Diesmal hält Hans zu Australien

Hans Euscher ist im vergangenen Sommer zum vierten Mal Weltmeister geworden. Doch wenn die deutsche Nationalmannschaft ein Freundschaftsspiel gegen Australien spielt, hält der 69-Jährige eher zu Australien. Kein Wunder, hat der gebürtige Bielefelder doch die meiste Zeit seines Lebens down under verbracht.

Der kleine Hans war neun Jahre alt, als die DFB-Elf zur Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz antrat. "Der einzige Fernseher in Bielefeld stand in einer Kneipe, da haben wir dann alle deutschen Spiele geguckt, die übertragen wurden", erinnert sich Hans. Sein großes Idol war Fritz Walter und an das Finale in Bern kann er sich noch gut erinnern: "Es war irre spannend und total verrückt, dass wir Weltmeister geworden sind."

Drei Jahre später gab es eine große Zäsur im Leben des fußballbegeisterten Bielefelders. 1957 zog er mit seinen Eltern nach Mount Gambier in Australien. In der Einöde von South Australia gab es keinen Fritz Walter und auch sonst niemanden der Fußball spielte. So verpasste er die Einführung der Bundesliga und konnte den Fußball nur noch aus der Ferne verfolgen. Während der WM 1966 leistete Hans seinen Militärdienst ab. Das Endspiel gegen England verfolgte der junge Soldat Radio hörend im Auto - mitten in der Nacht vor der Kaserne. "Es war schweinekalt."

Rechtzeitig vor dem Gewinn des zweiten WM-Titels 1974 wurde dann in Australien aber der Farbfernseher eingeführt. So verfolgte Hans auch den zweiten Triumpf im Fernsehen, diesmal gemeinsam mit seiner Familie in Adelaide, wo er mittlerweile wohnte. Fünf Jahre danach zog Hans erneut um, diesmal verschlug es den Bauingenieur aus beruflichen Gründen nach Papua-Neuguinea. Dort lernte er nicht nur seine zukünftige Frau kennen, eine Engländerin, sondern verfolgte auch die WM 1990 in Italien. "Zum Glück gab es seit Mitte der 80er Jahre Fernseher in Papua-Neuguinea." Wieder war es mitten in der Nacht, als Hans das WM-Finale verfolgte. "Meine Frau hat geschlafen."

Den deutschen Fußball verfolgte Hans in all den Jahrzehnten nur aus der Ferne, hörte Radio oder las Zeitung. Da sein Heimatverein VfB Bielefeld mit der Einführung der Bundesliga an Bedeutung verlor, sympathisierte er wahlweise mit Schalke 04, Bayern München oder Borussia Dortmund.

2005 zog Hans zurück nach Australien, 2014 kaufte er dann im niedersächsischen Apen gemeinsam mit seiner Frau ein Haus. "Da dachte ich, es wird endlich Zeit in den Fan Club einzutreten." Hans hat sechs Kinder und 14 Enkelkinder, wenn er gefragt wird, wo überall auf der Welt sein Nachwuchs lebt, kommt er schon ein bisschen ins Trudeln. Die WM in Brasilien erlebte der Weltenbummler dann mal wieder in Australien. Nun hatte Hans schon vier deutsche WM-Titel miterlebt, doch eine Sache stand noch aus: Der Stadionbesuch bei einem Länderspiel mit deutscher Beteiligung. Im September 2014, 60 Jahre nach dem Gewinn des ersten WM-Titels, war es dann soweit. Hans besuchte das EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland in Dortmund. "Damit ging für mich ein Traum in Erfüllung", verrät Hans.

Aber es verwundert nicht weiter, dass er das Länderspiel gegen Australien in Kaiserslautern verpasst. "Ich muss leider zwei Tage vorher aus beruflichen Gründen zurück nach Australien." Bei einer Weltmeisterschaft würde Hans zu Deutschland halten, aber im Freundschaftsspiel gönnt er dem vermeintlichen Außenseiter den Erfolg. "Ich glaube sogar, dass Australien eine Chance hat, sie haben beim Asien-Cup sehr gut gespielt." Hans selbst wird das Spiel mal wieder aus der Ferne verfolgen, wie so häufig in seinem Leben.

[dfb]

Hans Euscher ist im vergangenen Sommer zum vierten Mal Weltmeister geworden. Doch wenn die deutsche Nationalmannschaft ein Freundschaftsspiel gegen Australien spielt, hält der 69-Jährige eher zu Australien. Kein Wunder, hat der gebürtige Bielefelder doch die meiste Zeit seines Lebens down under verbracht.

Der kleine Hans war neun Jahre alt, als die DFB-Elf zur Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz antrat. "Der einzige Fernseher in Bielefeld stand in einer Kneipe, da haben wir dann alle deutschen Spiele geguckt, die übertragen wurden", erinnert sich Hans. Sein großes Idol war Fritz Walter und an das Finale in Bern kann er sich noch gut erinnern: "Es war irre spannend und total verrückt, dass wir Weltmeister geworden sind."

Drei Jahre später gab es eine große Zäsur im Leben des fußballbegeisterten Bielefelders. 1957 zog er mit seinen Eltern nach Mount Gambier in Australien. In der Einöde von South Australia gab es keinen Fritz Walter und auch sonst niemanden der Fußball spielte. So verpasste er die Einführung der Bundesliga und konnte den Fußball nur noch aus der Ferne verfolgen. Während der WM 1966 leistete Hans seinen Militärdienst ab. Das Endspiel gegen England verfolgte der junge Soldat Radio hörend im Auto - mitten in der Nacht vor der Kaserne. "Es war schweinekalt."

Rechtzeitig vor dem Gewinn des zweiten WM-Titels 1974 wurde dann in Australien aber der Farbfernseher eingeführt. So verfolgte Hans auch den zweiten Triumpf im Fernsehen, diesmal gemeinsam mit seiner Familie in Adelaide, wo er mittlerweile wohnte. Fünf Jahre danach zog Hans erneut um, diesmal verschlug es den Bauingenieur aus beruflichen Gründen nach Papua-Neuguinea. Dort lernte er nicht nur seine zukünftige Frau kennen, eine Engländerin, sondern verfolgte auch die WM 1990 in Italien. "Zum Glück gab es seit Mitte der 80er Jahre Fernseher in Papua-Neuguinea." Wieder war es mitten in der Nacht, als Hans das WM-Finale verfolgte. "Meine Frau hat geschlafen."

Den deutschen Fußball verfolgte Hans in all den Jahrzehnten nur aus der Ferne, hörte Radio oder las Zeitung. Da sein Heimatverein VfB Bielefeld mit der Einführung der Bundesliga an Bedeutung verlor, sympathisierte er wahlweise mit Schalke 04, Bayern München oder Borussia Dortmund.

2005 zog Hans zurück nach Australien, 2014 kaufte er dann im niedersächsischen Apen gemeinsam mit seiner Frau ein Haus. "Da dachte ich, es wird endlich Zeit in den Fan Club einzutreten." Hans hat sechs Kinder und 14 Enkelkinder, wenn er gefragt wird, wo überall auf der Welt sein Nachwuchs lebt, kommt er schon ein bisschen ins Trudeln. Die WM in Brasilien erlebte der Weltenbummler dann mal wieder in Australien. Nun hatte Hans schon vier deutsche WM-Titel miterlebt, doch eine Sache stand noch aus: Der Stadionbesuch bei einem Länderspiel mit deutscher Beteiligung. Im September 2014, 60 Jahre nach dem Gewinn des ersten WM-Titels, war es dann soweit. Hans besuchte das EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland in Dortmund. "Damit ging für mich ein Traum in Erfüllung", verrät Hans.

Aber es verwundert nicht weiter, dass er das Länderspiel gegen Australien in Kaiserslautern verpasst. "Ich muss leider zwei Tage vorher aus beruflichen Gründen zurück nach Australien." Bei einer Weltmeisterschaft würde Hans zu Deutschland halten, aber im Freundschaftsspiel gönnt er dem vermeintlichen Außenseiter den Erfolg. "Ich glaube sogar, dass Australien eine Chance hat, sie haben beim Asien-Cup sehr gut gespielt." Hans selbst wird das Spiel mal wieder aus der Ferne verfolgen, wie so häufig in seinem Leben.