Die DFB-Wochenschau: Mills Malheur und Lienens Leiden

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

8. August

Vor 30 Jahren startet die Bundesliga geschlossen in ihre 19. Saison. Es fallen pro Spiel vier Tore, insgesamt 36. Die meisten fallen in München, wo Meister Bayern gleich wieder die Spitze übernimmt – er schlägt Bayer Leverkusen mit 6:2. Paul Breitner wird vor dem Spiel zum Fußballer des Jahres geehrt und rechtfertigt das prompt mit zwei Toren. Die Überraschung des Tages glückt Aufsteiger Werder Bremen, der unter Trainer Otto Rehhagel am Gladbacher Bökelberg 4:2 gewinnt. Es ist der einzige Auswärtssieg. Bundesliga-Debütant Johnny Otten fragt keck in die Reporterrunde: „Sind wir nicht clever wie die alten Hasen?“ Die meisten Zuschauer kommen zum Nordderby zwischen dem HSV und Eintracht Braunschweig – 43.000 sehen den 4:2-Sieg der Hamburger.

Vor 25 Jahren startet die Bundesliga-Saison 1986/1987. Der FC Homburg gehört erstmals überhaupt zur Elite, doch der Einstand missrät. Vor 20.000 Zuschauern unterliegen die Saarländer Bayer Uerdingen mit 0:2. Uerdingens Atli Edvaldsson gelingt ein echtes Kunststück: wie schon 1980 schießt der Isländer das erste Saisontor. Waldhof Mannheim schlägt im Ländle-Derby den VfB Stuttgart 3:2 und bedankt sich bei VfB-Keeper Eike Immel, der bei seinem Debüt patzt: „Scheiß-Einstand“, konzediert der Nationalspieler offen.

9. August

Vor 25 Jahren lacht ganz Deutschland über Frank Mill. Auch der Dortmunder Stürmer hat einen missglückten Einstand beim neuen Verein. In München trifft er frei vor dem leeren Tor nur den Pfosten und erspart Meister FC Bayern eine Niederlage. Aber mit dem 2:2 sind sie auch nicht zufrieden: „Enttäuscht bin ich, vom Spiel und vom Ergebnis“, grollt Lothar Matthäus und sein Trainer Udo Lattek ätzt: „Die Tore hätten sie abbauen können, keiner von uns hätte es gemerkt.“ Werder Bremen hat gegen den 1. FC Nürnberg auch seine liebe Mühe und liegt zur Pause noch 0:2 zurück. Aber ein Hattrick des 36jährigen Manfred Burgsmüller bringt die Wende (Endstand: 5:3). Unbeschwert ist die Bremer Siegesfreude aber nicht. Weil man sich mit dem Vorstand nicht auf eine Prämie einigen kann, boykottiert die Mannschaft die obligatorische dritte Halbzeit im VIP-Raum und trinkt ihr Bier in der Kabine. Auch Eintracht Frankfurt gelingen fünf Tore und da Fortuna Düsseldorf keines zu Stande bringt, sind die Hessen erster Tabellenführer. Nach Homburg erlebt auch der zweite absolute Bundesliga-Neuling eine herbe Enttäuschung: Blau-Weiß 90 verliert sein Heimspiel gegen Kaiserslautern mit 1:4, Wolfram Wuttke verwandelt binnen drei Minuten zwei Elfmeter.

Vor zehn Jahren berichtet der Kicker von Protestaktionen gegen die neuen TV-Zeiten. Wer kein Pay-TV hat, kann die Bundesliga seit Saisonstart nach dem neuen Fernsehvertrag erst ab 20.15 Uhr sehen. Sat 1 verliert prompt rund 25 % der Zuschauer. Ein Dortmunder Fan-Club startet eine Unterschriftensammlung unter dem Motto „20.15 Uhr – nein“. Bundesweit werden Stadion-Proteste für das kommende Wochenende angekündigt.

Vor fünf Jahren tritt der HSV in der Champions League-Qualifikation an. Im Hinspiel gegen Ca Osasuna fallen keine Tore. Der größte Aufreger ereignet sich vor dem Spiel, als Verteidiger Khalid Boulahrouz plötzlich unter Gesten des Schmerzes vom Feld getragen wird. Es ist dann nur eine Bänderdehnung. Beobachter mutmaßen Simulation, da ihm ein Angebot von Chelsea vorliegt. Mit einem Einsatz wäre er für die Engländer nicht mehr spielberechtigt in der Champions League. Boulahrouz dementiert empört, wechselt dennoch alsbald nach London.

10. August

Vor 70 Jahren finden Spiele um den DFB-Pokal (Tschammer-Pokal) statt. Zwei Nachholpartien und ein Wiederholungsspiel komplettieren die 3. Hauptrunde. In Nürnberg kommt es zum reizvollen Derby zwischen dem Club und der Spielvereinigung Fürth, der 1. FCN gewinnt 4:1. Nur 3000 Zuschauer geben eine enttäuschende Kulisse ab, die dieses Derby selten gesehen hat. Es wird zudem durch die Kriegswirrnisse überschattet. Fünf Minuten nach Anpfiff wird das Spiel unterbrochen, weil bekannt geworden ist, dass der Fürther Leupold „an der Spitze seiner Kompanie in Russland gefallen ist“ (Kicker). Auch sonst ist es ein trauriger Tag für die Fürther, die schon zur Pause (0:3) geschlagen sind. Nürnberg dagegen überzeugt: „Mit dieser Leistung hat sich der Club wieder in die vorderste Front der deutschen Spitzenmannschaften geschoben“, lobt das Fachblatt. Schalke 04 gehört sowieso zu ihnen, das wird auch beim 4:2 gegen Fortuna Düsseldorf deutlich. Erst nach der 4:0-Pausenführung lassen die Knappen etwas nach. Das Fehlen des verletzten Kapitäns Fritz Szepan macht sich nicht bemerkbar. „Gellesch in Szepans Rolle“, titelt der Kicker. Auch andere springen in die Bresche: „Jugendlich frisch wie selten war Ernst Kuzorra und feurig wie in den besten Tagen Kalwitzki auf Rechtsaußen, ebenso Füller und Burdenski.“, lobt das Blatt. Gellesch, Burdenski, Kuzorra und Hinz treffen für Schalke, Kobierski und Kluth bringen Fortuna noch etwas heran. Im Wiederholungsspiel gewinnt der FV Metz bei RW Frankfurt 2:0, nur 2500 Zuschauer sehen die späten Tore der Lothringer.

Vor 20 Jahren staunt alles über Hansa Rostock. Der Aufsteiger gewinnt auch sein zweites Bundesliga-Spiel überhaupt, diesmal gibt es ein überraschendes 2:1 bei Bayern München. Hansas Held heißt Jens Wahl, dem mit einem Kunstschuss der Siegtreffer gelingt. „Ich habe kurz geguckt und wusste dann, den Ball lupfst Du über Aumann ins Tor.“ Bayern-Trainer Jupp Heynckes schimpft: „Wir haben nach dem 1:0 alles falsch gemacht, was wir falsch machen können. Olaf Thon kritisiert: „Uns fehlt ein Chef.“ Auch Meister 1. FC Kaiserslautern schwächelt und erlaubt dem VfL Bochum einen Punktgewinn am Betzenberg (1:1). Nutznießer ist Eintracht Frankfurt, die Schalke 04 mit 5:0 demontiert (je 2x treffen Möller und Kruse) und Platz 1 erobert. Gäste-Trainer Alex Ristic nimmt die Pleite „auf meine Kappe.“ 80 Schalke-Anhänger lassen ihren Frust an Eintracht-Fans aus, 18 werden verhaftet.

Vor 15 Jahren startet der DFB-Pokal. Für Titelverteidiger 1. FC Kaiserslautern ist schon alles vorbei – 0:1 bei Regionalligist Greuther Fürth. Für Fürths Trainer Armin Veh ist es eine ganz besondere Genugtuung, da ihn Kollege Otto Rehhagel einst als Praktikant abgewiesen hatte. „Ich empfehle jedem Trainer, der ein Praktikum machen will, dies nicht dort zu tun, wo Otto Rehhagel Trainer ist“, sagt der spätere Stuttgarter Meister-Trainer genüsslich. Rehhagel hatte als Bayern-Trainer Veh damals angeblich mit den Worten „Stell Dich zu den Zuschauern“ abgespeist. Rache ist süß… Hoch her geht es im einzigen Bundesliga-Duell, dass Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen nach Elfmeterschießen 5:3 gewinnt. 80 der 120 Minuten müssen die Bremer nach Labbadias Platzverweis in Unterzahl bestreiten. Den einzigen Elfmeter verschießt Christian Wörns, der an Oliver Reck scheitert. Elfmeter-Glück braucht auch der VfB Stuttgart, um im eigenen Stadion Zweitligist Fortuna Köln zu schlagen. Nach 120 torlosen Minuten treffen alle Bundesliga-Cracks, während gleich zwei Fortunen die Latte treffen. Die erschreckende VfB-Leistung vor nur 6500 Zuschauern sollte Konsequenzen haben.

Bayern München spielt gleich zum Auftakt dort wo es auch am Ende hinwill: im Berliner Olympia-Stadion wird Regionalligist TeBe aus dem Weg geräumt (3:0), Lothar Matthäus verdirbt sich den Magen und muss zur Pause raus. Erst dann fallen die Tore (Nerlinger, Strunz und Scholl).

Vor fünf Jahren wird Miroslav Klose von den Sportjournalisten zum Fußballer des Jahres gewählt. Der Bremer, zuvor Torschützenkönig in der Liga und bei der WM, erhält 532 von 803 Stimmen und sagt: „Ich beschwere mich nicht. So kann es weitergehen.“ Der nach der WM abgetretene Bundestrainer Jürgen Klinsmann wird Trainer des Jahres 2006 mit 392 Stimmen und freut sich über die „schöne Anerkennung für die Arbeit unseres gesamten Trainerstabs und vor allem für die phantastische Art und Weise, wie die Mannschaft bei der WM den attraktivsten Fußball gespielt hat“. Bei den Frauen gewinnt Birgit Prinz (FFC Frankfurt/268 von 648 Stimmen)

11. August

Vor 60 Jahren finden Vorbereitungsspiele auf die Oberliga-Saison statt. Meister 1. FC Kaiserslautern präsentiert sich in überragender Form und gewinnt vor 16.000 Zuschauern im Rosenau-Stadion beim BC Augsburg mit 8:1. Sechs Tore gehen auf das Konto der Walter-Brüder, Fritz und Ottmar treffen je dreimal. Fritz Walter sagt. „Mit dem Ergebnis sind wir voll zufrieden. Dass wir acht Tore machen würden, damit hatten wir selber nicht gerechnet.“

Vor 15 Jahren fliegt der Deutsche Meister schon in der 1. Runde aus dem DFB-Pokal. Borussia Dortmund verliert mit vier Europameistern bei Regionalligist Wattenscheid 09 3:4 nach Verlängerung. BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld spricht von einem „verdienten Sieg“ der von Ex-Borusse Jupp Tenhagen trainierten Wattenscheider. „Es gibt nichts schönzureden, das war eine Blamage“, grollt Abwehrchef Matthias Sammer.

Vor zehn Jahren fallen am 3. Bundesliga-Spieltag nur 17 Tore. Die meisten erzielt Borussia Dortmund beim 4:0 über VfL Wolfsburg, das die Tabellenführung bringt. Das Tschechen-Duo Jan Koller, Tomas Rosicky schießt seine ersten Tore im BVB-Dress, auch Millionen-Transfer Amoroso netzt ein. Dem BVB sitzt der 1. FC Kaiserslautern im Nacken, der gegen Köln (2:1) auch sein drittes Spiel gewinnt. Hier geht es ebenfalls nicht ohne Tschechen-Tore: Vratislav Lokvenc trifft doppelt. Trainer Andreas Brehme wird dennoch wegen hämischen Beifalls für einen Schiedsrichter-Pfiff auf die Tribüne verwiesen.

Groß in Form ist Nationalspieler Sebastian Deisler, dessen erster Bundesliga-Doppelpack Hertha BSC beim SC Freiburg zum 3:1-Sieg verhilft. Das Spitzenspiel zwischen Bayer Leverkusen und Meister FC Bayern hat keinen Sieger – 1:1 heißt es nach Toren von Ulf Kirsten und Giovane Elber. Manager Uli Hoeneß ist das nicht genug: „Wir sind Bayern München. Leverkusen ist nicht so stark, dass wir hier nicht gewinnen können.“ Am Abend sehen nur 1,68 Millionen Zuschauer die Bundesliga-Zusammenfassung auf Sat 1 – der absolute Tiefstwert seit die Bundesliga übertragen wird. Liga-Chef Werner Hackmann ruft den Vorstand zum Krisengipfel.

Vor 5 Jahren eröffnet Meister Bayern München mit einem Heimspiel die Bundesliga-Saison 2006/07. 69.000 Zuschauer sehen einen verdienten 2:0-Sieg der Magath-Elf, für die Roy Makaay und Bastian Schweinsteiger treffen. Die Gäste wagen es nicht, Jubilar Oliver Kahn (500. Bundesligaspiel) zu überwinden. Zugang Lukas Podolski, bei der WM gefeierter Held, kommt nur zu einem Zwei-Minuten-Einsatz, was Uli Hoeneß „völlig vernünftig“ findet: „Lukas ist nicht und muss sich erst eingewöhnen.“

12. August

Vor 5 Jahren teilen sich zwei Klubs die erste Tabellenführung der Bundesliga-Saison 2006/07. Bayer Leverkusen (3:0 gegen Alemannia Aachen) und der 1. FC Nürnberg (3:0 beim VfB Stuttgart). Alle drei Aufsteiger verlieren die Premiere, neben Aachen auch Bochum (1:2 in Mainz) und Energie Cottbus (0:2 in Mönchengladbach).

13. August

Vor 100 Jahren kommt es zum ersten Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Kaiserslautern bzw. deren Vorläufern. Beide Klubs heißen damals noch FV. Die Hessen gehen durch einen Doppelschlag von Fritz Becker, Deutschlands erstem Länderspieltorschützen, mit 2:0 in Führung, doch die Pfälzer erstreiten im Schlussspurt noch ein 2:2. Dann eilen sie zum Bahnhof, da das Erreichen des Zuges in die Heimat durch den wesentlich verspäteten Anpfiff sehr in Frage steht.

Vor 50 Jahren läuft der 2. Spieltag der Oberligen: Der Süden steht im Zeichen des Main-Derbys. Eintracht Frankfurt schlägt Kickers Offenbach vor 30.000 Zuschauern am Riederwald. Auch Sepp Herberger gibt sich die Ehre. Die Kickers sind die meiste Zeit ebenbürtig, verschlafen jedoch den Start – nach drei Minuten heißt es schon 2:0. Viermal verkürzen sie, dreimal erhöht die Eintracht wieder. Sie feiert ihre Doppelschützen Stein und Schämer. Das Sport-Magazin lobt: „Ein Spiel mit jenem Fluidum, wie es die Massen lieben.“ Beifall gibt es schon vorher, die Eintracht verabschiedet Weltmeister Alfred Pfaff. Die meisten Tore fallen in Mannheim, wo der VfR den FSV Frankfurt 7:3 abfertigt. Die höchste Niederlage kassiert Bayern München, das zuhause Bayern Hof mit 0:5 unterliegt. „Hof spielt mit Bayern Katz und Maus“, titelt das Sport Magazin. Einziger Bayern-Trost nach dem Fehlstart: Wenigstens Lokalrivale 1860 München steht nach dem 0:2 in Nürnberg noch hinter ihnen auf dem letzten Platz.

Im Südwesten regiert Meister Borussia Neunkirchen nach einem 8:1-Kantersieg gegen Saar 05 Saarbrücken, Günther Kuntz, der Vater des späteren Europameisters Stefan Kuntz, erzielt zwei Tore.

Im Westen marschieren Schalke 04 (2:1 gegen W. Herne) und der 1. FC Köln (1:0 beim Meidericher SV) mit 4:0 Punkten vorneweg. In der Glückauf-Kampfbahn findet sich die mit Abstand größte Tageskulisse in – 40.000 Zuschauer sehen ein Klassespiel und zwei Tore von Manfred Kreuz gegen Nationalkeeper Hans Tilkowski. In Oberhausen treten 16.000 Zuschauer verstört den Heimweg an, denn Aachens Peters muss nach einem Zweikampf gegen Karlheinz Feldkamp ins Krankenhaus – mit Wadenbeinbruch. „Minutenlang schienen alle Spieler wie gelähmt. Es ging nichts mehr.“, schreibt das Sport Magazin. Feldkamp sagt: „Ich habe wirklich keine Schuld an dem Zusammenprall. Ich bin ganz unglücklich.“ Im Norden macht Meister HSV eine klare Ansage; mit dem 7:1 bei Bergedorf ist die Seeler-Elf wieder Tabellenführer, Lokalrivale St. Pauli (3:1 gegen Osnabrück) ist der schärfste Verfolger. Der VfB Oldenburg ehrt Torwart Manfred Hoffmann im Rahmen des Heimspiels gegen Neumünster für seinen 500. Oberliga-Einsatz.

Am selben Tag beginnt die Regierung der DDR damit, innerhalb Berlins eine Maier zu errichten, die den Osten vom Westen trennt. Der Torjäger des BFC Dynamo Berlin, der 22jährige Emil Poklitar flüchtet noch am Abend nach einem Testspiel in Kopenhagen in den Westen. Er ist der erste bekannte Fußball-Flüchtling der DDR. Er spielt später beim Freiburger FC und dem 1. FC Saarbrücken, den er auch trainiert. Die DDR-Funktionäre streichen seine neun Saison-Tore aus der Statistik der Saison 1961/62, als hätte es ihn nie gegeben.

Vor 20 Jahren geht die Bundesliga in eine englische Woche. Der HSV gewinnt an diesem Dienstag nach 0:2-Rückstand in Bochum noch mit 3:2 und übernimmt vorübergehend die Tabellenführung. In der 2. Liga Nord staunt alles über den SV Meppen, der nach vier Spielen 8:0 Punkte aufweist. Gegen Osnabrück (2.0) träumen 15.000 Fans von der Bundesliga.

Vor 10 Jahren wird Otto Rehhagel Nationaltrainer von Griechenland.

Vor 5 Jahren spielt Werder Bremen, das in Hannover 4:2 gewinnt, meisterlich. Da macht es wenig, dass Tim Borowski noch einen Elfmeter verschießt – sein dritter in Folge, Robert Enke pariert glänzend. Die Bremer gehen schon siegesgewiss aufs Feld. Auf der Brust steht jedenfalls „we win“ – in Abwandlung des Namens eines Wettanbieters, für den sie durch eine neue Bestimmung nicht werben dürfen.

14. August

Vor 50 Jahren wird bekannt, dass Rudi Gutendorf Trainer in Tunesien wird – bei Union Sportive de Monastir beginnt seine Weltreise, die jede Trainerkarriere in den Schatten stellen wird.

Vor 40 Jahren startet die Bundesliga. Sie steht im Schatten des Bundesliga-Skandals, dessen Ermittlungen noch laufen. Noch aber sind die Stadien voll und ausgerechnet die größten Sünder starten am besten: Schalke 04 gewinnt bei Hannover 96 mit 5:1. Nach dem Pausenrückstand wacht Schalke auf, Klaus Fischer schießt gleich vier Tore. „Das ist mein privater Rekord“, sagt Fischer, dem auch ein Hattrick gelingt, stolz. Auch der HSV gewinnt mit 5:1 – zuhause gegen Eintracht Frankfurt, Oldie Uwe Seeler ist mit 35 noch gut in Schuss und trifft doppelt. Bayern München startet in seine letzte Saison im Grünwalder Stadion mühsam, Aufsteiger Fortuna Düsseldorf leistet lange Widerstand und hält bis zur 71. Minute ein 1:1. Dann treffen Paul Breitner und Franz Beckenbauer noch, aber Udo Lattek ahnt Schlimmes: „Wir haben die richtige Mischung nicht gefunden. Mit diesen Mitteln ist es absolut unmöglich in der Bundesliga zu bestehen“, sagt Udo Lattek am Anfang der statistisch besten Bundesliga-Saison des FC Bayern. Der VfL Bochum gewinnt sein allererstes Bundesligaspiel – Hans-Werner Hartl erzielt das historische 1:0 gegen Eintracht Braunschweig.

Vor 30 Jahren ist die Bundesliga geschockt. Im Freitagabend-Spiel Werder Bremen gegen Arminia Bielefeld ereignet sich eine schreckliche Szene: Werder-Verteidiger Norbert Siegmann schlitzt Armine Ewald Lienen nach 15 Minuten im Zweikampf mit den Stollen den rechten Oberschenkel auf, über 20 Zentimeter zieht sich der Riss. Noch auf der Bahre erhebt Lienen Vorwürfe gegen Werder-Trainer Otto Rehhagel „Du bist schuld, du kriegst von mir eine Anzeige.“ Lienen behauptet, Rehhagel habe Siegmann aufgefordert, „härter drauf zu gehen“. Die tiefe Wunde wird im Krankenhaus genäht.

Vor 25 Jahren erhält Bayern München einen Brief vom DFB. Der Verband kritisiert den Meister für die Durchsage von Zwischenständen auf den anderen Plätzen. 1986 ist das noch verboten, denn „Durchsagen während des Spieles können den Spielablauf gefährden“, sagt Verbandssprecher Wolfgang Holzhäuser unter Berufung auf Pagraph 9 der Durchführungsbestimmungen für Liga-Spiele. Doch Bayern-Manager Uli Hoeneß lässt das kalt: „ Wir werden uns davon nicht beeinflussen lassen, denn für dumme Dinge habe ich kein Verständnis.“

Vor 20 Jahren geht der dritte Spieltag zu Ende. Aufsteiger Hansa Rostock erobert mit einem furiosen 5:1 über Borussia Dortmund die Spitze, Sedlacek und Spieß treffen doppelt. Bayern München kommt endlich zum ersten Sieg (1:0), Joker Mazinho trifft in vorletzter Minute bei Schlusslicht Fortuna Düsseldorf. Auch Schalke freut sich über die ersten Punkte, Steffen Freunds Tor bezwingt Nürnberg, das Nationalspieler Dieter Eckstein durch Platzverweis verliert. Historischer Moment in Dresden: Dynamo schafft im dritten Anlauf den ersten Bundesligasieg – 2:1 gegen Tabellenführer Eintracht Frankfurt. Torsten Gütschow schießt beide Tore.

Vor 15 Jahren entlässt der VfB Stuttgart unmittelbar vor Saisonstart Trainer Rolf Fringer. Der Vorstand ist durch die schlechte Leistung im Pokalspiel gegen Fortuna Köln beunruhigt. Fringers Assistent Joachim Löw beerbt ihn und startet seine Karriere als Chef-Trainer.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

8. August

Vor 30 Jahren startet die Bundesliga geschlossen in ihre 19. Saison. Es fallen pro Spiel vier Tore, insgesamt 36. Die meisten fallen in München, wo Meister Bayern gleich wieder die Spitze übernimmt – er schlägt Bayer Leverkusen mit 6:2. Paul Breitner wird vor dem Spiel zum Fußballer des Jahres geehrt und rechtfertigt das prompt mit zwei Toren. Die Überraschung des Tages glückt Aufsteiger Werder Bremen, der unter Trainer Otto Rehhagel am Gladbacher Bökelberg 4:2 gewinnt. Es ist der einzige Auswärtssieg. Bundesliga-Debütant Johnny Otten fragt keck in die Reporterrunde: „Sind wir nicht clever wie die alten Hasen?“ Die meisten Zuschauer kommen zum Nordderby zwischen dem HSV und Eintracht Braunschweig – 43.000 sehen den 4:2-Sieg der Hamburger.

Vor 25 Jahren startet die Bundesliga-Saison 1986/1987. Der FC Homburg gehört erstmals überhaupt zur Elite, doch der Einstand missrät. Vor 20.000 Zuschauern unterliegen die Saarländer Bayer Uerdingen mit 0:2. Uerdingens Atli Edvaldsson gelingt ein echtes Kunststück: wie schon 1980 schießt der Isländer das erste Saisontor. Waldhof Mannheim schlägt im Ländle-Derby den VfB Stuttgart 3:2 und bedankt sich bei VfB-Keeper Eike Immel, der bei seinem Debüt patzt: „Scheiß-Einstand“, konzediert der Nationalspieler offen.

9. August

Vor 25 Jahren lacht ganz Deutschland über Frank Mill. Auch der Dortmunder Stürmer hat einen missglückten Einstand beim neuen Verein. In München trifft er frei vor dem leeren Tor nur den Pfosten und erspart Meister FC Bayern eine Niederlage. Aber mit dem 2:2 sind sie auch nicht zufrieden: „Enttäuscht bin ich, vom Spiel und vom Ergebnis“, grollt Lothar Matthäus und sein Trainer Udo Lattek ätzt: „Die Tore hätten sie abbauen können, keiner von uns hätte es gemerkt.“ Werder Bremen hat gegen den 1. FC Nürnberg auch seine liebe Mühe und liegt zur Pause noch 0:2 zurück. Aber ein Hattrick des 36jährigen Manfred Burgsmüller bringt die Wende (Endstand: 5:3). Unbeschwert ist die Bremer Siegesfreude aber nicht. Weil man sich mit dem Vorstand nicht auf eine Prämie einigen kann, boykottiert die Mannschaft die obligatorische dritte Halbzeit im VIP-Raum und trinkt ihr Bier in der Kabine. Auch Eintracht Frankfurt gelingen fünf Tore und da Fortuna Düsseldorf keines zu Stande bringt, sind die Hessen erster Tabellenführer. Nach Homburg erlebt auch der zweite absolute Bundesliga-Neuling eine herbe Enttäuschung: Blau-Weiß 90 verliert sein Heimspiel gegen Kaiserslautern mit 1:4, Wolfram Wuttke verwandelt binnen drei Minuten zwei Elfmeter.

Vor zehn Jahren berichtet der Kicker von Protestaktionen gegen die neuen TV-Zeiten. Wer kein Pay-TV hat, kann die Bundesliga seit Saisonstart nach dem neuen Fernsehvertrag erst ab 20.15 Uhr sehen. Sat 1 verliert prompt rund 25 % der Zuschauer. Ein Dortmunder Fan-Club startet eine Unterschriftensammlung unter dem Motto „20.15 Uhr – nein“. Bundesweit werden Stadion-Proteste für das kommende Wochenende angekündigt.

Vor fünf Jahren tritt der HSV in der Champions League-Qualifikation an. Im Hinspiel gegen Ca Osasuna fallen keine Tore. Der größte Aufreger ereignet sich vor dem Spiel, als Verteidiger Khalid Boulahrouz plötzlich unter Gesten des Schmerzes vom Feld getragen wird. Es ist dann nur eine Bänderdehnung. Beobachter mutmaßen Simulation, da ihm ein Angebot von Chelsea vorliegt. Mit einem Einsatz wäre er für die Engländer nicht mehr spielberechtigt in der Champions League. Boulahrouz dementiert empört, wechselt dennoch alsbald nach London.

10. August

Vor 70 Jahren finden Spiele um den DFB-Pokal (Tschammer-Pokal) statt. Zwei Nachholpartien und ein Wiederholungsspiel komplettieren die 3. Hauptrunde. In Nürnberg kommt es zum reizvollen Derby zwischen dem Club und der Spielvereinigung Fürth, der 1. FCN gewinnt 4:1. Nur 3000 Zuschauer geben eine enttäuschende Kulisse ab, die dieses Derby selten gesehen hat. Es wird zudem durch die Kriegswirrnisse überschattet. Fünf Minuten nach Anpfiff wird das Spiel unterbrochen, weil bekannt geworden ist, dass der Fürther Leupold „an der Spitze seiner Kompanie in Russland gefallen ist“ (Kicker). Auch sonst ist es ein trauriger Tag für die Fürther, die schon zur Pause (0:3) geschlagen sind. Nürnberg dagegen überzeugt: „Mit dieser Leistung hat sich der Club wieder in die vorderste Front der deutschen Spitzenmannschaften geschoben“, lobt das Fachblatt. Schalke 04 gehört sowieso zu ihnen, das wird auch beim 4:2 gegen Fortuna Düsseldorf deutlich. Erst nach der 4:0-Pausenführung lassen die Knappen etwas nach. Das Fehlen des verletzten Kapitäns Fritz Szepan macht sich nicht bemerkbar. „Gellesch in Szepans Rolle“, titelt der Kicker. Auch andere springen in die Bresche: „Jugendlich frisch wie selten war Ernst Kuzorra und feurig wie in den besten Tagen Kalwitzki auf Rechtsaußen, ebenso Füller und Burdenski.“, lobt das Blatt. Gellesch, Burdenski, Kuzorra und Hinz treffen für Schalke, Kobierski und Kluth bringen Fortuna noch etwas heran. Im Wiederholungsspiel gewinnt der FV Metz bei RW Frankfurt 2:0, nur 2500 Zuschauer sehen die späten Tore der Lothringer.

Vor 20 Jahren staunt alles über Hansa Rostock. Der Aufsteiger gewinnt auch sein zweites Bundesliga-Spiel überhaupt, diesmal gibt es ein überraschendes 2:1 bei Bayern München. Hansas Held heißt Jens Wahl, dem mit einem Kunstschuss der Siegtreffer gelingt. „Ich habe kurz geguckt und wusste dann, den Ball lupfst Du über Aumann ins Tor.“ Bayern-Trainer Jupp Heynckes schimpft: „Wir haben nach dem 1:0 alles falsch gemacht, was wir falsch machen können. Olaf Thon kritisiert: „Uns fehlt ein Chef.“ Auch Meister 1. FC Kaiserslautern schwächelt und erlaubt dem VfL Bochum einen Punktgewinn am Betzenberg (1:1). Nutznießer ist Eintracht Frankfurt, die Schalke 04 mit 5:0 demontiert (je 2x treffen Möller und Kruse) und Platz 1 erobert. Gäste-Trainer Alex Ristic nimmt die Pleite „auf meine Kappe.“ 80 Schalke-Anhänger lassen ihren Frust an Eintracht-Fans aus, 18 werden verhaftet.

Vor 15 Jahren startet der DFB-Pokal. Für Titelverteidiger 1. FC Kaiserslautern ist schon alles vorbei – 0:1 bei Regionalligist Greuther Fürth. Für Fürths Trainer Armin Veh ist es eine ganz besondere Genugtuung, da ihn Kollege Otto Rehhagel einst als Praktikant abgewiesen hatte. „Ich empfehle jedem Trainer, der ein Praktikum machen will, dies nicht dort zu tun, wo Otto Rehhagel Trainer ist“, sagt der spätere Stuttgarter Meister-Trainer genüsslich. Rehhagel hatte als Bayern-Trainer Veh damals angeblich mit den Worten „Stell Dich zu den Zuschauern“ abgespeist. Rache ist süß… Hoch her geht es im einzigen Bundesliga-Duell, dass Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen nach Elfmeterschießen 5:3 gewinnt. 80 der 120 Minuten müssen die Bremer nach Labbadias Platzverweis in Unterzahl bestreiten. Den einzigen Elfmeter verschießt Christian Wörns, der an Oliver Reck scheitert. Elfmeter-Glück braucht auch der VfB Stuttgart, um im eigenen Stadion Zweitligist Fortuna Köln zu schlagen. Nach 120 torlosen Minuten treffen alle Bundesliga-Cracks, während gleich zwei Fortunen die Latte treffen. Die erschreckende VfB-Leistung vor nur 6500 Zuschauern sollte Konsequenzen haben.

Bayern München spielt gleich zum Auftakt dort wo es auch am Ende hinwill: im Berliner Olympia-Stadion wird Regionalligist TeBe aus dem Weg geräumt (3:0), Lothar Matthäus verdirbt sich den Magen und muss zur Pause raus. Erst dann fallen die Tore (Nerlinger, Strunz und Scholl).

Vor fünf Jahren wird Miroslav Klose von den Sportjournalisten zum Fußballer des Jahres gewählt. Der Bremer, zuvor Torschützenkönig in der Liga und bei der WM, erhält 532 von 803 Stimmen und sagt: „Ich beschwere mich nicht. So kann es weitergehen.“ Der nach der WM abgetretene Bundestrainer Jürgen Klinsmann wird Trainer des Jahres 2006 mit 392 Stimmen und freut sich über die „schöne Anerkennung für die Arbeit unseres gesamten Trainerstabs und vor allem für die phantastische Art und Weise, wie die Mannschaft bei der WM den attraktivsten Fußball gespielt hat“. Bei den Frauen gewinnt Birgit Prinz (FFC Frankfurt/268 von 648 Stimmen)

11. August

Vor 60 Jahren finden Vorbereitungsspiele auf die Oberliga-Saison statt. Meister 1. FC Kaiserslautern präsentiert sich in überragender Form und gewinnt vor 16.000 Zuschauern im Rosenau-Stadion beim BC Augsburg mit 8:1. Sechs Tore gehen auf das Konto der Walter-Brüder, Fritz und Ottmar treffen je dreimal. Fritz Walter sagt. „Mit dem Ergebnis sind wir voll zufrieden. Dass wir acht Tore machen würden, damit hatten wir selber nicht gerechnet.“

Vor 15 Jahren fliegt der Deutsche Meister schon in der 1. Runde aus dem DFB-Pokal. Borussia Dortmund verliert mit vier Europameistern bei Regionalligist Wattenscheid 09 3:4 nach Verlängerung. BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld spricht von einem „verdienten Sieg“ der von Ex-Borusse Jupp Tenhagen trainierten Wattenscheider. „Es gibt nichts schönzureden, das war eine Blamage“, grollt Abwehrchef Matthias Sammer.

Vor zehn Jahren fallen am 3. Bundesliga-Spieltag nur 17 Tore. Die meisten erzielt Borussia Dortmund beim 4:0 über VfL Wolfsburg, das die Tabellenführung bringt. Das Tschechen-Duo Jan Koller, Tomas Rosicky schießt seine ersten Tore im BVB-Dress, auch Millionen-Transfer Amoroso netzt ein. Dem BVB sitzt der 1. FC Kaiserslautern im Nacken, der gegen Köln (2:1) auch sein drittes Spiel gewinnt. Hier geht es ebenfalls nicht ohne Tschechen-Tore: Vratislav Lokvenc trifft doppelt. Trainer Andreas Brehme wird dennoch wegen hämischen Beifalls für einen Schiedsrichter-Pfiff auf die Tribüne verwiesen.

Groß in Form ist Nationalspieler Sebastian Deisler, dessen erster Bundesliga-Doppelpack Hertha BSC beim SC Freiburg zum 3:1-Sieg verhilft. Das Spitzenspiel zwischen Bayer Leverkusen und Meister FC Bayern hat keinen Sieger – 1:1 heißt es nach Toren von Ulf Kirsten und Giovane Elber. Manager Uli Hoeneß ist das nicht genug: „Wir sind Bayern München. Leverkusen ist nicht so stark, dass wir hier nicht gewinnen können.“ Am Abend sehen nur 1,68 Millionen Zuschauer die Bundesliga-Zusammenfassung auf Sat 1 – der absolute Tiefstwert seit die Bundesliga übertragen wird. Liga-Chef Werner Hackmann ruft den Vorstand zum Krisengipfel.

Vor 5 Jahren eröffnet Meister Bayern München mit einem Heimspiel die Bundesliga-Saison 2006/07. 69.000 Zuschauer sehen einen verdienten 2:0-Sieg der Magath-Elf, für die Roy Makaay und Bastian Schweinsteiger treffen. Die Gäste wagen es nicht, Jubilar Oliver Kahn (500. Bundesligaspiel) zu überwinden. Zugang Lukas Podolski, bei der WM gefeierter Held, kommt nur zu einem Zwei-Minuten-Einsatz, was Uli Hoeneß „völlig vernünftig“ findet: „Lukas ist nicht und muss sich erst eingewöhnen.“

12. August

Vor 5 Jahren teilen sich zwei Klubs die erste Tabellenführung der Bundesliga-Saison 2006/07. Bayer Leverkusen (3:0 gegen Alemannia Aachen) und der 1. FC Nürnberg (3:0 beim VfB Stuttgart). Alle drei Aufsteiger verlieren die Premiere, neben Aachen auch Bochum (1:2 in Mainz) und Energie Cottbus (0:2 in Mönchengladbach).

13. August

Vor 100 Jahren kommt es zum ersten Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Kaiserslautern bzw. deren Vorläufern. Beide Klubs heißen damals noch FV. Die Hessen gehen durch einen Doppelschlag von Fritz Becker, Deutschlands erstem Länderspieltorschützen, mit 2:0 in Führung, doch die Pfälzer erstreiten im Schlussspurt noch ein 2:2. Dann eilen sie zum Bahnhof, da das Erreichen des Zuges in die Heimat durch den wesentlich verspäteten Anpfiff sehr in Frage steht.

Vor 50 Jahren läuft der 2. Spieltag der Oberligen: Der Süden steht im Zeichen des Main-Derbys. Eintracht Frankfurt schlägt Kickers Offenbach vor 30.000 Zuschauern am Riederwald. Auch Sepp Herberger gibt sich die Ehre. Die Kickers sind die meiste Zeit ebenbürtig, verschlafen jedoch den Start – nach drei Minuten heißt es schon 2:0. Viermal verkürzen sie, dreimal erhöht die Eintracht wieder. Sie feiert ihre Doppelschützen Stein und Schämer. Das Sport-Magazin lobt: „Ein Spiel mit jenem Fluidum, wie es die Massen lieben.“ Beifall gibt es schon vorher, die Eintracht verabschiedet Weltmeister Alfred Pfaff. Die meisten Tore fallen in Mannheim, wo der VfR den FSV Frankfurt 7:3 abfertigt. Die höchste Niederlage kassiert Bayern München, das zuhause Bayern Hof mit 0:5 unterliegt. „Hof spielt mit Bayern Katz und Maus“, titelt das Sport Magazin. Einziger Bayern-Trost nach dem Fehlstart: Wenigstens Lokalrivale 1860 München steht nach dem 0:2 in Nürnberg noch hinter ihnen auf dem letzten Platz.

Im Südwesten regiert Meister Borussia Neunkirchen nach einem 8:1-Kantersieg gegen Saar 05 Saarbrücken, Günther Kuntz, der Vater des späteren Europameisters Stefan Kuntz, erzielt zwei Tore.

Im Westen marschieren Schalke 04 (2:1 gegen W. Herne) und der 1. FC Köln (1:0 beim Meidericher SV) mit 4:0 Punkten vorneweg. In der Glückauf-Kampfbahn findet sich die mit Abstand größte Tageskulisse in – 40.000 Zuschauer sehen ein Klassespiel und zwei Tore von Manfred Kreuz gegen Nationalkeeper Hans Tilkowski. In Oberhausen treten 16.000 Zuschauer verstört den Heimweg an, denn Aachens Peters muss nach einem Zweikampf gegen Karlheinz Feldkamp ins Krankenhaus – mit Wadenbeinbruch. „Minutenlang schienen alle Spieler wie gelähmt. Es ging nichts mehr.“, schreibt das Sport Magazin. Feldkamp sagt: „Ich habe wirklich keine Schuld an dem Zusammenprall. Ich bin ganz unglücklich.“ Im Norden macht Meister HSV eine klare Ansage; mit dem 7:1 bei Bergedorf ist die Seeler-Elf wieder Tabellenführer, Lokalrivale St. Pauli (3:1 gegen Osnabrück) ist der schärfste Verfolger. Der VfB Oldenburg ehrt Torwart Manfred Hoffmann im Rahmen des Heimspiels gegen Neumünster für seinen 500. Oberliga-Einsatz.

Am selben Tag beginnt die Regierung der DDR damit, innerhalb Berlins eine Maier zu errichten, die den Osten vom Westen trennt. Der Torjäger des BFC Dynamo Berlin, der 22jährige Emil Poklitar flüchtet noch am Abend nach einem Testspiel in Kopenhagen in den Westen. Er ist der erste bekannte Fußball-Flüchtling der DDR. Er spielt später beim Freiburger FC und dem 1. FC Saarbrücken, den er auch trainiert. Die DDR-Funktionäre streichen seine neun Saison-Tore aus der Statistik der Saison 1961/62, als hätte es ihn nie gegeben.

Vor 20 Jahren geht die Bundesliga in eine englische Woche. Der HSV gewinnt an diesem Dienstag nach 0:2-Rückstand in Bochum noch mit 3:2 und übernimmt vorübergehend die Tabellenführung. In der 2. Liga Nord staunt alles über den SV Meppen, der nach vier Spielen 8:0 Punkte aufweist. Gegen Osnabrück (2.0) träumen 15.000 Fans von der Bundesliga.

Vor 10 Jahren wird Otto Rehhagel Nationaltrainer von Griechenland.

Vor 5 Jahren spielt Werder Bremen, das in Hannover 4:2 gewinnt, meisterlich. Da macht es wenig, dass Tim Borowski noch einen Elfmeter verschießt – sein dritter in Folge, Robert Enke pariert glänzend. Die Bremer gehen schon siegesgewiss aufs Feld. Auf der Brust steht jedenfalls „we win“ – in Abwandlung des Namens eines Wettanbieters, für den sie durch eine neue Bestimmung nicht werben dürfen.

14. August

Vor 50 Jahren wird bekannt, dass Rudi Gutendorf Trainer in Tunesien wird – bei Union Sportive de Monastir beginnt seine Weltreise, die jede Trainerkarriere in den Schatten stellen wird.

Vor 40 Jahren startet die Bundesliga. Sie steht im Schatten des Bundesliga-Skandals, dessen Ermittlungen noch laufen. Noch aber sind die Stadien voll und ausgerechnet die größten Sünder starten am besten: Schalke 04 gewinnt bei Hannover 96 mit 5:1. Nach dem Pausenrückstand wacht Schalke auf, Klaus Fischer schießt gleich vier Tore. „Das ist mein privater Rekord“, sagt Fischer, dem auch ein Hattrick gelingt, stolz. Auch der HSV gewinnt mit 5:1 – zuhause gegen Eintracht Frankfurt, Oldie Uwe Seeler ist mit 35 noch gut in Schuss und trifft doppelt. Bayern München startet in seine letzte Saison im Grünwalder Stadion mühsam, Aufsteiger Fortuna Düsseldorf leistet lange Widerstand und hält bis zur 71. Minute ein 1:1. Dann treffen Paul Breitner und Franz Beckenbauer noch, aber Udo Lattek ahnt Schlimmes: „Wir haben die richtige Mischung nicht gefunden. Mit diesen Mitteln ist es absolut unmöglich in der Bundesliga zu bestehen“, sagt Udo Lattek am Anfang der statistisch besten Bundesliga-Saison des FC Bayern. Der VfL Bochum gewinnt sein allererstes Bundesligaspiel – Hans-Werner Hartl erzielt das historische 1:0 gegen Eintracht Braunschweig.

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Vor 30 Jahren ist die Bundesliga geschockt. Im Freitagabend-Spiel Werder Bremen gegen Arminia Bielefeld ereignet sich eine schreckliche Szene: Werder-Verteidiger Norbert Siegmann schlitzt Armine Ewald Lienen nach 15 Minuten im Zweikampf mit den Stollen den rechten Oberschenkel auf, über 20 Zentimeter zieht sich der Riss. Noch auf der Bahre erhebt Lienen Vorwürfe gegen Werder-Trainer Otto Rehhagel „Du bist schuld, du kriegst von mir eine Anzeige.“ Lienen behauptet, Rehhagel habe Siegmann aufgefordert, „härter drauf zu gehen“. Die tiefe Wunde wird im Krankenhaus genäht.

Vor 25 Jahren erhält Bayern München einen Brief vom DFB. Der Verband kritisiert den Meister für die Durchsage von Zwischenständen auf den anderen Plätzen. 1986 ist das noch verboten, denn „Durchsagen während des Spieles können den Spielablauf gefährden“, sagt Verbandssprecher Wolfgang Holzhäuser unter Berufung auf Pagraph 9 der Durchführungsbestimmungen für Liga-Spiele. Doch Bayern-Manager Uli Hoeneß lässt das kalt: „ Wir werden uns davon nicht beeinflussen lassen, denn für dumme Dinge habe ich kein Verständnis.“

Vor 20 Jahren geht der dritte Spieltag zu Ende. Aufsteiger Hansa Rostock erobert mit einem furiosen 5:1 über Borussia Dortmund die Spitze, Sedlacek und Spieß treffen doppelt. Bayern München kommt endlich zum ersten Sieg (1:0), Joker Mazinho trifft in vorletzter Minute bei Schlusslicht Fortuna Düsseldorf. Auch Schalke freut sich über die ersten Punkte, Steffen Freunds Tor bezwingt Nürnberg, das Nationalspieler Dieter Eckstein durch Platzverweis verliert. Historischer Moment in Dresden: Dynamo schafft im dritten Anlauf den ersten Bundesligasieg – 2:1 gegen Tabellenführer Eintracht Frankfurt. Torsten Gütschow schießt beide Tore.

Vor 15 Jahren entlässt der VfB Stuttgart unmittelbar vor Saisonstart Trainer Rolf Fringer. Der Vorstand ist durch die schlechte Leistung im Pokalspiel gegen Fortuna Köln beunruhigt. Fringers Assistent Joachim Löw beerbt ihn und startet seine Karriere als Chef-Trainer.