Doreen Meier: "Bundesliga - ein Traum wird wahr"

Meier: Ja, sicher. Ich bin in Köln tätig. Da wird man manchmal gehänselt. Aber mittlerweile kommen auch einige Schüler in Bayer-Trikots zum Sportunterricht. Da muss ich dann etwas schmunzeln.

DFB.de: Was sind Ihre Ziele mit Bayer 04 Leverkusen?

Meier: Wir haben jetzt immer wieder „Nie mehr zweite Liga“ gesungen. Und so soll es auch sein. Im ersten Jahr ein Platz zwischen dem achten und zehnten Rang wäre toll. Und dann wollen wir Schritt für Schritt nach oben klettern. Vielleicht spielen wir dann auch irgendwann einmal in der Champions League…

DFB.de: In diesem Jahr findet das DFB-Pokalfinale der Frauen erstmals in Köln statt, also praktisch bei Ihnen vor der Haustür. Weckt das bei Ihnen Träume.

Meier: Das ist ein Traum, auf jeden Fall. Aber im Frauenfußball stehen ja sowieso große Ereignisse bevor. Das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln am kommenden Samstag zwischen Duisburg und Jena. Und dann im nächsten Jahr als Höhepunkt die WM im eigenen Land und auch hier in Leverkusen. Da stehen wir alle in der Verantwortung, dass wir die Euphorie ausnutzen und Werbung für den Frauenfußball machen. Wir müssen einen langfristigen Effekt aus diesen Ereignissen ziehen.

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Den ersten Matchball hatten sie am vorletzten Spieltag beim 0:3 gegen den 1. FC Köln noch vergeben. Am Wochenende dann haben die Fußballerinnen von Bayer 04 Leverkusen durch ein 1:0 dank des Treffers von Lisa Schwab gegen den TuS Wörrstadt den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht.

„Ein Traum wird wahr. Zum Schluss waren wir mit den Kräften am Ende. Jetzt können wir feiern ohne Ende“, sagt Trainer Doreen Meier und verrät im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen, wann Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser sauer wird.

Es war eine harte Saison für die junge Mannschaft, die aus zahlreichen U 19-Nationalspielerinnen besteht. Kurz vor der Winterpause hatten die Leverkusenerinnen erstmals die Tabellenführung erobert - und dann nicht mehr hergegeben. „Unser Motto lautet jetzt nie mehr zweite Liga“, betont Meier. „Und dann wollen wir uns Schritt für Schritt nach oben arbeiten. Irgendwann spielen wir vielleicht auch mal Champions League…“

DFB.de: Frau Meier, Sie sind ein großer Krimifan. Hätten Sie auf diese Dramatik am letzten Spieltag nicht lieber verzichtet?

Doreen Meier: Ja, das 1:0 gegen den TuS Wörrstadt klingt natürlich knapp. Aber ich schätze, wir hatten 99 Prozent Ballbesitz. Und es ist im Fußball so: So lange der Gegner nicht den Ball hat, kann er kein Tor machen. Dennoch hat uns die Durchschlagskraft gefehlt. Aber jetzt ist die Luft wirklich raus. In den vergangenen drei Spielen mussten wir uns ins Ziel retten, das war uns vorher schon klar. Durch die vielen Verletzungen war unser Kader extrem ausgedünnt. Dafür war die Hinserie spielerisch und kämpferisch so überzeugend, dass wir uns einen Vorsprung erarbeitet haben, von dem wir nun zehren konnten.

DFB.de: Sind Sie froh, dass die Saison jetzt vorbei ist und mit dem Aufstieg gekrönt wurde?

Meier: Ja, absolut. Ich bin überglücklich und erleichtert. Wir sind total an unsere Grenzen gestoßen. Es hätte kein weiterer Spieltag mehr kommen dürfen, dann hätten wir es nicht gepackt. Am Ende ging wirklich nichts mehr. Wir sind völlig überspielt.

DFB.de: Ärgern Sie sich noch darüber, dass Sie den Aufstieg nicht schon am vorletzten Spieltag beim Lokalkonkurrenten 1. FC Köln perfekt geschafft haben.

Meier: Natürlich hofft man darauf. Aber mir klar, dass das kaum funktionieren kann. Keiner hat richtig an einen Sieg dort geglaubt, aber das gesteht man sich selbst natürlich nicht von vornherein ein. Köln hat alles dafür getan, dass wir nicht bei ihnen feiern, aber wir sind aufgestiegen. Denn wir hatten ja noch diesen zweiten Matchball, den wir genutzt haben. Das ist schon überragend.

DFB.de: Wie haben Sie die Saison erlebt?

Meier: Sehr emotionsgeladen, aufwühlend und spannend. Es war toll zu erleben, wie diese Mannschaft zusammengewachsen ist und zunehmend konstant spielerisch überzeugt, immer mehr ihre Stärken erkannt hat und sich vor allem von den vielen Verletzungen nicht aus der Bahn hat werfen lassen. Als wir erstmals die Spitze übernommen hatten, haben wir sie zunächst ausgebaut und am Ende mit den letzten Kräften hervorragend verteidigt.

DFB.de: Haben Sie damit gerechnet, mit diesem extrem jungen Kader eine solche Saison spielen zu können?

Meier: Das ist unsere Philosophie, die natürlich mit einem gewissen Wagnis verbunden ist. Vor der Saison sind wir dafür belächelt worden, nun haben wir uns für diesen Mut mit dem Aufstieg in die Bundesliga selbst belohnt. Als wir gesehen haben, was die Konkurrenz alles verpflichtet hat, schluckt man schon zunächst. Aber der Kadermix hat wunderbar gepasst - viele junge, talentierte Spielerinnen und einige erfahrene Stützen. Entscheidend war außerdem, dass wir in der Breite sehr gut aufgestellt waren und somit viele Verletzungen auffangen konnten. Wir haben zudem einen ganz tollen Teamgeist. Ich bin stolz sagen zu können, dass wir in der Kaderplanung alles richtig gemacht haben.

DFB.de: Hat der Verein darauf gedrängt, den Aufstieg in dieser Saison zu schaffen?

Meier: Nein, überhaupt nicht. Klar war es das Ziel, möglichst jedes Spiel erfolgreich zu gestalten, aber ich habe nicht unbedingt damit gerechnet, dass „mein Kindergarten“ eine so konstante Saison ohne größere Schwankungen spielen würde. Kein Vereinsverantwortlicher hat uns unter Druck gesetzt. Ich habe immer gehofft, dass wir eine gute Rolle spielen können. Aber das wir jetzt tatsächlich den Aufstieg geschafft haben - unglaublich.

DFB.de: Reicht die vorhandene Qualität auch für die neuen Aufgaben in der Bundesliga aus?

Meier: Der Sprung von der zweiten Liga in die Bundesliga ist riesig. Das ist uns allen bewusst. Wir sind gerade dabei, einen Kader zusammenzustellen, der noch besser ist. Eine sehr gute Basis haben wir bereits gelegt, aber punktuell müssen wir noch etwas machen. Vier bis fünf Zugänge insgesamt sollten es schon sein.

DFB.de: Kommen Spielerinnen gerne zu Bayer 04 Leverkusen?

Meier: Davon bin ich überzeugt. Ich bekomme immer wieder Anfragen von interessierten Spielerinnen, die gerne für uns auflaufen wollen. Das zeigt, dass wir gute Arbeit machen und dass sich das herumgesprochen hat. Einiges ist auch eine Frage des Geldes, und wir können nicht mit offenen Händen ausgeben, was wir wollen. Aber wir haben andere Vorzüge: Wir haben hervorragende Trainingsbedingungen, einen ganz tollen Reha- und Wellnessbereich sowie einen überragenden Teamgeist.

DFB.de: Wird der der Frauenfußball im Klub mittlerweile richtig angenommen?

Meier: Oh ja, wir sind hier angekommen und angenommen. Es mag kitschig klingen, aber für mich ist das inzwischen wie ein zweites Zuhause. In diesem Werksklub funktioniert alles. Da greift jedes Rädchen perfekt in das andere. Das ist wirklich so. Wenn Wolfgang Holzhäuser zum Beispiel bei einem Auswärtsspiel während der Halbzeit keine SMS mit dem Zwischenstand bekommt, ist er sauer. Die Verantwortlichen und die Fanklubszene der Profis haben ihr Herz für uns entdeckt und sind bei jedem unserer Heimspiele und auch bei Auswärtsspielen dabei. Das finde ich schon beachtlich. Ich fühle mich hier so wohl, dass Bayer 04 meine letzte Trainerstation sein wird. Ich kann mir nicht vorstellen, noch einmal woanders tätig zu sein.

DFB.de: Auch für Sie persönlich ist der Aufstieg ein Einschnitt. Können Sie die Doppelbelastung Bundesliga-Trainerin und Lehrerin noch vereinbaren?

Meier: Das ist manchmal natürlich hart. Aber ich bin sehr gerne Lehrerin, und das möchte ich nicht aufgeben. Ich habe jetzt nur noch eine halbe Stelle in der Schule und außerdem einen sehr verständnisvollen Schulleiter, der mir viele Freiheiten gibt. Anders ginge es auch nicht. Aber manchmal sind das schon krasse Gegensätze. Sonntagnachmittag der Aufstieg in die Bundesliga, Montagmorgen Elternsprechtag in der Schule. Ich versuche in beiden Bereichen immer 100 Prozent zu geben.

DFB.de: Werden Sie von Ihren Schülern auf die Erfolge angesprochen?

Meier: Ja, sicher. Ich bin in Köln tätig. Da wird man manchmal gehänselt. Aber mittlerweile kommen auch einige Schüler in Bayer-Trikots zum Sportunterricht. Da muss ich dann etwas schmunzeln.

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DFB.de: Was sind Ihre Ziele mit Bayer 04 Leverkusen?

Meier: Wir haben jetzt immer wieder „Nie mehr zweite Liga“ gesungen. Und so soll es auch sein. Im ersten Jahr ein Platz zwischen dem achten und zehnten Rang wäre toll. Und dann wollen wir Schritt für Schritt nach oben klettern. Vielleicht spielen wir dann auch irgendwann einmal in der Champions League…

DFB.de: In diesem Jahr findet das DFB-Pokalfinale der Frauen erstmals in Köln statt, also praktisch bei Ihnen vor der Haustür. Weckt das bei Ihnen Träume.

Meier: Das ist ein Traum, auf jeden Fall. Aber im Frauenfußball stehen ja sowieso große Ereignisse bevor. Das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln am kommenden Samstag zwischen Duisburg und Jena. Und dann im nächsten Jahr als Höhepunkt die WM im eigenen Land und auch hier in Leverkusen. Da stehen wir alle in der Verantwortung, dass wir die Euphorie ausnutzen und Werbung für den Frauenfußball machen. Wir müssen einen langfristigen Effekt aus diesen Ereignissen ziehen.