Drewitz: "Die Stars von morgen hautnah erleben"

Dr. Drewitz: Wenn der DFB in eine solche Endrunde geht, kann man das Turnier nur gewinnen wollen. Ich bin überzeugt davon, dass Trainer Marco Pezzaiouli unser Team gut vorbereitet und in hervorragender Verfassung in das Turnier bringt. Im Jugendfußball stehen der Heimvorteil und die Gastgeberrolle noch nicht so im Vordergrund. Aber die Erwartungen sind überall hoch.

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Nach der WM 2006 unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ und vor der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 ist Deutschland in diesem Jahr Gastgeber der Europameisterschaft der U 17-Junioren. Vom 6. bis 18. Mai 2009 wird die Endrunde unter dem Motto "Fußball kennt keine Grenzen" in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ausgetragen.

Am vergangenen Freitag haben in Leipzig DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und UEFA-Generalsekretär David Taylor die Gruppen der EM-Endrunde ausgelost: Das deutsche Team trifft als Kopf der Vorrundengruppe B auf die Türkei, England und die Niederlande. In der Gruppe A stehen sich Titelverteidiger Spanien, Frankreich, Italien und die Schweiz gegenüber.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit den DFB-Redakteuren Stephan Eiermann und Maximilian Geis blickt Dr. Hans-Dieter Drewitz, im DFB-Präsidium verantwortlich für den Jugend- und Schulfußball sowie Vorsitzender des Organisationskomitees für die U 17-EM, auf die Vorbereitung zurück, gibt einen Ausblick auf das Turnier im Mai und spricht über die Ziele der DFB-Junioren.

Frage: Herr Dr. Drewitz, wie bewerten Sie die Auslosung zur Vorrunde der U 17-EM?

Dr. Hans-Dieter Drewitz: Ich denke, dass wir bei diesem Turnier ein sehr starkes Teilnehmerfeld haben. Wir hatten noch nie eine solche Leistungsdichte im Jugendbereich, keine europäische Nation von Rang und Namen fehlt. Man kann sich keine stärkere Zusammensetzung vorstellen. Die Auslosung bringt für unsere Mannschaft reizvolle Klassiker gegen England und die Niederlande mit sich. Auch das Spiel gegen die Türkei wird sicherlich sehr interessant, und wir rechnen mit einigen türkischen Fans in Erfurt. Für die hoffentlich zahlreichen Zuschauer wird das mit Sicherheit ein großes Vergnügen und gerade für die Fußballfans in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ein sportlich herausragendes Ereignis.

Frage: Zum ersten Mal seit dem Jahr 2004 ist der DFB wieder Gastgeber der Endrunde eines UEFA-Junioren-Wettbewerbes. Welche Entwicklung hat der Jugendfußball seitdem genommen?

Dr. Drewitz: Die gesamte Betreuung der Juniorenmannschaften ist viel professioneller geworden und wurde von Sportdirektor Matthias Sammer stetig ausgebaut. Auf das Team hinter dem Team wird stärker Wert gelegt. Inzwischen stellt der DFB seinen Trainern im Juniorenbereich für alle relevanten Bereiche einen hochqualifizierten Stab an Experten zur Seite: in Sachen Torhütertraining, Fitness, Medizin und mittlerweile auch Videomanagement und Kommunikation. Dies ist auch ein klares Signal an die Vereine, die ihre Spieler unbesorgt zu uns schicken können, weil sie hier gut betreut werden. Die Qualität und Professionalität der Mannschaftsbetreuung steht in allen Bereichen absolut im Vordergrund.

Frage: Inwieweit haben die Erfahrungen der WM 2006 Auswirkungen auf die Organisation der U 17-EM 2009?

Dr. Drewitz: Zuerst bedanken wir uns bei der UEFA für die große Ehre, dieses Turnier ausrichten zu dürfen. Wie die WM 2006, soll auch die U 17-EM 2009 ein großes Gemeinschaftsereignis werden. Ich glaube, dass die Öffentlichkeit durch die WM stärker auf einzelne Events fokussiert ist. Natürlich lässt sich dieses Großereignis nicht eins zu eins auf die Organisation einer U 17-Europameisterschaft oder auch der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 übertragen. Das sind schon unterschiedliche Dimensionen. Aber wir haben beim DFB und den drei ausrichtenden Landesverbänden erfahrene Mitarbeiter, die das Turnier hervorragend vorbereiten. Vor dem Länderspiel der A-Nationalmannschaft in Leipzig hatten wir eine Sitzung des Organisationskomitees für die U 17-EM. Wir liegen in allen Bereichen voll im Soll und wollen für eine Junioren-Europameisterschaft neue Maßstäbe setzen. Wir nehmen gerne die Gastgeberrolle für dieses großartige Turnier an. Das Turniermotto "Fußball kennt keine Grenzen" knüpft ja nahtlos an das WM-Motto von 2006 "Die Welt zu Gast bei Freunden" an.

Frage: Konkret: Was erwarten Sie von der U 17-EM in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen?

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Dr. Drewitz: Mit der Ausrichtung solcher Jugendturniere wollen wir natürlich für den Fußball werben. Das ist eine tolle Gelegenheit, die Stars von morgen schon einmal hautnah zu erleben. Ich kann allen Fußballfans in Mitteldeutschland einen Spielbesuch nur empfehlen. In Sachen Tempo und der gesamten Atmosphäre ist so eine Europameisterschaft einfach etwas Besonderes. Dies ist für unsere Junioren eine ideale Möglichkeit, sich mit den besten europäischen Teams zu messen. Darüber hinaus ist die EM etwas ganz Spezielles, da alle Talente, die daran teilnehmen, nach der Wende geboren worden sind. Dass wir dieses Turnier in den neuen Bundesländern ausrichten, war eine ganz bewusste Entscheidung.

Frage: Rechnen Sie noch mit Schwierigkeiten bei der Vorbereitung des Turniers?

Dr. Drewitz: Ich rechne nicht damit, dass es irgendwo noch ernsthafte Schwierigkeiten in der Organisation gibt. Trotzdem ist Stillstand gleich Rückschritt. Wir hatten jetzt zwei Testspiele der U 18 in EM-Stadien, und die dort gewonnenen Erkenntnisse haben wir sofort umgesetzt Der DFB ist sich seiner Vorreiterrolle innerhalb der UEFA bewusst, wir haben immer auf ein gewisses Niveau geachtet. Durch die EM konnte in einigen Vereinen in die Infrastruktur investiert werden, und so kommt das Turnier auch nachhaltig dem Fußball in der Region zu Gute. Auch die UEFA war bei der Inspektionsreise von den zwölf Ausrichterstädten sehr beeindruckt. Das große Engagement unserer Partner in den Städten, Stadien und Landesverbänden unterstreicht den hohen Stellenwert, den dieses Turnier genießt.

Frage: Das Hauptaugenmerk liegt auf der Gewinnung von Zuschauern. Ihre Maßgabe lautet: „Wir wollen wieder näher zu den Menschen kommen und wieder mehr junge Leute in die Stadien einladen.“ Welche Maßnahmen wurden dafür ergriffen?

Dr. Drewitz: Wir haben bereits frühzeitig verschiedene PR-Aktionen initiiert. Wir bauen hier einen Spannungsbogen auf. Um beispielsweise das Finale möglichst vielen Schülerinnen und Schülern in Sachsen-Anhalt zu ermöglichen, wird es ein besonderes Angebot geben. Dafür hat der DFB nun gemeinsam mit dem Kultusministerium, dem Verkehrsministerium und der Landeshauptstadt Magdeburg ein einzigartiges Schulprojekt initiiert. Das Besondere hierbei ist, dass Schülergruppen für den Eintritt ins Stadion inklusive eines Hin- und Rücktransportes mit Bussen und Bahn nur drei Euro pro Person zahlen. Jede fünfte Eintrittskarte wird zudem als Freikarte bereitgestellt. Auch in Sachsen und Thüringen gibt es Schulwandertage. Unser Ziel ist es, dass alle Spiele gut besucht sind und wir einen neuen Zuschauerrekord für U 17-Europameisterschaften aufstellen. Für das Finale am 18. Mai in Magdeburg wurden im Vorverkauf bereits 18.000 Tickets abgesetzt - eine stolze Zahl, wie ich finde.

Frage: Was erwarten Sie sportlich von der deutschen Mannschaft?

Dr. Drewitz: Wenn der DFB in eine solche Endrunde geht, kann man das Turnier nur gewinnen wollen. Ich bin überzeugt davon, dass Trainer Marco Pezzaiouli unser Team gut vorbereitet und in hervorragender Verfassung in das Turnier bringt. Im Jugendfußball stehen der Heimvorteil und die Gastgeberrolle noch nicht so im Vordergrund. Aber die Erwartungen sind überall hoch.