Duell mit Vergangenheit: Leverkusen vs. Lautern

Schon zum sechsten Mal treffen heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) Bayer Leverkusen und der 1. FC Kaiserslautern im DFB-Pokal aufeinander, diesmal im Achtelfinale. Und hätte das bisher letzte Duell vor einem Jahr einen anderen Sieger gehabt, hätte man durchaus eine Gesetzmäßigkeit erkennen können. Bis zum 12. Februar 2014 galt: Hier triumphiert stets die Heim-Mannschaft. Aber dann gewann Zweitligist FCK in Leverkusen ebenso verdient wie spektakulär nach Verlängerung mit 1:0. Das Tor des Tages erzielte der Däne Ruben Jenssen in Minute 114, schon vorher hatte Mo Idrissou (98.) die große Gelegenheit auf dem Fuß, war jedoch mit einem Elfmeter gescheitert, den er am Kasten von Bernd Leno vorbeigeschossen hatte.

Die Lauterer konnten es verkraften und im Bus stieg eine große Feier, ehe sie eine kalte Dusche abbekamen. Das Los für das Halbfinale, das unmittelbar nach Abpfiff gezogen wurde, lautete Bayern München – und das auswärts. Vergeblich plädierte Vorstandschef Stefan Kuntz im TV-Interview dafür, künftig doch wenigstens etwas mehr Zeit zum Freuen zu bekommen. Seine Forderung nach einem "grundsätzlichen Heimrecht für unterklassige Gegner" verhallte ungehört, weshalb sich heute die Konstellation von 2014 wiederholt: Erste Liga empfängt Zweite Liga.

Ein Blick auf die bisherigen Duelle

1.9. 1984: Bayer – FCK 5:0

Ein reines Bundesliga-Duell, das dennoch einen Klassenunterschied zu offenbaren schien. Es spielte nur Bayer, das zur Pause durch Treffer von Bum-kun Cha und Christian Schreier schon 2:0 führte. Herbert Waas‘ 3:0 (60.) sorgte für die Entscheidung, erneut Schreier und Helmut Winklhofer sorgten für den Endstand. Leverkusens Spiel hatte mehr als nur 6000 Zuschauer verdient. FCK-Trainer Manfred Krafft kündigte eine harte Trainingswoche an: "Denen werde ich einiges erzählen und am nächsten Samstag steht eine ganz andere Lauterer Mannschaft auf dem Platz."

12.9. 1992: Leverkusen – FCK 1:0

Wesentlich spannender verlief die Zweitauflage im September 1992. Bayer brauchte schon einen Elfmeter in Minute 84, um den FCK in Runde 2 auszuschalten. Wolfgang Funkel foulte den Rumänen Ion Lucescu und Martin Kree vollstreckte humorlos. 10.500 Zuschauer waren erleichtert, dass die schwache Partie nicht in die Verlängerung ging. Dass sie den kommenden Pokalsieger gesehen hatten, ahnten sie gewiss nicht an diesem Tag. Der Kicker schrieb: "Mit Leverkusen gewann die glücklichere von zwei schlechten Mannschaften." Trainer Reinhard Saftig sah es pragmatisch: "Wir sind weiter, im Gegensatz zu vielen anderen Bundesligisten. Und je mehr von denen rausfliegen, desto höher werden unsere Chancen weiterzukommen." Sie kamen bis Berlin und holten den Pokal, allerdings ohne Saftig, den Dragoslav Stepanovic nach dem Halbfinale ablöste.

27. 2. 1996: FCK – Leverkusen 1:0

Wieder war der Sieger des Duells auch der spätere Pokalsieger. Erstmals stieg das Duell auf dem Betzenberg, erstmals war es ein Halbfinale. 31.000 Zuschauer verfolgten die Partie, in der typischen Betzenberg-Atmosphäre sah Gäste-Stürmer Paulo Sergio schon nach 13 Minuten die Rote Karte. Der Brasilianer leistete sich eine Tätlichkeit gegen Oliver Schäfer, danach musste Schiedsrichter Hartmut Strampe noch sechs Gelbe Karten zücken. Die lange Unterzahl war entscheidend für den Spielausgang, weshalb sich Sergio bei der Mannschaft entschuldigte. Manager Reiner Calmund übte Nachsicht: "Was soll man jetzt auf ihn drauftreten, wo er doch am Boden liegt?" In der 34. Minute fiel das Tor des Tages, als Miroslav Kadlec aus der zweiten Reihe abzog und Christian Wörns den Ball unhaltbar abfälschte. Viel mehr passierte nicht auf schwer bespielbarem Boden. Der Kicker zog dieses Fazit: "Lautern nicht unverdient im Finale, weil die Pfälzer an diesem Abend einfach mehr aus ihren beschränkten Mitteln machten." Der Sieg rettete vorläufig den Job von Trainer Friedel Rausch, der durch das Abrutschen des FCK in den Abstiegskampf in die Kritik geraten war. Am letzten Spieltag erwischte es den FCK dann doch – ohne Rausch – als es im Endspiel um Platz 15 ein 1:1 in Leverkusen gab. Das Bild vom weinenden Andy Brehme in den Armen von Rudi Völler ging um die Welt. So nahm Bayer Revanche für das Pokal-Aus, der FCK tröstete sich eine Woche später mit dem Pokalsieg (1:0 gegen den KSC).

23.9.2009: FCK – Leverkusen 2:1

Nach 13 Jahren sah man sich in der zweiten Pokal-Runde wieder. Kaiserslauterns Heimstatt hieß längst Fritz-Walter-Stadion, da die Gastgeber aber mittlerweile Zweitligist waren, traf man sich erstmals nicht auf Augenhöhe. Was die Pfälzer nicht davon abhielt, eine kleine Sensation zu schaffen. Zur Freude von 33.712 Zuschauern gewannen die Pfälzer an jenem Mittwochabend mit 2:1. Sidney Sam (12.) stellte früh die Weichen mit seinem 1:0, Erik Jendrisek (62.) baute per Rechtsschuss nach der Pause auf 2:0 aus. Bayer-Joker Theofanis Gekas (86.) konnte noch verkürzen, aber die Blamage der "Werkself" von Trainer Jupp Heynckes nicht mehr abwenden. Auch der junge Toni Kroos hatte einen ziemlich schlechten Tag, im Kicker erhielt er eine Fünf. "Ohne Saft und Kraft – Bayer im alten Trott!", richtete das Fachblatt hart über die Gäste. Ein Leverkusener erntete dennoch ein großes Kompliment an diesem Abend. FCK-Keeper Tobias Sippel, der heute noch im Tor steht, verriet dass sein Gegenüber René Adler sein Vorbild sei: "Er ist für mich der kompletteste Torhüter. Ihn versuche ich nachzuahmen." Heute sitzt Adler beim HSV auf der Bank. So ändern sich die Zeiten.

[um]

Schon zum sechsten Mal treffen heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) Bayer Leverkusen und der 1. FC Kaiserslautern im DFB-Pokal aufeinander, diesmal im Achtelfinale. Und hätte das bisher letzte Duell vor einem Jahr einen anderen Sieger gehabt, hätte man durchaus eine Gesetzmäßigkeit erkennen können. Bis zum 12. Februar 2014 galt: Hier triumphiert stets die Heim-Mannschaft. Aber dann gewann Zweitligist FCK in Leverkusen ebenso verdient wie spektakulär nach Verlängerung mit 1:0. Das Tor des Tages erzielte der Däne Ruben Jenssen in Minute 114, schon vorher hatte Mo Idrissou (98.) die große Gelegenheit auf dem Fuß, war jedoch mit einem Elfmeter gescheitert, den er am Kasten von Bernd Leno vorbeigeschossen hatte.

Die Lauterer konnten es verkraften und im Bus stieg eine große Feier, ehe sie eine kalte Dusche abbekamen. Das Los für das Halbfinale, das unmittelbar nach Abpfiff gezogen wurde, lautete Bayern München – und das auswärts. Vergeblich plädierte Vorstandschef Stefan Kuntz im TV-Interview dafür, künftig doch wenigstens etwas mehr Zeit zum Freuen zu bekommen. Seine Forderung nach einem "grundsätzlichen Heimrecht für unterklassige Gegner" verhallte ungehört, weshalb sich heute die Konstellation von 2014 wiederholt: Erste Liga empfängt Zweite Liga.

Ein Blick auf die bisherigen Duelle

1.9. 1984: Bayer – FCK 5:0

Ein reines Bundesliga-Duell, das dennoch einen Klassenunterschied zu offenbaren schien. Es spielte nur Bayer, das zur Pause durch Treffer von Bum-kun Cha und Christian Schreier schon 2:0 führte. Herbert Waas‘ 3:0 (60.) sorgte für die Entscheidung, erneut Schreier und Helmut Winklhofer sorgten für den Endstand. Leverkusens Spiel hatte mehr als nur 6000 Zuschauer verdient. FCK-Trainer Manfred Krafft kündigte eine harte Trainingswoche an: "Denen werde ich einiges erzählen und am nächsten Samstag steht eine ganz andere Lauterer Mannschaft auf dem Platz."

12.9. 1992: Leverkusen – FCK 1:0

Wesentlich spannender verlief die Zweitauflage im September 1992. Bayer brauchte schon einen Elfmeter in Minute 84, um den FCK in Runde 2 auszuschalten. Wolfgang Funkel foulte den Rumänen Ion Lucescu und Martin Kree vollstreckte humorlos. 10.500 Zuschauer waren erleichtert, dass die schwache Partie nicht in die Verlängerung ging. Dass sie den kommenden Pokalsieger gesehen hatten, ahnten sie gewiss nicht an diesem Tag. Der Kicker schrieb: "Mit Leverkusen gewann die glücklichere von zwei schlechten Mannschaften." Trainer Reinhard Saftig sah es pragmatisch: "Wir sind weiter, im Gegensatz zu vielen anderen Bundesligisten. Und je mehr von denen rausfliegen, desto höher werden unsere Chancen weiterzukommen." Sie kamen bis Berlin und holten den Pokal, allerdings ohne Saftig, den Dragoslav Stepanovic nach dem Halbfinale ablöste.

27. 2. 1996: FCK – Leverkusen 1:0

Wieder war der Sieger des Duells auch der spätere Pokalsieger. Erstmals stieg das Duell auf dem Betzenberg, erstmals war es ein Halbfinale. 31.000 Zuschauer verfolgten die Partie, in der typischen Betzenberg-Atmosphäre sah Gäste-Stürmer Paulo Sergio schon nach 13 Minuten die Rote Karte. Der Brasilianer leistete sich eine Tätlichkeit gegen Oliver Schäfer, danach musste Schiedsrichter Hartmut Strampe noch sechs Gelbe Karten zücken. Die lange Unterzahl war entscheidend für den Spielausgang, weshalb sich Sergio bei der Mannschaft entschuldigte. Manager Reiner Calmund übte Nachsicht: "Was soll man jetzt auf ihn drauftreten, wo er doch am Boden liegt?" In der 34. Minute fiel das Tor des Tages, als Miroslav Kadlec aus der zweiten Reihe abzog und Christian Wörns den Ball unhaltbar abfälschte. Viel mehr passierte nicht auf schwer bespielbarem Boden. Der Kicker zog dieses Fazit: "Lautern nicht unverdient im Finale, weil die Pfälzer an diesem Abend einfach mehr aus ihren beschränkten Mitteln machten." Der Sieg rettete vorläufig den Job von Trainer Friedel Rausch, der durch das Abrutschen des FCK in den Abstiegskampf in die Kritik geraten war. Am letzten Spieltag erwischte es den FCK dann doch – ohne Rausch – als es im Endspiel um Platz 15 ein 1:1 in Leverkusen gab. Das Bild vom weinenden Andy Brehme in den Armen von Rudi Völler ging um die Welt. So nahm Bayer Revanche für das Pokal-Aus, der FCK tröstete sich eine Woche später mit dem Pokalsieg (1:0 gegen den KSC).

23.9.2009: FCK – Leverkusen 2:1

Nach 13 Jahren sah man sich in der zweiten Pokal-Runde wieder. Kaiserslauterns Heimstatt hieß längst Fritz-Walter-Stadion, da die Gastgeber aber mittlerweile Zweitligist waren, traf man sich erstmals nicht auf Augenhöhe. Was die Pfälzer nicht davon abhielt, eine kleine Sensation zu schaffen. Zur Freude von 33.712 Zuschauern gewannen die Pfälzer an jenem Mittwochabend mit 2:1. Sidney Sam (12.) stellte früh die Weichen mit seinem 1:0, Erik Jendrisek (62.) baute per Rechtsschuss nach der Pause auf 2:0 aus. Bayer-Joker Theofanis Gekas (86.) konnte noch verkürzen, aber die Blamage der "Werkself" von Trainer Jupp Heynckes nicht mehr abwenden. Auch der junge Toni Kroos hatte einen ziemlich schlechten Tag, im Kicker erhielt er eine Fünf. "Ohne Saft und Kraft – Bayer im alten Trott!", richtete das Fachblatt hart über die Gäste. Ein Leverkusener erntete dennoch ein großes Kompliment an diesem Abend. FCK-Keeper Tobias Sippel, der heute noch im Tor steht, verriet dass sein Gegenüber René Adler sein Vorbild sei: "Er ist für mich der kompletteste Torhüter. Ihn versuche ich nachzuahmen." Heute sitzt Adler beim HSV auf der Bank. So ändern sich die Zeiten.