Die Netzspinner aus Eschweiler

Fußball ist mehr als ein 1:0, mehr als Nationalmannschaft, DFB-Pokal und Bundesliga. Fußball hat eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung. Fußball führt Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammen.

Deshalb gibt es den DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreis, der vorbildliche Initiativen auszeichnet und Mitte Februar 2010 zum dritten Mal verliehen wird. Bis dahin stellt eine DFB.de-Serie immer donnerstags die neun Nominierten in den drei Kategorien Schule, Verein und Sonderpreis vor.

"Was ist Kegeln?"

Wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft sich begegnen, geschieht das nicht ohne Risiken. Ist erstmal Vertrauen gefasst, fängt mancher an, neugierig Fragen zu stellen. „Was genau ist eigentlich Kegeln?“, wurde Jürgen Rombach also von einem gerade nach Eschweiler gezogenen Türken gefragt. Beim „Sportfest ohne Grenzen“, einem Integrationsfest, das er gemeinsam mit den anderen Eschweiler Netzwerkern im Sommer am Blaustein-See organisiert hatte, wurde der 52-jährige diplomierte Gymnasiallehrer plötzlich gefragt. Morgens hatte es noch geregnet, dann brach die Sonne durch. Und dann, aus heiterem Himmel, sozusagen: „Was ist Kegeln?“ Keine leichte Frage, zugegeben, aber Jürgen Rombach ist der Integrationsbeauftragte der 56.000 Einwohner-Stadt zwischen Köln und Aachen. Die Erklärung kultureller Differenz ist sein Job.

In Eschweiler engagieren sich die zwölf Fußballvereine der Stadt, etliche andere Sportklubs – ja, auch die Kegler – dazu die Moscheen und Ausländerkulturvereine, die Schulen und federführend hoch motivierte Mitarbeiter der Stadtverwaltung für das friedliche, respektvolle Zusammenleben von Menschen von unterschiedlicher kultureller Herkunft. Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund addiert ergeben einen Anteil von etwas über 16 Prozent der Stadtbevölkerung Eschweilers, womit man unter Bundesdurchschnitt liegt. Das vorbildliche Netzwerk funktioniert und wurde im November bei einer Jurysitzung im Berliner Bundeskanzleramt, an der DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, die für Migration und Flüchtlinge zuständige Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer und Oliver Bierhoff teilnahmen, für die Kategorie „Projekte“ des mit 150.000 Euro in Geld- und Sachpreisen dotierten DFB und Mercedes-Benz-Integrationspreises nominiert. Mit zwei anderen Projekten, die DFB.de in den kommenden Wochen vorstellen wird, konkurriert Eschweiler um den 1. Preis, einen Transporter Vito des DFB-Generalsponsors Mercedes Benz. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth fuhr nach Eschweiler und berichtet von einem Leuchtturm im Rheinland.

Nominiert für DFB-Integrationspreis: Eschweiler

Harzheim: "Wir sind auf dem richtigen Weg"

Noch fehlen die Parameter des Erfolges. Wie misst man gute Integrationsarbeit? Die zu kurze Laufzeit des Projektes, die noch nicht definierten Indikatoren, die auf städtischer Ebene oft nicht vorhandenen Erfassungswerkzeuge verhindern eine objektive Beurteilung. Bringt das wirklich was? Rombach und Sigrid Harzheim, die Gleichstellungsbeauftragte Eschweilers, können weder mit einem Absinken der Jugendkriminalität noch mit verbesserten Schulabschlüssen für Kinder aus Migrantenfamilien prahlen. „Aber als, nach anfänglich großen Bedenken, die Gemeinde der türkischen Moschee hier in Eschweiler ein Mädchenfußball-Team gründete, da spürten wir schon ein wenig, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, berichtet Sigrid Harzheim.

Im Januar 2007 gründete sich in Eschweiler die Arbeitsgemeinschaft „Kultur, Sport und Freizeit“. Mittlerweile 60 Repräsentanten aus unterschiedlichen städtischen Gruppierungen treffen sich fünfmal jährlich. Eschweilers „Allgemeiner Deutscher Rottweilerklub“ ist genauso vertreten wie die Behindertensportgemeinschaft, der Fußballklub SV Falke Bergrath, die marokkanische Moschee und der türkisch-islamische Kulturverein, die Polizeiwache Eschweiler und die Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Einen Runden Tisch aller Sportvereine einzurichten, war eines der Ziele der AG, das „Sportfest ohne Grenzen“ das zweite. Die AG formuliert Handlungsempfehlungen, über die der Stadtrat dann abstimmt. „Bis jetzt ist jede unserer Empfehlungen vom Stadtrat einstimmig durchgewunken worden“, sagt Jürgen Rombach. „Am letzten Tag des Sportfestes, als wir gerade die Stadtmeisterschaft der Kindergärten ausgespielt hatten, kam eine türkische Mutter mit Kopftuch verärgert auf mich zu“, erzählt Sigrid Harzheim. „’Können wir Mütter nicht auch eine Fußballgruppe aufmachen?’, hat sie mich gefragt.“

Früher fand der Schwimmunterricht in den Schulen meist ohne die Kinder aus muslimischen Familien statt. Nach fast drei Jahren engagierter Arbeit der Netzwerker hat sich Eschweiler verändert. Man muss genau hinsehen, um den Wandel zu sehen. Nichts Spektakuläres, aber die Schwimmkurse der Kindergärten und ersten Schulklassen sind überfüllt. Der oft zitierte Bewusstseinswandel hat begonnen, vermeintlich tiefe Gräben werden Schaufel für Schaufel mit Erde gefüllt. Und die Erde heißt Vertrauen.

In Eschweiler waren sie schon immer fortschrittlich. Mitte der siebziger Jahre entstand hier Nordrhein-Westfalens erste Fußgängerzone. Bereits 2006 entwickelten die Eschweiler ein Integrationskonzept. Kein abgehobenes Kauderwelsch, man legte Wert auf Umsetzbarkeit. Konkrete Handlungsfelder wurden festgelegt: Bildung und Sprachförderung, Wirtschaft und Beschäftigung, Stadtentwicklung, Gesundheit und Soziales, die interkulturelle Öffnung der Verwaltung, und eben Kultur, Sport und Freizeit. Bald wurde die AG gegründet. „Sport spielt schon lange eine zentrale Rolle bei der Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Hier bei uns in Eschweiler leben Deutsche, Türken, Portugiesen, Italiener und Marokkaner. Was sie alle verbindet, ist der Fußball. Diese Möglichkeiten wollten wir nutzen“, sagt Jürgen Rombach. 3000 Besucher, darunter die DFB-Integrationsbeauftragte Gül Keskinler, kamen im Juni zum „Sportfest ohne Grenzen“. Trotz vieler Stunden Arbeit und einem bescheidenen städtischen Budget von gerade mal 2500 Euro, das glücklicherweise durch Sponsorengelder aufgestockt werden konnte, wollen alle 28 Vereine auch beim nächsten Fest wieder mitmachen.

Böhmer: "DFB ist Vorreiter bei der Integration"

Die Stadt Eschweiler hat eine von 239 Bewerbungen beim DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreis 2009 abgegeben. Die Verleihung wird im Rahmen des Frauen-Länderspiels Deutschland – Nordkorea in Duisburg am 17. Februar 2010 stattfinden. Im Vorjahr beim Norwegen-Länderspiel der A-Nationalmannschaft erfuhr die Preisverleihung große öffentliche Aufmerksamkeit. Die WDR-Nachrichtensendung „Aktuelle Stunde“ berichtete mit einer Live-Schaltung von der Vergabe des Integrationspreises an die Türkische Jugend Dormagen.

„Der Deutsche Fußball-Bund ist ein Vorreiter bei der Integration“, sagt die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Prof. Dr. Maria Böhmer, und würdigt damit, dass der DFB seine zehn Selbstverpflichtungen aus dem Nationalen Integrationsplan erfüllt hatte. „Mit seinem großen Engagement leistet der DFB einen wertvollen Beitrag für ein gutes Zusammenleben in unserem Land. Der DFB bringt Integration in die Fläche. Gerade in den Vereinen vor Ort kann jeder einzelne – Einheimische und Migranten gleichermaßen – mit Offenheit und Verständnis für den anderen zu einem guten Miteinander beitragen.“

Vorbildlich geschieht das in Eschweiler, das schwere Jahre des Strukturwandels von der Steinkohle und Schwerindustrie zu High-Tech und Dienstleistung durchstehen musste. Das Stadtbild wirkt zusammengewürfelt, Penny-Märkte neben alter Bausubstanz, dazwischen plötzlich brachliegende Flächen. Das Rathaus ist vom improvisierten Weihnachtsmarkt zugestellt. Man sieht Eschweiler die schweren Jahre noch etwas an. „Zwischenzeitlich kletterte die Arbeitslosigkeit auf fast 20 Prozent, das waren Werte wie in den neuen Bundesländern. Mittlerweile sind wir aus dem Gröbsten raus “, berichtet Jürgen Rombach. Ein Großteil der zugewanderten Ausländer aber war wegen des Kohlebergbaus ins Aachener Revier gezogen. Die Auswirkungen des sich rasch verändernden Arbeitsmarktes trafen die Migrantenbevölkerung härter, manche wurden abgehängt. Auch deshalb ist Integration in Eschweiler kein blauäugiges Retten der Welt, sondern einfach notwendig.

Rombach:"Wir bewegen hier etwas"

Jürgen Rombach hat in Eschweiler viele Menschen motiviert und überzeugt. Integration ist in der Eschweiler Stadtverwaltung zu einer Ernst genommenen Querschnittsaufgabe geworden. Der diplomierte Gymnasiallehrer, der am Freitag den 53. Geburtstag und mit seiner aus Griechenland stammenden Frau den 28. Hochzeitstag feiert, sagt: „Für mich ist diese Aufgabe der beste Job überhaupt. Wir bewegen hier etwas.“ In Eschweiler wurde ein Netz gesponnen, fein verästelt und inzwischen sehr tragfähig. Die Netzspinner aus Eschweiler setzten dabei von Beginn an auf den Fußball, den „großen gemeinsamen Nenner quer durch alle Kulturen“, wie Jürgen Rombach sagt.

2011 werden die Eschweiler am Blaustein-See wieder ihr „Sportfest ohne Grenzen“ feiern. Das Jahr 2010 will die Arbeitsgemeinschaft nutzen, um den anderen Schwerpunkt, die Kultur, mit Leben zu füllen. Man denkt über einen internationalen Kochkurs und einen „Song-Contest“ nach. Das beste Anti-Rassismus-Lied soll gekürt werden.

Ein internationales Kegelturnier ist noch nicht geplant.

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Fußball ist mehr als ein 1:0, mehr als Nationalmannschaft, DFB-Pokal und Bundesliga. Fußball hat eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung. Fußball führt Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammen.

Deshalb gibt es den DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreis, der vorbildliche Initiativen auszeichnet und Mitte Februar 2010 zum dritten Mal verliehen wird. Bis dahin stellt eine DFB.de-Serie immer donnerstags die neun Nominierten in den drei Kategorien Schule, Verein und Sonderpreis vor.

"Was ist Kegeln?"

Wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft sich begegnen, geschieht das nicht ohne Risiken. Ist erstmal Vertrauen gefasst, fängt mancher an, neugierig Fragen zu stellen. „Was genau ist eigentlich Kegeln?“, wurde Jürgen Rombach also von einem gerade nach Eschweiler gezogenen Türken gefragt. Beim „Sportfest ohne Grenzen“, einem Integrationsfest, das er gemeinsam mit den anderen Eschweiler Netzwerkern im Sommer am Blaustein-See organisiert hatte, wurde der 52-jährige diplomierte Gymnasiallehrer plötzlich gefragt. Morgens hatte es noch geregnet, dann brach die Sonne durch. Und dann, aus heiterem Himmel, sozusagen: „Was ist Kegeln?“ Keine leichte Frage, zugegeben, aber Jürgen Rombach ist der Integrationsbeauftragte der 56.000 Einwohner-Stadt zwischen Köln und Aachen. Die Erklärung kultureller Differenz ist sein Job.

In Eschweiler engagieren sich die zwölf Fußballvereine der Stadt, etliche andere Sportklubs – ja, auch die Kegler – dazu die Moscheen und Ausländerkulturvereine, die Schulen und federführend hoch motivierte Mitarbeiter der Stadtverwaltung für das friedliche, respektvolle Zusammenleben von Menschen von unterschiedlicher kultureller Herkunft. Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund addiert ergeben einen Anteil von etwas über 16 Prozent der Stadtbevölkerung Eschweilers, womit man unter Bundesdurchschnitt liegt. Das vorbildliche Netzwerk funktioniert und wurde im November bei einer Jurysitzung im Berliner Bundeskanzleramt, an der DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, die für Migration und Flüchtlinge zuständige Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer und Oliver Bierhoff teilnahmen, für die Kategorie „Projekte“ des mit 150.000 Euro in Geld- und Sachpreisen dotierten DFB und Mercedes-Benz-Integrationspreises nominiert. Mit zwei anderen Projekten, die DFB.de in den kommenden Wochen vorstellen wird, konkurriert Eschweiler um den 1. Preis, einen Transporter Vito des DFB-Generalsponsors Mercedes Benz. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth fuhr nach Eschweiler und berichtet von einem Leuchtturm im Rheinland.

Nominiert für DFB-Integrationspreis: Eschweiler

Harzheim: "Wir sind auf dem richtigen Weg"

Noch fehlen die Parameter des Erfolges. Wie misst man gute Integrationsarbeit? Die zu kurze Laufzeit des Projektes, die noch nicht definierten Indikatoren, die auf städtischer Ebene oft nicht vorhandenen Erfassungswerkzeuge verhindern eine objektive Beurteilung. Bringt das wirklich was? Rombach und Sigrid Harzheim, die Gleichstellungsbeauftragte Eschweilers, können weder mit einem Absinken der Jugendkriminalität noch mit verbesserten Schulabschlüssen für Kinder aus Migrantenfamilien prahlen. „Aber als, nach anfänglich großen Bedenken, die Gemeinde der türkischen Moschee hier in Eschweiler ein Mädchenfußball-Team gründete, da spürten wir schon ein wenig, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, berichtet Sigrid Harzheim.

Im Januar 2007 gründete sich in Eschweiler die Arbeitsgemeinschaft „Kultur, Sport und Freizeit“. Mittlerweile 60 Repräsentanten aus unterschiedlichen städtischen Gruppierungen treffen sich fünfmal jährlich. Eschweilers „Allgemeiner Deutscher Rottweilerklub“ ist genauso vertreten wie die Behindertensportgemeinschaft, der Fußballklub SV Falke Bergrath, die marokkanische Moschee und der türkisch-islamische Kulturverein, die Polizeiwache Eschweiler und die Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Einen Runden Tisch aller Sportvereine einzurichten, war eines der Ziele der AG, das „Sportfest ohne Grenzen“ das zweite. Die AG formuliert Handlungsempfehlungen, über die der Stadtrat dann abstimmt. „Bis jetzt ist jede unserer Empfehlungen vom Stadtrat einstimmig durchgewunken worden“, sagt Jürgen Rombach. „Am letzten Tag des Sportfestes, als wir gerade die Stadtmeisterschaft der Kindergärten ausgespielt hatten, kam eine türkische Mutter mit Kopftuch verärgert auf mich zu“, erzählt Sigrid Harzheim. „’Können wir Mütter nicht auch eine Fußballgruppe aufmachen?’, hat sie mich gefragt.“

Früher fand der Schwimmunterricht in den Schulen meist ohne die Kinder aus muslimischen Familien statt. Nach fast drei Jahren engagierter Arbeit der Netzwerker hat sich Eschweiler verändert. Man muss genau hinsehen, um den Wandel zu sehen. Nichts Spektakuläres, aber die Schwimmkurse der Kindergärten und ersten Schulklassen sind überfüllt. Der oft zitierte Bewusstseinswandel hat begonnen, vermeintlich tiefe Gräben werden Schaufel für Schaufel mit Erde gefüllt. Und die Erde heißt Vertrauen.

In Eschweiler waren sie schon immer fortschrittlich. Mitte der siebziger Jahre entstand hier Nordrhein-Westfalens erste Fußgängerzone. Bereits 2006 entwickelten die Eschweiler ein Integrationskonzept. Kein abgehobenes Kauderwelsch, man legte Wert auf Umsetzbarkeit. Konkrete Handlungsfelder wurden festgelegt: Bildung und Sprachförderung, Wirtschaft und Beschäftigung, Stadtentwicklung, Gesundheit und Soziales, die interkulturelle Öffnung der Verwaltung, und eben Kultur, Sport und Freizeit. Bald wurde die AG gegründet. „Sport spielt schon lange eine zentrale Rolle bei der Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Hier bei uns in Eschweiler leben Deutsche, Türken, Portugiesen, Italiener und Marokkaner. Was sie alle verbindet, ist der Fußball. Diese Möglichkeiten wollten wir nutzen“, sagt Jürgen Rombach. 3000 Besucher, darunter die DFB-Integrationsbeauftragte Gül Keskinler, kamen im Juni zum „Sportfest ohne Grenzen“. Trotz vieler Stunden Arbeit und einem bescheidenen städtischen Budget von gerade mal 2500 Euro, das glücklicherweise durch Sponsorengelder aufgestockt werden konnte, wollen alle 28 Vereine auch beim nächsten Fest wieder mitmachen.

Böhmer: "DFB ist Vorreiter bei der Integration"

Die Stadt Eschweiler hat eine von 239 Bewerbungen beim DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreis 2009 abgegeben. Die Verleihung wird im Rahmen des Frauen-Länderspiels Deutschland – Nordkorea in Duisburg am 17. Februar 2010 stattfinden. Im Vorjahr beim Norwegen-Länderspiel der A-Nationalmannschaft erfuhr die Preisverleihung große öffentliche Aufmerksamkeit. Die WDR-Nachrichtensendung „Aktuelle Stunde“ berichtete mit einer Live-Schaltung von der Vergabe des Integrationspreises an die Türkische Jugend Dormagen.

„Der Deutsche Fußball-Bund ist ein Vorreiter bei der Integration“, sagt die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Prof. Dr. Maria Böhmer, und würdigt damit, dass der DFB seine zehn Selbstverpflichtungen aus dem Nationalen Integrationsplan erfüllt hatte. „Mit seinem großen Engagement leistet der DFB einen wertvollen Beitrag für ein gutes Zusammenleben in unserem Land. Der DFB bringt Integration in die Fläche. Gerade in den Vereinen vor Ort kann jeder einzelne – Einheimische und Migranten gleichermaßen – mit Offenheit und Verständnis für den anderen zu einem guten Miteinander beitragen.“

Vorbildlich geschieht das in Eschweiler, das schwere Jahre des Strukturwandels von der Steinkohle und Schwerindustrie zu High-Tech und Dienstleistung durchstehen musste. Das Stadtbild wirkt zusammengewürfelt, Penny-Märkte neben alter Bausubstanz, dazwischen plötzlich brachliegende Flächen. Das Rathaus ist vom improvisierten Weihnachtsmarkt zugestellt. Man sieht Eschweiler die schweren Jahre noch etwas an. „Zwischenzeitlich kletterte die Arbeitslosigkeit auf fast 20 Prozent, das waren Werte wie in den neuen Bundesländern. Mittlerweile sind wir aus dem Gröbsten raus “, berichtet Jürgen Rombach. Ein Großteil der zugewanderten Ausländer aber war wegen des Kohlebergbaus ins Aachener Revier gezogen. Die Auswirkungen des sich rasch verändernden Arbeitsmarktes trafen die Migrantenbevölkerung härter, manche wurden abgehängt. Auch deshalb ist Integration in Eschweiler kein blauäugiges Retten der Welt, sondern einfach notwendig.

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Rombach:"Wir bewegen hier etwas"

Jürgen Rombach hat in Eschweiler viele Menschen motiviert und überzeugt. Integration ist in der Eschweiler Stadtverwaltung zu einer Ernst genommenen Querschnittsaufgabe geworden. Der diplomierte Gymnasiallehrer, der am Freitag den 53. Geburtstag und mit seiner aus Griechenland stammenden Frau den 28. Hochzeitstag feiert, sagt: „Für mich ist diese Aufgabe der beste Job überhaupt. Wir bewegen hier etwas.“ In Eschweiler wurde ein Netz gesponnen, fein verästelt und inzwischen sehr tragfähig. Die Netzspinner aus Eschweiler setzten dabei von Beginn an auf den Fußball, den „großen gemeinsamen Nenner quer durch alle Kulturen“, wie Jürgen Rombach sagt.

2011 werden die Eschweiler am Blaustein-See wieder ihr „Sportfest ohne Grenzen“ feiern. Das Jahr 2010 will die Arbeitsgemeinschaft nutzen, um den anderen Schwerpunkt, die Kultur, mit Leben zu füllen. Man denkt über einen internationalen Kochkurs und einen „Song-Contest“ nach. Das beste Anti-Rassismus-Lied soll gekürt werden.

Ein internationales Kegelturnier ist noch nicht geplant.