Dietrich: "Die spannendste Saison seit 20 Jahren"

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Potsdam strauchelt in Wolfsburg, Frankfurt schlägt Duisburg - und in der unteren Tabellenhälfte ist auch noch alles ausgeglichen. Es herrscht Spannung in der Frauen-Bundesliga. Sehr zur Freude von Siegfried Dietrich, dem langjährigen Manager des 1. FFC Frankfurt.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Onlineredakteurin Annette Seitz beurteilt der Manager die derzeitige Situation, spricht an, wo die Liga noch Nachholbedarf hat, und äußert sich zu den Chancen durch die Frauen-WM 2011.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die aktuelle sportliche Situation in der Frauen-Bundesliga?

Siegfried Dietrich: Ich kann mich nicht erinnern, dass es das in der Frauen-Bundesliga nach dem fünften Spieltag schon gegeben hätte: sechs Vereine, die maximal nur eine Distanz von drei Punkten zueinander aufweisen. Für mich ist klar: Das wird die spannendste Saison seit Gründung der eingleisigen Liga und damit seit 20 Jahren. Das spricht für die Marke Frauen-Bundesliga - es ist die von allen gewünschte positive Entwicklung.

DFB.de: Auch speziell aus Sicht des 1. FFC Frankfurt?

Dietrich: Wir als Verein waren natürlich froh, dass wir über Jahre viele Titel gewonnen haben und nicht unwesentlich zur Ligaentwicklung beitragen konnten. Aber für die Sponsoren, die Partner, die Zuschauer und auch die Medien ist es natürlich interessanter, wenn viele Mannschaften auf Augenhöhe sind und damit das Unternehmen Bundesliga attraktiver gestalten. Und diese Entwicklung ist auch aus sportlicher Sicht positiv, denn sie verzeiht auch mal einen Fehlstart, wie wir ihn hatten.

DFB.de: Warum?

Dietrich: Entscheidend wird am Ende nicht sein, jedes Spiel zu gewinnen. Entscheidend ist, über die gesamte Saison Konstanz zu zeigen. Man muss einfach sehen, dass die Konkurrenz jetzt größer ist und an guten Tagen nicht nur in der Spitzengruppe jeder jedem Punkte abjagen kann. Da spielt auch die Tagesform eine Rolle. Es wird deshalb bis zum Ende spannend bleiben. An der Spitze - aber auch am Tabellenende.

DFB.de: Wir befinden uns in der auch medial viel beachteten WM-Saison. Hätten Sie sich einen besseren Zeitpunkt für diese Entwicklung der Liga vorstellen können?

Dietrich: Das passt auf den Punkt genau. Ich erinnere nur an die Worte von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, der ein großer Förderer des Frauenfußballs und der Bundesliga ist, aber auch immer wieder betont hat, dass ein ausgeglichenes Leistungsgefüge und ein spannender Konkurrenzkampf um Meisterschaft und Klassenverbleib Voraussetzung für die Attraktivität der Liga sind. Diese Entwicklung kommt jetzt genau zum richtigen Zeitpunkt, und alle Vereine können mitarbeiten, dass es bis zum Schluss so bleibt und sich eine neue Qualität auch für die Zukunft entwickelt.

DFB.de: Was müssen die Vereine tun, um den Aufwind der bevorstehenden Frauen-WM 2011 auch nachhaltig zu nutzen?

Dietrich: Die sportliche Qualität stimmt und ist auf einem sehr guten Weg, die Konkurrenz ist da. Aber wichtig ist nun, dass wir das Publikum gewinnen, das auch zu internationalen Vereinsspielen und Länderspielen der Frauen-Nationalmannschaft geht. Wir müssen erreichen, dass sich diese Zuschauer auch im Umfeld der Ligapartien wohlfühlen. Dazu brauchen wir attraktive Stadien, ein ansprechendes Rahmenprogramm für alle Gäste, optimale Bedingungen für Medienvertreter, zudem nachhaltige Marketing- und Medienaktivitäten, die den Bekanntheitsgrad der Bundesliga steigern. Das ganze Umfeld muss weiter professionalisiert, die Lligaspieltage müssen zum Event für die gesamte Familie werden. Alle Vereine, ob als eigenständiger Frauenfußballklub oder als Abteilung eines Lizenzvereins der Männer, sind gefragt, den Weg der Professionalisierung nachhaltig und mit viel Ernsthaftigkeit zu gehen.

DFB.de: Was muss sich im sportlichen Bereich noch tun?

Dietrich: Es muss das Profitum Einzug halten. Darunter verstehe ich, dass der Fußball mindestens 70 bis 80 Prozent im Leben der Spielerin einnimmt, sie aber daneben den Blick auf die berufliche Ausbildung nicht verliert. Wir nennen es die duale Karriere, in der zunächst der Fußball im Mittelpunkt steht: Die Lebensplanungen nach der Karriere dürfen nie aus dem Blickfeld geraten, da die weiblichen Fußballprofis trotz deutlich steigender Gehälter und Werbeeinnahmen mit dem Sport nicht ausgesorgt haben. Dieses ganzheitliche Prinzip muss sich bei den Vereinen noch durchsetzen und gelebt werden.

DFB.de: Welche Rolle spielt für die Weiterentwicklung der Liga der gemeinsame Austausch der Vereine untereinander?

Dietrich: Das ist Grundvoraussetzung, um Strategien zu entwickeln und die Strukturen permanent zu verbessern. Auf allen Ebenen. Wir haben großen Erfolg mit unserer Frauen-Nationalmannschaft, die Galionsfiguren des Frauenfußballs spielen alle - außer Marta - in Deutschland, wir sind das Land, das die meisten Erfolge im UEFA-Pokal eingefahren hat. Und ein gut strukturierter Unterbau garantiert die bestmögliche Entwicklung vieler Talente. Umso wichtiger ist es, dass sich die Bundesliga mit ihren zwölf Vereinen in der nationalen Welt des Sports als Marke weiter etabliert. Wenn wir es nicht schon sind, sind wir gemeinsam auf dem besten Weg, die stärkste Frauenliga der Welt zu werden!

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Potsdam strauchelt in Wolfsburg, Frankfurt schlägt Duisburg - und in der unteren Tabellenhälfte ist auch noch alles ausgeglichen. Es herrscht Spannung in der Frauen-Bundesliga. Sehr zur Freude von Siegfried Dietrich, dem langjährigen Manager des 1. FFC Frankfurt.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Onlineredakteurin Annette Seitz beurteilt der Manager die derzeitige Situation, spricht an, wo die Liga noch Nachholbedarf hat, und äußert sich zu den Chancen durch die Frauen-WM 2011.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die aktuelle sportliche Situation in der Frauen-Bundesliga?

Siegfried Dietrich: Ich kann mich nicht erinnern, dass es das in der Frauen-Bundesliga nach dem fünften Spieltag schon gegeben hätte: sechs Vereine, die maximal nur eine Distanz von drei Punkten zueinander aufweisen. Für mich ist klar: Das wird die spannendste Saison seit Gründung der eingleisigen Liga und damit seit 20 Jahren. Das spricht für die Marke Frauen-Bundesliga - es ist die von allen gewünschte positive Entwicklung.

DFB.de: Auch speziell aus Sicht des 1. FFC Frankfurt?

Dietrich: Wir als Verein waren natürlich froh, dass wir über Jahre viele Titel gewonnen haben und nicht unwesentlich zur Ligaentwicklung beitragen konnten. Aber für die Sponsoren, die Partner, die Zuschauer und auch die Medien ist es natürlich interessanter, wenn viele Mannschaften auf Augenhöhe sind und damit das Unternehmen Bundesliga attraktiver gestalten. Und diese Entwicklung ist auch aus sportlicher Sicht positiv, denn sie verzeiht auch mal einen Fehlstart, wie wir ihn hatten.

DFB.de: Warum?

Dietrich: Entscheidend wird am Ende nicht sein, jedes Spiel zu gewinnen. Entscheidend ist, über die gesamte Saison Konstanz zu zeigen. Man muss einfach sehen, dass die Konkurrenz jetzt größer ist und an guten Tagen nicht nur in der Spitzengruppe jeder jedem Punkte abjagen kann. Da spielt auch die Tagesform eine Rolle. Es wird deshalb bis zum Ende spannend bleiben. An der Spitze - aber auch am Tabellenende.

DFB.de: Wir befinden uns in der auch medial viel beachteten WM-Saison. Hätten Sie sich einen besseren Zeitpunkt für diese Entwicklung der Liga vorstellen können?

Dietrich: Das passt auf den Punkt genau. Ich erinnere nur an die Worte von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, der ein großer Förderer des Frauenfußballs und der Bundesliga ist, aber auch immer wieder betont hat, dass ein ausgeglichenes Leistungsgefüge und ein spannender Konkurrenzkampf um Meisterschaft und Klassenverbleib Voraussetzung für die Attraktivität der Liga sind. Diese Entwicklung kommt jetzt genau zum richtigen Zeitpunkt, und alle Vereine können mitarbeiten, dass es bis zum Schluss so bleibt und sich eine neue Qualität auch für die Zukunft entwickelt.

DFB.de: Was müssen die Vereine tun, um den Aufwind der bevorstehenden Frauen-WM 2011 auch nachhaltig zu nutzen?

Dietrich: Die sportliche Qualität stimmt und ist auf einem sehr guten Weg, die Konkurrenz ist da. Aber wichtig ist nun, dass wir das Publikum gewinnen, das auch zu internationalen Vereinsspielen und Länderspielen der Frauen-Nationalmannschaft geht. Wir müssen erreichen, dass sich diese Zuschauer auch im Umfeld der Ligapartien wohlfühlen. Dazu brauchen wir attraktive Stadien, ein ansprechendes Rahmenprogramm für alle Gäste, optimale Bedingungen für Medienvertreter, zudem nachhaltige Marketing- und Medienaktivitäten, die den Bekanntheitsgrad der Bundesliga steigern. Das ganze Umfeld muss weiter professionalisiert, die Lligaspieltage müssen zum Event für die gesamte Familie werden. Alle Vereine, ob als eigenständiger Frauenfußballklub oder als Abteilung eines Lizenzvereins der Männer, sind gefragt, den Weg der Professionalisierung nachhaltig und mit viel Ernsthaftigkeit zu gehen.

DFB.de: Was muss sich im sportlichen Bereich noch tun?

Dietrich: Es muss das Profitum Einzug halten. Darunter verstehe ich, dass der Fußball mindestens 70 bis 80 Prozent im Leben der Spielerin einnimmt, sie aber daneben den Blick auf die berufliche Ausbildung nicht verliert. Wir nennen es die duale Karriere, in der zunächst der Fußball im Mittelpunkt steht: Die Lebensplanungen nach der Karriere dürfen nie aus dem Blickfeld geraten, da die weiblichen Fußballprofis trotz deutlich steigender Gehälter und Werbeeinnahmen mit dem Sport nicht ausgesorgt haben. Dieses ganzheitliche Prinzip muss sich bei den Vereinen noch durchsetzen und gelebt werden.

DFB.de: Welche Rolle spielt für die Weiterentwicklung der Liga der gemeinsame Austausch der Vereine untereinander?

Dietrich: Das ist Grundvoraussetzung, um Strategien zu entwickeln und die Strukturen permanent zu verbessern. Auf allen Ebenen. Wir haben großen Erfolg mit unserer Frauen-Nationalmannschaft, die Galionsfiguren des Frauenfußballs spielen alle - außer Marta - in Deutschland, wir sind das Land, das die meisten Erfolge im UEFA-Pokal eingefahren hat. Und ein gut strukturierter Unterbau garantiert die bestmögliche Entwicklung vieler Talente. Umso wichtiger ist es, dass sich die Bundesliga mit ihren zwölf Vereinen in der nationalen Welt des Sports als Marke weiter etabliert. Wenn wir es nicht schon sind, sind wir gemeinsam auf dem besten Weg, die stärkste Frauenliga der Welt zu werden!