Drees: "Klare Regeln für die Kommunikation"

Im Interview mit der Schiedsrichter-Zeitung spricht Dr. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), unter anderem über die Transparenz von Entscheidungen sowie die Schwierigkeiten bei interpretierbaren Situationen.

DFB.de: Nach einer zweijährigen Testphase, in der Bundesliga in der vergangenen Spielzeit 2017/2018 bereits "online" praktiziert, wird der Video-Assistent in der höchsten Spielklasse nun bei allen 306 Begegnungen offiziell eingesetzt und ist auch fest im Regelwerk verankert. Mithilfe der Video-Assistenten konnten viele klare und offensichtliche Fehlentscheidungen korrigiert werden. Dennoch hat man mit Blick auf die Reaktionen von Fans und Medien den Eindruck, dass es lange keine Neuerung im Fußball mehr gab, die so umstritten war. Warum ist das so, und wie fällt Ihre persönliche Bilanz seit der Einführung aus?

Dr. Jochen Drees: Es ist eine Neuerung, die in manchen Situationen einen erheblichen Einfluss auf den Spielablauf haben kann. Wenn das Spiel unterbrochen ist, ein Check abläuft, der Schiedsrichter sich eine Situation am Monitor anschaut, dann dauert das natürlich einen Moment. Und wenn ein Tor erzielt wird, ist die Spannung bei Fans und Spielern teilweise groß. Viele sagen: Man kann sich gar nicht mehr richtig freuen. Deshalb will ich in meiner neuen Funktion als Leiter des Bereichs Video-Assistent dazu beitragen, die Akzeptanz für den Video-Assistenten weiter zu verbessern. Tatsache ist aber auch, dass etliche falsche Entscheidungen korrigiert worden sind. Das ist auch der Sinn, den dieses Hilfsmittel erfüllen soll, nämlich den Fußball gerechter zu machen, so abgedroschen es klingen mag. Es wird auch in dieser Saison Situationen geben, die nicht richtig gelöst werden oder bei denen der Ablauf nicht vollends befriedigend ist. Aber daran arbeiten wir permanent.

DFB.de: Bei der Weltmeisterschaft in Russland gab es viel Lob für den Video-Assistenten, in den öffentlichen Reaktionen hieß es oft: Das läuft besser als in der Bundesliga. Die Linie beim Einsatz sei klarer, die Abläufe seien transparenter. Stimmt das?

Drees: Die Vorrunde der vergangenen Saison war sicherlich nicht so gut, aber die Rückrunde war auf dem Niveau, das die WM hatte. Das zeigen auch die Zahlen. Der Grund, warum das viele anders sehen, liegt für mich auf der Hand: Die emotionale Betroffenheit bei uns in der Bundesliga ist eine ganz andere als bei einer WM. Wenn Kolumbien gegen Senegal spielt, dann ist das zwar vielleicht ein schönes Spiel, aber es interessiert uns wahrscheinlich weniger, ob nun die einen oder die anderen gewinnen und ob der Video-Assistent funktioniert oder nicht. Wenn aber bei Hoffenheim gegen Mainz oder bei Freiburg gegen Hannover irgendetwas nicht richtig läuft, dann ist das natürlich mit ganz anderen Empfindlichkeiten besetzt. Außerdem war die Erwartungshaltung in Russland eine andere. Vor der WM hat jeder gesagt: Das wird nie funktionieren, denn die meisten haben damit keine Erfahrung. Und dann hat es doch sehr gut geklappt. Bei uns war es umgekehrt: Wir haben zu Beginn der vergangenen Saison gesagt, das wird top funktionieren, wir haben ja ein Jahr Vorbereitung hinter uns, wir haben die Video-Assistenten geschult. Doch dann lief es eben nicht so gut, und darüber waren viele enttäuscht.

DFB.de: Viele Zuschauer in den Stadien klagten in der vergangenen Saison darüber, oft nicht zu wissen, warum es zu einem Eingriff durch den Video-Assistenten kommt und gegebenenfalls eine Entscheidung geändert wird. Bei der WM wurden nach einem On-Field-Review die Bilder auf der Videowand gezeigt, in der Bundesliga ist das weiterhin nicht der Fall. Warum nicht?

Drees: Wir Schiedsrichter haben von Anfang an gesagt: Wir wollen, dass diese Szenen auf der Videowand gezeigt werden, um transparent zu machen, warum eine Entscheidung mithilfe des Video-Assistenten geändert wurde oder auch bestehen blieb. Denn das würde zu einer größeren Akzeptanz dieses Hilfsmittels führen. Es gibt bei uns aber ein Problem: Bei der WM hatte die FIFA die Hoheit über die Bedienung der Videowände im Stadion. Da konnte man problemlos genau das präsentieren, was man zeigen wollte. In Deutschland dagegen sind die Klubs verantwortlich für die Anzeigetafeln. Das heißt, wir müssten teilweise mehrere Umwege gehen, um an die Leute heranzukommen, die etwas auf die Videowand projizieren. Hinzu kommt, dass manche die Vorgänge bei einem Eingriff durch den Video-Assistenten vielleicht nicht richtig einordnen können und dann womöglich Bilder auf der Videowand gezeigt werden, die eine Situation nicht aufklären oder mehr verwirren als klarstellen.

DFB.de: Nach dem ersten Bundesligaspieltag dieser Spielzeit haben Sie eingeräumt: "Das war sicherlich kein glücklicher Start in die neue Saison. Das Wochenende hat gezeigt, dass es doch noch ein paar Probleme gibt, an denen man arbeiten muss." Welche Probleme waren das?

Drees: Zum einen war die Kommunikation nicht optimal - die zwischen den Video-Assistenten und den Schiedsrichtern, aber auch die zwischen den Video-Assistenten und ihren Assistenten sowie den Operatoren im Video-Assist-Center. Dadurch haben drei, vier Szenen am ersten Spieltag zu einem unglücklichen oder fehlerhaften Ablauf geführt. Zum anderen sind am ersten Spieltag alle ganz besonders motiviert. Jeder will es perfekt machen, und dann ergeben sich manchmal Situationen, in denen man es ein bisschen übertreibt. Es gab am ersten Spieltag gleich zehn On-Field-Reviews, das heißt: Zehnmal ist der Schiedsrichter an den Monitor gegangen. Das lag vielleicht auch daran, dass wir auf dem Sommerlehrgang gesagt haben: Wir wollen den Schiedsrichter stärken, also bindet ihn als Video-Assistenten in eure Überprüfungen ein. Deswegen kam es zu dieser Flut von On-Field-Reviews, die wir in dieser Form in der Rückrunde nicht hatten.

DFB.de: Wie sollte die Kommunikation zwischen dem Schiedsrichter und dem Video-Assistenten denn idealerweise ablaufen? Was teilt der Video-Assistent dem Schiedsrichter auf dem Feld mit?

Drees: Der Video-Assistent muss genau wissen, was der Schiedsrichter auf dem Feld entschieden hat. Auf keinen Fall darf die Entscheidung vom Feld in das Video-Assist-Center in Köln verlagert werden. Der Video-Assistent kann laut Protokoll ja erst dann eingreifen, wenn die Entscheidung vom Schiedsrichter getroffen wurde. Die Wahrnehmung des Schiedsrichters muss für den Video-Assistenten die Basis bei der Betrachtung der Bilder sein. Er muss abgleichen, ob diese Bilder mit dem übereinstimmen, was der Schiedsrichter gerade entschieden hat. Wenn nicht, muss er das dem Schiedsrichter mitteilen. Aufgrund dieser Information kann der Schiedsrichter dann festlegen, ob er sich die Situation noch einmal am Monitor anschaut. Das kann der Video-Assistent aber nicht einfordern oder gar erzwingen, er kann nur eine Empfehlung aussprechen. Die letzte Entscheidung trifft immer der Schiedsrichter. Zur Verbesserung der Kommunikation im Team schauen wir übrigens auch über den Fußball hinaus. Wir haben beispielsweise zwei Piloten der Lufthansa eingeladen, von denen wir uns Informationen einholen, wie bei ihnen der Kommunikationsprozess abläuft. Denn das sind ja Leute, die in Stresssituationen ganz klare Kommunikationsregeln verfolgen. Das ist auch unser Ziel: klare Richtlinien zu erarbeiten, wer mit wem wie kommuniziert.

DFB.de: Der Video-Assistent darf gemäß dem IFAB-Protokoll nur bei klaren und offensichtlichen Fehlern des Schiedsrichters eingreifen. Aber bei vielen Entscheidungen existiert ein Graubereich, es ist also nicht immer eindeutig zu bestimmen, was klar und offensichtlich falsch ist. Genau das sorgt immer wieder für hitzige Debatten und Unzufriedenheit. Kann man dieses Problem lösen?

Drees: Das ist eine große Aufgabe, die wir da zu bewältigen haben. Es gibt nur ganz wenige Schwarz-Weiß-Entscheidungen und sehr viele Interpretationsentscheidungen, bei denen der eine Schiedsrichter so und der andere anders urteilt. Für die Video-Assistenten heißt das: Wenn der Schiedsrichter eine Entscheidung trifft, die ihnen nicht gefällt und die sie anders treffen würden, bei der es aber einen Ermessensspielraum gibt, müssen sie sagen: Es gibt eben auch Argumente, die für die getroffene Entscheidung sprechen, deshalb bleibt es jetzt dabei, schließlich war sie nicht klar und offensichtlich falsch. Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und ein sehr gutes Rollenverständnis. Es ist auch ein Lern- und Gewöhnungsprozess für die Schiedsrichter, an einem Wochenende die Entscheider auf dem Platz zu sein und sich am nächsten Wochenende im Video-Assist-Center in Köln bei Entscheidungen, die interpretierbar sind, zurückhalten zu müssen. Der Video-Assistent soll am besten im Hintergrund bleiben. Jeder soll wissen: Es gibt ihn, und er ist dafür da, dass die großen, wirklich relevanten Fehlentscheidungen herausgefiltert werden.

[dfb]

Im Interview mit der Schiedsrichter-Zeitung spricht Dr. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), unter anderem über die Transparenz von Entscheidungen sowie die Schwierigkeiten bei interpretierbaren Situationen.

DFB.de: Nach einer zweijährigen Testphase, in der Bundesliga in der vergangenen Spielzeit 2017/2018 bereits "online" praktiziert, wird der Video-Assistent in der höchsten Spielklasse nun bei allen 306 Begegnungen offiziell eingesetzt und ist auch fest im Regelwerk verankert. Mithilfe der Video-Assistenten konnten viele klare und offensichtliche Fehlentscheidungen korrigiert werden. Dennoch hat man mit Blick auf die Reaktionen von Fans und Medien den Eindruck, dass es lange keine Neuerung im Fußball mehr gab, die so umstritten war. Warum ist das so, und wie fällt Ihre persönliche Bilanz seit der Einführung aus?

Dr. Jochen Drees: Es ist eine Neuerung, die in manchen Situationen einen erheblichen Einfluss auf den Spielablauf haben kann. Wenn das Spiel unterbrochen ist, ein Check abläuft, der Schiedsrichter sich eine Situation am Monitor anschaut, dann dauert das natürlich einen Moment. Und wenn ein Tor erzielt wird, ist die Spannung bei Fans und Spielern teilweise groß. Viele sagen: Man kann sich gar nicht mehr richtig freuen. Deshalb will ich in meiner neuen Funktion als Leiter des Bereichs Video-Assistent dazu beitragen, die Akzeptanz für den Video-Assistenten weiter zu verbessern. Tatsache ist aber auch, dass etliche falsche Entscheidungen korrigiert worden sind. Das ist auch der Sinn, den dieses Hilfsmittel erfüllen soll, nämlich den Fußball gerechter zu machen, so abgedroschen es klingen mag. Es wird auch in dieser Saison Situationen geben, die nicht richtig gelöst werden oder bei denen der Ablauf nicht vollends befriedigend ist. Aber daran arbeiten wir permanent.

DFB.de: Bei der Weltmeisterschaft in Russland gab es viel Lob für den Video-Assistenten, in den öffentlichen Reaktionen hieß es oft: Das läuft besser als in der Bundesliga. Die Linie beim Einsatz sei klarer, die Abläufe seien transparenter. Stimmt das?

Drees: Die Vorrunde der vergangenen Saison war sicherlich nicht so gut, aber die Rückrunde war auf dem Niveau, das die WM hatte. Das zeigen auch die Zahlen. Der Grund, warum das viele anders sehen, liegt für mich auf der Hand: Die emotionale Betroffenheit bei uns in der Bundesliga ist eine ganz andere als bei einer WM. Wenn Kolumbien gegen Senegal spielt, dann ist das zwar vielleicht ein schönes Spiel, aber es interessiert uns wahrscheinlich weniger, ob nun die einen oder die anderen gewinnen und ob der Video-Assistent funktioniert oder nicht. Wenn aber bei Hoffenheim gegen Mainz oder bei Freiburg gegen Hannover irgendetwas nicht richtig läuft, dann ist das natürlich mit ganz anderen Empfindlichkeiten besetzt. Außerdem war die Erwartungshaltung in Russland eine andere. Vor der WM hat jeder gesagt: Das wird nie funktionieren, denn die meisten haben damit keine Erfahrung. Und dann hat es doch sehr gut geklappt. Bei uns war es umgekehrt: Wir haben zu Beginn der vergangenen Saison gesagt, das wird top funktionieren, wir haben ja ein Jahr Vorbereitung hinter uns, wir haben die Video-Assistenten geschult. Doch dann lief es eben nicht so gut, und darüber waren viele enttäuscht.

DFB.de: Viele Zuschauer in den Stadien klagten in der vergangenen Saison darüber, oft nicht zu wissen, warum es zu einem Eingriff durch den Video-Assistenten kommt und gegebenenfalls eine Entscheidung geändert wird. Bei der WM wurden nach einem On-Field-Review die Bilder auf der Videowand gezeigt, in der Bundesliga ist das weiterhin nicht der Fall. Warum nicht?

Drees: Wir Schiedsrichter haben von Anfang an gesagt: Wir wollen, dass diese Szenen auf der Videowand gezeigt werden, um transparent zu machen, warum eine Entscheidung mithilfe des Video-Assistenten geändert wurde oder auch bestehen blieb. Denn das würde zu einer größeren Akzeptanz dieses Hilfsmittels führen. Es gibt bei uns aber ein Problem: Bei der WM hatte die FIFA die Hoheit über die Bedienung der Videowände im Stadion. Da konnte man problemlos genau das präsentieren, was man zeigen wollte. In Deutschland dagegen sind die Klubs verantwortlich für die Anzeigetafeln. Das heißt, wir müssten teilweise mehrere Umwege gehen, um an die Leute heranzukommen, die etwas auf die Videowand projizieren. Hinzu kommt, dass manche die Vorgänge bei einem Eingriff durch den Video-Assistenten vielleicht nicht richtig einordnen können und dann womöglich Bilder auf der Videowand gezeigt werden, die eine Situation nicht aufklären oder mehr verwirren als klarstellen.

DFB.de: Nach dem ersten Bundesligaspieltag dieser Spielzeit haben Sie eingeräumt: "Das war sicherlich kein glücklicher Start in die neue Saison. Das Wochenende hat gezeigt, dass es doch noch ein paar Probleme gibt, an denen man arbeiten muss." Welche Probleme waren das?

Drees: Zum einen war die Kommunikation nicht optimal - die zwischen den Video-Assistenten und den Schiedsrichtern, aber auch die zwischen den Video-Assistenten und ihren Assistenten sowie den Operatoren im Video-Assist-Center. Dadurch haben drei, vier Szenen am ersten Spieltag zu einem unglücklichen oder fehlerhaften Ablauf geführt. Zum anderen sind am ersten Spieltag alle ganz besonders motiviert. Jeder will es perfekt machen, und dann ergeben sich manchmal Situationen, in denen man es ein bisschen übertreibt. Es gab am ersten Spieltag gleich zehn On-Field-Reviews, das heißt: Zehnmal ist der Schiedsrichter an den Monitor gegangen. Das lag vielleicht auch daran, dass wir auf dem Sommerlehrgang gesagt haben: Wir wollen den Schiedsrichter stärken, also bindet ihn als Video-Assistenten in eure Überprüfungen ein. Deswegen kam es zu dieser Flut von On-Field-Reviews, die wir in dieser Form in der Rückrunde nicht hatten.

DFB.de: Wie sollte die Kommunikation zwischen dem Schiedsrichter und dem Video-Assistenten denn idealerweise ablaufen? Was teilt der Video-Assistent dem Schiedsrichter auf dem Feld mit?

Drees: Der Video-Assistent muss genau wissen, was der Schiedsrichter auf dem Feld entschieden hat. Auf keinen Fall darf die Entscheidung vom Feld in das Video-Assist-Center in Köln verlagert werden. Der Video-Assistent kann laut Protokoll ja erst dann eingreifen, wenn die Entscheidung vom Schiedsrichter getroffen wurde. Die Wahrnehmung des Schiedsrichters muss für den Video-Assistenten die Basis bei der Betrachtung der Bilder sein. Er muss abgleichen, ob diese Bilder mit dem übereinstimmen, was der Schiedsrichter gerade entschieden hat. Wenn nicht, muss er das dem Schiedsrichter mitteilen. Aufgrund dieser Information kann der Schiedsrichter dann festlegen, ob er sich die Situation noch einmal am Monitor anschaut. Das kann der Video-Assistent aber nicht einfordern oder gar erzwingen, er kann nur eine Empfehlung aussprechen. Die letzte Entscheidung trifft immer der Schiedsrichter. Zur Verbesserung der Kommunikation im Team schauen wir übrigens auch über den Fußball hinaus. Wir haben beispielsweise zwei Piloten der Lufthansa eingeladen, von denen wir uns Informationen einholen, wie bei ihnen der Kommunikationsprozess abläuft. Denn das sind ja Leute, die in Stresssituationen ganz klare Kommunikationsregeln verfolgen. Das ist auch unser Ziel: klare Richtlinien zu erarbeiten, wer mit wem wie kommuniziert.

DFB.de: Der Video-Assistent darf gemäß dem IFAB-Protokoll nur bei klaren und offensichtlichen Fehlern des Schiedsrichters eingreifen. Aber bei vielen Entscheidungen existiert ein Graubereich, es ist also nicht immer eindeutig zu bestimmen, was klar und offensichtlich falsch ist. Genau das sorgt immer wieder für hitzige Debatten und Unzufriedenheit. Kann man dieses Problem lösen?

Drees: Das ist eine große Aufgabe, die wir da zu bewältigen haben. Es gibt nur ganz wenige Schwarz-Weiß-Entscheidungen und sehr viele Interpretationsentscheidungen, bei denen der eine Schiedsrichter so und der andere anders urteilt. Für die Video-Assistenten heißt das: Wenn der Schiedsrichter eine Entscheidung trifft, die ihnen nicht gefällt und die sie anders treffen würden, bei der es aber einen Ermessensspielraum gibt, müssen sie sagen: Es gibt eben auch Argumente, die für die getroffene Entscheidung sprechen, deshalb bleibt es jetzt dabei, schließlich war sie nicht klar und offensichtlich falsch. Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und ein sehr gutes Rollenverständnis. Es ist auch ein Lern- und Gewöhnungsprozess für die Schiedsrichter, an einem Wochenende die Entscheider auf dem Platz zu sein und sich am nächsten Wochenende im Video-Assist-Center in Köln bei Entscheidungen, die interpretierbar sind, zurückhalten zu müssen. Der Video-Assistent soll am besten im Hintergrund bleiben. Jeder soll wissen: Es gibt ihn, und er ist dafür da, dass die großen, wirklich relevanten Fehlentscheidungen herausgefiltert werden.

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