Duelle mit Italien: Kein deutscher Sieg bei Turnieren

Italien gegen Deutschland, am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) - ein Klassiker, zweifelsohne. Aber einer, in dem die DFB-Auswahl selten gut aussah. Nach dem Jahrhundertspiel 1970 trafen sich Deutschland und Italien bei Turnieren noch sechsmal. Einen deutschen Sieg gab es nie, Spannung immer. DFB.de erinnert an brisante Duelle.

WM-Finale 1982, Madrid

Im Stadion Santiago Bernabeu stieg am 11. Juli 1982 ein Finale zwischen zwei Mannschaften, denen man es nach der Vorrunde kaum zugetraut hatte, so weit zu kommen. Europameister Deutschland hatte zum Auftakt gegen Algerien verloren, Italien gar kein Spiel gewonnen und sich mit drei Unentschieden durchgemogelt. Aber beide bestätigten ihren Ruf als Turniermannschaften und steigerten sich. Italien bot gegen Favorit Brasilien (3:2) eines der besten WM-Spiele aller Zeiten, die Deutschen schrieben im dramatischen Halbfinale von Sevilla WM-Geschichte, als sie Frankreich im ersten Elfmeterschießen einer WM eliminierten.

Aber sie hatten objektiv die schlechteren Vorzeichen zu bewältigen: Sie hatten einen halben Tag weniger Ruhe. Ihr Spiel endete viel später als das der Italiener gegen Polen (2:0), und noch nachts um drei Uhr saßen sie in Sevilla am Flughafen fest, weil es angeblich seit 90 Minuten keine Startgenehmigung gab. Erst als Bundestrainer Jupp Derwall drohte: "Wenn wir in zehn Minuten noch nicht gestartet sind, verlässt die Mannschaft das Flugzeug." Plötzlich ging es, und morgens um fünf bekamen die Sieger von Sevilla noch ein "Abendessen" in Madrid, da die Hotelbelegschaft extra auf den Beinen geblieben war.

Im Finale war die deutsche Mannschaft dann zu keiner Steigerung mehr fähig - und das war gegen diese Italiener zu wenig. Jupp Derwall ließ seine Sieger von Sevilla spielen, nur Felix Magath musste Superstar Karl-Heinz Rummenigge weichen. Zur Halbzeit stand es nur deshalb noch 0:0, weil Cabrini einen Elfmeter verschoss. Als er anlief, flog eine Rakete dicht neben den Elfmeterpunkt, vielleicht lag es daran.

Der deutsche Sturm brachte zu wenig Entlastung. Das lag vor allem an Rummenigge, der sich für fit erklärte und es doch nicht war. "Willst du dich nicht endlich auswechseln lassen?" herrschte ihn Ulli Stielike noch in der Halbzeit an. "Das sieht doch jeder, dass du nicht fit bist." Der Kapitän konterte bayerisch-derb: "Schmarrn!" Erst nach Paolo Rossis 1:0, dessen sechstes Tor in Serie, reagierte Derwall. Aber nicht Rummenigge, sondern Wolfgang Dremmler musste Horst Hrubesch weichen. Der Madrilene Stielike kochte vor Wut, er wollte unbedingt im eigenen Stadion Weltmeister werden. Erst nach 70 Minuten, Tardelli hatte soeben auf 2:0 erhöht, ging der Kapitän, der mit fünf Treffern immerhin zweitbester Torjäger in Spanien war, von Bord. Es war Rummenigges persönliche Tragik, dass er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, als es um den WM-Titel ging.

Die sich nun an sich selbst berauschenden Italiener entschieden ein am Ende einseitiges Finale ohne Mythen und Dramen durch Joker Altobelli und gönnten Paul Breitner noch das Ehrentor. Damit war er der dritte Fußballer nach Vava und Pele, der in zwei WM-Endspielen getroffen hatte. 1974 half es zum Sieg, diesmal zum zweiten Platz. Dass dazwischen Welten liegen können, spürte gerade Breitner besonders. Als Derwall in der Kabine begann, tröstend das Abschneiden zu loben, fiel ihm Breitner ins Wort: "Schon gut, Trainer. Sie brauchen nichts mehr zu sagen." Bundeskanzler Helmut Schmidt konnte da mitfühlen: "Ich bin kein Trostspender. Die Spieler müssen jetzt ein freundliches Gesicht machen wie ich nach verlorenen Wahlschlachten." Sein italienischer Amtskollege, der 84-jährige Sandro Pertini, hatte einen schöneren Sonntag erlebt. Bei jedem Tor war er aufgesprungen, und stolz sagte er: "Ich bin Italiens erster Tifoso."

Jupp Derwall, am Flughafen auch mit Schmäh-Transparenten empfangen, verstand noch lange nicht, warum ein zweiter Platz in der Welt so wenig wert sein sollte. Noch im Oktober 1982 sagte er: "Es wäre schön, wenn bei aller tiefschürfenden Kritik an dieser WM das Resultat eines Vizeweltmeistertitels nicht ganz vergessen würde und wir die Chance nutzen würden, auch der Mannschaft das Gefühl zu geben, etwas geleistet zu haben."

EM-Gruppenspiel 1996, Manchester

Das zweite EM-Treffen nach dem im Nachhinein eher unbedeutenden 1:1 zum Auftakt der EM 1988 in Düsseldorf war wieder ein Endspiel - sozusagen. Das letzte Vorrundenspiel der Gruppe C entschied über das Weiterkommen, das weder die Deutschen trotz zweier Siege noch die Italiener (ein Sieg und eine Niederlage) schon in der Tasche hatten. Italien musste gewinnen, Deutschland durfte nicht verlieren, sonst hätte man russische Schützenhilfe im Parallelspiel gegen die Tschechen gebraucht. So lag knisternde Spannung in der Luft, als der alte Rivale Italien am 19. Juni 1996 in Manchester aufkreuzte. Die Staatschefs beider Länder ließen sich das Event nicht entgehen. Bundeskanzler Helmut Kohl und Kollege de Chiesa saßen in Old Trafford auf der Tribüne. Es wurde das erwartet schwere Spiel.



Italien gegen Deutschland, am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) - ein Klassiker, zweifelsohne. Aber einer, in dem die DFB-Auswahl selten gut aussah. Nach dem Jahrhundertspiel 1970 trafen sich Deutschland und Italien bei Turnieren noch sechsmal. Einen deutschen Sieg gab es nie, Spannung immer. DFB.de erinnert an brisante Duelle.

WM-Finale 1982, Madrid

Im Stadion Santiago Bernabeu stieg am 11. Juli 1982 ein Finale zwischen zwei Mannschaften, denen man es nach der Vorrunde kaum zugetraut hatte, so weit zu kommen. Europameister Deutschland hatte zum Auftakt gegen Algerien verloren, Italien gar kein Spiel gewonnen und sich mit drei Unentschieden durchgemogelt. Aber beide bestätigten ihren Ruf als Turniermannschaften und steigerten sich. Italien bot gegen Favorit Brasilien (3:2) eines der besten WM-Spiele aller Zeiten, die Deutschen schrieben im dramatischen Halbfinale von Sevilla WM-Geschichte, als sie Frankreich im ersten Elfmeterschießen einer WM eliminierten.

Aber sie hatten objektiv die schlechteren Vorzeichen zu bewältigen: Sie hatten einen halben Tag weniger Ruhe. Ihr Spiel endete viel später als das der Italiener gegen Polen (2:0), und noch nachts um drei Uhr saßen sie in Sevilla am Flughafen fest, weil es angeblich seit 90 Minuten keine Startgenehmigung gab. Erst als Bundestrainer Jupp Derwall drohte: "Wenn wir in zehn Minuten noch nicht gestartet sind, verlässt die Mannschaft das Flugzeug." Plötzlich ging es, und morgens um fünf bekamen die Sieger von Sevilla noch ein "Abendessen" in Madrid, da die Hotelbelegschaft extra auf den Beinen geblieben war.

Im Finale war die deutsche Mannschaft dann zu keiner Steigerung mehr fähig - und das war gegen diese Italiener zu wenig. Jupp Derwall ließ seine Sieger von Sevilla spielen, nur Felix Magath musste Superstar Karl-Heinz Rummenigge weichen. Zur Halbzeit stand es nur deshalb noch 0:0, weil Cabrini einen Elfmeter verschoss. Als er anlief, flog eine Rakete dicht neben den Elfmeterpunkt, vielleicht lag es daran.

Der deutsche Sturm brachte zu wenig Entlastung. Das lag vor allem an Rummenigge, der sich für fit erklärte und es doch nicht war. "Willst du dich nicht endlich auswechseln lassen?" herrschte ihn Ulli Stielike noch in der Halbzeit an. "Das sieht doch jeder, dass du nicht fit bist." Der Kapitän konterte bayerisch-derb: "Schmarrn!" Erst nach Paolo Rossis 1:0, dessen sechstes Tor in Serie, reagierte Derwall. Aber nicht Rummenigge, sondern Wolfgang Dremmler musste Horst Hrubesch weichen. Der Madrilene Stielike kochte vor Wut, er wollte unbedingt im eigenen Stadion Weltmeister werden. Erst nach 70 Minuten, Tardelli hatte soeben auf 2:0 erhöht, ging der Kapitän, der mit fünf Treffern immerhin zweitbester Torjäger in Spanien war, von Bord. Es war Rummenigges persönliche Tragik, dass er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, als es um den WM-Titel ging.

Die sich nun an sich selbst berauschenden Italiener entschieden ein am Ende einseitiges Finale ohne Mythen und Dramen durch Joker Altobelli und gönnten Paul Breitner noch das Ehrentor. Damit war er der dritte Fußballer nach Vava und Pele, der in zwei WM-Endspielen getroffen hatte. 1974 half es zum Sieg, diesmal zum zweiten Platz. Dass dazwischen Welten liegen können, spürte gerade Breitner besonders. Als Derwall in der Kabine begann, tröstend das Abschneiden zu loben, fiel ihm Breitner ins Wort: "Schon gut, Trainer. Sie brauchen nichts mehr zu sagen." Bundeskanzler Helmut Schmidt konnte da mitfühlen: "Ich bin kein Trostspender. Die Spieler müssen jetzt ein freundliches Gesicht machen wie ich nach verlorenen Wahlschlachten." Sein italienischer Amtskollege, der 84-jährige Sandro Pertini, hatte einen schöneren Sonntag erlebt. Bei jedem Tor war er aufgesprungen, und stolz sagte er: "Ich bin Italiens erster Tifoso."

Jupp Derwall, am Flughafen auch mit Schmäh-Transparenten empfangen, verstand noch lange nicht, warum ein zweiter Platz in der Welt so wenig wert sein sollte. Noch im Oktober 1982 sagte er: "Es wäre schön, wenn bei aller tiefschürfenden Kritik an dieser WM das Resultat eines Vizeweltmeistertitels nicht ganz vergessen würde und wir die Chance nutzen würden, auch der Mannschaft das Gefühl zu geben, etwas geleistet zu haben."

EM-Gruppenspiel 1996, Manchester

Das zweite EM-Treffen nach dem im Nachhinein eher unbedeutenden 1:1 zum Auftakt der EM 1988 in Düsseldorf war wieder ein Endspiel - sozusagen. Das letzte Vorrundenspiel der Gruppe C entschied über das Weiterkommen, das weder die Deutschen trotz zweier Siege noch die Italiener (ein Sieg und eine Niederlage) schon in der Tasche hatten. Italien musste gewinnen, Deutschland durfte nicht verlieren, sonst hätte man russische Schützenhilfe im Parallelspiel gegen die Tschechen gebraucht. So lag knisternde Spannung in der Luft, als der alte Rivale Italien am 19. Juni 1996 in Manchester aufkreuzte. Die Staatschefs beider Länder ließen sich das Event nicht entgehen. Bundeskanzler Helmut Kohl und Kollege de Chiesa saßen in Old Trafford auf der Tribüne. Es wurde das erwartet schwere Spiel.

Erstmals waren die von Sperren und Verletzungen geplagten Deutschen bei dieser EM nicht überlegen. Und Italien fühlte sich schwach. "Verdammt, meine Spieler haben Angst. Wir wissen, dass uns die Deutschen rausschmeißen, wenn sie die Chance dazu bekommen. Das wird unser großes Problem", unkte Trainer Ariggo Sacchi, seit dem ersten Spiel bereits im Kreuzfeuer der heimatlichen Medien.

Das größte Problem Italiens war traditionell das Toreschießen, auch an diesem Tag. Am Ende hieß es 0:0. Erstmals waren die Deutschen bei dieser EM nicht überlegen, nach Chancen siegte Italien 7:3. Der Spielfilm: Andreas Köpke verhinderte einen frühen Rückstand und hielt nach neun Minuten sogar einen Elfmeter von Gianfranco Zola, den er selbst verursacht hatte: "Heute hätte ich dafür Rot gesehen", sagte der damalige Frankfurter in diesen Tagen erst wieder.

Im kicker erhielt er damals eine glatte "1", denn er hielt nicht nur den Elfmeter, sondern rettete mehrmals in brenzligen Situationen, gegen Fuser (6., 47.), gegen Donadoni (24.), gegen Carboni (56.). In der 84. Minute bügelte er einen Sammer-Fehler aus und rettete vor Casiraghi das 0:0. Da war Deutschland bereits in Unterzahl: Nach dem Platzverweis (Gelb-Rot) des Markus-Babbel-Vertreters Thomas Strunz (59.), der Donadoni fällte, verteidigte die DFB-Auswahl in Unterzahl den einen Punkt, den sie letztlich gar nicht gebraucht hätte.

Für Italien wäre er Gold wert gewesen. Die !Squadra Azzura" reiste heim, weil die Tschechen gegen Russland 3:3 spielten. Erst eine Minute vor Schluss traf Smicer in diesem verrückten Spiel (von 0:2 über 3:2 zu 3:3). Die Mannschaft von Dusan Uhrin hatte zwar eine schlechtere Tordifferenz, doch erstmals bei einer EM gab der direkte Vergleich den Ausschlag. So wog die durch Sacchis Personalroulette verschuldete Auftaktpleite gegen die Tschechen (1:2) doppelt schwer.

Italien also weinte, auch auf Papier. Die Gazetta dello Sport schrieb: "Italien, perfekter Mord. Zu viele Fehler - wir kehren heim. Auf der Anklagebank sitzt Sacchi. Und Sacchi endet an der Klagemauer." Natürlich wurde er entlassen. Deutschlands einziger gefühlter Sieg bei einem Turnier gegen die Italiener war ein 0:0. Bundestrainer Berti Vogts sagte: "Es tut weh, dass eine so starke Mannschaft wie Italien nicht mehr im Wettbewerb ist. Italien hätte der EM ganz sicher auch weiter gut zu Gesicht gestanden." Aber auch weil der ewige Angstgegner aus dem Rennen war, holte die deutsche Mannschaft später zum dritten Mal den EM-Pokal.

WM-Halbfinale 2006, Dortmund

Gastgeber Deutschland erlebte im Sommer 2006 eine nahezu perfekte WM. Organisatorisch ging alles gut, die Sonne lachte jeden Tag, die Stadien waren voll, die Fans friedlich - und Deutschland gewann jedes Spiel. Bis zu jenem 4. Juli 2006, als im Halbfinale mal wieder die Italiener warteten. Wie so oft hatten sich die Squadra Azzura mit glanzlosem Taktikfußball durch das Turnier gehangelt, ein Elfmeter in der Nachspielzeit gegen Australien sorgte für weltweite Empörung. Aber wenn sie wollten, konnten sie noch immer gut Fußball spielen. Gegen Deutschland wollen sie immer. Und so endete am 4. Juli der deutsche Traum gegen den alten Rivalen, der bei WM-Endrunden nie bezwungen wurde. Es setzte in Dortmund eine bittere 0:2-Halbfinalniederlage. Bitter auch deshalb, weil es keine Gelegenheit mehr gab zurückzuschlagen - nicht, weil es unverdient gewesen wäre.

Italien war während der 90 Minuten auf Augenhöhe und in der Verlängerung die bessere Mannschaft, zweimal traf das Team von Mercelo Lippi den Pfosten. Und doch sah alles nach einem Elfmeterschießen aus, als der Verteidiger Fabio Grosso nach einer Ecke von der Strafraumgrenze abzog. Jens Lehmann war ohne Chance gegen den verdeckten Schuss - 0:1 in der 119. Minute. Deutschland brach kollektiv zusammen, das zweite Tor von Alessandro del Piero war nicht mehr von Bedeutung. Die Bild-Zeitung erschien am nächsten Morgen mit dem Bild Jürgen Klinsmanns, der die Hände vor dem Gesicht hat, und titelte: "Wir weinen mit Euch." Etwas kleiner stand zu lesen: "Ihr seid trotzdem Helden!"

Das traf die Stimmung im Land. Zu begeisternd war diese Mannschaft aufgetreten, hatte ihr Land vertreten und Sympathien in aller Welt geweckt. Dass auf dem Platz und dann in der Kabine die Tränen flossen und die Wut über die Sperre für Torsten Frings nach dem Viertelfinale gegen Argentinien hochkam - wen wunderte es? Ausgerechnet italienische Fernsehbilder hatten dafür gesorgt, dass es einen Fall Frings gab. Michael Ballack, von Bundestrainer Jürgen Klinsmann in eine defensivere Rolle gedrängt bei dieser WM, klagte: "Das ist so bitter. Schon wieder habe ich ein WM-Finale verpasst."

"Natürlich ist es kein Trost, wenn ich sage, der italienische Sieg war verdient", schrieb Bild-Kolumnist Günter Netzer. Auch nicht, dass sie bei der Ankunft im Berliner Hotel morgens um drei Uhr von 100 Fans frenetisch gefeiert wurden. Nein, zumindest eine Nacht musste vergehen, ehe der größte Schmerz nachgelassen hatte. Noch bis halb sechs saßen einige im Hotelgarten, schlafen konnten sie doch nicht. Nun blieb nur das Spiel um Platz drei in Stuttgart. Das gewannen sie. Einen Tag später wussten sie, dass sie gegen den neuen Weltmeister ausgeschieden waren. Noch ein Trost, der nicht wirklich half.

EM-Halbfinale 2012, Warschau

Nach Siegen über Turnierfavoriten wie Portugal und die Niederlande und die Außenseitern Dänemark und Griechenland lief die deutsche Auswahl am 28. Juni 2012 voller Selbstbewusstsein ins Nationalstadion von Warschau ein. Sie hatte einen Rekord aufgestellt von 15 Siegen in Folge, einmalig in der über 100jährigen DFB-Geschichte. Und sie hatte nach Anlaufschwierigkeiten ihre Spielfreude wiedergefunden, beim 4:2 im Viertelfinale gegen die Griechen lief der Ball wie am Schnürchen. Nur Nörgler wiesen auf die Abwehrschwächen hin, dies musste man eben in Kauf nehmen bei einer jungen Mannschaft, bei der der Spaß im Vordergrund stand. Aber niemand eignete sich besser als Spaßbremse als die Italiener, und hinterher, als die Schlacht verloren war, gestand Miroslav Klose: "Es steckte in den Köpfen, dass wir noch nie ein Pflichtspiel gegen Italien gewonnen haben."

Von diesem Sommerabend in Warschau bleibt ein Gefühl (Enttäuschung), eine Frage (Warum?) und ein Bild (der muskelbepackte Oberkörper von Mario Balotelli) – mehr nicht. Dieser Mario Balotelli, Kind ghanaischer Immigranten, das bei italienischen Pflegeeltern aufwuchs, wurde zum Schreckgespenst des deutschen Fußballs. Schon im Leben schwer zu zähmen, war er an diesem Tag auch auf dem Platz nicht zu halten. Nach einem Stellungsfehler köpfte er Italien in Führung, die er selbst nach einem Konter mit einem saftigen Schuss ausbaute - 0:2 nach 36 Minuten.

Die Deutschen hatten in Warschau nicht ihren besten Tag, das steht fest. Das Anschlusstor von Mesut Özil per Handelfmeter fiel, als sich die Tribünen bereits leerten - in der 92. Minute. Bald darauf pfiff der französische Schiedsrichter ab. "Die Enttäuschung ist groß, aber man sollte jetzt nicht alles in Frage stellen", sagte Bundestrainer Joachim Löw. Da hat er Recht. Denn auf die Frage nach einem Siegrezept gegen Italien hatten auch andere Bundestrainer keine gute Antwort. Es wird also Zeit.