Ehrenamtler der Woche: Die Grenzgänger

Ohne sie kann der Fußball nicht bestehen: die ehrenamtlichen Helfer. Immer dienstags stellt DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen einen von ihnen vor. Was die Ehrenamtler antreibt, was sie bewegt, was sie leisten - und wie wichtig ihr Engagement ist. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie leben Fußball.

Früher hat es mal geheißen, man müsse den Pass mitnehmen, wenn man in Wyler den Ball zu weit über das Fangnetz schieße. Der kleine Ort in der Gemeinde Kranenburg am unteren Niederrhein geht praktisch nahtlos in die Niederlande über. Als es noch die Grenze gab, lag Wyler ganz am Rande Deutschlands, mittlerweile liegt es mitten in Europa. Ein beträchtlicher Teil der Einwohner kommt seither von jenseits des einstigen Schlagbaums.

Wyler und der Nachbarort Zyfflich haben zusammen etwa 1000 Einwohner. Zwei kleine Flecken in der niederrheinischen Provinz. Im Frühling kommt der Storch, und das ganze Jahr über wird Fußball gespielt. Aber erst seit einigen Jahren wieder. Die Sportfreunde Wyler-Zyfflich waren ein Verein, dessen Ende bevorstand. Ein paar Alte Herren kickten noch, doch einen eigenen Nachwuchs gab es nicht. Einer, der mithalf, den Klub aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken, war Rüdiger Duif.

Eltern gaben den Anstoß

Der 48-jährige Polizeibeamte ist heute Jugendobmann des Vereins, vor acht Jahren gab es diese Position bei den Sportfreunden noch gar nicht. 2002 gehörte Duif zu einer Initiative um den Vereinsvorsitzenden Lambert Seerden und die erste Jugendobfrau Gaby Lohmann, die dafür sorgte, dass ihre Kinder wieder dort spielen konnten, wo sie herkamen. „Sport vor Ort“ nannten sie das.

Die Eltern gaben den Anstoß, die Kinder machten mit. „Wir waren am Anfang selbst überrascht, wie viele Jungs und Mädchen Lust hatten, bei uns mitzumachen“, sagt Duif. 16 Kinder bildeten die erste F-Junioren-Mannschaft, seither ist der Zulauf immer größer geworden. Inzwischen spielen 75 Kinder in vier Mannschaften.

Als Jugendobmann koordiniert Duif den Stamm der Ehrenamtlichen, ein gutes Dutzend. Er trainiert die C-Junioren, ist für den Spielbetrieb zuständig, organisiert die Trainingseinheiten sowie die ein- bis zweimal im Jahr stattfindenden Feiern mit Musikverein, Messdienern und Schützengilden. Die Fußballer sind wieder mittendrin im Leben. „Aber all das wäre nicht möglich ohne die vielen Ehrenamtlichen, ohne die Eltern, die sich einbringen. Nur so lässt sich das Vereinsleben aufrechterhalten“, sagt Duif.

"Die Grenze gibt es ohnehin nicht mehr"

Rund ein Drittel der Kinder kommen aus den Niederlanden, sie wohnen aber in einem der beiden Orte Wyler und Zyfflich. Seit die Grenzen offen und die Immobilienpreise im Nachbarland rasant gestiegen sind, sind die Schilder der Makler in den kleinen Ortschaften in der Regel niederländisch verfasst. Auch Duif kann die Sprache, in der Eckball „hoekschot“ und ein schöner Pass „lekker balletje“ heißt.

„Das empfiehlt sich“, sagt er. „Gerade die Kleinsten müssen erst noch Deutsch lernen.“ Doch das läuft in der Regel sehr schnell, Schwierigkeiten gibt es keine. „Fußball bringt die Leute zusammen“, sagt Duif. „Die Grenze gibt es doch ohnehin nicht mehr so wirklich.“

Ein 15-Jähriger trainiert die Minikicker

Auch seinen Sohn Nicolai hat Duif schon für die Arbeit im Verein gewinnen können. Der 15-Jährige trainiert die Spielgruppe der Sportfreunde, also die Kleinsten. Den Kindertrainerschein hat er bereits, die Lizenz als Jugendtrainer soll bald folgen.

Nicolai war eines der Kinder, die 2002 die „Premierenspieler“ waren. „Es gibt nichts Schöneres, als den Kindern Freude zu bereiten, wenn sie einfach den Ball nehmen und spielen können“, sagt Rüdiger Duif. „Wenn man ihre leuchtenden Augen sieht, entschädigt das für allen Aufwand. Das macht einen Riesenspaß.“

Irgendwann vielleicht will der Verein auch wieder eine eigene Senioren-Mannschaft an den Start schicken. „Das wäre schön“, sagt Duif. „Wichtig aber ist uns vor allem eins: Uns geht es nicht darum, große Fußballer hervorzubringen. Bei uns soll jeder spielen können, egal, welches Talent er hat. Wichtig ist der Spaß an der Sache und am Miteinander.“

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Ohne sie kann der Fußball nicht bestehen: die ehrenamtlichen Helfer. Immer dienstags stellt DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen einen von ihnen vor. Was die Ehrenamtler antreibt, was sie bewegt, was sie leisten - und wie wichtig ihr Engagement ist. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie leben Fußball.

Früher hat es mal geheißen, man müsse den Pass mitnehmen, wenn man in Wyler den Ball zu weit über das Fangnetz schieße. Der kleine Ort in der Gemeinde Kranenburg am unteren Niederrhein geht praktisch nahtlos in die Niederlande über. Als es noch die Grenze gab, lag Wyler ganz am Rande Deutschlands, mittlerweile liegt es mitten in Europa. Ein beträchtlicher Teil der Einwohner kommt seither von jenseits des einstigen Schlagbaums.

Wyler und der Nachbarort Zyfflich haben zusammen etwa 1000 Einwohner. Zwei kleine Flecken in der niederrheinischen Provinz. Im Frühling kommt der Storch, und das ganze Jahr über wird Fußball gespielt. Aber erst seit einigen Jahren wieder. Die Sportfreunde Wyler-Zyfflich waren ein Verein, dessen Ende bevorstand. Ein paar Alte Herren kickten noch, doch einen eigenen Nachwuchs gab es nicht. Einer, der mithalf, den Klub aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken, war Rüdiger Duif.

Eltern gaben den Anstoß

Der 48-jährige Polizeibeamte ist heute Jugendobmann des Vereins, vor acht Jahren gab es diese Position bei den Sportfreunden noch gar nicht. 2002 gehörte Duif zu einer Initiative um den Vereinsvorsitzenden Lambert Seerden und die erste Jugendobfrau Gaby Lohmann, die dafür sorgte, dass ihre Kinder wieder dort spielen konnten, wo sie herkamen. „Sport vor Ort“ nannten sie das.

Die Eltern gaben den Anstoß, die Kinder machten mit. „Wir waren am Anfang selbst überrascht, wie viele Jungs und Mädchen Lust hatten, bei uns mitzumachen“, sagt Duif. 16 Kinder bildeten die erste F-Junioren-Mannschaft, seither ist der Zulauf immer größer geworden. Inzwischen spielen 75 Kinder in vier Mannschaften.

Als Jugendobmann koordiniert Duif den Stamm der Ehrenamtlichen, ein gutes Dutzend. Er trainiert die C-Junioren, ist für den Spielbetrieb zuständig, organisiert die Trainingseinheiten sowie die ein- bis zweimal im Jahr stattfindenden Feiern mit Musikverein, Messdienern und Schützengilden. Die Fußballer sind wieder mittendrin im Leben. „Aber all das wäre nicht möglich ohne die vielen Ehrenamtlichen, ohne die Eltern, die sich einbringen. Nur so lässt sich das Vereinsleben aufrechterhalten“, sagt Duif.

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"Die Grenze gibt es ohnehin nicht mehr"

Rund ein Drittel der Kinder kommen aus den Niederlanden, sie wohnen aber in einem der beiden Orte Wyler und Zyfflich. Seit die Grenzen offen und die Immobilienpreise im Nachbarland rasant gestiegen sind, sind die Schilder der Makler in den kleinen Ortschaften in der Regel niederländisch verfasst. Auch Duif kann die Sprache, in der Eckball „hoekschot“ und ein schöner Pass „lekker balletje“ heißt.

„Das empfiehlt sich“, sagt er. „Gerade die Kleinsten müssen erst noch Deutsch lernen.“ Doch das läuft in der Regel sehr schnell, Schwierigkeiten gibt es keine. „Fußball bringt die Leute zusammen“, sagt Duif. „Die Grenze gibt es doch ohnehin nicht mehr so wirklich.“

Ein 15-Jähriger trainiert die Minikicker

Auch seinen Sohn Nicolai hat Duif schon für die Arbeit im Verein gewinnen können. Der 15-Jährige trainiert die Spielgruppe der Sportfreunde, also die Kleinsten. Den Kindertrainerschein hat er bereits, die Lizenz als Jugendtrainer soll bald folgen.

Nicolai war eines der Kinder, die 2002 die „Premierenspieler“ waren. „Es gibt nichts Schöneres, als den Kindern Freude zu bereiten, wenn sie einfach den Ball nehmen und spielen können“, sagt Rüdiger Duif. „Wenn man ihre leuchtenden Augen sieht, entschädigt das für allen Aufwand. Das macht einen Riesenspaß.“

Irgendwann vielleicht will der Verein auch wieder eine eigene Senioren-Mannschaft an den Start schicken. „Das wäre schön“, sagt Duif. „Wichtig aber ist uns vor allem eins: Uns geht es nicht darum, große Fußballer hervorzubringen. Bei uns soll jeder spielen können, egal, welches Talent er hat. Wichtig ist der Spaß an der Sache und am Miteinander.“