste hat schon mit zehn Jahren angefangen.

Nicht alleine, versteht sich. Sie werden zunächst Co-Trainer, bekommen alles mit, was man wissen muss, um eine Mannschaft zu trainieren, machen den Teamleiter- und später eventuell auch Trainerscheine.

Keine Mamis und Papis

22 Jugendtrainer hat der RSV für seine 18 Mannschaften, auch vier Trainerinnen sind dabei. "Wir wollen vermeiden, dass immer nur die Mamis und Papis die Mannschaften ihrer Kinder trainieren", sagt Carmen Paulsen. "Das ist für die Kinder meistens nicht so toll." Sie weiß, wovon sie spricht, schließlich war sie mal Betreuerin, als ihre Jungs spielten.

Und noch etwas ist ihr wichtig: "Unsere Frauen- und Mädchenmannschaften sollen ausschließlich von Frauen und Mädchen trainiert werden. Sie wollen und sollen für sich sein."

Ehrgeizig bei DFB-Vereinskampgane "Team 2011"

Dass viele Mädchen in ihrem Verein spielen, ist eine schöne Bestätigung für sie. Schon fast überflüssig zu erwähnen, dass der Rissener SV auch bei der DFB-Schul- und Vereinskampagne "Team 2011" teilnimmt. Zwei von vier Bausteinen hat der Klub schon bewältigt, der dritte, ein Mädchenfußball-Tag, ist schon in Planung. Auch die Kooperation mit einer Schule wird in Angriff genommen.

Dass Carmen Paulsen bald mehr Zeit abseits des Platzes verbringen wird, ist nicht anzunehmen. Will sie auch gar nicht. "Im Verein sind wir eine große Familie", sagt sie. Viermal Paulsen, ein Hund und ganz viele Jungen. Und Mädchen, natürlich.

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Ohne sie kann der Fußball nicht bestehen: die ehrenamtlichen Helfer. Immer dienstags stellt DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen einige von ihnen vor. Was die Ehrenamtler antreibt, was sie bewegt, was sie leisten - und wie wichtig ihr Engagement ist. Ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie leben Fußball.

Man hat schon von Bundesligatrainern gehört, die weniger Zeit auf dem Fußballplatz verbracht haben, als Carmen Paulsen es tut. Fünfmal in der Woche Training, das ganze Wochenende bei diversen Spielen - "unser Privatleben findet auf dem Sportplatz statt", sagt die 45-Jährige.

Ihr Mann Uwe ist ebenfalls Jugendtrainer und außerdem Schiedsrichter, auch die beiden Söhne (17 und 19) trainieren schon Juniorenteams. Beim Rissener SV in Hamburg sind Paulsens immer da, wenn sie gebraucht werden. Sogar der Hund kommt mit.

Fußball - nur für Mädchen

Vor ein paar Jahren, als beim Hamburger Verein alle Fußball spielten nur nicht Mädchen, veranstaltete Carmen Paulsen einen Fußballtag - nur für Mädchen. Ein Anfang für ein großes Ziel: Mannschaften nur für Mädchen. So, wie es sich Paulsen vor gut 30 Jahren auch gewünscht hatte. "Aber es war offenbar noch nicht die Zeit dafür", sagt sie heute. Ein Grund mehr, es in Angriff zu nehmen, als die Zeit reif war. Drei Mädchen-Teams gibt es inzwischen.

Bis es soweit war, hatte Paulsen erst zusammen mit ihrem Mann einige Jungen-Mannschaften trainiert. Über ihre Söhne waren sie vor elf Jahren zum Verein gekommen, wie das bei vielen Eltern so ist. "So wie das da lief, war es nicht gut", sagt sie. "Manche Kinder wurden weggeschickt, weil es für sie keine Betreuer für die Mannschaft gab. Sie taten mir leid. Dann habe ich gesagt: So, einen Betreuer habt ihr jetzt. Auf die Art bin ich da reingerutscht."

Ein Stück Sozialarbeit

Von da an war ihre Leidenschaft entbrannt. "Es macht mir unglaublich Spaß, mit Kindern zusammen zu sein, mit ihnen Sport zu treiben", sagt sie. "Die Arbeit im Verein ist auch ein Stück Sozialarbeit. Bevor die Kinder und Jugendlichen etwas Falsches tun, können sie besser Fußball spielen."

Vier Mannschaften trainiert sie im Moment, die jüngsten Jungs und die Mädchen (A-, C- und D-Junioren). Nur montags und dienstags ist kein Training, kein Spiel. Sport ist trotzdem. Denn Carmen Paulsen ist mittlerweile auch beruflich beim Rissener SV tätig, als Geschäftsführerin in dem Verein mit seinen 3200 Mitgliedern in 17 Sparten.

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"Da gibt es viel zu tun"

Vorher war sie ein paar Jahre Fußball-Jugendleiterin gewesen. "Da musste ich mir als Frau unter lauter Männern schon ziemlich die Hörner abstoßen", sagt sie. Zeitenwechsel, auch hier. Inzwischen ist sie überall anerkannt. Gerade baut der Verein eine neue Halle, Paulsen ist voll mit eingebunden, "da gibt es viel zu tun".

Die Fußballer im Rissener SV haben praktisch keine Nachwuchsprobleme - nicht, was die Spieler angeht - und auch nicht, was Trainer und Betreuer angeht. Denn schon früh werden die Trainer von morgen angelernt. Der Jüngste hat schon mit zehn Jahren angefangen.

Nicht alleine, versteht sich. Sie werden zunächst Co-Trainer, bekommen alles mit, was man wissen muss, um eine Mannschaft zu trainieren, machen den Teamleiter- und später eventuell auch Trainerscheine.

Keine Mamis und Papis

22 Jugendtrainer hat der RSV für seine 18 Mannschaften, auch vier Trainerinnen sind dabei. "Wir wollen vermeiden, dass immer nur die Mamis und Papis die Mannschaften ihrer Kinder trainieren", sagt Carmen Paulsen. "Das ist für die Kinder meistens nicht so toll." Sie weiß, wovon sie spricht, schließlich war sie mal Betreuerin, als ihre Jungs spielten.

Und noch etwas ist ihr wichtig: "Unsere Frauen- und Mädchenmannschaften sollen ausschließlich von Frauen und Mädchen trainiert werden. Sie wollen und sollen für sich sein."

Ehrgeizig bei DFB-Vereinskampgane "Team 2011"

Dass viele Mädchen in ihrem Verein spielen, ist eine schöne Bestätigung für sie. Schon fast überflüssig zu erwähnen, dass der Rissener SV auch bei der DFB-Schul- und Vereinskampagne "Team 2011" teilnimmt. Zwei von vier Bausteinen hat der Klub schon bewältigt, der dritte, ein Mädchenfußball-Tag, ist schon in Planung. Auch die Kooperation mit einer Schule wird in Angriff genommen.

Dass Carmen Paulsen bald mehr Zeit abseits des Platzes verbringen wird, ist nicht anzunehmen. Will sie auch gar nicht. "Im Verein sind wir eine große Familie", sagt sie. Viermal Paulsen, ein Hund und ganz viele Jungen. Und Mädchen, natürlich.