Duisburg: Hoffen auf einen Abschied auf Zeit

Der MSV Duisburg steht vor dem letzten Spieltag als Absteiger aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga fest. Damit verabschiedet sich einer der traditionsreichsten Standorte im deutschen Frauenfußball aus dem Oberhaus. Wie lange wird dieser Abschied dauern? Die Verantwortlichen treffen gerade die Vorkehrungen dafür, dass die Rückkehr möglichst schon im Sommer 2022 gelingt.

Es ist vorbei. Die Fußballerinnen des MSV Duisburg können den Abstieg aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga nicht mehr abwenden. Damit verabschiedet sich einer der prägendsten Vereine von der ganz großen Bühne – als FCR 2001 Duisburg feierte der Klub große Erfolge. Die Verantwortlichen hoffen, dass der Abschied zeitlich begrenzt ist, möglichst auf ein Jahr. "Ich sehe gute Möglichkeiten, dass wir Duisburg sehr bald wieder in der Bundesliga sehen werden", sagt Trainer Thomas Gerstner.

Gerstner: "Jahr in 2. Liga kann sogar förderlich sein"

Für den 54-Jährigen ist das Duell heute (ab 14 Uhr) gegen die TSG Hoffenheim ein Abschiedsspiel. Gerstner wird die Mannschaft in der kommenden Saison nicht betreuen: "Es gibt mit Capelli Sport einen Sponsor, der Geld investieren und Know-how zur Verfügung stellen will. Wenn der direkte Wiederaufstieg tatsächlich gelingt, kann dieses eine Jahr in der 2. Bundesliga eventuell sogar förderlich sein, um die Strukturen in Ruhe neu aufbauen zu können", so Gerstner.

Eine der Spielerinnen, die den Weg in die 2. Bundesliga antreten wird, ist Yvonne Zielinski. Die 31-Jährige ist seit 2016 wieder im Verein und mit ihrer Erfahrung ein wichtiger Baustein des neuen Kaders. "Ich habe mir natürlich überlegt, ob ich den Weg in die Zweitklassigkeit mit antreten möchte", sagt die Offensivspielerin. "Aber letztlich gibt es für mich keinen Grund zu wechseln. Ich sehe hier eine gute Perspektive und möchte meinen Teil dazu beitragen, dass der Verein schnellstmöglich wieder dorthin kommt, wo er hingehört – nämlich in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga."

Zielinski: "Ich sehe gute Perspektiven"

Zielinski wird in der kommenden Saison viele neue Spielerinnen kennenlernen. Schon jetzt ist klar, dass es innerhalb des Kaders einen Umbruch geben wird und muss. "In dieser Konstellation hat es leider aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert", erklärt Zielinski. "Aber ich möchte gar nicht mehr viel Zeit in den Rückblick investieren. Ich schaue lieber nach vorne. Und da sehe ich wirklich gute Perspektiven und ich habe die Hoffnung, dass wir nach einem möglichen Aufstieg nicht direkt wieder gegen den Abstieg kämpfen müssen, sondern mittelfristig eine bessere Rolle einnehmen können. Der Frauenfußball in Duisburg hat nach wie vor Tradition und einen hohen Stellenwert."

In der vorerst letzten Begegnung in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga ist am Sonntag (ab 14 Uhr, live auf DFB-TV) die TSG Hoffenheim zu Gast, die sich als Dritter für die Champions League qualifiziert hat. Nachdem die Saison für die Duisburgerinnen bisher eine einzige Enttäuschung war, scheint die Mannschaft nun auf der Zielgerade – zu einem Zeitpunkt, als das sportliche Schicksal bereits besiegelt ist – die Kurve zu bekommen. Vor zwei Wochen gab es mit dem 3:2 bei der SGS Essen den ersten Erfolg in dieser Saison. "Auch wenn dieser Sieg tabellarisch keine Rolle mehr spielt, hat er unfassbar gutgetan", sagt Zielinski. "Wir haben ihn gefeiert, als ob wir den Abstieg vermieden hätten. Es wäre großartig, wenn wir jetzt gegen Hoffenheim noch einmal nachlegen könnten. Wir haben große Lust auf diese Partie, in die wir völlig ohne Druck gehen können."

Gerstner: "Steigen völlig verdient ab"

Trainer Thomas Gerstner hingegen bleibt vor seinem letzten Spiel als MSV-Trainer vor allem der Blick zurück: "Man muss sagen, dass wir absolut verdient absteigen. Wir hatten drei tolle Jahre, in denen wir immer auf den letzten Drücker den Abstieg vermeiden konnten. In diesem Jahr haben wir es nicht geschafft. Drei Faktoren waren meiner Meinung nach ausschlaggebend: Der jahrelange Abstiegskampf hat uns erschöpft, wir hatten nicht mehr das nötige Quäntchen Glück und – das muss man auch ganz klar sagen – uns hat die Qualität im Kader gefehlt."

Gerstner verweist in seiner Analyse vor allem auf die nackten Zahlen. Vor dem letzten Spieltag hat der MSV erst sieben Zähler auf dem Konto. Der erste Saisonsieg gelang am vorletzten Spieltag. Das Torverhältnis von 14:58 ist deutlich das schlechteste in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. "Es bringt nichts, die Fakten zu beschönigen. Wir haben es einfach nicht geschafft, in dieser Saison konkurrenzfähig zu sein", sagt Gerstner. "Die Pandemie hat alle schwer belastet, die Welt spielt verrückt. Aber ich hatte das Gefühl, dass wir besonders hart getroffen wurden. Ich möchte das allerdings nicht als Ausrede verstanden wissen. Am Ende steigen wir völlig verdient ab und sind selbst schuld. Ich drücke dem Verein die Daumen, dass er die richtigen Schlüsse daraus zieht und gestärkt aus diesem Abstieg hervorgeht."

Wer auf Gerstner in der kommenden Saison folgen wird, ist noch nicht offiziell kommuniziert. Klar ist aber, dass die neue Trainerin oder der neue Trainer mit einem ganz klar formulierten Ziel in Duisburg antritt: im ersten Schritt die direkte Rückkehr in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga und im zweiten Schritt möglichst das Anknüpfen an schöne Erfolge in der Vergangenheit. Unmöglich ist das nicht. Aber der Weg dorthin ist weit. Ganz kurzfristig gegen Hoffenheim geht es darum, sich vernünftig zu verabschieden und ordentlich in Erinnerung zu bleiben.

[sw]

Der MSV Duisburg steht vor dem letzten Spieltag als Absteiger aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga fest. Damit verabschiedet sich einer der traditionsreichsten Standorte im deutschen Frauenfußball aus dem Oberhaus. Wie lange wird dieser Abschied dauern? Die Verantwortlichen treffen gerade die Vorkehrungen dafür, dass die Rückkehr möglichst schon im Sommer 2022 gelingt.

Es ist vorbei. Die Fußballerinnen des MSV Duisburg können den Abstieg aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga nicht mehr abwenden. Damit verabschiedet sich einer der prägendsten Vereine von der ganz großen Bühne – als FCR 2001 Duisburg feierte der Klub große Erfolge. Die Verantwortlichen hoffen, dass der Abschied zeitlich begrenzt ist, möglichst auf ein Jahr. "Ich sehe gute Möglichkeiten, dass wir Duisburg sehr bald wieder in der Bundesliga sehen werden", sagt Trainer Thomas Gerstner.

Gerstner: "Jahr in 2. Liga kann sogar förderlich sein"

Für den 54-Jährigen ist das Duell heute (ab 14 Uhr) gegen die TSG Hoffenheim ein Abschiedsspiel. Gerstner wird die Mannschaft in der kommenden Saison nicht betreuen: "Es gibt mit Capelli Sport einen Sponsor, der Geld investieren und Know-how zur Verfügung stellen will. Wenn der direkte Wiederaufstieg tatsächlich gelingt, kann dieses eine Jahr in der 2. Bundesliga eventuell sogar förderlich sein, um die Strukturen in Ruhe neu aufbauen zu können", so Gerstner.

Eine der Spielerinnen, die den Weg in die 2. Bundesliga antreten wird, ist Yvonne Zielinski. Die 31-Jährige ist seit 2016 wieder im Verein und mit ihrer Erfahrung ein wichtiger Baustein des neuen Kaders. "Ich habe mir natürlich überlegt, ob ich den Weg in die Zweitklassigkeit mit antreten möchte", sagt die Offensivspielerin. "Aber letztlich gibt es für mich keinen Grund zu wechseln. Ich sehe hier eine gute Perspektive und möchte meinen Teil dazu beitragen, dass der Verein schnellstmöglich wieder dorthin kommt, wo er hingehört – nämlich in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga."

Zielinski: "Ich sehe gute Perspektiven"

Zielinski wird in der kommenden Saison viele neue Spielerinnen kennenlernen. Schon jetzt ist klar, dass es innerhalb des Kaders einen Umbruch geben wird und muss. "In dieser Konstellation hat es leider aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert", erklärt Zielinski. "Aber ich möchte gar nicht mehr viel Zeit in den Rückblick investieren. Ich schaue lieber nach vorne. Und da sehe ich wirklich gute Perspektiven und ich habe die Hoffnung, dass wir nach einem möglichen Aufstieg nicht direkt wieder gegen den Abstieg kämpfen müssen, sondern mittelfristig eine bessere Rolle einnehmen können. Der Frauenfußball in Duisburg hat nach wie vor Tradition und einen hohen Stellenwert."

In der vorerst letzten Begegnung in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga ist am Sonntag (ab 14 Uhr, live auf DFB-TV) die TSG Hoffenheim zu Gast, die sich als Dritter für die Champions League qualifiziert hat. Nachdem die Saison für die Duisburgerinnen bisher eine einzige Enttäuschung war, scheint die Mannschaft nun auf der Zielgerade – zu einem Zeitpunkt, als das sportliche Schicksal bereits besiegelt ist – die Kurve zu bekommen. Vor zwei Wochen gab es mit dem 3:2 bei der SGS Essen den ersten Erfolg in dieser Saison. "Auch wenn dieser Sieg tabellarisch keine Rolle mehr spielt, hat er unfassbar gutgetan", sagt Zielinski. "Wir haben ihn gefeiert, als ob wir den Abstieg vermieden hätten. Es wäre großartig, wenn wir jetzt gegen Hoffenheim noch einmal nachlegen könnten. Wir haben große Lust auf diese Partie, in die wir völlig ohne Druck gehen können."

Gerstner: "Steigen völlig verdient ab"

Trainer Thomas Gerstner hingegen bleibt vor seinem letzten Spiel als MSV-Trainer vor allem der Blick zurück: "Man muss sagen, dass wir absolut verdient absteigen. Wir hatten drei tolle Jahre, in denen wir immer auf den letzten Drücker den Abstieg vermeiden konnten. In diesem Jahr haben wir es nicht geschafft. Drei Faktoren waren meiner Meinung nach ausschlaggebend: Der jahrelange Abstiegskampf hat uns erschöpft, wir hatten nicht mehr das nötige Quäntchen Glück und – das muss man auch ganz klar sagen – uns hat die Qualität im Kader gefehlt."

Gerstner verweist in seiner Analyse vor allem auf die nackten Zahlen. Vor dem letzten Spieltag hat der MSV erst sieben Zähler auf dem Konto. Der erste Saisonsieg gelang am vorletzten Spieltag. Das Torverhältnis von 14:58 ist deutlich das schlechteste in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. "Es bringt nichts, die Fakten zu beschönigen. Wir haben es einfach nicht geschafft, in dieser Saison konkurrenzfähig zu sein", sagt Gerstner. "Die Pandemie hat alle schwer belastet, die Welt spielt verrückt. Aber ich hatte das Gefühl, dass wir besonders hart getroffen wurden. Ich möchte das allerdings nicht als Ausrede verstanden wissen. Am Ende steigen wir völlig verdient ab und sind selbst schuld. Ich drücke dem Verein die Daumen, dass er die richtigen Schlüsse daraus zieht und gestärkt aus diesem Abstieg hervorgeht."

Wer auf Gerstner in der kommenden Saison folgen wird, ist noch nicht offiziell kommuniziert. Klar ist aber, dass die neue Trainerin oder der neue Trainer mit einem ganz klar formulierten Ziel in Duisburg antritt: im ersten Schritt die direkte Rückkehr in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga und im zweiten Schritt möglichst das Anknüpfen an schöne Erfolge in der Vergangenheit. Unmöglich ist das nicht. Aber der Weg dorthin ist weit. Ganz kurzfristig gegen Hoffenheim geht es darum, sich vernünftig zu verabschieden und ordentlich in Erinnerung zu bleiben.

###more###