Ebbers: Mister Fairplay in der Landesliga

273 Spiele bestritt er in der 2. Bundesliga, 77 Partien in der Bundesliga. Im vergangenen Sommer lief der Vertrag von Marius Ebbers beim Zweitligisten FC St. Pauli aus - und damit war Schluss im Profigeschäft. Mit dem Fußball hat der 35-Jährige deswegen noch längst nicht abgeschlossen. Nun kickt er eben für den VfL 93 Hamburg - und zwar in der sechsten Liga. DFB.de hat ihn in der Hansestadt besucht.

"Ich hätte durchaus zu einem anderen Zweitligisten wechseln können", erzählt Ebbers im Gespräch mit DFB.de. "Aber ich habe abgewogen, ob ich die ganzen Abläufe mit den Spielen am Wochenende noch einmal haben möchte. Schließlich habe ich das speziell in der zweiten Liga lange genug mitgemacht."

Kurz träumte er von einem Karriereausklang in den USA bei Chicago Fire, wo auch der langjährige Nationalspieler Arne Friedrich unter Vertrag stand. "Aber es war alles sehr verzwickt und unklar", sagt Marius Ebbers rückblickend.

Am Wochenende frei? "Das hatte ich als Profi nie"

So fiel der Entschluss, seinen beruflichen Fokus auf sein Modegeschäft in Hamburg zu legen. Hier steht er jeden Tag hinter der Kasse und berät Kunden. Der Fußball ist nur noch ein Hobby. "Ich hatte einfach Lust, wieder auf dem Platz zu stehen", so Ebbers. "Beim VfL 93 hat es gut gepasst. Wir trainieren zweimal die Woche und spielen fast immer am Freitagabend, so dass ich am Wochenende frei habe. Das hatte ich als Profi nie."

Volle Stadien, laute Anfeuerungsrufe, tolle Fanchoreographien - all das ist nun Vergangenheit. Die Spiele vom VfL 93 locken nur ein kleines Publikum an. "Natürlich ist es schöner, vor 30.000 Menschen am Millerntor zu spielen als vor 150 Zuschauern", sagt Ebbers. "Trotzdem vermisse ich den Profifußball nicht allzu sehr. Es war der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören."

Hamburger Promiklub beim VfL 93

Mit neun Toren in zwölf Spielen zählt er zu den treffsichersten Spielern des Landesligisten. Unterfordert fühlte er sich im Amateursport nicht: "Natürlich ist der Fußball in den oberen Klassen viel schneller, es wird viel vorausschauender gespielt. Aber auch in Liga sechs können die Jungs gut kicken."

Marius Ebbers ist nicht der einzige Akteur mit bekanntem Namen im Dienste des VfL 93. Abwehrspieler Hauke Brückner war ebenfalls Profi beim FC St. Pauli, Stürmer Olufemi Smith gewann im Jahre 2008 stolze 2,5 Millionen Euro bei "Schlag den Raab" und Mittelfeldspieler Paul Janke wurde 2012 durch die zweite Staffel der Fernsehshow "Der Bachelor" bekannt. Es ist praktisch ein kleiner Hamburger Promiklub.

Trainer Ohrt: "Marius bringt einfach Klasse mit"

Der Kontrakt von Marius Ebbers läuft bis zum Ende der Saison. Eine Vertragsverlängerung ist nicht ausgeschlossen - je nachdem, wie sich seine Knochen im Sommer 2014 anfühlen werden. Der Verein hat noch einiges vor, der Aufstieg in die Oberliga ist anvisiert. Marius Ebbers hat solche Erfolge bereits miterlebt - auf weitaus höherem Niveau. Mit dem FC St. Pauli, mit Alemannia Aachen und dem 1. FC Köln stieg er in die Bundesliga auf. "Das ist für jede Mannschaft ein ganz besonderer Erfolg", weiß er.

VfL-Trainer Olaf Ohrt ist jedenfalls glücklich, einen solchen Topstürmer in seinen Reihen zu haben. "Marius bringt einfach eine gewisse Klasse mit", so der Übungsleiter: "Natürlich hat er hier nicht die Mitspieler wie in der Bundesliga. Daher war er oft auf sich alleine gestellt. Mittlerweile aber ist auch das Zusammenspiel untereinander besser geworden." Dass Ebbers besonders in der Hamburger Medienwelt für ordentlich Aufsehen sorgt - bei seinem Landesliga-Debüt waren etwa ein Dutzend Journalisten vor Ort -, ist ein angenehmer Nebeneffekt für den Verein.

"Ein Vollprofi und ein absoluter Fairness-Mensch"

Das öffentliche Interesse an Marius Ebbers ist nicht verwunderlich. 102 Tore erzielte er in der 2. Bundesliga. Am meisten Aufmerksamkeit brachte ihm allerdings ein Treffer ein, der nicht gegeben wurde. Am 10. April 2012 erzielte er im Spiel gegen den 1. FC Union Berlin ein Tor per Hand und Kopf. Auf Nachfrage des Schiedsrichters Tobias Welz gab Ebbers sofort zu, dass die Hand im Spiel gewesen war. Obwohl der 2:1-Führungstreffer für den sich im Aufstiegsrennen befindlichen FC St. Pauli wichtig gewesen wäre. "Der Schiedsrichter hat mich gefragt, ich habe spontan geantwortet", so Ebbers. "Über alles Weitere habe ich überhaupt nicht nachgedacht."

Sportliche Folgen hatte die Ehrlichkeit nicht. Der Hamburger Zweitligist gewann das Spiel auch so. Trotzdem blieb die faire Geste unvergessen. Der DFB zeichnete ihn mit der Fairplay-Medaille aus. Das Medienecho war so gewaltig, dass es Marius Ebbers fast schon unangenehm war: "Ich bin kein Mensch, der sich ständig im Fernsehen oder der Zeitung sehen muss. Daher wurde mir etwas zu viel Trara darum gemacht."

Trotzdem wird der Stürmer wegen dieser Episode als toller Sportsmann in Erinnerung bleiben. Laut Amateurtrainer Olaf Ohrt aus gutem Grund: "Marius ist ein Vollprofi und ein absoluter Fairness-Mensch. Er ist total kollegial und entspannt, hat sich als ehemaliger Bundesligaprofi nie abgehoben verhalten." Entsprechend groß ist seine Hoffnung, dass Marius Ebbers noch lange Freude am Amateurfußball haben wird.

[oj]

273 Spiele bestritt er in der 2. Bundesliga, 77 Partien in der Bundesliga. Im vergangenen Sommer lief der Vertrag von Marius Ebbers beim Zweitligisten FC St. Pauli aus - und damit war Schluss im Profigeschäft. Mit dem Fußball hat der 35-Jährige deswegen noch längst nicht abgeschlossen. Nun kickt er eben für den VfL 93 Hamburg - und zwar in der sechsten Liga. DFB.de hat ihn in der Hansestadt besucht.

"Ich hätte durchaus zu einem anderen Zweitligisten wechseln können", erzählt Ebbers im Gespräch mit DFB.de. "Aber ich habe abgewogen, ob ich die ganzen Abläufe mit den Spielen am Wochenende noch einmal haben möchte. Schließlich habe ich das speziell in der zweiten Liga lange genug mitgemacht."

Kurz träumte er von einem Karriereausklang in den USA bei Chicago Fire, wo auch der langjährige Nationalspieler Arne Friedrich unter Vertrag stand. "Aber es war alles sehr verzwickt und unklar", sagt Marius Ebbers rückblickend.

Am Wochenende frei? "Das hatte ich als Profi nie"

So fiel der Entschluss, seinen beruflichen Fokus auf sein Modegeschäft in Hamburg zu legen. Hier steht er jeden Tag hinter der Kasse und berät Kunden. Der Fußball ist nur noch ein Hobby. "Ich hatte einfach Lust, wieder auf dem Platz zu stehen", so Ebbers. "Beim VfL 93 hat es gut gepasst. Wir trainieren zweimal die Woche und spielen fast immer am Freitagabend, so dass ich am Wochenende frei habe. Das hatte ich als Profi nie."

Volle Stadien, laute Anfeuerungsrufe, tolle Fanchoreographien - all das ist nun Vergangenheit. Die Spiele vom VfL 93 locken nur ein kleines Publikum an. "Natürlich ist es schöner, vor 30.000 Menschen am Millerntor zu spielen als vor 150 Zuschauern", sagt Ebbers. "Trotzdem vermisse ich den Profifußball nicht allzu sehr. Es war der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören."

Hamburger Promiklub beim VfL 93

Mit neun Toren in zwölf Spielen zählt er zu den treffsichersten Spielern des Landesligisten. Unterfordert fühlte er sich im Amateursport nicht: "Natürlich ist der Fußball in den oberen Klassen viel schneller, es wird viel vorausschauender gespielt. Aber auch in Liga sechs können die Jungs gut kicken."

Marius Ebbers ist nicht der einzige Akteur mit bekanntem Namen im Dienste des VfL 93. Abwehrspieler Hauke Brückner war ebenfalls Profi beim FC St. Pauli, Stürmer Olufemi Smith gewann im Jahre 2008 stolze 2,5 Millionen Euro bei "Schlag den Raab" und Mittelfeldspieler Paul Janke wurde 2012 durch die zweite Staffel der Fernsehshow "Der Bachelor" bekannt. Es ist praktisch ein kleiner Hamburger Promiklub.

Trainer Ohrt: "Marius bringt einfach Klasse mit"

Der Kontrakt von Marius Ebbers läuft bis zum Ende der Saison. Eine Vertragsverlängerung ist nicht ausgeschlossen - je nachdem, wie sich seine Knochen im Sommer 2014 anfühlen werden. Der Verein hat noch einiges vor, der Aufstieg in die Oberliga ist anvisiert. Marius Ebbers hat solche Erfolge bereits miterlebt - auf weitaus höherem Niveau. Mit dem FC St. Pauli, mit Alemannia Aachen und dem 1. FC Köln stieg er in die Bundesliga auf. "Das ist für jede Mannschaft ein ganz besonderer Erfolg", weiß er.

VfL-Trainer Olaf Ohrt ist jedenfalls glücklich, einen solchen Topstürmer in seinen Reihen zu haben. "Marius bringt einfach eine gewisse Klasse mit", so der Übungsleiter: "Natürlich hat er hier nicht die Mitspieler wie in der Bundesliga. Daher war er oft auf sich alleine gestellt. Mittlerweile aber ist auch das Zusammenspiel untereinander besser geworden." Dass Ebbers besonders in der Hamburger Medienwelt für ordentlich Aufsehen sorgt - bei seinem Landesliga-Debüt waren etwa ein Dutzend Journalisten vor Ort -, ist ein angenehmer Nebeneffekt für den Verein.

"Ein Vollprofi und ein absoluter Fairness-Mensch"

Das öffentliche Interesse an Marius Ebbers ist nicht verwunderlich. 102 Tore erzielte er in der 2. Bundesliga. Am meisten Aufmerksamkeit brachte ihm allerdings ein Treffer ein, der nicht gegeben wurde. Am 10. April 2012 erzielte er im Spiel gegen den 1. FC Union Berlin ein Tor per Hand und Kopf. Auf Nachfrage des Schiedsrichters Tobias Welz gab Ebbers sofort zu, dass die Hand im Spiel gewesen war. Obwohl der 2:1-Führungstreffer für den sich im Aufstiegsrennen befindlichen FC St. Pauli wichtig gewesen wäre. "Der Schiedsrichter hat mich gefragt, ich habe spontan geantwortet", so Ebbers. "Über alles Weitere habe ich überhaupt nicht nachgedacht."

Sportliche Folgen hatte die Ehrlichkeit nicht. Der Hamburger Zweitligist gewann das Spiel auch so. Trotzdem blieb die faire Geste unvergessen. Der DFB zeichnete ihn mit der Fairplay-Medaille aus. Das Medienecho war so gewaltig, dass es Marius Ebbers fast schon unangenehm war: "Ich bin kein Mensch, der sich ständig im Fernsehen oder der Zeitung sehen muss. Daher wurde mir etwas zu viel Trara darum gemacht."

Trotzdem wird der Stürmer wegen dieser Episode als toller Sportsmann in Erinnerung bleiben. Laut Amateurtrainer Olaf Ohrt aus gutem Grund: "Marius ist ein Vollprofi und ein absoluter Fairness-Mensch. Er ist total kollegial und entspannt, hat sich als ehemaliger Bundesligaprofi nie abgehoben verhalten." Entsprechend groß ist seine Hoffnung, dass Marius Ebbers noch lange Freude am Amateurfußball haben wird.