Dr. Marco de Angelis: "Trainer Dotchev ein ganz wichtiger Faktor"

de Angelis: Das war keine einfache Situation. Wir haben als Vorstand nach unserer Überzeugung gehandelt, was für den Verein das Richtige ist. Das ging nicht konform mit der Meinung der Mehrheit unserer Fans. Wir haben da sicher im Bereich der Kommunikation auch nicht alles richtig gemacht. Ich denke aber, dass alle Beteiligten ihre Lehren daraus gezogen haben. Wir sind auf jeden Fall sehr froh, dass wieder alle an einem Strang ziehen.

DFB.de: Welchen Anteil an den sportlichen Erfolgen hat Trainer Pavel Dotchev, der erst seit Januar dieses Jahres im Amt ist?

de Angelis: Er ist ohne Zweifel eine der wesentlichen Säulen unseres Erfolges und ein ganz wichtiger Faktor. Pavel Dotchev hatte schon in Paderborn gezeigt, dass er eine Mannschaft zusammenstellen und weiterentwickeln kann.

DFB.de: Stimmt es, dass sich Dotchevs Vertrag im Aufstiegsfall automatisch verlängert?

de Angelis: Zu Vertragsdetails äußern wir uns nicht. Er gibt aber ohnehin keinen Grund gibt, auseinander zu gehen. Die Zusammenarbeit läuft hervorragend.

DFB.de: Gegen fast alle Konkurrenten aus dem oberen Tabellendrittel hat der SC Preußen schon gespielt und bis auf das 1:1 gegen Heidenheim auch gegen alle gewonnen. Ein Indiz dafür, dass die Mannschaft bis zum Schluss um den Aufstieg mitspielen kann?

de Angelis: Wer gegen wen schon gespielt hat, besitzt aus meiner Sicht keine so große Bedeutung. Entscheidend ist für unsere Mannschaft vielmehr, in jedem Spiel an ihre Leistungsgrenze zu kommen. Wenn uns das gelingt, dann haben wir gegen jeden Gegner eine gute Chance. Wenn nicht, dann bekommen wir auch gegen Mannschaften, die aktuell weit unter uns stehen, große Probleme. Das haben wir bei der Niederlage in Darmstadt oder auch zuletzt beim mühsamen 1:0 gegen Borussia Dortmund II schon gespürt.

DFB.de: Wer sind aus Ihrer Sicht die größten Konkurrenten?



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Während seiner inzwischen schon fast achtjährigen Amtszeit als Präsident des Traditionsvereins SC Preußen Münster hat Dr. Marco de Angelis (49), im Hauptberuf Rechtsanwalt, schon alle Höhen und Tiefen miterlebt: Den Absturz in die Oberliga ausgerechnet zum 100-jährigen Vereinsjubiläum 2006, den verpassten Wiederaufstieg, die Rückkehr in die Regionalliga und schließlich 2010 den Sprung in die 3. Liga.

Dort hat der steile Aufstieg des Bundesliga-Gründungsmitglieds jetzt seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Nach zwölf Spieltagen führen die Preußen nach acht Siegen, drei Unentschieden und nur einer Niederlage die Tabelle an. Die Fans träumen schon von der Rückkehr in die 2. Bundesliga nach 22 Jahren Abstinenz.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Ralf Debat spricht Dr. Marco Angelis über die positive Entwicklung des SC Preußen, die Höhepunkte im DFB-Pokal und die Chancen auf den Aufstieg.

DFB.de: Hätten Sie sich vor einem halben Jahr träumen lassen, dass der SC Preußen Münster nach einem Drittel der neuen Drittligasaison von der Tabellenspitze grüßt?

Dr. Marco de Angelis: Nein, so vermessen waren wir nicht. Wir hatten uns schon ausgerechnet, dass sich die Mannschaft in der 3. Liga weiterentwickeln und festigen wird. Dass unsere Sportliche Leitung aber ein so glückliches Händchen bei der Kaderzusammenstellung haben würde, das war in dieser Form nicht vorhersehbar. Fast jede Neuverpflichtung hat gepasst und uns verstärkt.

DFB.de: Als Glücksgriff erwies sich bisher besonders Torjäger Matthew Taylor. Wie haben Sie ihm den Wechsel aus Paderborn in die 3. Liga schmackhaft gemacht?

de Angelis: Zunächst einmal: Es ist nicht nur Taylor, der uns einen großen Schritt vorangebracht hat. Auch Amaury Bischoff, Dimitrij Nazarov oder Dominik Schmidt, der jetzt leider verletzungsbedingt ausfällt, wurden auf Anhieb tragende Säulen unserer Mannschaft. Die Verpflichtung von Matthew war uns aber in der Tat aber besonders wichtig. Stürmer von seinem Format gibt es nicht so viele, außerdem ist er ein äußerst positiver Typ und Teamplayer. Er hatte große Lust, zu uns zu kommen. Stadt und Verein haben ihm gefallen. Unsere guten Kontakte zum damaligen Paderborner Trainer Roger Schmidt und das Tauschgeschäft mit Massimo Ornatelli haben sicher auch geholfen. Es passte einfach.

DFB.de: Die erste Saison in der 3. Liga war für Münster nicht leicht. Es gab Probleme mit einigen "Fans", die für Ausschreitungen und negative Schlagzeilen sorgten. Im Frühjahr schwebte der SCP noch in Abstiegsgefahr, viele Anhänger waren mit der Trennung von Ex-Trainer Marc Fascher nicht einverstanden und protestierten gegen die Vereinsführung. Wie bewerten Sie das im Rückblick? Fühlen Sie sich jetzt bestätigt?

de Angelis: Das war keine einfache Situation. Wir haben als Vorstand nach unserer Überzeugung gehandelt, was für den Verein das Richtige ist. Das ging nicht konform mit der Meinung der Mehrheit unserer Fans. Wir haben da sicher im Bereich der Kommunikation auch nicht alles richtig gemacht. Ich denke aber, dass alle Beteiligten ihre Lehren daraus gezogen haben. Wir sind auf jeden Fall sehr froh, dass wieder alle an einem Strang ziehen.

DFB.de: Welchen Anteil an den sportlichen Erfolgen hat Trainer Pavel Dotchev, der erst seit Januar dieses Jahres im Amt ist?

de Angelis: Er ist ohne Zweifel eine der wesentlichen Säulen unseres Erfolges und ein ganz wichtiger Faktor. Pavel Dotchev hatte schon in Paderborn gezeigt, dass er eine Mannschaft zusammenstellen und weiterentwickeln kann.

DFB.de: Stimmt es, dass sich Dotchevs Vertrag im Aufstiegsfall automatisch verlängert?

de Angelis: Zu Vertragsdetails äußern wir uns nicht. Er gibt aber ohnehin keinen Grund gibt, auseinander zu gehen. Die Zusammenarbeit läuft hervorragend.

DFB.de: Gegen fast alle Konkurrenten aus dem oberen Tabellendrittel hat der SC Preußen schon gespielt und bis auf das 1:1 gegen Heidenheim auch gegen alle gewonnen. Ein Indiz dafür, dass die Mannschaft bis zum Schluss um den Aufstieg mitspielen kann?

de Angelis: Wer gegen wen schon gespielt hat, besitzt aus meiner Sicht keine so große Bedeutung. Entscheidend ist für unsere Mannschaft vielmehr, in jedem Spiel an ihre Leistungsgrenze zu kommen. Wenn uns das gelingt, dann haben wir gegen jeden Gegner eine gute Chance. Wenn nicht, dann bekommen wir auch gegen Mannschaften, die aktuell weit unter uns stehen, große Probleme. Das haben wir bei der Niederlage in Darmstadt oder auch zuletzt beim mühsamen 1:0 gegen Borussia Dortmund II schon gespürt.

DFB.de: Wer sind aus Ihrer Sicht die größten Konkurrenten?

de Angelis: Nach zwölf Spieltagen besitzt die Tabelle schon eine gewisse Aussagekraft. Die Vereine, die mit uns oben stehen, wie Osnabrück, Unterhaching, Bielefeld und Heidenheim verfügen über Qualität und werden weiter oben mitspielen. Ich gehe aber davon aus, dass noch die eine oder andere weitere Mannschaft durch eine Serie den Anschluss finden kann.

DFB.de: Wäre der Verein auch wirtschaftlich und strukturell für die 2. Bundesliga gerüstet?

de Angelis: Für einen Aufsteiger, der in der 2. Bundesliga den Klassenverbleib anpeilt, besitzen wir ganz bestimmt die notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen. Von den großen Traditionsvereinen in dieser Spielklasse sind wir aber schon wegen der Stadionsituation noch weit entfernt. Das gilt allerdings auch für eine ganze Reihe aktueller Zweitligisten. Grundsätzlich ist es aber noch viel zu früh, um sich mit einem möglichen Aufstieg zu beschäftigen.

DFB.de: Im DFB-Pokal hatte der SCP mit dem 4:2 gegen den SV Werder Bremen schon ein echtes Ausrufezeichen gesetzt. Am Dienstag, 30. Oktober, geht es gegen den FC Augsburg. Wird dann der nächste Bundesligist aus dem Wettbewerb gekegelt?

de Angelis: Augsburg ist Erst-, wird sind Drittligist. Damit sind die Rollen klar verteilt. Erst einmal freuen wir uns, dass wir in der zweiten Runde noch dabei sind und vor ausverkauftem Haus spielen werden. Wir werden diesen Abend in vollen Zügen genießen.

DFB.de: Werden Sie die Einnahmen aus dem DFB-Pokal nutzen, um die Mannschaft in der Winterpause noch einmal zu verstärken?

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de Angelis: Wir haben uns - auch dank der Mehreinnahmen aus dem DFB-Pokal - entschieden, unsere Schulden vorfristig zu tilgen. Das steht im Vordergrund. Trotzdem sind wir sicher in der Lage, personell noch einmal zu reagieren, wenn es notwendig sein sollte. Dass Dominik Schmidt auf der Innenverteidiger-Position weggebrochen ist, tut uns sehr weh. Wir vertrauen jedoch unserem Kader und in diesem Fall Kapitän Stefan Kühne, dass er die Lücke schließen kann. Auch insgesamt ist unser Aufgebot groß und stark genug, um einzelne Ausfälle kompensieren zu können. Sollten wir jedoch nachhaltige Schwächen feststellen müssen, würden wir über Verstärkungen nachdenken.

DFB.de: 2005 waren Sie mit gerade einmal 41 Jahren zum SCP-Präsidenten gewählt worden. Wie kam es dazu?

de Angelis: Ich war damals schon einige Jahre Anwalt des Vereins, dadurch gab es enge Verbindungen. Für mich war es eine große Ehre, die Führung eines Traditionsvereins wie den SC Preußen in einer für ihn sportlich und wirtschaftlich schwierigen Situation gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen übernehmen zu dürfen.

DFB.de: War es Ihr Plan, so lange im Amt zu bleiben?

de Angelis: So etwas lässt sich nicht planen, das hat sich kontinuierlich entwickelt. Ich bin sehr froh, mit einem Team von Gleichgesinnten über viele Jahre vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Das ist die Basis für eine positive Entwicklung.

DFB.de: Was ist die größere Leistung Ihres Vorstandes: Den SC Preußen an die Spitze der 3. Liga geführt oder entschuldet zu haben?

de Angelis: Für den Verein, der 2005 noch ca. 1,5 Millionen Verbindlichkeiten hatte, war es zunächst sicher wichtiger, dass wir ihn wirtschaftlich sanieren. Denn mit einem hohen Schuldenstand die 3. Liga anzuführen, würde uns bei weitem nicht so viel Freude bereiten wie die aktuelle Kombination aus sportlichem und wirtschaftlichem Erfolg.