"Die Fans sollen angstfrei ins Stadion gehen"

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Am Wochenende startet die Bundesliga. Groß ist die Freude, groß aber auch die Sorge. Hier und da. Gewalt und Pyrotechnik waren Begleiterscheinung in einigen Stadien in der vergangenen Saison, wenige Kriminelle haben den Fußball missbraucht. In der anstehenden Saison soll sich dies ändern.

In Niedersachsen wurde dafür am Wochenende die Kampagne "Gemeinsam Fair" ins Leben gerufen. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Karl Rothmund, DFB-Vizepräsident und Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV), über die kommende Saison, über Fairness und über Gemeinsamkeiten aller Fußballfans.

DFB.de: Herr Rothmund, am Wochenende startet die neue Saison der Bundesliga. Mit Hannover 96, Eintracht Braunschweig und dem VfL Wolfsburg sind drei Mannschaften aus Niedersachsen dabei. Wie groß ist die Vorfreude des NFV-Präsidenten auf die neue Spielzeit?

Karl Rothmund: Die ist riesig. In der 50-jährigen Geschichte der Bundesliga ist es das erste Mal, dass der Niedersächsische Fußballverband drei Mannschaften stellt, deswegen freuen wir uns alle sehr auf die kommende Saison. Der NFV hat mit dem VfL Osnabrück auch einen Vertreter in der 3. Liga, und in der Regionalliga Nord kommen mehr als die Hälfte der Mannschaften aus Niedersachsen. Wir sind also auch in der Elite mittlerweile sehr gut aufgestellt.

DFB.de: Als Präsident müssen Sie eigentlich neutral sein - dennoch: Gibt es ein Team, dem Sie ganz besonders den Daumen drücken?

Rothmund: Ich bin Mitglied bei Hannover 96 und Eintracht Braunschweig, bei diesen Vereinen bin ich in unregelmäßigen Abständen auch Gast im Stadion. Ich halte es für realistisch, dass sich Hannover und Wolfsburg im unteren Bereich der oberen Tabellenhälfte platzieren. Und natürlich drücke ich diesen Vereinen die Daumen, dass es für die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb reicht. Für Braunschweig kann es nur um den Klassenverbleib gehen. Es wäre eine große Leistung, wenn dem Team dies gelingen würde. Und dafür wünsche ich viel Glück.

DFB.de: Drei Mannschaften aus Niedersachen bedeutet auch: viele Derbys - das erste gleich am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky; d. Red.) zwischen Hannover und Wolfsburg. Aus sportlicher Sicht: reizvoll. Aus Sicht der Sicherheit: brisant.

Rothmund: Bedauerlicherweise, ja. Das Spiel Hannover 96 gegen Eintracht Braunschweig ist eigentlich das "klassische" Niedersachsenderby. Es ist fantastisch, dass es dieses Derby endlich mal wieder gibt, gar nicht fantastisch sind die Begleiterschienungen. Leider hat es schon jetzt im Vorfeld einige sehr unschöne Aktionen gegeben. Aussagen im Internet, Transparente und Banner von "Hooltras". Speziell aus Hannover. Natürlich ist die Sicherheitsproblematik vorhanden, und wir müssen alles unternehmen, dass die wenigen Chaoten und Krawallmacher den Fußball nicht als Bühne ihrer Gewalt missbrauchen. Das gilt aber nicht nur für die Bundesliga.

DFB.de: In diesem Zusammenhang waren Sie am Wochenende in Barsinghausen, dort wurde der Startschuss für die Aktion "Gemeinsam Fair" gegeben.

Rothmund: Die Aktion fußt auf einer Idee von Ministerpräsident Stephan Weil und Innenminister Boris Pistorius. "Gemeinsam fair" soll daran erinnern, dass Fußball Freude bereiten soll. Wir wollen Emotionen, wir wollen Lautstärke, wir wollen Begeisterung. Wir wollen vor allem, dass alle Fans angstfrei ins Stadion gehen können. Deswegen haben wir diese Idee gerne aufgegriffen. Die Veranstaltung in Barsinghausen war der Startschuss für viele Folgeaktionen. Ich bin optimistisch, dass wir wirklich etwas erreichen können. Der Tag in Barsinghausen jedenfalls war sehr gelungen, vor allem, weil neben Politik, Polizei und den Vereinen auch die Fangruppierungen vertreten waren. Und nicht nur von den Vereinen, die ganz oben spielen, sondern auch Fangruppierungen vieler Regionalligisten wie Meppen, Goslar oder Oldenburg.

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DFB.de: Inwieweit wird der NFV "Gemeinsam Fair" unterstützen?

Rothmund: Für uns ist Fairness ein ganz wesentlicher Aspekt. Man kann diese Aktion auch nicht losgelöst von anderen sehen. Der NFV zeichnet beispielsweise jährlich die fairste Mannschaft Niedersachsens aus, Schirmherr ist Ministerpräsident Stephan Weil. Und Boris Pistorius ist Schirmherr anderer NFV-Aktionen. In diesem Bereich arbeiten wir mit der Politik schon seit langem sehr eng und erfolgreich zusammen. Deswegen ist es für uns selbstverständlich, dass wir uns auch an "Gemeinsam fair" beteiligen, zumal die Aktion schon deswegen sehr glaubwürdig ist, weil Stephan Weil und Boris Pistorius seit Jahrzehnten bekennende "Fußballer" sind.

DFB.de: Die Kampagne betont den Fairnessgedanken, aber auch die Gemeinsamkeit. Steht dahinter auch die Erkenntnis, dass Sicherheit im Fußball nur zu erreichen ist, wenn viele Akteure gemeinsam handeln?

Rothmund: Das ist die Zielrichtung, die auch Martin Kind, der Präsident von Hannover 96, verfolgt. Das Problem der Gewalt bekommen wir alleine durch Prävention und Repression nicht in den Griff. Vor allem müssen wir auch die echten Fußballfans in die Pflicht nehmen. Die vielen Familien, die ins Stadion gehen, insbesondere aber auch die Ultras. Wir müssen ihnen zuhören, mit ihnen auf Augenhöhe diskutieren, wir müssen von ihnen aber auch einfordern, dass sie sich klar abgrenzen von den wenigen Chaoten, die den Fußball immer wieder in Misskredit bringen. Ultras sind ein wichtiger Teil der Fankultur, Hooligans nicht. Und wir erwarten, dass sich die Ultras ganz klar von Gewalt und Pyrotechnik distanzieren und sich gegen diejenigen wenden, die dagegen verstoßen. Wenn wir hier mehr Sensibilität und Verständnis schaffen, ist ein wichtiger Schritt getan.

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Am Wochenende startet die Bundesliga. Groß ist die Freude, groß aber auch die Sorge. Hier und da. Gewalt und Pyrotechnik waren Begleiterscheinung in einigen Stadien in der vergangenen Saison, wenige Kriminelle haben den Fußball missbraucht. In der anstehenden Saison soll sich dies ändern.

In Niedersachsen wurde dafür am Wochenende die Kampagne "Gemeinsam Fair" ins Leben gerufen. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Karl Rothmund, DFB-Vizepräsident und Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV), über die kommende Saison, über Fairness und über Gemeinsamkeiten aller Fußballfans.

DFB.de: Herr Rothmund, am Wochenende startet die neue Saison der Bundesliga. Mit Hannover 96, Eintracht Braunschweig und dem VfL Wolfsburg sind drei Mannschaften aus Niedersachsen dabei. Wie groß ist die Vorfreude des NFV-Präsidenten auf die neue Spielzeit?

Karl Rothmund: Die ist riesig. In der 50-jährigen Geschichte der Bundesliga ist es das erste Mal, dass der Niedersächsische Fußballverband drei Mannschaften stellt, deswegen freuen wir uns alle sehr auf die kommende Saison. Der NFV hat mit dem VfL Osnabrück auch einen Vertreter in der 3. Liga, und in der Regionalliga Nord kommen mehr als die Hälfte der Mannschaften aus Niedersachsen. Wir sind also auch in der Elite mittlerweile sehr gut aufgestellt.

DFB.de: Als Präsident müssen Sie eigentlich neutral sein - dennoch: Gibt es ein Team, dem Sie ganz besonders den Daumen drücken?

Rothmund: Ich bin Mitglied bei Hannover 96 und Eintracht Braunschweig, bei diesen Vereinen bin ich in unregelmäßigen Abständen auch Gast im Stadion. Ich halte es für realistisch, dass sich Hannover und Wolfsburg im unteren Bereich der oberen Tabellenhälfte platzieren. Und natürlich drücke ich diesen Vereinen die Daumen, dass es für die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb reicht. Für Braunschweig kann es nur um den Klassenverbleib gehen. Es wäre eine große Leistung, wenn dem Team dies gelingen würde. Und dafür wünsche ich viel Glück.

DFB.de: Drei Mannschaften aus Niedersachen bedeutet auch: viele Derbys - das erste gleich am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky; d. Red.) zwischen Hannover und Wolfsburg. Aus sportlicher Sicht: reizvoll. Aus Sicht der Sicherheit: brisant.

Rothmund: Bedauerlicherweise, ja. Das Spiel Hannover 96 gegen Eintracht Braunschweig ist eigentlich das "klassische" Niedersachsenderby. Es ist fantastisch, dass es dieses Derby endlich mal wieder gibt, gar nicht fantastisch sind die Begleiterschienungen. Leider hat es schon jetzt im Vorfeld einige sehr unschöne Aktionen gegeben. Aussagen im Internet, Transparente und Banner von "Hooltras". Speziell aus Hannover. Natürlich ist die Sicherheitsproblematik vorhanden, und wir müssen alles unternehmen, dass die wenigen Chaoten und Krawallmacher den Fußball nicht als Bühne ihrer Gewalt missbrauchen. Das gilt aber nicht nur für die Bundesliga.

DFB.de: In diesem Zusammenhang waren Sie am Wochenende in Barsinghausen, dort wurde der Startschuss für die Aktion "Gemeinsam Fair" gegeben.

Rothmund: Die Aktion fußt auf einer Idee von Ministerpräsident Stephan Weil und Innenminister Boris Pistorius. "Gemeinsam fair" soll daran erinnern, dass Fußball Freude bereiten soll. Wir wollen Emotionen, wir wollen Lautstärke, wir wollen Begeisterung. Wir wollen vor allem, dass alle Fans angstfrei ins Stadion gehen können. Deswegen haben wir diese Idee gerne aufgegriffen. Die Veranstaltung in Barsinghausen war der Startschuss für viele Folgeaktionen. Ich bin optimistisch, dass wir wirklich etwas erreichen können. Der Tag in Barsinghausen jedenfalls war sehr gelungen, vor allem, weil neben Politik, Polizei und den Vereinen auch die Fangruppierungen vertreten waren. Und nicht nur von den Vereinen, die ganz oben spielen, sondern auch Fangruppierungen vieler Regionalligisten wie Meppen, Goslar oder Oldenburg.

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DFB.de: Inwieweit wird der NFV "Gemeinsam Fair" unterstützen?

Rothmund: Für uns ist Fairness ein ganz wesentlicher Aspekt. Man kann diese Aktion auch nicht losgelöst von anderen sehen. Der NFV zeichnet beispielsweise jährlich die fairste Mannschaft Niedersachsens aus, Schirmherr ist Ministerpräsident Stephan Weil. Und Boris Pistorius ist Schirmherr anderer NFV-Aktionen. In diesem Bereich arbeiten wir mit der Politik schon seit langem sehr eng und erfolgreich zusammen. Deswegen ist es für uns selbstverständlich, dass wir uns auch an "Gemeinsam fair" beteiligen, zumal die Aktion schon deswegen sehr glaubwürdig ist, weil Stephan Weil und Boris Pistorius seit Jahrzehnten bekennende "Fußballer" sind.

DFB.de: Die Kampagne betont den Fairnessgedanken, aber auch die Gemeinsamkeit. Steht dahinter auch die Erkenntnis, dass Sicherheit im Fußball nur zu erreichen ist, wenn viele Akteure gemeinsam handeln?

Rothmund: Das ist die Zielrichtung, die auch Martin Kind, der Präsident von Hannover 96, verfolgt. Das Problem der Gewalt bekommen wir alleine durch Prävention und Repression nicht in den Griff. Vor allem müssen wir auch die echten Fußballfans in die Pflicht nehmen. Die vielen Familien, die ins Stadion gehen, insbesondere aber auch die Ultras. Wir müssen ihnen zuhören, mit ihnen auf Augenhöhe diskutieren, wir müssen von ihnen aber auch einfordern, dass sie sich klar abgrenzen von den wenigen Chaoten, die den Fußball immer wieder in Misskredit bringen. Ultras sind ein wichtiger Teil der Fankultur, Hooligans nicht. Und wir erwarten, dass sich die Ultras ganz klar von Gewalt und Pyrotechnik distanzieren und sich gegen diejenigen wenden, die dagegen verstoßen. Wenn wir hier mehr Sensibilität und Verständnis schaffen, ist ein wichtiger Schritt getan.