Die Mannschaft: Auf Los geht’s los

Deutschland will wieder Weltmeister werden. Im Jahr 2017 wurde dafür die Basis gelegt. Mit der erfolgreichen WM-Qualifikation, mit vielen Siegen und wichtigen Erkenntnissen. Nach der Gruppenauslosung in Moskau hat das Tempo Richtung Russland zugenommen. Die Mission Titelverteidigung bekommt immer mehr Konturen. 2018 kann kommen.

Die Bewertung des Jahres 2017 ist abhängig davon, welche Zielsetzung für die vergangenen zwölf Monate ausgegeben war. Es gibt eine Lesart, nach der für 2017 und die deutsche Nationalmannschaft ein umfassendes Scheitern attestiert werden muss. Für den Fall, dass Joachim Löw und die Sportliche Leitung den Plan verfolgt haben sollten, nach dem vorweltmeisterschaftlichen Jahr ihre Favoritenrolle weiterzureichen, gibt es nur eine Wertung: Dieses Vorhaben ist fehlgeschlagen. Und zwar gründlich. Als Titelverteidiger zählt die DFB-Mannschaft schon qua Amt zu den Favoriten. Und das Jahr 2017 hat nicht viel dazu beigetragen, diese Situation zu ändern. Im Gegenteil. Wer den Confed-Cup gewinnt und wer dabei Spieler wie Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Toni Kroos, Mats Hummels, Mesut Özil, Thomas Müller oder Sami Khedira nicht im Kader hatte, der kann sich kaum dagegen wehren, als Titelkandidat zu gelten. Zumal die Erfolge des Jahres 2017 damit noch nicht abschließend beschrieben sind. Das DFB-Team war in der WM-Qualifikation mehr als nur nah an der Perfektion. Zehn Spiele, zehn Siege – mehr geht nicht. Die letzte Niederlage datiert vom 7. Juli 2016, seit dem Aus im EM-Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich hat Deutschland kein Fußballspiel mehr verloren. 21 Spiele in Serie.

Erfolg und Erkenntnisse

2017 war ein gutes Jahr, ein bemerkenswertes Jahr. Zumal der größte Erfolg des Jahres mit den Titeln und den Statistiken noch nicht genannt ist. Relevanter sind für den Bundestrainer andere Belange. Wer hat den nächsten Schritt gesetzt, wer Verantwortung übernommen, wer sich als Alternative empfohlen, auf wen kann ich mich verlassen, wenn es wirklich wichtig wird?

Löw hat viel getestet in den vergangenen Monaten, neue Systeme, neue Spieler. In Marcel Halstenberg, Kevin Trapp, Timo Werner, Amin Younes, Kerem Demirbay, Marvin Plattenhardt, Lars Stindl, Sandro Wagner und Diego Demme haben 2017 neun Spieler ihr Nationalmannschafts-Debüt gefeiert. Den Confed-Cup in Russland haben einige Spieler als Plattform genutzt und sich in Abwesenheit einiger Arrivierter in den Vordergrund gespielt. Julian Draxler als Kapitän, aber auch Spieler wie Leon Goretzka, Werner und Stindl. Für Löw bedeutet dies den gewünschten Effekt: Die Auswahl ist noch größer geworden. Erst recht seit der Rückkehr von Spielern wie Boateng, Ilkay Gündoğan, Leroy Sané und Mario Götze. "Es werden sicher harte Entscheidungen fallen, absolut, dafür ist die Dichte auf einigen Positionen zu groß", sagt Löw.

So fällt das Jahresfazit des Bundestrainers beinahe euphorisch aus. "Wir können hochzufrieden sein, es war ein überragendes Jahr", sagt Löw. Wobei sich der Bundestrainer grundsätzlich nicht lange mit dem Gewesenen befasst. Sein Blick ist auf die Vorhaben 2018 gerichtet. Deutschland will wieder Weltmeister werden, und wieder Weltmeister wird man nicht in der Vergangenheit. Keine Mannschaft geht mit einem Bonus ins Turnier, und jede will den Weltmeister besiegen. "Wir werden auf wahnsinnige Widerstände stoßen", sagt Löw. "Und wir werden nur bestehen, wenn wir unser Optimum erreichen."

Vorbereitung in Südtirol

Zur Vorbereitung gehört daneben die Analyse der Gegner. Für Löw und seinen Stab war der 1. Dezember 2017 daher rot im Kalender angestrichen. Mit der Gruppenauslosung in Moskau hat ein vager Plan festere Konturen bekommen. Seither ist bekannt, wann, wo und gegen wen Deutschland die ersten drei von geplant sieben WM-Spielen absolvieren wird. Die Gegner kommen aus Nordamerika, Europa und Asien und heißen Mexiko, Schweden und Südkorea. Es ist eine Weltmeisterschaft im Kleinen, bevor es ab dem Achtelfinale gegen die ganz Großen gehen soll.

Löw sieht in dieser Sichtweise eine Gefahr. Für ihn haben Mannschaften wie Schweden oder Südkorea eine versteckte Qualität, über die Spanien, Brasilien oder Frankreich nicht verfügen und die der eigenen Mannschaft zwischen zehn und 20 Prozent des eigenen Vermögens rauben kann. Diese Qualität besteht darin, den Gegner in eine Falle zu locken. Löw beschreibt es so: "Der größte Feind ist, wenn man glaubt, gegen Mannschaften wie Schweden oder Südkorea nur 80 oder 90 Prozent abrufen zu müssen." Die Äußerungen seiner Spieler legen nahe, dass diese Gefahr erkannt ist. "Es sind alles sehr ernst zu nehmende Gegner", sagt Kapitän Manuel Neuer stellvertretend für die Mannschaft. Das Selbstbewusstsein des Weltmeisters ist davon jedoch unberührt. Neuer unterstreicht: "Es muss unser klares Ziel sein, uns als Gruppenerster durchzusetzen."

Nie zu sicher sein

Im Fall Schwedens zeigt sich, dass jeder Rückschlag positive Effekte haben kann. Mitunter auch erst Jahre später. 2012 hatte Deutschland in Berlin im Rahmen der WM-Qualifikation gegen Schweden binnen einer halben Stunde einen Vier-Tore-Vorsprung verspielt. Bis heute ist diese Partie nicht vergessen, und sie ist Warnung. "Dieses Spiel hat gezeigt, dass man niemals abschalten darf", sagt Löw. Im Scherz fügt er hinzu: "Diesmal wollen wir 5:0 führen, um ganz sicher zu sein."

Die Vorbereitung auf die WM startet für den Weltmeister nicht erst Mitte Mai in Südtirol. Zur Vorbereitung gehören daneben die beiden Länderspiele im Frühjahr. Am 23. März trifft Deutschland in Düsseldorf auf Spanien, der Weltmeister spielt gegen seinen Vorgänger. Vier Tage später trifft Deutschland in Berlin auf Brasilien, der viermalige Weltmeister spielt gegen den fünfmaligen Weltmeister. Ganz schön viel Qualität, ganz im Sinne des Bundestrainers. "Wenn wir uns nicht auf höchstem Niveau messen, können wir auch nicht auf höchstem Niveau bestehen", sagt Löw. Und das muss die Mannschaft, wenn auf das überragende Jahr 2017 ein überragendes Jahr 2018 folgen soll. Wobei es für die Bewertung des kommenden Jahres nur eine Lesart und eine klare Zielsetzung gibt: die Titelverteidigung.

[sl]

Deutschland will wieder Weltmeister werden. Im Jahr 2017 wurde dafür die Basis gelegt. Mit der erfolgreichen WM-Qualifikation, mit vielen Siegen und wichtigen Erkenntnissen. Nach der Gruppenauslosung in Moskau hat das Tempo Richtung Russland zugenommen. Die Mission Titelverteidigung bekommt immer mehr Konturen. 2018 kann kommen.

Die Bewertung des Jahres 2017 ist abhängig davon, welche Zielsetzung für die vergangenen zwölf Monate ausgegeben war. Es gibt eine Lesart, nach der für 2017 und die deutsche Nationalmannschaft ein umfassendes Scheitern attestiert werden muss. Für den Fall, dass Joachim Löw und die Sportliche Leitung den Plan verfolgt haben sollten, nach dem vorweltmeisterschaftlichen Jahr ihre Favoritenrolle weiterzureichen, gibt es nur eine Wertung: Dieses Vorhaben ist fehlgeschlagen. Und zwar gründlich. Als Titelverteidiger zählt die DFB-Mannschaft schon qua Amt zu den Favoriten. Und das Jahr 2017 hat nicht viel dazu beigetragen, diese Situation zu ändern. Im Gegenteil. Wer den Confed-Cup gewinnt und wer dabei Spieler wie Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Toni Kroos, Mats Hummels, Mesut Özil, Thomas Müller oder Sami Khedira nicht im Kader hatte, der kann sich kaum dagegen wehren, als Titelkandidat zu gelten. Zumal die Erfolge des Jahres 2017 damit noch nicht abschließend beschrieben sind. Das DFB-Team war in der WM-Qualifikation mehr als nur nah an der Perfektion. Zehn Spiele, zehn Siege – mehr geht nicht. Die letzte Niederlage datiert vom 7. Juli 2016, seit dem Aus im EM-Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich hat Deutschland kein Fußballspiel mehr verloren. 21 Spiele in Serie.

Erfolg und Erkenntnisse

2017 war ein gutes Jahr, ein bemerkenswertes Jahr. Zumal der größte Erfolg des Jahres mit den Titeln und den Statistiken noch nicht genannt ist. Relevanter sind für den Bundestrainer andere Belange. Wer hat den nächsten Schritt gesetzt, wer Verantwortung übernommen, wer sich als Alternative empfohlen, auf wen kann ich mich verlassen, wenn es wirklich wichtig wird?

Löw hat viel getestet in den vergangenen Monaten, neue Systeme, neue Spieler. In Marcel Halstenberg, Kevin Trapp, Timo Werner, Amin Younes, Kerem Demirbay, Marvin Plattenhardt, Lars Stindl, Sandro Wagner und Diego Demme haben 2017 neun Spieler ihr Nationalmannschafts-Debüt gefeiert. Den Confed-Cup in Russland haben einige Spieler als Plattform genutzt und sich in Abwesenheit einiger Arrivierter in den Vordergrund gespielt. Julian Draxler als Kapitän, aber auch Spieler wie Leon Goretzka, Werner und Stindl. Für Löw bedeutet dies den gewünschten Effekt: Die Auswahl ist noch größer geworden. Erst recht seit der Rückkehr von Spielern wie Boateng, Ilkay Gündoğan, Leroy Sané und Mario Götze. "Es werden sicher harte Entscheidungen fallen, absolut, dafür ist die Dichte auf einigen Positionen zu groß", sagt Löw.

So fällt das Jahresfazit des Bundestrainers beinahe euphorisch aus. "Wir können hochzufrieden sein, es war ein überragendes Jahr", sagt Löw. Wobei sich der Bundestrainer grundsätzlich nicht lange mit dem Gewesenen befasst. Sein Blick ist auf die Vorhaben 2018 gerichtet. Deutschland will wieder Weltmeister werden, und wieder Weltmeister wird man nicht in der Vergangenheit. Keine Mannschaft geht mit einem Bonus ins Turnier, und jede will den Weltmeister besiegen. "Wir werden auf wahnsinnige Widerstände stoßen", sagt Löw. "Und wir werden nur bestehen, wenn wir unser Optimum erreichen."

Vorbereitung in Südtirol

Zur Vorbereitung gehört daneben die Analyse der Gegner. Für Löw und seinen Stab war der 1. Dezember 2017 daher rot im Kalender angestrichen. Mit der Gruppenauslosung in Moskau hat ein vager Plan festere Konturen bekommen. Seither ist bekannt, wann, wo und gegen wen Deutschland die ersten drei von geplant sieben WM-Spielen absolvieren wird. Die Gegner kommen aus Nordamerika, Europa und Asien und heißen Mexiko, Schweden und Südkorea. Es ist eine Weltmeisterschaft im Kleinen, bevor es ab dem Achtelfinale gegen die ganz Großen gehen soll.

Löw sieht in dieser Sichtweise eine Gefahr. Für ihn haben Mannschaften wie Schweden oder Südkorea eine versteckte Qualität, über die Spanien, Brasilien oder Frankreich nicht verfügen und die der eigenen Mannschaft zwischen zehn und 20 Prozent des eigenen Vermögens rauben kann. Diese Qualität besteht darin, den Gegner in eine Falle zu locken. Löw beschreibt es so: "Der größte Feind ist, wenn man glaubt, gegen Mannschaften wie Schweden oder Südkorea nur 80 oder 90 Prozent abrufen zu müssen." Die Äußerungen seiner Spieler legen nahe, dass diese Gefahr erkannt ist. "Es sind alles sehr ernst zu nehmende Gegner", sagt Kapitän Manuel Neuer stellvertretend für die Mannschaft. Das Selbstbewusstsein des Weltmeisters ist davon jedoch unberührt. Neuer unterstreicht: "Es muss unser klares Ziel sein, uns als Gruppenerster durchzusetzen."

Nie zu sicher sein

Im Fall Schwedens zeigt sich, dass jeder Rückschlag positive Effekte haben kann. Mitunter auch erst Jahre später. 2012 hatte Deutschland in Berlin im Rahmen der WM-Qualifikation gegen Schweden binnen einer halben Stunde einen Vier-Tore-Vorsprung verspielt. Bis heute ist diese Partie nicht vergessen, und sie ist Warnung. "Dieses Spiel hat gezeigt, dass man niemals abschalten darf", sagt Löw. Im Scherz fügt er hinzu: "Diesmal wollen wir 5:0 führen, um ganz sicher zu sein."

Die Vorbereitung auf die WM startet für den Weltmeister nicht erst Mitte Mai in Südtirol. Zur Vorbereitung gehören daneben die beiden Länderspiele im Frühjahr. Am 23. März trifft Deutschland in Düsseldorf auf Spanien, der Weltmeister spielt gegen seinen Vorgänger. Vier Tage später trifft Deutschland in Berlin auf Brasilien, der viermalige Weltmeister spielt gegen den fünfmaligen Weltmeister. Ganz schön viel Qualität, ganz im Sinne des Bundestrainers. "Wenn wir uns nicht auf höchstem Niveau messen, können wir auch nicht auf höchstem Niveau bestehen", sagt Löw. Und das muss die Mannschaft, wenn auf das überragende Jahr 2017 ein überragendes Jahr 2018 folgen soll. Wobei es für die Bewertung des kommenden Jahres nur eine Lesart und eine klare Zielsetzung gibt: die Titelverteidigung.

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