Draxler vor Istanbul-Duell: "Kein normales Heimspiel"

Draxler: Ich freue mich persönlich sehr, weil ich mit Benni gut befreundet bin. Er ist ein absoluter Führungsspieler und sehr wichtig für die Mannschaft, auch außerhalb des Platzes. Von meiner Seite auch Glückwunsch an ihn und den Verein, dass wir so einen Spieler hier halten konnten.

Aufgezeichnet von Thorsten Langenbahn.

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Im 142. Revierderby hat Julian Draxler Geschichte geschrieben. Beim 2:1 seines FC Schalke 04 gegen Borussia Dortmund brachte der Nationalspieler die Königsblauen nicht nur in Führung, sondern bestritt bereits sein 100. Pflichtspiel - auf diese Anzahl kam im Alter von 19 Jahren noch kein anderer deutscher Fußballer vor ihm. Überragend waren gegen den deutschen Meister seine Dribblings, seine Übersicht und sein Aktionsradius. Auch in der Rückwärtsbewegung setzte Schalkes Spielgestalter den Dortmundern mit seinen Tacklings immer wieder zu.

Mit einer ähnlich starken Leistung will Draxler heute (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) in der Champions League gegen Galatasaray Istanbul den Einzug mit den Königsblauen ins Viertelfinale schaffen. Nach dem 1:1 im Hinspiel vor knapp drei Wochen besitzen die Gelsenkirchener eine gute Ausgangsposition, um in die Runde der letzten Acht einzuziehen.

Im aktuellen Interview spricht Julian Draxler über die Chancen aufs Weiterkommen, seine Lieblingsposition als Zehner, das wunderbare Gefühl des Derbysiegers sowie die vorzeitige Vertragsverlängerung von Schalke-Kapitän und Nationalmannschaftskollege Benedikt Höwedes.

DFB.de: Julian Draxler, beim 2:1 gegen Dortmund haben Sie mit nur 19 Jahren Ihr 100. Pflichtspiel bestritten, dazu beim Derbysieg getroffen. Wie hat sich das angefühlt?

Julian Draxler: Besser geht's nicht. Da kam wirklich alles zusammen: Das 100. Pflichtspiel, selbst ein Tor geschossen, das Derby zu Hause gewonnen, die Arena hat gebebt - der Tag war rundum perfekt.

DFB.de: Nach drei Bundesligasiegen in Folge: Kann sich Schalke in einen Rausch spielen?

Draxler: Jede Serie hat immer irgendwo einen Anfang. Vielleicht können wir die Negativserie in eine positive umwandeln. Den Aufwärtstrend kann man auch in der Tabelle ablesen. Wir haben in dieser Saison noch viel vor und wollen auf die Champions-League-Plätze.

DFB.de: Wie stabil ist der Schalker Aufwärtstrend der vergangenen Wochen?

Draxler: Er ist auf jeden Fall kontinuierlich. Wir haben uns zuletzt von Spiel zu Spiel gesteigert. In Wolfsburg haben wir eine sehr gute Leistung gezeigt, am Samstag sind wir auf einen Gegner getroffen, der noch eine Klasse besser ist. Aber auch dem haben wir in der ersten Halbzeit kaum Luft zum Atmen gelassen und ihm unser Spiel aufgezwängt. Wir haben schon einen sehr großen Schritt nach vorne gemacht.

DFB.de: Wie groß ist der Anteil von Trainer Jens Keller, der von den Medien zum Teil hart kritisiert wurde, an diesem Aufwärtstrend?

Draxler: Wir haben uns da nicht beirren lassen und zusammengehalten. Dazu gehören nicht nur der Trainer und die Mannschaft, sondern auch der gesamte Betreuerstab von den Physios bis zum Zeugwart. Der Trainer hat weiter an seiner Linie festgehalten, wir haben sein System jetzt übernommen und können es auch auf den Platz bringen. Deswegen haben wir zuletzt auch wieder gute Spiele gezeigt.

DFB.de: Gemeinsam mit Klaas-Jan Huntelaar sind Sie mit sieben Treffern zurzeit auch bester Torschütze. Ist das eine neue Qualität, die Sie in dieser Saison zeigen?

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Draxler: Ich habe ja gesagt, dass ich auf der Zehnerposition generell mehr Torgefahr ausstrahle als auf links. Dass ich jetzt in den letzten drei Spielen drei Treffer gemacht habe, freut mich riesig und war so nicht unbedingt zu erwarten. Ich messe mich nicht nur an Toren, aber ich habe nichts dagegen, wenn noch einige dazukommen.

DFB.de: Haben Sie sich mit ein bisschen Anlauf auf der Zehnerposition jetzt eingespielt? Sie haben immer betont, es sei Ihre Lieblingsposition.

Draxler: Genau. Die ersten Spiele waren natürlich schwer, weil ich dort keine Matchpraxis hatte. Aber ich glaube, ich habe zuletzt bewiesen, dass ich die Position spielen kann. Alles andere entscheidet sowieso der Trainer.

DFB.de: Wie bewerten Sie in der Champions League die Chancen aus Viertelfinale gegen Galatasaray Istanbul?

Draxler: Wir haben alles in der eigenen Hand. Wenn wir ansatzweise das zeigen, was wir gegen Dortmund gezeigt haben, dann sollten wir gegen Galatasaray bestehen können. Wir haben ein Heimspiel und die Unterstützung der Zuschauer. Wir brauchen - in Anführungsstrichen - nur zu gewinnen, dann sind wir weiter.

DFB.de: Vor dem Derby haben Sie gesagt: Es ist ein Duell auf Augenhöhe. Wird es gegen Galatasaray genauso sein?

Draxler: Ja, klar. In einem Champions-League-Achtelfinale finden sich nur gute Mannschaften wieder. Deshalb wird das Spiel sehr spannend. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch da bestehen können und das Spiel gewinnen werden.

DFB.de: Was macht Galatasaray zu einem gefährlichen Kontrahenten?

Draxler: Wir haben es ja schon im Hinspiel gesehen: Sie haben sich super verstärkt und generell eine gute Mannschaft. Es wird kein normales Heimspiel, weil mit Sicherheit auch ein paar Türken hier im Stadion sein werden. Von daher erwarten wir ein ganz spannendes Spiel.

DFB.de: Klaas-Jan Huntelaar fällt mit seiner Knieverletzung aus. Wie sehr wird er fehlen?

Draxler: Mit Klaas fehlt uns ein super Torjäger, der immer für einen Treffer gut ist. Wir hoffen alle, dass er uns möglichst bald wieder zur Verfügung steht. Wir werden ihn vermissen, aber müssen auch das als Mannschaft auffangen.

DFB.de: Kapitän Benedikt Höwedes hat seinen Vertrag vorzeitig bis 2017 verlängert. Ist das ein wichtiges Zeichen für die gesamte Mannschaft?

Draxler: Ich freue mich persönlich sehr, weil ich mit Benni gut befreundet bin. Er ist ein absoluter Führungsspieler und sehr wichtig für die Mannschaft, auch außerhalb des Platzes. Von meiner Seite auch Glückwunsch an ihn und den Verein, dass wir so einen Spieler hier halten konnten.

Aufgezeichnet von Thorsten Langenbahn.