Durch Polizeiarbeit im Verein Gewalt und Kriminalität verhindern

(von Karl-Heinz Arnold aus der Zeitschrift Südbaden Fußball, Ausgabe 2/2013)

Wenn’s scheppert, dann kommt die Polizei. Sagt man. Jürgen Harder sieht das nicht so. Er ist seit 33 Jahren bei der Polizei und versieht seinen Dienst am liebsten, bevor es scheppert. Seit der Jahrtausendwende ist er Leiter der Kriminal-Prävention bei der Polizeidirektion Konstanz. Seine Aufgabe ist es, Strategien und Konzepte zu entwickeln, damit von vornherein weniger Kriminalität entsteht, denn „weniger Straftaten bedeuten weniger Täter und vor allem auch weniger Opfer“.

Er ist kein Einzelkämpfer, sondern Teil eines Teams, zu dem auch noch die Verkehrs-Prävention gehört, ebenso die Präventionsbeauftragten bei den Polizeirevieren. Ihr Interesse gilt in erster Linie jenen Brennpunkten, an denen nach dem Motto „Vorbeugen ist besser als Heilen“ geholfen werden kann. Dazu besuchen sie nicht nur Schulen, sprechen mit Eltern, unterstützen pädagogische Fachkräfte, sondern kooperieren auch mit Organisationen wie den „Nachtwanderern“, die in immer mehr Städten auf ehrenamtlicher Basis Jugendlichen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Präventionsarbeit muss altersgerecht und im passenden Rahmen erfolgen

Dass der Sport bei den Themen Sucht- und Gewaltprävention nicht außen vor stehen kann, mag wohl keiner bestreiten. Wichtig ist, dass von den Vereinen nicht nur Sport-, sondern auch Vereinsregeln aufgestellt und konsequent eingefordert werden. Die Präventionsarbeit müsse hier altersentsprechend und im passenden Rahmen erfolgen: „Wir müssen die Jugendlichen in ihrem Lebensraum aufsuchen, müssen in die Schulen und Vereine gehen.“ Auffällig sei, dass die Vereinsverantwortlichen auf Fragen nach bestehenden Problemen oftmals mit „Nichts“ antworten. Harder: „Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit entsteht erst durch den Leidensdruck, denn dieses Nichts ist relativ.“

Sportlich ambitionierte Vereine entwickeln eher ein Konzept über den Sport hinaus in Richtung sozialer Integration. Jürgen Harder hat Verständnis dafür, dass die Vereine heute froh sein müssen über jeden Helfer, den sie finden, und die daraus resultierende subjektive Meinungsvielfalt, wie hoch die Latte gelegt wird. Trotzdem müsse die Einhaltung der Regeln eingefordert werden, für Regelverletzungen müssten die zu erwartenden Sanktionen angekündigt und auch durchgesetzt werden.

Dass die Schiedsrichter heute zusehends Probleme haben, begründet der Polizeibeamte mit dem Wandel der Gesellschaft zur wachsenden Respektlosigkeit: „Autoritäten genießen keinen Vertrauensvorschuss mehr, sondern werden von den Jugendlichen abgeschätzt, wie weit sie gehen können.“ Mitschuld trage die vermeintliche „Solidarität“ der Eltern zum Kind, die zur individuellen Selbstüberschätzung führe. „Schiedsrichter müssen Kompetenz vermitteln und mit niedriger Ahndungsschwelle mehr und früher eingreifen.“ Zudem sollten sie sich nicht auf Provokationen einlassen und dürften keine Angst vor Ablehnung haben. Andererseits müssten die Vereine die Position der Unparteiischen durch klare Ansagen gegenüber Zuschauern und Spielern stärken: „Hierzu gehören auch Ordner, die für Ruhe im Publikum sorgen.“

Kompetente Ansprechpartner bei Polizei und Verbänden

Natürlich kann das vielschichtige Thema in dieser Kürze nur angerissen werden. Wer tiefer eintauchen möchte, dem bieten sich viele Möglichkeiten, angefangen mit einem Besuch der Homepage www.polizei-beratung.de. Harder wird auch nicht müde, stets auf die Unterstützung durch die einzelnen Landesverbände hinzuweisen, die ihrerseits viele Hilfen zur Verfügung stellen. Sie sollten in der Reihe der Ansprechpartner mit an vorderster Stelle stehen. Und sollte im Vorfeld eines Sportereignisses absehbar sein, dass Schwierigkeiten zu befürchten sind, dann dürften die Verantwortlichen keine Scheu haben, sich bei der Polizei vorab Rat einzuholen – gelebte Prävention eben.

Karl-Heinz Arnold


(von Karl-Heinz Arnold aus der Zeitschrift Südbaden Fußball, Ausgabe 2/2013)

[bild1]Wenn’s scheppert, dann kommt die Polizei. Sagt man. Jürgen Harder sieht das nicht so. Er ist seit 33 Jahren bei der Polizei und versieht seinen Dienst am liebsten, bevor es scheppert. Seit der Jahrtausendwende ist er Leiter der Kriminal-Prävention bei der Polizeidirektion Konstanz. Seine Aufgabe ist es, Strategien und Konzepte zu entwickeln, damit von vornherein weniger Kriminalität entsteht, denn „weniger Straftaten bedeuten weniger Täter und vor allem auch weniger Opfer“.

Er ist kein Einzelkämpfer, sondern Teil eines Teams, zu dem auch noch die Verkehrs-Prävention gehört, ebenso die Präventionsbeauftragten bei den Polizeirevieren. Ihr Interesse gilt in erster Linie jenen Brennpunkten, an denen nach dem Motto „Vorbeugen ist besser als Heilen“ geholfen werden kann. Dazu besuchen sie nicht nur Schulen, sprechen mit Eltern, unterstützen pädagogische Fachkräfte, sondern kooperieren auch mit Organisationen wie den „Nachtwanderern“, die in immer mehr Städten auf ehrenamtlicher Basis Jugendlichen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Präventionsarbeit muss altersgerecht und im passenden Rahmen erfolgen

Dass der Sport bei den Themen Sucht- und Gewaltprävention nicht außen vor stehen kann, mag wohl keiner bestreiten. Wichtig ist, dass von den Vereinen nicht nur Sport-, sondern auch Vereinsregeln aufgestellt und konsequent eingefordert werden. Die Präventionsarbeit müsse hier altersentsprechend und im passenden Rahmen erfolgen: „Wir müssen die Jugendlichen in ihrem Lebensraum aufsuchen, müssen in die Schulen und Vereine gehen.“ Auffällig sei, dass die Vereinsverantwortlichen auf Fragen nach bestehenden Problemen oftmals mit „Nichts“ antworten. Harder: „Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit entsteht erst durch den Leidensdruck, denn dieses Nichts ist relativ.“

Sportlich ambitionierte Vereine entwickeln eher ein Konzept über den Sport hinaus in Richtung sozialer Integration. Jürgen Harder hat Verständnis dafür, dass die Vereine heute froh sein müssen über jeden Helfer, den sie finden, und die daraus resultierende subjektive Meinungsvielfalt, wie hoch die Latte gelegt wird. Trotzdem müsse die Einhaltung der Regeln eingefordert werden, für Regelverletzungen müssten die zu erwartenden Sanktionen angekündigt und auch durchgesetzt werden.

[bild2]Dass die Schiedsrichter heute zusehends Probleme haben, begründet der Polizeibeamte mit dem Wandel der Gesellschaft zur wachsenden Respektlosigkeit: „Autoritäten genießen keinen Vertrauensvorschuss mehr, sondern werden von den Jugendlichen abgeschätzt, wie weit sie gehen können.“ Mitschuld trage die vermeintliche „Solidarität“ der Eltern zum Kind, die zur individuellen Selbstüberschätzung führe. „Schiedsrichter müssen Kompetenz vermitteln und mit niedriger Ahndungsschwelle mehr und früher eingreifen.“ Zudem sollten sie sich nicht auf Provokationen einlassen und dürften keine Angst vor Ablehnung haben. Andererseits müssten die Vereine die Position der Unparteiischen durch klare Ansagen gegenüber Zuschauern und Spielern stärken: „Hierzu gehören auch Ordner, die für Ruhe im Publikum sorgen.“

Kompetente Ansprechpartner bei Polizei und Verbänden

Natürlich kann das vielschichtige Thema in dieser Kürze nur angerissen werden. Wer tiefer eintauchen möchte, dem bieten sich viele Möglichkeiten, angefangen mit einem Besuch der Homepage www.polizei-beratung.de. Harder wird auch nicht müde, stets auf die Unterstützung durch die einzelnen Landesverbände hinzuweisen, die ihrerseits viele Hilfen zur Verfügung stellen. Sie sollten in der Reihe der Ansprechpartner mit an vorderster Stelle stehen. Und sollte im Vorfeld eines Sportereignisses absehbar sein, dass Schwierigkeiten zu befürchten sind, dann dürften die Verantwortlichen keine Scheu haben, sich bei der Polizei vorab Rat einzuholen – gelebte Prävention eben.

Karl-Heinz Arnold