Effenberg: "Favre ist Gladbachs bester Einkauf"

DFB.de: Welche Bereiche der Ausbildung haben Ihnen besonders viel Spaß gemacht?

Effenberg: Es gab einige Themen, die für mich hochinteressant waren, insbesondere die Psychologie. Für mich hat die psychologische Komponente der Arbeit eines Trainers einen enormen Wert. Es war spannend, sich darüber mit Experten auszutauschen. Natürlich konnte ich, auch was das angeht, von den Erfahrungen aus meiner Karriere berichten. Neben der Psychologie war für mich die Fußball-Lehre interessant. Sehr positiv war dabei, dass diskutiert wurde - und das durchaus kontrovers. Es war nicht immer so, dass Lehrer und Schüler einer Meinung waren. Diese Kontroversen waren aber immer der Sache förderlich.

DFB.de: DFB-Chefausbilder Frank Wormuth betont ja immer wieder, dass jeder Kurs extrem von dem Wissen lebt, das die Teilnehmer einbringen.

Effenberg: In diesem Kurs hatten wir das Glück, dass die Teilnehmer aus ganz unterschiedlichen Bereichen des Fußballs kamen. Es waren Studenten dabei, es waren angehende Trainer dabei, die zuvor nie im professionellen Bereich Fußball gespielt haben. Und dann hatten wir Leute, die über eine gewaltige Erfahrung als Profi verfügen. In der Addition hat es der Kurs auf mehr als 1000 Spiele in der Bundesliga gebracht. Die verschiedenen Sichtweisen auf den Fußball haben sich sehr gut ergänzt.

DFB.de: Sie haben also darauf gehört, wenn ein Student Ihnen etwas über den Fußball erzählen wollte?

Effenberg: Das wurde ja gar nicht getan. Die Studenten haben akzeptiert, dass die Teilnehmer, die früher in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft gespielt haben, in gewissen Punkten ein überlegenes Wissen haben. Im Kerngeschäft Fußball konnte uns niemand etwas vormachen. Aber auf der anderen Seite haben wir genauso akzeptiert, dass andere uns überlegen waren, wenn es etwa um Konditionslehre oder Sportbiologie ging. Die Studierten konnten leicht und locker über Inhalte aus diesem Bereich reden. Für uns Ehemalige war das positiv, wir haben deren Hilfen angenommen - eben genauso, wie dies umgekehrt getan wurde.

DFB.de: Konditionslehre und Sportbiologie - genau diese Fächer haben Sie zu Beginn der Ausbildung als Beispiele von Fächern genannt, die Ihnen nicht sonderlich liegen würden. Hat sich diese Einschätzung bestätigt?

Effenberg: Ja, zunächst schon. Es hat sich aber gewandelt. Zum Ende hin wurde alles viel leichter verständlich. Ich habe eine gewisse Zeit benötigt, um bei diesen Fächern alles im Detail nachvollziehen zu können. Manche Dinge erschließen sich mir erst jetzt. Deswegen muss ich im Rückblick sagen, dass der Aufbau, die Struktur und die Systematik des Unterrichts sehr logisch und durchdacht sind.



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Im Klassenzimmer war es genau wie auf dem Spielfeld. Stefan Effenberg hat Verantwortung übernommen - gemeinsam mit Mehmet Scholl war er Kurssprecher des 58. Fußball-Lehrer-Lehrgangs an der Hennes-Weisweiler-Akademie des DFB in der Sportschule Hennef. Die Ausbildung endet am Donnerstag mit der Verleihung der Lizenzen bei einem Festakt in Bonn.

Vorher hat sich der 43-jährige Effenberg mit Redakteur Steffen Lüdeke unterhalten. Im DFB.de-Gespräch der Woche redet der einstige "Cheffe" auf dem Spielfeld über seine Erfahrungen im Klassenzimmer während der Ausbildung, seine Ambitionen als Trainer und das Duell seiner Ex-Klubs Borussia Mönchengladbach und Bayern München am Mittwoch (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) im DFB-Pokalhalbfinale.

DFB.de: Herr Effenberg, die Ausbildung zum Fußball-Lehrer neigt sich dem Ende, die Prüfungen stehen an. Wie groß ist aktuell Ihr Stress?

Stefan Effenberg: Natürlich sind die Prüfungen mit Belastungen verbunden, auch die Vorbereitung war arbeitsreich und intensiv. Ich musste mir viel Wissen anlesen und mich über mehrere Wochen hinsetzen, um wirklich alle Themen, die geprüft werden, abzudecken.

DFB.de: Wie schwer ist Ihnen dies gefallen?

Effenberg: Nicht leicht. Es ist eine große Umstellung, wenn man nach 28 Jahren mal wieder die Schulbank drücken und sich auf Prüfungen vorbereiten muss. Es wurde aber zunehmend einfacher. Und vor allem jetzt, wo die Prüfungen unmittelbar anstehen, überwiegt die Freude, dass der Kurs bald vorüber ist.

DFB.de: War die Ausbildung so schlimm? Empfinden Sie kein bisschen Wehmut?

Effenberg: Doch, doch - nicht falsch verstehen. Die Ausbildung hat mir viel gebracht. Wir hatten innerhalb des Kurses eine tolle Gemeinschaft. Wir haben uns untereinander sehr gut verstanden und konnten miteinander sehr produktiv arbeiten.

DFB.de: Welche Bereiche der Ausbildung haben Ihnen besonders viel Spaß gemacht?

Effenberg: Es gab einige Themen, die für mich hochinteressant waren, insbesondere die Psychologie. Für mich hat die psychologische Komponente der Arbeit eines Trainers einen enormen Wert. Es war spannend, sich darüber mit Experten auszutauschen. Natürlich konnte ich, auch was das angeht, von den Erfahrungen aus meiner Karriere berichten. Neben der Psychologie war für mich die Fußball-Lehre interessant. Sehr positiv war dabei, dass diskutiert wurde - und das durchaus kontrovers. Es war nicht immer so, dass Lehrer und Schüler einer Meinung waren. Diese Kontroversen waren aber immer der Sache förderlich.

DFB.de: DFB-Chefausbilder Frank Wormuth betont ja immer wieder, dass jeder Kurs extrem von dem Wissen lebt, das die Teilnehmer einbringen.

Effenberg: In diesem Kurs hatten wir das Glück, dass die Teilnehmer aus ganz unterschiedlichen Bereichen des Fußballs kamen. Es waren Studenten dabei, es waren angehende Trainer dabei, die zuvor nie im professionellen Bereich Fußball gespielt haben. Und dann hatten wir Leute, die über eine gewaltige Erfahrung als Profi verfügen. In der Addition hat es der Kurs auf mehr als 1000 Spiele in der Bundesliga gebracht. Die verschiedenen Sichtweisen auf den Fußball haben sich sehr gut ergänzt.

DFB.de: Sie haben also darauf gehört, wenn ein Student Ihnen etwas über den Fußball erzählen wollte?

Effenberg: Das wurde ja gar nicht getan. Die Studenten haben akzeptiert, dass die Teilnehmer, die früher in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft gespielt haben, in gewissen Punkten ein überlegenes Wissen haben. Im Kerngeschäft Fußball konnte uns niemand etwas vormachen. Aber auf der anderen Seite haben wir genauso akzeptiert, dass andere uns überlegen waren, wenn es etwa um Konditionslehre oder Sportbiologie ging. Die Studierten konnten leicht und locker über Inhalte aus diesem Bereich reden. Für uns Ehemalige war das positiv, wir haben deren Hilfen angenommen - eben genauso, wie dies umgekehrt getan wurde.

DFB.de: Konditionslehre und Sportbiologie - genau diese Fächer haben Sie zu Beginn der Ausbildung als Beispiele von Fächern genannt, die Ihnen nicht sonderlich liegen würden. Hat sich diese Einschätzung bestätigt?

Effenberg: Ja, zunächst schon. Es hat sich aber gewandelt. Zum Ende hin wurde alles viel leichter verständlich. Ich habe eine gewisse Zeit benötigt, um bei diesen Fächern alles im Detail nachvollziehen zu können. Manche Dinge erschließen sich mir erst jetzt. Deswegen muss ich im Rückblick sagen, dass der Aufbau, die Struktur und die Systematik des Unterrichts sehr logisch und durchdacht sind.

DFB.de: Inwieweit halten Sie Kenntnisse in den Gebieten Konditionslehre und Sportbiologie für Ihre Arbeit als Trainer für bedeutsam?

Effenberg: Sie sind nicht unwichtig, aber ich sage auch ganz klar, dass meine Prioritäten andere sind. Ich bin kein Arzt, ich werde auch nie Athletiktrainer sein. Aber ein gewisses Rüstzeug auch in diesen Bereichen zu haben, ist sehr hilfreich. Es gibt einem die Chance, die Leute, die man später in diesen Bereichen in sein Team geholt hat, zu überprüfen und ihre Arbeit zu hinterfragen.

DFB.de: Ihre Praktika haben Sie bei Bayern München absolviert. Sie waren zu Beginn der Saison dabei, als alles von selber zu laufen schien, aber auch nach der Winterpause, als plötzlich nicht mehr viel ging. Inwieweit hat sich Jupp Heynckes zwischen beiden Phasen verändert?

Effenberg: Er hat sich gar nicht geändert, das wäre auch der völlig falsche Weg. Als Trainer darf man sich nicht verändern, die Linie muss immer gleich bleiben. Natürlich gibt es Situationen, auf die der Trainer reagieren muss. Er darf sich dabei aber nicht verstellen, darf nicht unglaubwürdig werden. Ansonsten ist die Uhr für seinen Rauswurf gestellt, denn die Spieler merken sehr schnell, wenn sich ein Trainer nicht mehr souverän verhält. Jupp Heynckes ist noch immer derselbe Trainer, der am 1. Juli 2011 bei Bayern München angefangen hat.

DFB.de: Ganz ohne Änderungen kommen Trainer aber nicht aus. Oder ist Jupp Heynckes noch immer derselbe Trainer, den Sie 1987 bei Borussia Mönchengladbach erlebt haben?

Effenberg: Natürlich nicht. Damals war Jupp Heynckes 41 Jahre alt, heute ist er 66. Natürlich ist er aufgrund der vielen Erfahrungen ein anderer Trainer. Alles andere wäre schlimm. Er hat sich aber nicht radikal, nicht im Grundsatz geändert. Heynckes hat im Laufe seiner Karriere viele Begegnungen gemacht, er hat viele Ansichten über die Aufgabe eines Trainers gehört. Einige dieser Dinge hat er für sich angenommen, andere nicht. Er hat sich organisch verändert, so würde ich es formulieren. Nur so war es möglich, dass er der große Trainer werden konnte, der er heute ist.

DFB.de: In Gladbach ist Lucien Favre dabei, ein großer Trainer zu werden. Wie viel Prozent des Erfolges der Borussia machen Sie an seiner Arbeit fest?

Effenberg: Sein Anteil ist riesengroß. Lucien Favre war der beste Einkauf, den Gladbach in den verganenen Jahren getätigt hat. Er hat aus einer Mannschaft, die in der vergangenen Saison in die Relegation musste, einen Kandidaten für die Meisterschaft gemacht - mit identischem Spielermaterial. Das lässt sich nur mit seiner akribischen Arbeit erklären. Und mit seinen analytischen Fähigkeiten. Er hat erkannt, wo die Schwächen lagen, und Mittel gefunden, diese abzustellen. Der Sieg im ersten Spiel gegen den FC Bayern war dann der Türöffner. Das Selbstbewusstsein ist damit gestiegen, und auf einmal ging vieles von selbst.

DFB.de: Gladbach hat einen Lauf bekommen.

Effenberg: Das ist dann der Reflex, ja. Aber das ist zu kurz gegriffen. Gladbachs Erfolge lassen sich nicht mehr nur mit dem berühmten Lauf erklären. Lucien Favre hat einen klaren Plan, die Spieler glauben ihm, sie sind mittlerweile davon überzeugt, dass sie so gut sind, wie sie spielen. Favre hat die Spieler besser gemacht, und damit auch die Mannschaft.

DFB.de: Gladbach hatte seine große Zeit in den 70er-Jahren. Glauben Sie, dass vergleichbare Erfolge auch heute möglich sind, oder wird die Borussia angesichts der geänderten Rahmenbedingungen nicht dauerhaft ganz oben in der Liga mitspielen können?

Effenberg: Gladbach wird nach dieser Saison viel Geld einnehmen, nicht nur durch die Transfers, sondern wohl auch durch die Qualifikation für die Champions League. Ich bin sehr gespannt, wie sinnvoll sie dieses Geld investieren. Normalerweise hat Gladbach im Bewerb mit Vereinen wie Bayern und Dortmund keine Chance. Aber wenn sie auf dem Transfermarkt intelligent agieren, dann muss diese Saison keine Ausnahme bleiben. Man muss aber auch sehen, dass dem Team wahrscheinlich eine komplette Achse verloren geht. Bei Reus und Neustädter ist sicher, dass sie den Verein verlassen, bei Dante halte ich es für wahrscheinlich. Auch ter Stegen wird nicht dauerhaft in Gladbach spielen. Es wird eine gewaltige Aufgabe für Gladbach, Verluste von solcher Qualität adäquat aufzufangen. Aber: Noch ist es nicht so weit. Jetzt geht es erst mal darum, dass sie diese so erfolgreiche Saison krönen.

DFB.de: In der Liga hat Gladbach die Bayern bereits zweimal geschlagen. Inwieweit ist das fürs DFB-Pokalhalbfinale ein Vorteil?

Effenberg: Das spielt keine große Rolle. Für Gladbach waren beide Siege in der Bundesliga von unglaublich großer Bedeutung. Der Sieg in München war ein wenig glücklich, das Spiel in Gladbach haben sie absolut verdient gewonnen. Man kann daraus aber keine Rückschlüsse für ein Halbfinale im DFB-Pokal ziehen. Mein Gefühl sagt mir, dass sich Bayern nicht noch einmal so präsentieren wird, wie sie das in der Liga in Gladbach getan haben. Sie werden aus ihren Fehlern lernen, sie werden Gladbach viel weniger Räume geben, sie werden weniger Fehler im Spielaufbau machen. Das sollten sie zumindest, denn ansonsten ist es durchaus möglich, dass sie zum dritten Mal in einer Saison gegen Gladbach verlieren.

DFB.de: Sie haben lange und erfolgreich bei beiden Vereinen gespielt. In München und Gladbach wurden sie jeweils in die Jahrhundert-Elf gewählt. Für welchen Verein schlägt Ihr Herz heftiger?

Effenberg: Im Endeffekt habe ich Gladbach meine Karriere zu verdanken. Dieser Verein hat mir den ersten Profivertrag gegeben, dieser Verein hat mir die Möglichkeit gegeben, mich in der Bundesliga zu beweisen. Auf der anderen Seite habe ich in München die größeren Erfolge gefeiert. Und das war immer mein Ziel. Ich habe Fußball gespielt, um Titel zu gewinnen. Wo schlägt mein Herz? Das ist brutal schwierig! Die Verbindung zum FC Bayern ist definitiv enger, schon weil ich in München lebe und mich nicht selten mit ehemaligen Spielern treffe. Aber es fällt mir ganz schwer, dies zu werten. Ich hänge an beiden Vereinen, so viel steht fest.

DFB.de: Können Sie das Halbfinale dann ganz entspannt gucken, weil sie jedem Ausgang etwas Positives abgewinnen können?

Effenberg: Ja. Ich freue mich sehr auf das Spiel, weil zwei tolle Mannschaften aufeinander treffen. Ich kann in diesem Fall im Brustton der Überzeugung sagen, dass der Bessere gewinnen möge. Wenn Gladbach seine Leistung aus dem Spiel im Januar noch einmal bestätigen kann, dann haben Sie es verdient, ins Endspiel einzuziehen. Und dann freue ich mich mit ihnen. Wenn Bayern an diesem Tag sein volles Potenzial abruft und folgerichtig das Spiel gewinnt, dann freue ich mich mit dem FC Bayern. Mir kann bei diesem Spiel nicht viel passieren.

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DFB.de: Sie haben mit Gladbach im Jahr 1995 den DFB-Pokal gewonnen, mit Bayern 2000. Welcher Erfolg hat für Sie den höheren Stellenwert?

Effenberg: Der mit Gladbach. Der Verein hatte seit 16 Jahren keinen Titel mehr gewonnen. Wir hatten damals eine hervorragend aufgestellte Mannschaft und unsere Chance genutzt. Für den Verein und die Region war das ein riesiger Erfolg. Das ganze Umfeld, die Fans, alle waren gierig auf diesen Erfolg. Das war etwas sehr Außergewöhnliches.

DFB.de: Und der Pokalsieg mit den Bayern?

Effenberg: Auch das war schön, der Pokal ist schließlich ein wichtiger Titel. Einige in München vergessen das immer. Aber man muss auch zugeben, dass ein Pokalsieg für den FC Bayern nicht die gleiche Bedeutung hat wie für andere Vereine. Dennoch gehören die DFB-Pokalendspiele in Berlin zu den absoluten Höhepunkten meiner Karriere. Beim Sieg 2000 mit den Bayern darf man nicht vergessen, dass wir im Jahr zuvor das Finale im Elfmeterschießen gegen Bremen verloren hatten. Zwölf Monate später gab es diese Paarung erneut, entsprechend viel Brisanz war in dieser Partie. Wir wollten Werder unbedingt zeigen, wer Herr im Hause ist.

DFB.de: In Ihrer Karriere gab es 20-mal ein Spiel zwischen Bayern und Gladbach, an dem Stefan Effenberg beteiligt war. Ist darunter eine Partie, an die Sie sich besonders gerne erinnern?

Effenberg: Für mich waren alle diese Spiele schön, solange die Mannschaft, in der ich gestanden habe, am Ende als Sieger den Platz verlassen hat. Wobei: Einen Erfolg muss ich herausnehmen. Wir haben 1995 mit Gladbach 2:1 im Olympiastadion gewonnen, es war der erste Gladbacher Erfolg in München überhaupt. Natürlich war das ein tolles und sehr besonderes Erlebnis.

DFB.de: Zurück zur Ausbildung: Sie erwerben die Fußball-Lehrer-Lizenz mit der Ambition, als Trainer zu arbeiten. Welche Art Trainer wird Stefan Effenberg sein: Kumpeltyp, harter Hund, Professor?

Effenberg: In eine dieser Schubladen kann ich ja noch gar nicht reingehören, weil ich noch nicht als Trainer gearbeitet habe. Wie werde ich als Trainer sein? Professor war ich nie, Professor werde ich auch nie sein. Ich glaube, dass es gut ist, wenn man über verschiedene Facetten verfügt. Ein wichtiger Aspekt ist, dass ich eine gewisse Präsenz, dass ich Ausstrahlung und Persönlichkeit habe. Diese Faktoren sind wichtig, sie sind aber nicht alleine entscheidend. Trainer müssen Mannschaften überzeugen, dass gelingt nicht lediglich durch Ausstrahlung und über Erfolge in der Vergangenheit. Trainer erreichen ihre Spieler, wenn sie gut kommunizieren können und wenn die Inhalte, die sie vermitteln wollen, sinnvoll sind. Ich sehe meine Aufgabe darin, Teil der Mannschaft zu sein und gemeinsam mit den Spielern durch harte Arbeit die Grundlage für Erfolge zu schaffen.

DFB.de: Haben Sie für Ihre Laufbahn als Trainer einen Karriereplan entworfen?

Effenberg: Zunächst bin ich froh, wenn ich am Donnerstag die Lizenz endlich in den Händen halte. Aber ich kann nicht seriös vorhersagen, wann ich in den Beruf einsteigen werde. Das kann in zwei Monaten sein, in einem halben Jahr oder noch später. Ich werde mit Sicherheit kein Feuerwehrmann. Für mich ist ganz wichtig, dass ich die Möglichkeit bekomme, meine Vorstellungen eins zu eins umzusetzen.

DFB.de: Den erstbesten Vertrag unterschreiben Sie also nicht?

Effenberg: Ich werde kein Angebot annehmen, das einem Himmelfahrtkommando gleichkommt, nur um endlich als Trainer zu arbeiten. Ich lasse alles auf mich zukommen, habe keinen Druck und werde ganz entspannt die Dinge abwarten. Wenn nicht sofort das richtige Angebot kommen sollte, dann werde ich die Zeit zur Fortbildung nutzen. Durch persönliche Kontakte hätte ich die Chance, bei Trainern wie Mourinho und Guardiola über die Schulter zu schauen, das würde ich dann machen. Langweilig wird mir mit Sicherheit nicht. Ich sehe meine Karriere ganz relaxed - was in naher und ferner Zukunft alles passieren wird, abwarten...

DFB.de: In Deutschland gibt es einen Bundestrainer mit dem Nachnamen Effenberg...

Effenberg: Stimmt fast. (lacht) Meine Schwester Claudia war lange Zeit Bundestrainerin im Softball, sie ist es aber nicht mehr. Ich habe sie neulich getroffen. Natürlich tauschen wir uns dann aus und reden auch über unsere Sportarten.

DFB.de: Die Tätigkeit eines Fußballtrainers lässt sich aber nicht vergleichen mit der einer Trainerin im Softball.

Effenberg: In Teilen schon. Man muss zur Mannschaft reden und Menschen führen können. Sie hat das sehr gut gemacht, sie war ja sehr erfolgreich als Nationaltrainerin. Aber natürlich gibt es auch Bereiche, in denen zwischen beiden Sportarten Welten liegen.

DFB.de: Zum Beispiel?

Effenberg: Das Gebiet der Medien und die damit verbundene öffentliche Erwartungshaltung. Meine Schwester hat keinen Druck in der Öffentlichkeit. Ich glaube, dass dies bei mir anders sein wird. (lacht)