Döking: "Auch bei 0:4 ganz bewusst an unserem Spiel festgehalten"

4:4 nach 0:4-Rückstand zur Pause: Die U 17 des SC Paderborn 07 bewies am zurückliegenden Wochenende in der Staffel West der B-Junioren-Bundesliga im Derby bei Arminia Bielefeld eindrucksvolle Comebackqualitäten. Im DFB.de-Interview spricht Trainer Oliver Döking mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die Aufholjagd und die bisherige Saison.

DFB.de: Was überwiegt nach dem 4:4 bei Arminia Bielefeld: Der Ärger über die erste Halbzeit oder die Freude über den Punktgewinn, Herr Döking?

Oliver Döking: Kann ich auch beides sagen? (lacht) Nein, durch den Ausgleich in der Nachspielzeit hat sich das Unentschieden schon eher wie ein Sieg angefühlt. Auch wenn man natürlich im Hinterkopf hat, dass eigentlich mehr möglich gewesen wäre.

DFB.de: Es lässt sich also erklären, was im ersten Durchgang passiert ist?

Döking: Auf jeden Fall. Es mag sich ein wenig seltsam anhören: Aber es ist nicht so, dass wir eine sehr schlechte erste Halbzeit gespielt hätten. Ich war mit unserer Leistung gar nicht mal unzufrieden. Wir hatten die Spielkontrolle, waren viel am und im gegnerischen Strafraum. Vor dem Tor hätten wir zwar noch zwingender sein können. Dennoch lag eher unser Führungstreffer in der Luft. Wir legen - vor allem auch bei der Spieleröffnung - eine mutige Spielweise an den Tag. Das ist dann auch mit Risiko verbunden. Durch falsche Entscheidungen haben wir dem Gegner quasi die Tore selbst aufgelegt. Das sind Fehler, die so nicht passieren müssen, wir den Jungs aber in ihrer Entwicklung zugestehen.

DFB.de: Wie sind Sie die Pausenansprache angegangen?

Döking: Wir sind überhaupt nicht laut geworden. Die Jungs waren nach vier Gegentoren innerhalb von nur 13 Minuten geknickt. Daher ging es für uns vor allem darum, die Spieler zu bestärken. Klar, wir haben auch über die Fehler gesprochen. Wir haben aber nur ein, zwei Dinge leicht angepasst. Dazu gehörte zum Beispiel, unsere Überzahlsituationen auf den Flügeln noch konsequenter auszuspielen. Von uns waren bessere Entscheidungen auf dem Spielfeld gefragt, aber nicht ein anderer Grundsatz in unserer Spielweise.

DFB.de: Mal ehrlich: Haben Sie selbst noch an eine Aufholjagd geglaubt?

Döking: Wir waren wirklich der Überzeugung: Wenn Arminia Bielefeld es in diesem Spiel schafft, vier Tore in einer Halbzeit zu erzielen, dann sind wir dazu auch in der Lage. In einem Vorbereitungsspiel gegen den VfL Wolfsburg konnten wir schon mal einen 1:3-Rückstand in den letzten sechs Minuten noch ausgleichen. Das jetzt bei einem noch deutlicheren Spielstand in einem Meisterschaftsspiel wiederholt zu haben, spricht für die Jungs.

DFB.de: Wurden bei Ihnen Erinnerungen an das Revierderby in der Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 oder das Länderspiel zwischen Deutschland und Schweden wach, die nach einem 4:0-Zwischenstand ebenfalls 4:4 endeten?

Döking: Das sind sicherlich prominente Beispiele, in denen deutliche Rückstände noch aufgeholt wurden. Das war uns in dem Moment aber nicht präsent. Unser Fokus lag ganz allein auf unserer Mannschaft.

DFB.de: Was war ausschlaggebend, um noch einen Punkt einzufahren?

Döking: Tatsächlich der Glaube und der Wille, noch einmal in das Spiel zurückkommen zu können. Bei einem 0:4 zur Halbzeit könnte man schnell auf die Idee kommen, grundlegend etwas an der Spielweise zu ändern. Aus unserer Sicht war es aber nicht notwendig, viel umzuwerfen. Im Gegenteil! Wir haben ganz bewusst an unserem Spiel festgehalten. Die Jungs haben unsere Überzeugung gespürt. Das 1:4 nur zehn Minuten nach Wiederbeginn war für die Mannschaft dann endgültig das Zeichen: Hier geht noch was. Die Moral der Spieler war klasse.

DFB.de: Was sollten die Spieler für Ihren weiteren Weg aus dieser Partie mitnehmen?

Döking: Unabhängig davon, in welcher Situation sich die Jungs eines Tages befinden: Sie sollten nie den Glauben verlieren und sich der eigenen Stärken bewusst sein. Mit harter Arbeit und mit einer hohen Konzentration lassen sich auch Rückschläge wegstecken. Wir versuchen, solche Dinge im Training nachzustellen, indem wir beispielsweise Unterzahlsituationen simulieren. Die Partie in Bielefeld war für die mentale Stärke der Mannschaft wichtig und hat ihre Widerstandsfähigkeit gefördert.

DFB.de: Mit insgesamt 17 Zählern nach zehn Begegnungen steht derzeit Platz sieben zu Buche. Was zeichnet das Team in dieser Saison aus?

Döking: Wir haben einen starken Kader und eine klare Idee, wie wir Fußball spielen wollen. Uns zeichnen ein frühes Pressing und eine hohe Intensität aus. Indem wir die Gegner früh unter Druck setzen, werden viele Mannschaften zu langen Bällen gezwungen. Wir wollen den Ball so schnell wie möglich erobern und dann zielstrebig den Weg nach vorne suchen. Die Tabellensituation ist eine schöne Momentaufnahme. Unsere einzigen Niederlagen gab es gegen die drei Meisterschaftsanwärter Borussia Mönchengladbach, FC Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf. Wobei diese Spiele ebenfalls knapp waren. Beim 1:2 gegen Gladbach standen wir beispielsweise - trotz einer Gelb-Roten Karte - kurz vor dem Ausgleich.

DFB.de: Was bedeutet es für den Verein, sich mit der U 17 dauerhaft in der B-Junioren-Bundesliga zu etablieren?

Döking: Sich auf dem höchsten Niveau mit anderen Mannschaften zu messen, ist für den weiteren Weg der Jungs sehr wertvoll. Daher sind wir froh darüber, wie die Situation mit derzeit zehn Punkten Vorsprung auf die Gefahrenzone ist. Ich würde allerdings nicht sagen, dass die Ausbildung der Jungs bei uns weniger im Fokus stand, als wir nicht in der höchsten Spielklasse vertreten waren. Uns ist die Art und Weise wichtig, wie wir auftreten. Es ist nicht unser Weg, sich gegen Gegner zurückzuziehen und abwartend zu agieren.

DFB.de: Trauen Sie Spielern aus Ihrem aktuellen Kader zu, auch eines Tages bei den Profis eine Rolle zu spielen?

Döking: Das schon bei Spielern aus der U 17 abzuschätzen, ist schwierig. Wir haben auf jeden Fall eine ganze Reihe an talentierten Jungs in der Mannschaft. Mit Luis Flörke, Georg Ermolaev und David Stamm haben seit der Winterpause schon drei Spieler ihre ersten Schritte bei der U 19 gemacht.

DFB.de: In den zurückliegenden Jahren hat der SC Paderborn 07 auch einige Trainer im Profifußball hervorgebracht. Neben Steffen Baumgart sind das unter anderem Roger Schmidt, André Breitenreiter, Daniel Scherning oder zuletzt Michél Kniat, der den SC Verl übernommen hat. Wollen Sie den Schritt in Ihrer Karriere ebenfalls gehen?

Döking: Ähnlich wie bei den Spielern ist es auch mein Ziel, auf dem höchstmöglichem Niveau tätig zu sein. Das lasse ich aber Schritt für Schritt auf mich zukommen. Beim SC Paderborn 07 bekommen nicht nur die Spieler, sondern auch die Trainer die Zeit, sich zu entwickeln. Als Sportler ist es schon unser Anspruch, jedes Spiel gewinnen zu wollen. Im Verein herrscht eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit den Ergebnissen. Als Trainer bekommt man Freiheiten, seine Ideen umzusetzen. Das ist sehr wertvoll.

DFB.de: In der Meisterschaft geht es am Sonntag gegen Bayer 04 Leverkusen weiter. Hat sich der SCP durch den Saisonverlauf in die Favoritenrolle gespielt?

Döking: Da wir bei einer weniger ausgetragenen Partie sieben Punkte mehr auf dem Konto haben als Bayer 04, können wir die Favoritenrolle nicht ganz von uns weisen. Allerdings sind die Unterschiede in der B-Junioren-Bundesliga deutlich kleiner, als es in anderen Spielklassen der Fall ist. Wir gehen die Partie demütig an. Mit Bayer 04 Leverkusen wartet eine enorme Qualität auf uns, auch wenn es die aktuelle Tabellensituation derzeit nicht ganz so widerspiegelt. Wir wollen auf dem Platz zeigen, warum wir bislang eine gute Saison spielen.

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4:4 nach 0:4-Rückstand zur Pause: Die U 17 des SC Paderborn 07 bewies am zurückliegenden Wochenende in der Staffel West der B-Junioren-Bundesliga im Derby bei Arminia Bielefeld eindrucksvolle Comebackqualitäten. Im DFB.de-Interview spricht Trainer Oliver Döking mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die Aufholjagd und die bisherige Saison.

DFB.de: Was überwiegt nach dem 4:4 bei Arminia Bielefeld: Der Ärger über die erste Halbzeit oder die Freude über den Punktgewinn, Herr Döking?

Oliver Döking: Kann ich auch beides sagen? (lacht) Nein, durch den Ausgleich in der Nachspielzeit hat sich das Unentschieden schon eher wie ein Sieg angefühlt. Auch wenn man natürlich im Hinterkopf hat, dass eigentlich mehr möglich gewesen wäre.

DFB.de: Es lässt sich also erklären, was im ersten Durchgang passiert ist?

Döking: Auf jeden Fall. Es mag sich ein wenig seltsam anhören: Aber es ist nicht so, dass wir eine sehr schlechte erste Halbzeit gespielt hätten. Ich war mit unserer Leistung gar nicht mal unzufrieden. Wir hatten die Spielkontrolle, waren viel am und im gegnerischen Strafraum. Vor dem Tor hätten wir zwar noch zwingender sein können. Dennoch lag eher unser Führungstreffer in der Luft. Wir legen - vor allem auch bei der Spieleröffnung - eine mutige Spielweise an den Tag. Das ist dann auch mit Risiko verbunden. Durch falsche Entscheidungen haben wir dem Gegner quasi die Tore selbst aufgelegt. Das sind Fehler, die so nicht passieren müssen, wir den Jungs aber in ihrer Entwicklung zugestehen.

DFB.de: Wie sind Sie die Pausenansprache angegangen?

Döking: Wir sind überhaupt nicht laut geworden. Die Jungs waren nach vier Gegentoren innerhalb von nur 13 Minuten geknickt. Daher ging es für uns vor allem darum, die Spieler zu bestärken. Klar, wir haben auch über die Fehler gesprochen. Wir haben aber nur ein, zwei Dinge leicht angepasst. Dazu gehörte zum Beispiel, unsere Überzahlsituationen auf den Flügeln noch konsequenter auszuspielen. Von uns waren bessere Entscheidungen auf dem Spielfeld gefragt, aber nicht ein anderer Grundsatz in unserer Spielweise.

DFB.de: Mal ehrlich: Haben Sie selbst noch an eine Aufholjagd geglaubt?

Döking: Wir waren wirklich der Überzeugung: Wenn Arminia Bielefeld es in diesem Spiel schafft, vier Tore in einer Halbzeit zu erzielen, dann sind wir dazu auch in der Lage. In einem Vorbereitungsspiel gegen den VfL Wolfsburg konnten wir schon mal einen 1:3-Rückstand in den letzten sechs Minuten noch ausgleichen. Das jetzt bei einem noch deutlicheren Spielstand in einem Meisterschaftsspiel wiederholt zu haben, spricht für die Jungs.

DFB.de: Wurden bei Ihnen Erinnerungen an das Revierderby in der Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 oder das Länderspiel zwischen Deutschland und Schweden wach, die nach einem 4:0-Zwischenstand ebenfalls 4:4 endeten?

Döking: Das sind sicherlich prominente Beispiele, in denen deutliche Rückstände noch aufgeholt wurden. Das war uns in dem Moment aber nicht präsent. Unser Fokus lag ganz allein auf unserer Mannschaft.

DFB.de: Was war ausschlaggebend, um noch einen Punkt einzufahren?

Döking: Tatsächlich der Glaube und der Wille, noch einmal in das Spiel zurückkommen zu können. Bei einem 0:4 zur Halbzeit könnte man schnell auf die Idee kommen, grundlegend etwas an der Spielweise zu ändern. Aus unserer Sicht war es aber nicht notwendig, viel umzuwerfen. Im Gegenteil! Wir haben ganz bewusst an unserem Spiel festgehalten. Die Jungs haben unsere Überzeugung gespürt. Das 1:4 nur zehn Minuten nach Wiederbeginn war für die Mannschaft dann endgültig das Zeichen: Hier geht noch was. Die Moral der Spieler war klasse.

DFB.de: Was sollten die Spieler für Ihren weiteren Weg aus dieser Partie mitnehmen?

Döking: Unabhängig davon, in welcher Situation sich die Jungs eines Tages befinden: Sie sollten nie den Glauben verlieren und sich der eigenen Stärken bewusst sein. Mit harter Arbeit und mit einer hohen Konzentration lassen sich auch Rückschläge wegstecken. Wir versuchen, solche Dinge im Training nachzustellen, indem wir beispielsweise Unterzahlsituationen simulieren. Die Partie in Bielefeld war für die mentale Stärke der Mannschaft wichtig und hat ihre Widerstandsfähigkeit gefördert.

DFB.de: Mit insgesamt 17 Zählern nach zehn Begegnungen steht derzeit Platz sieben zu Buche. Was zeichnet das Team in dieser Saison aus?

Döking: Wir haben einen starken Kader und eine klare Idee, wie wir Fußball spielen wollen. Uns zeichnen ein frühes Pressing und eine hohe Intensität aus. Indem wir die Gegner früh unter Druck setzen, werden viele Mannschaften zu langen Bällen gezwungen. Wir wollen den Ball so schnell wie möglich erobern und dann zielstrebig den Weg nach vorne suchen. Die Tabellensituation ist eine schöne Momentaufnahme. Unsere einzigen Niederlagen gab es gegen die drei Meisterschaftsanwärter Borussia Mönchengladbach, FC Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf. Wobei diese Spiele ebenfalls knapp waren. Beim 1:2 gegen Gladbach standen wir beispielsweise - trotz einer Gelb-Roten Karte - kurz vor dem Ausgleich.

DFB.de: Was bedeutet es für den Verein, sich mit der U 17 dauerhaft in der B-Junioren-Bundesliga zu etablieren?

Döking: Sich auf dem höchsten Niveau mit anderen Mannschaften zu messen, ist für den weiteren Weg der Jungs sehr wertvoll. Daher sind wir froh darüber, wie die Situation mit derzeit zehn Punkten Vorsprung auf die Gefahrenzone ist. Ich würde allerdings nicht sagen, dass die Ausbildung der Jungs bei uns weniger im Fokus stand, als wir nicht in der höchsten Spielklasse vertreten waren. Uns ist die Art und Weise wichtig, wie wir auftreten. Es ist nicht unser Weg, sich gegen Gegner zurückzuziehen und abwartend zu agieren.

DFB.de: Trauen Sie Spielern aus Ihrem aktuellen Kader zu, auch eines Tages bei den Profis eine Rolle zu spielen?

Döking: Das schon bei Spielern aus der U 17 abzuschätzen, ist schwierig. Wir haben auf jeden Fall eine ganze Reihe an talentierten Jungs in der Mannschaft. Mit Luis Flörke, Georg Ermolaev und David Stamm haben seit der Winterpause schon drei Spieler ihre ersten Schritte bei der U 19 gemacht.

DFB.de: In den zurückliegenden Jahren hat der SC Paderborn 07 auch einige Trainer im Profifußball hervorgebracht. Neben Steffen Baumgart sind das unter anderem Roger Schmidt, André Breitenreiter, Daniel Scherning oder zuletzt Michél Kniat, der den SC Verl übernommen hat. Wollen Sie den Schritt in Ihrer Karriere ebenfalls gehen?

Döking: Ähnlich wie bei den Spielern ist es auch mein Ziel, auf dem höchstmöglichem Niveau tätig zu sein. Das lasse ich aber Schritt für Schritt auf mich zukommen. Beim SC Paderborn 07 bekommen nicht nur die Spieler, sondern auch die Trainer die Zeit, sich zu entwickeln. Als Sportler ist es schon unser Anspruch, jedes Spiel gewinnen zu wollen. Im Verein herrscht eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit den Ergebnissen. Als Trainer bekommt man Freiheiten, seine Ideen umzusetzen. Das ist sehr wertvoll.

DFB.de: In der Meisterschaft geht es am Sonntag gegen Bayer 04 Leverkusen weiter. Hat sich der SCP durch den Saisonverlauf in die Favoritenrolle gespielt?

Döking: Da wir bei einer weniger ausgetragenen Partie sieben Punkte mehr auf dem Konto haben als Bayer 04, können wir die Favoritenrolle nicht ganz von uns weisen. Allerdings sind die Unterschiede in der B-Junioren-Bundesliga deutlich kleiner, als es in anderen Spielklassen der Fall ist. Wir gehen die Partie demütig an. Mit Bayer 04 Leverkusen wartet eine enorme Qualität auf uns, auch wenn es die aktuelle Tabellensituation derzeit nicht ganz so widerspiegelt. Wir wollen auf dem Platz zeigen, warum wir bislang eine gute Saison spielen.

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