"Dürfen nicht nachlassen, müssen konzentriert bleiben"

Stefan Kuntz war 1996 mit Deutschland Europameister. Insgesamt hat er 25 Mal das Trikot der Deutschen Nationalmannschaft getragen und dabei sechs Tore erzielt. In der Bundesliga war der Stürmer in 449 Spielen 179 Mal erfolgreich, seine größten Erfolge feierte er mit dem 1. FC Kaiserslautern, mit den Pfälzern wurde er 1990 DFB-Pokalsieger und 1991 Deutscher Meister. Seit April 2008 fungiert er beim FCK als Vorstandsvorsitzender. Vor dem Spiel des 1. FCK heute (20.15 Uhr live im DSF) beim MSV Duisburg spricht er im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke über das Verhältnis zu Ex-Trainer Milan Sasic, die Fußballbegeisterung in der Pfalz und die Zukunft des 1. FC Kaiserslautern.

DFB.de: Herr Kuntz, Duisburgs Trainer Milan Sasic hat die Favoritenrolle von sich gewiesen und den FCK zum Favoriten erklärt.

Stefan Kuntz: Ich sehe das anders, Duisburg hat ein Heimspiel, die Mannschaft gehört spielerisch zu den besten in der Liga. Nicht umsonst wurde dort vor der Saison das Ziel „Aufstieg“ ausgegeben. Die Mannschaft hat zuletzt zwar zwei Mal verloren, ich denke aber nicht, dass es das für uns leichter macht. Es wird für uns ein sehr schweres Auswärtsspiel, aber natürlich werden wir alles daran setzen, die drei Punkte mit in die Pfalz zu nehmen. Wie immer.

DFB.de: Also ein ganz normales Spiel? Das Wiedersehen mit Ex-Trainer Milan Sasic spielt keine Rolle?

Kuntz: Für mich nicht. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass wir seit seiner Entlassung auf ihn treffen. Die vielfach herbei geredete Brisanz hat das Duell für mich nun wahrlich nicht.

DFB.de: Und für die Spieler?

Kuntz: Für den einen oder anderen Spieler mag mit dem Wiedersehen eine gewisse Emotionalität verbunden sein, dass kann ich nicht ausschließen. Für mich aber nicht, ich werde ihm die Hand geben und viel Glück wünschen. So wie ich das zuvor auch schon gemacht habe.

DFB.de: Sie, so hat es den Anschein, hatten Glück mit ihrer Wahl für die Nachfolge von Sasic. Was zeichnet Marco Kurz aus, wie zufrieden sind sie mit seiner Arbeit?

Kuntz: Die Entscheidung für ihn hatte mit Glück nichts zu tun. Wir haben eine Philosophie von Verein entworfen, haben skizziert, wie wir uns positionieren wollen und was wir in Zukunft vorhaben. Danach haben wir ein Anforderungsprofil für den Trainer entworfen und in den Gesprächen darauf geachtet, welcher Kandidat die größte Deckungsgleichheit hat.

DFB.de: Und das war Marco Kurz.

Kuntz: Absolut. Wir sind sehr überzeugt von seinen Fähigkeiten und seiner Arbeit. Er hat klare Vorstellungen vom Fußball, hat eine gute Ansprache und ist in seiner Mannschaftsführung sehr klar und harmonisch.

DFB.de: Sie selber waren auch als Trainer aktiv. Wie sehr hätte der Trainer Stefan Kuntz dem Anforderungsprofil des Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz entsprochen?

Kuntz: Ich war ja nicht auf allen meinen Trainerstationen vom Erfolg verwöhnt, zwei Mal wurde ich vorzeitig aus meinem Vertrag entlassen. Bei diesen Vereinen habe ich offenkundig nicht ins Anforderungsprofil gepasst. Aber im Ernst, ich bin jetzt nicht mehr Trainer, sondern habe als Vorstandsvorsitzender des FCK eine sehr reizvolle und verantwortungsvolle Aufgabe übernommen.

DFB.de: Wenn Sie die Tätigkeiten als Trainer und als Vorstandsvorsitzender miteinander vergleichen – was macht Ihnen mehr Spaß?

Kuntz: Eindeutig die des Vorstandsvorsitzenden. Es ist für mich extrem reizvoll so einen großen Verein zu führen und die wichtigen Entscheidungen mit beeinflussen und tragen zu können. Es ist ja kein Geheimnis, dass der FCK mein Verein ist, das mein Herz an diesem Verein hängt. Ich sehe es als große Herausforderung an und es ist mir eine große Freude, einem Verein dienen zu können, der eine solche Tradition hat, der einmalige Fans hat und in der Region so verwurzelt ist.

DFB.de: Eine Bürde sehen Sie darin nicht? Gab es keine Momente, wo Sie Angst um den Verein hatten?

Kuntz: Als wir vor zwei Jahren kurz vor dem Abstieg aus der zweiten Liga standen, da war mir schon mulmig. Ein Abstieg aus der 2. Liga wäre für Kaiserslautern nur ganz schwer zu verkraften. Zum Glück ging es seither beinahe ständig bergauf.

DFB.de: Vor zwei Jahren beinahe in der Bedeutungslosigkeit versunken, steht Kaiserslautern auf dem Sprung zur Erstklassigkeit. Sind Sie überrascht von der Geschwindigkeit der Entwicklung?

Kuntz: Eine meiner großen Schwächen ist die Ungeduld. Mir kann nie etwas schnell genug gehen. Ich bin deswegen sehr froh, dass wir bisher alle unsere Ziele so schnell erreichen konnten. Und ganz ehrlich – ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell wieder konkurrenzfähig sein würden.

DFB.de: Sie sprachen die Verbundenheit des Vereins mit der Pfalz an. Haben Sie das Gefühl, dass alle Politiker diesen Zusammenhang erkennen. Kürzlich musste der FCK einen finanziellen Rückschlag verkraften, weil der von der Stadt gewährte Mietnachlass für das Fritz-Walter-Stadion geringer ausfiel, als der Verein gehofft hatte.

Kuntz: Zu diesem Thema will ich eigentlich nicht viel sagen. Es gab da ein paar Schwierigkeiten in der Kommunikation, die unsere Planungen nicht gerade vereinfacht haben. Aber, es ist so, wie es ist. Und wir müssen damit klarkommen. Wir müssen uns mittelfristig darauf konzentrieren, den Aufstieg zu schaffen, dann wachsen auch wieder die finanziellen Spielräume. Auch deswegen gilt aktuell die volle Konzentration dem Spiel gegen Duisburg.

DFB.de: Wie stark sehen sie Duisburg denn. Ist der MSV noch ein Konkurrent um den Aufstieg?

Kuntz: Das interessiert mich weniger, für mich zählt der FCK. Wir müssen weiter unsere Hausaufgaben machen, dürfen nicht nachlassen, müssen konzentriert bleiben. Das sind die Dinge, mit denen ich mich beschäftige.

DFB.de: Viele sehen St. Pauli und Lautern als sichere Aufsteiger an. Sie hingegen mahnen ständig. Wovor haben Sie Angst?

Kuntz: Das hat mit Angst nichts zu tun. Eher mit den Erfahrungen aus 20 Jahren Profi-Fußball. Es gibt da diesen schönen Spruch mit Pferden und einer Apotheke. Im Fußball weiß man einfach nie. Wer zum Beispiel hätte gedacht, dass Hertha in dieser Saison so große Probleme bekommt? Und insbesondere in der 2. Liga lassen sich schwer sichere Prognosen stellen.

DFB.de: Unterstellt, der Aufstieg gelingt. Ist der FCK als Verein schon reif für die 1. Liga?

Kuntz: Sollte der Aufstieg gelingen müsste sich im Verein einiges tun, damit wir strukturell für die Bundesliga gerüstet wären.

DFB.de: Das wäre zum Beispiel?

Kuntz: Viele kleine und große Dinge. Das fängt bei der Zahl der Mitarbeiter hier im Verein an. Da müssten wir einiges tun, denn der größere Aufwand wäre mit dem vorhandenen Personal nicht zu schaffen. Hier arbeiten aktuell alle auf bewundernswerte Weise an der Grenze ihrer Kräfte. Bei Aufstieg müssten wir auf jeden Fall an vielen Punkten etwas tun, um die Mitarbeiter nicht noch mehr zu belasten.

DFB.de: Mehr Personal in der Administration, einige Nachbesserungen hier und da und schon ist der FCK reif für die erste Liga?

Kuntz: Ja! Die Menschen hier haben die 1. Liga verdient - und Mannschaft und Trainer haben das Zeug dazu. Meine Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Daran arbeite ich mit großer Freude und mit Hochdruck.

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Stefan Kuntz war 1996 mit Deutschland Europameister. Insgesamt hat er 25 Mal das Trikot der Deutschen Nationalmannschaft getragen und dabei sechs Tore erzielt. In der Bundesliga war der Stürmer in 449 Spielen 179 Mal erfolgreich, seine größten Erfolge feierte er mit dem 1. FC Kaiserslautern, mit den Pfälzern wurde er 1990 DFB-Pokalsieger und 1991 Deutscher Meister. Seit April 2008 fungiert er beim FCK als Vorstandsvorsitzender. Vor dem Spiel des 1. FCK heute (20.15 Uhr live im DSF) beim MSV Duisburg spricht er im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke über das Verhältnis zu Ex-Trainer Milan Sasic, die Fußballbegeisterung in der Pfalz und die Zukunft des 1. FC Kaiserslautern.

DFB.de: Herr Kuntz, Duisburgs Trainer Milan Sasic hat die Favoritenrolle von sich gewiesen und den FCK zum Favoriten erklärt.

Stefan Kuntz: Ich sehe das anders, Duisburg hat ein Heimspiel, die Mannschaft gehört spielerisch zu den besten in der Liga. Nicht umsonst wurde dort vor der Saison das Ziel „Aufstieg“ ausgegeben. Die Mannschaft hat zuletzt zwar zwei Mal verloren, ich denke aber nicht, dass es das für uns leichter macht. Es wird für uns ein sehr schweres Auswärtsspiel, aber natürlich werden wir alles daran setzen, die drei Punkte mit in die Pfalz zu nehmen. Wie immer.

DFB.de: Also ein ganz normales Spiel? Das Wiedersehen mit Ex-Trainer Milan Sasic spielt keine Rolle?

Kuntz: Für mich nicht. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass wir seit seiner Entlassung auf ihn treffen. Die vielfach herbei geredete Brisanz hat das Duell für mich nun wahrlich nicht.

DFB.de: Und für die Spieler?

Kuntz: Für den einen oder anderen Spieler mag mit dem Wiedersehen eine gewisse Emotionalität verbunden sein, dass kann ich nicht ausschließen. Für mich aber nicht, ich werde ihm die Hand geben und viel Glück wünschen. So wie ich das zuvor auch schon gemacht habe.

DFB.de: Sie, so hat es den Anschein, hatten Glück mit ihrer Wahl für die Nachfolge von Sasic. Was zeichnet Marco Kurz aus, wie zufrieden sind sie mit seiner Arbeit?

Kuntz: Die Entscheidung für ihn hatte mit Glück nichts zu tun. Wir haben eine Philosophie von Verein entworfen, haben skizziert, wie wir uns positionieren wollen und was wir in Zukunft vorhaben. Danach haben wir ein Anforderungsprofil für den Trainer entworfen und in den Gesprächen darauf geachtet, welcher Kandidat die größte Deckungsgleichheit hat.

DFB.de: Und das war Marco Kurz.

Kuntz: Absolut. Wir sind sehr überzeugt von seinen Fähigkeiten und seiner Arbeit. Er hat klare Vorstellungen vom Fußball, hat eine gute Ansprache und ist in seiner Mannschaftsführung sehr klar und harmonisch.

DFB.de: Sie selber waren auch als Trainer aktiv. Wie sehr hätte der Trainer Stefan Kuntz dem Anforderungsprofil des Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz entsprochen?

Kuntz: Ich war ja nicht auf allen meinen Trainerstationen vom Erfolg verwöhnt, zwei Mal wurde ich vorzeitig aus meinem Vertrag entlassen. Bei diesen Vereinen habe ich offenkundig nicht ins Anforderungsprofil gepasst. Aber im Ernst, ich bin jetzt nicht mehr Trainer, sondern habe als Vorstandsvorsitzender des FCK eine sehr reizvolle und verantwortungsvolle Aufgabe übernommen.

DFB.de: Wenn Sie die Tätigkeiten als Trainer und als Vorstandsvorsitzender miteinander vergleichen – was macht Ihnen mehr Spaß?

Kuntz: Eindeutig die des Vorstandsvorsitzenden. Es ist für mich extrem reizvoll so einen großen Verein zu führen und die wichtigen Entscheidungen mit beeinflussen und tragen zu können. Es ist ja kein Geheimnis, dass der FCK mein Verein ist, das mein Herz an diesem Verein hängt. Ich sehe es als große Herausforderung an und es ist mir eine große Freude, einem Verein dienen zu können, der eine solche Tradition hat, der einmalige Fans hat und in der Region so verwurzelt ist.

DFB.de: Eine Bürde sehen Sie darin nicht? Gab es keine Momente, wo Sie Angst um den Verein hatten?

Kuntz: Als wir vor zwei Jahren kurz vor dem Abstieg aus der zweiten Liga standen, da war mir schon mulmig. Ein Abstieg aus der 2. Liga wäre für Kaiserslautern nur ganz schwer zu verkraften. Zum Glück ging es seither beinahe ständig bergauf.

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DFB.de: Vor zwei Jahren beinahe in der Bedeutungslosigkeit versunken, steht Kaiserslautern auf dem Sprung zur Erstklassigkeit. Sind Sie überrascht von der Geschwindigkeit der Entwicklung?

Kuntz: Eine meiner großen Schwächen ist die Ungeduld. Mir kann nie etwas schnell genug gehen. Ich bin deswegen sehr froh, dass wir bisher alle unsere Ziele so schnell erreichen konnten. Und ganz ehrlich – ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell wieder konkurrenzfähig sein würden.

DFB.de: Sie sprachen die Verbundenheit des Vereins mit der Pfalz an. Haben Sie das Gefühl, dass alle Politiker diesen Zusammenhang erkennen. Kürzlich musste der FCK einen finanziellen Rückschlag verkraften, weil der von der Stadt gewährte Mietnachlass für das Fritz-Walter-Stadion geringer ausfiel, als der Verein gehofft hatte.

Kuntz: Zu diesem Thema will ich eigentlich nicht viel sagen. Es gab da ein paar Schwierigkeiten in der Kommunikation, die unsere Planungen nicht gerade vereinfacht haben. Aber, es ist so, wie es ist. Und wir müssen damit klarkommen. Wir müssen uns mittelfristig darauf konzentrieren, den Aufstieg zu schaffen, dann wachsen auch wieder die finanziellen Spielräume. Auch deswegen gilt aktuell die volle Konzentration dem Spiel gegen Duisburg.

DFB.de: Wie stark sehen sie Duisburg denn. Ist der MSV noch ein Konkurrent um den Aufstieg?

Kuntz: Das interessiert mich weniger, für mich zählt der FCK. Wir müssen weiter unsere Hausaufgaben machen, dürfen nicht nachlassen, müssen konzentriert bleiben. Das sind die Dinge, mit denen ich mich beschäftige.

DFB.de: Viele sehen St. Pauli und Lautern als sichere Aufsteiger an. Sie hingegen mahnen ständig. Wovor haben Sie Angst?

Kuntz: Das hat mit Angst nichts zu tun. Eher mit den Erfahrungen aus 20 Jahren Profi-Fußball. Es gibt da diesen schönen Spruch mit Pferden und einer Apotheke. Im Fußball weiß man einfach nie. Wer zum Beispiel hätte gedacht, dass Hertha in dieser Saison so große Probleme bekommt? Und insbesondere in der 2. Liga lassen sich schwer sichere Prognosen stellen.

DFB.de: Unterstellt, der Aufstieg gelingt. Ist der FCK als Verein schon reif für die 1. Liga?

Kuntz: Sollte der Aufstieg gelingen müsste sich im Verein einiges tun, damit wir strukturell für die Bundesliga gerüstet wären.

DFB.de: Das wäre zum Beispiel?

Kuntz: Viele kleine und große Dinge. Das fängt bei der Zahl der Mitarbeiter hier im Verein an. Da müssten wir einiges tun, denn der größere Aufwand wäre mit dem vorhandenen Personal nicht zu schaffen. Hier arbeiten aktuell alle auf bewundernswerte Weise an der Grenze ihrer Kräfte. Bei Aufstieg müssten wir auf jeden Fall an vielen Punkten etwas tun, um die Mitarbeiter nicht noch mehr zu belasten.

DFB.de: Mehr Personal in der Administration, einige Nachbesserungen hier und da und schon ist der FCK reif für die erste Liga?

Kuntz: Ja! Die Menschen hier haben die 1. Liga verdient - und Mannschaft und Trainer haben das Zeug dazu. Meine Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Daran arbeite ich mit großer Freude und mit Hochdruck.