Dutt: "Viel weiter nach oben geht es nicht"

Bayer 04 Leverkusen gegen den SC Freiburg am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky), das ist kein normales Bundesligaspiel. Das ist nicht nur das Duell des Fünften gegen den 13. Das ist nicht nur die Hoffnung aufs Erreichen eines internationalen Wettbewerbs hier und das Vermeiden des Abstiegs dort. Das ist auch das Wiedersehen von Robin Dutt mit seinem Ex-Verein.

Vier Jahre hat der Leverkusener Trainer den nächsten Gegner betreut. Er hat ihn aus dem Mittelfeld der 2. Bundesliga in Deutschlands höchste Spielklasse geführt. Und er hat dort Freunde gefunden, mit denen er auch heute noch in regelmäßigem Kontakt steht. Auch deshalb sagt er im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen vor dem Duell, dass es für ihn eine besondere Begegnung ist.

Aber Dutt spricht auch über seine mittelfristigen Ziele mit Leverkusen, über seine Probleme der ersten Monate in seinem neuen Umfeld und das Konzept, mit dem er Bayer 04 zurück in die absolute Spitzengruppe der Bundesliga führen möchte.

DFB.de: Herr Dutt, Ihre Premierensaison als Trainer von Bayer 04 Leverkusen neigt sich dem Ende entgegen. Hatten Sie sich die Aufgabe so schwer vorgestellt?

Robin Dutt: Ich habe nicht daran zu denken gewagt, dass es so schwer werden könnte. Aber das bezieht sich vor allem auf die personellen Probleme, die wir in den vergangenen Monaten hatten. Wir haben einen kleinen, aber hochwertig besetzten Kader, und wir hatten bislang fünf Knieoperationen sowie sechs Spieler, die wegen Muskelverletzungen mehrere Wochen ausgefallen sind. Diese Ausfälle sind dann auf Dauer schwer aufzufangen. Das war das entscheidende Problem. Alles andere ist sehr positiv, ich habe hier einen tollen Verein vorgefunden.

DFB.de: Wie sind Sie mit der Unruhe umgegangen, die im Umfeld entstanden ist?

Dutt: Das ist ja nichts Außergewöhnliches. Meiner Meinung nach ist das sogar völlig normal, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Es ist ja nicht exklusiv in Leverkusen so, dass sich die öffentliche Kritik dann auf den Cheftrainer fokussiert.

DFB.de: Sie haben schon mehrfach davon gesprochen, dass ein Eingewöhnungsprozess für beide Seiten stattfinden muss, für Sie als Trainer genauso wie für die Mannschaft. Ist diese Phase mittlerweile abgeschlossen?



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Bayer 04 Leverkusen gegen den SC Freiburg am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky), das ist kein normales Bundesligaspiel. Das ist nicht nur das Duell des Fünften gegen den 13. Das ist nicht nur die Hoffnung aufs Erreichen eines internationalen Wettbewerbs hier und das Vermeiden des Abstiegs dort. Das ist auch das Wiedersehen von Robin Dutt mit seinem Ex-Verein.

Vier Jahre hat der Leverkusener Trainer den nächsten Gegner betreut. Er hat ihn aus dem Mittelfeld der 2. Bundesliga in Deutschlands höchste Spielklasse geführt. Und er hat dort Freunde gefunden, mit denen er auch heute noch in regelmäßigem Kontakt steht. Auch deshalb sagt er im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen vor dem Duell, dass es für ihn eine besondere Begegnung ist.

Aber Dutt spricht auch über seine mittelfristigen Ziele mit Leverkusen, über seine Probleme der ersten Monate in seinem neuen Umfeld und das Konzept, mit dem er Bayer 04 zurück in die absolute Spitzengruppe der Bundesliga führen möchte.

DFB.de: Herr Dutt, Ihre Premierensaison als Trainer von Bayer 04 Leverkusen neigt sich dem Ende entgegen. Hatten Sie sich die Aufgabe so schwer vorgestellt?

Robin Dutt: Ich habe nicht daran zu denken gewagt, dass es so schwer werden könnte. Aber das bezieht sich vor allem auf die personellen Probleme, die wir in den vergangenen Monaten hatten. Wir haben einen kleinen, aber hochwertig besetzten Kader, und wir hatten bislang fünf Knieoperationen sowie sechs Spieler, die wegen Muskelverletzungen mehrere Wochen ausgefallen sind. Diese Ausfälle sind dann auf Dauer schwer aufzufangen. Das war das entscheidende Problem. Alles andere ist sehr positiv, ich habe hier einen tollen Verein vorgefunden.

DFB.de: Wie sind Sie mit der Unruhe umgegangen, die im Umfeld entstanden ist?

Dutt: Das ist ja nichts Außergewöhnliches. Meiner Meinung nach ist das sogar völlig normal, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Es ist ja nicht exklusiv in Leverkusen so, dass sich die öffentliche Kritik dann auf den Cheftrainer fokussiert.

DFB.de: Sie haben schon mehrfach davon gesprochen, dass ein Eingewöhnungsprozess für beide Seiten stattfinden muss, für Sie als Trainer genauso wie für die Mannschaft. Ist diese Phase mittlerweile abgeschlossen?

Dutt: Wenn ein neuer Trainer kommt, dann muss man sich erst aneinander gewöhnen. Das war bei all meinen Stationen so. Aber speziell seit Beginn der Rückrunde arbeiten wir hier sehr gut zusammen. Und um Ihre Frage zu beantworten: Ja, dieser Prozess ist abgeschlossen.

DFB.de: Vor der Saison haben Sie Ihre Ziele sehr offensiv formuliert. Sie haben unter anderem von der Deutschen Meisterschaft gesprochen. Bereuen Sie dieses Vorpreschen mittlerweile?

Dutt: Ich habe nirgendwo ein Ziel für diese Saison formuliert. Ich habe nur gesagt, dass es der Anspruch von Leverkusen sein muss, irgendwann mal einen Titel zu holen. Alles andere, was ich gesagt habe, waren nur Bewertungen von Tabellenplätzen. Und daran hat sich nichts geändert.

DFB.de: Können Sie konkreter werden?

Dutt: Ja, natürlich. Ich habe gesagt, dass die Saison mit dem Verfehlen eines internationalen Wettbewerbs eine schlechte wäre. Das Erreichen eines Europa-League-Platzes wäre durchschnittlich zu bewerten. Wenn wir in die Champions League kämen, hätten wir eine gute Serie gespielt. Und ein Titel wäre überragend. So habe ich das formuliert. Aber Sie wissen ja auch, wie das heute ist. Da wird dann ruckzuck die Schlagzeile gemacht: "Ein Titel wäre überragend." Und so wird dann aus einer Aussage ein Ziel gemacht, das ich überhaupt nicht ausgegeben habe. Aber das ist nicht schlimm, so ist es eben. Wenn Sie mich allerdings jetzt konkret darauf ansprechen, noch einmal in aller Deutlichkeit: Ich habe für diese Saison nie die Deutsche Meisterschaft als Ziel ausgegeben.

DFB.de: Also ist aktuell der fünfte Rang in Ordnung?

Dutt: Nein, das ist unter unserem Anspruch. Mit einer konstanteren personellen Situation wäre sicherlich mehr möglich gewesen. Aber man muss auch anerkennen, dass die Vier oben einen herausragenden Lauf haben. Wenn das so weitergeht, holen die 70 Punkte. Damit wird man normalerweise Deutscher Meister. Da war für uns nicht mehr möglich. Wenn wir unter diesen Voraussetzungen Fünfter oder Sechster werden, hätten wir eine durchschnittliche Saison gespielt.

DFB.de: Würden Sie jetzt im Rückblick sagen, dass Sie auch Fehler gemacht haben?

Dutt: Natürlich. Ich glaube nicht, dass es einen Bundesligatrainer gibt, der keine Fehler macht.

DFB.de: Was konkret haben Sie falsch gemacht?

Dutt: Ich könnte Ihnen da eine ganze Liste vorlesen, aber das will ich nicht.

DFB.de: Warum nicht?

Dutt: Weil das wahrscheinlich nicht so thematisiert wird, wie man es gerne hätte. Es könnte wieder in einen anderen Zusammenhang gebracht werden.

DFB.de: Glauben Sie, dass Sie mittelfristig auch die absolute Spitze wieder angreifen?

Dutt: Das hängt von einigen Faktoren ab. Wenn Bayern München ein gutes Jahr hat, wird es für jeden anderen Klub schwer, dagegen anzukommen. Außerdem ist Dortmund im Moment sehr konstant. Um da mitspielen zu können, müssen wir von schweren Verletzungen verschont bleiben.

DFB.de: Am Samstag kommt es zum Wiedersehen mit Ihrem Ex-Verein. Sind Duelle gegen den SC Freiburg für Sie etwas Besonders?

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Dutt: Natürlich, ich hatte dort vier tolle Jahre. Es war eine unglaublich schöne Zeit. Ich habe da viele Freunde gewonnen, deshalb verfolge ich die Entwicklung in Freiburg noch etwas intensiver. Ich freue mich auf das Wiedersehen.

DFB.de: Sie haben über Freiburg den Sprung in den Profifußball geschafft, obwohl sie selbst als Spieler nie in der Bundesliga aktiv waren. Ist das heutzutage immer noch so ungewöhnlich, wie es vielleicht früher der Fall war?

Dutt: Ich glaube nicht, ich bin da keine Ausnahme mehr. Es gibt einige Trainer, die früher nicht auf einem besonders hohen Niveau gespielt haben. Ich denke spontan an Mirko Slomka oder Thomas Tuchel. Jürgen Klopp hat ja immerhin noch 2. Bundesliga geschafft. Und dieser Trend setzt sich im internationalen Fußball fort. Denken Sie an Jose Mourinho oder Andre Villas-Boas. Das hat sich inzwischen vermischt. Es bringt den Fußball insgesamt weiter, dass es viele verschiedene Trainertypen gibt.

DFB.de: Haben es ehemalige Profis mittlerweile vielleicht sogar schwerer?

Dutt: Ein Manager wird den Trainer nicht danach auswählen, ob er Profi war oder einen großen Namen hat. Die Verantwortlichen achten eher auf die Kompetenz, die die jeweilige Person mitbringt. Aber früher gab es ja auch schon große Trainer, die keine tollen Fußballer waren, zum Beispiel Udo Lattek oder Arrigo Sacchi.

DFB.de: Aus der Bezirksliga von der TSG Leonberg in die Champions League zu Bayer Leverkusen - kann man ihren Werdegang so beschreiben?

Dutt: Nun ja, es stimmt zumindest, dass es für mich mit einer neuen Aufgabe immer ein, zwei, drei oder vier Ligen hoch ging.

DFB.de: Dann haben Sie jetzt aber ein Problem, denn viel höher geht es nicht mehr.

Dutt: Das stimmt. Vorsichtig formuliert ist Leverkusen ein Verein, beim dem man am liebsten ewig arbeiten möchte. Darüber gibt es nicht mehr viel. Hier hat man immer den Anspruch, oben dabei zu sein. Viel weiter nach oben geht es nicht. Das Niveau zu halten, würde mir schon vollkommen ausreichen. Man merkt, dass bei Bayer 04 hinter allem Handeln ein Konzept steht.

DFB.de: Wie sieht dieses Konzept aus?

Dutt: Wir wollen mit unseren finanziellen Voraussetzungen auf einen kleinen, qualitativ hochwertigen Kader mit jungen und entwicklungsfähigen Spielern setzen, die eventuell auch einen Transfererlös bringen könnten. So wie es bei Arturo Vidal der Fall war. Und der internationale Platz soll für uns ein Standardziel sein. In einer perfekten Saison wünscht man sich natürlich auch noch mehr.