DFB.de-Serie: Superfan Kesternich kommt auf 3500 Spiele

Im Stadion, vor dem Fernseher, vor dem Radio. Auswärts, zu Hause. Mit und ohne Fanschal. In der Bundesliga, in der Kreisliga, bei der Nationalmannschaft. Wo Fußball gespielt wird, finden sich Fans. Das Fan-Sein hat viele Facetten und Gesichter, DFB.de zeigt sie im Rahmen seiner Fanserie jeden Donnerstag aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Heute: Rolf Kesternich. Deutschlands selbsternannter Superfan hat 1680 Bundesligaspiele live im Stadion gesehen - und noch viel mehr in anderen Spielklassen.

Einen klaren Eindruck von seinem Selbstverständnis vermittelt Rolf Kersternich schon, wenn er sich am Telefon meldet: "Hallo, hier spricht Deutschlands Superfan Nummer eins." Ganz fröhlich sagt er das, ganz unbescheiden - und nicht ganz ungerechtfertigt.

In 50 Jahren Bundesliga hat Kesternich 1680 Spiele live im Stadion gesehen. Dazu kommen 105 Länderspiele, 43 Endspiele in allen möglichen Wettbewerben und noch viel mehr. In seiner Karriere als Fan bringt es der 73 Jahre alte Rentner, der in Köln wohnt und von den meisten "Charlie" genannt wird, auf rund 3500 Partien. Ehrensache, dass er seit 2004 auch Mitglied im Fan Club Nationalmannschaft ist. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Rolf Kesternich über seine große Leidenschaft, große Spiele, Tickets in Schuhkartons und den glücklichsten Tag seines Lebens.

DFB.de: Herr Kesternich, wie sah Ihre Saison aus?

Rolf Kesternich: Freitagabend Fußball. Samstags Fußball, unter anderem die zweite Mannschaft des 1. FC Köln. Und am Sonntag Fußball, auch mal Frauen-Bundesliga. Es gab eine Woche, da war ich jeden Tag bei einem Spiel. Ich habe in dieser Saison insgesamt 110 Partien gesehen, davon 54 in der Bundesliga und 14 in der 2. Bundesliga.

DFB.de: Sie scheinen genau Statistik zu führen.

Kesternich: Ich habe zweieinhalb Schuhkartons voll mit den wichtigsten Eintrittskarten. In der Hand halte ich gerade eine Dauerkarte von Borussia Mönchengladbach für die Rückrunde der Saison 1968/1969. 20 D-Mark für neun Spiele. Beim WM-Finale 1974 in München habe ich 15 D-Mark bezahlt.

DFB.de: Wie sind Sie vom Fußball-Virus infiziert worden?



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Im Stadion, vor dem Fernseher, vor dem Radio. Auswärts, zu Hause. Mit und ohne Fanschal. In der Bundesliga, in der Kreisliga, bei der Nationalmannschaft. Wo Fußball gespielt wird, finden sich Fans. Das Fan-Sein hat viele Facetten und Gesichter, DFB.de zeigt sie im Rahmen seiner Fanserie jeden Donnerstag aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Heute: Rolf Kesternich. Deutschlands selbsternannter Superfan hat 1680 Bundesligaspiele live im Stadion gesehen - und noch viel mehr in anderen Spielklassen.

Einen klaren Eindruck von seinem Selbstverständnis vermittelt Rolf Kersternich schon, wenn er sich am Telefon meldet: "Hallo, hier spricht Deutschlands Superfan Nummer eins." Ganz fröhlich sagt er das, ganz unbescheiden - und nicht ganz ungerechtfertigt.

In 50 Jahren Bundesliga hat Kesternich 1680 Spiele live im Stadion gesehen. Dazu kommen 105 Länderspiele, 43 Endspiele in allen möglichen Wettbewerben und noch viel mehr. In seiner Karriere als Fan bringt es der 73 Jahre alte Rentner, der in Köln wohnt und von den meisten "Charlie" genannt wird, auf rund 3500 Partien. Ehrensache, dass er seit 2004 auch Mitglied im Fan Club Nationalmannschaft ist. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Rolf Kesternich über seine große Leidenschaft, große Spiele, Tickets in Schuhkartons und den glücklichsten Tag seines Lebens.

DFB.de: Herr Kesternich, wie sah Ihre Saison aus?

Rolf Kesternich: Freitagabend Fußball. Samstags Fußball, unter anderem die zweite Mannschaft des 1. FC Köln. Und am Sonntag Fußball, auch mal Frauen-Bundesliga. Es gab eine Woche, da war ich jeden Tag bei einem Spiel. Ich habe in dieser Saison insgesamt 110 Partien gesehen, davon 54 in der Bundesliga und 14 in der 2. Bundesliga.

DFB.de: Sie scheinen genau Statistik zu führen.

Kesternich: Ich habe zweieinhalb Schuhkartons voll mit den wichtigsten Eintrittskarten. In der Hand halte ich gerade eine Dauerkarte von Borussia Mönchengladbach für die Rückrunde der Saison 1968/1969. 20 D-Mark für neun Spiele. Beim WM-Finale 1974 in München habe ich 15 D-Mark bezahlt.

DFB.de: Wie sind Sie vom Fußball-Virus infiziert worden?

Kesternich: Ich bin am Bodensee aufgewachsen. Mit 16 bin ich alleine nach Köln gezogen, zu meinen Großeltern. Zwei Wochen später saß ich zum ersten Mal im Stadion. Oberliga West. Der FC spielte gegen Preußen Dellbrück, aus dem später Viktoria Köln wurde. Am Ende der Saison hatte ich 70 Oberligaspiele gesehen. Ein Traum ging für mich in Erfüllung, als die Bundesliga gegründet wurde. Ich habe mir damals vorgenommen, 1500 Bundesligaspiele zu schaffen. Jetzt sind es schon 1680.

DFB.de: Was macht für Sie die Faszination aus?

Kesternich: Fußball ist das Schönste, was es gibt. Ich kenne so viele tolle Leute, hatte so viele schöne Erlebnisse. Darum bin ich privat auch alleine geblieben. Familie und Sport, das wäre nicht gegangen. Zumal ich auch eine Leidenschaft für den Handball und andere Sportarten habe. Bei der Eishockey-WM in Deutschland habe ich 20 Spiele in zehn Tagen besucht.

DFB.de: Sie würden Ihr gesamtes Leben noch einmal dem Fußball verschreiben?

Kesternich: Ja, auf jeden Fall. Ich würde nichts ändern. Ich bin rundherum glücklich und zufrieden.

DFB.de: Wer ist Ihr Lieblingsspieler?

Kesternich: Gerd Müller. Es gab bessere Fußballer, aber ohne ihn und seine Tore wäre Deutschland in den 70er Jahren nicht Welt- und Europameister geworden. Er hat mir sogar ein Trikot mit seiner Unterschrift geschenkt, das hängt bei mir an der Wand. International war Pele für mich der Größte.

DFB.de: Was war Ihr größtes Spiel als Fan?

Kesternich: Das WM-Finale 1974. Es war der glücklichste Tag meines Lebens, als Deutschland Weltmeister wurde. Ich habe danach in der Firma angerufen und Bescheid gegeben, dass ich jetzt erstmal drei Wochen Urlaub mache, weil ich so glücklich bin. Meine Kollegen und mein Chef waren einverstanden. Das beste Spiel war das 7:1 von Borussia Mönchengladbach gegen Inter Mailand mit dem legendären Büchsenwurf. Und natürlich waren auch die sechs Tore von Dieter Müller beim 7:2-Sieg des 1. FC Köln gegen Werder Bremen im August 1977 unvergesslich, die bis heute Rekord in der Bundesliga sind.

DFB.de: Und was war das schlimmste Spiel?

Kesternich: Schlimm war es immer, wenn der 1. FC Köln abgestiegen ist. Und das war ja einige Male der Fall. Ich bin seit 45 Jahren Mitglied im Verein.

DFB.de: Nicht nur in Köln. Sie sind Mitglied in sechs Profiklubs. Wie geht das als Fan?

Kesternich: Manche nennen mich abartig. Denen sage ich immer: Mitglied nur eines Vereins zu sein, ist genauso langweilig, wie ein Leben lang mit einer Frau zusammen zu sein (lacht). Anderen habe ich schon erzählt, dass ich beim DFB angerufen habe und mir dort die Auskunft gegeben wurde, dass man in zehn Vereinen Mitglied sein darf, wenn man über 70 ist. Die meisten glauben mir das, auch wenn es völliger Quatsch ist (lacht). Der tatsächliche Auslöser war der erste Abstieg des 1. FC Köln aus der Bundesliga. Damals war ich so enttäuscht und frustriert, dass ich eine Alternative brauchte. 2005 wurde ich Mitglied beim FC Bayern, dann kam Schalke und so weiter. Heute habe ich Dauerkarten für Köln und Leverkusen.

DFB.de: Was hat der Superfan Rolf Kesternich noch für Wünsche?

Kesternich: Einmal den Clasico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona sehen. Ein Spiel im neuen Wembleystadion besuchen. Und ich wäre der glücklichste Mann, wenn ich an eine Karte für das Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund gekommen wäre. Dann hätte sich gleichzeitig auch mein Wembley-Traum erfüllt.

DFB.de: Herr Kesternich, was sagen Sie eigentlich Leuten, die Sie für einen Spinner halten?

Kesternich: Denen sage ich nur: Dann spinne ich eben. Ich kann nicht ohne meinen Fußball leben. Ich gehe deswegen nebenher noch ein bisschen arbeiten und verdiene mir 300 Euro im Monat zu meiner Rente. Sonst wäre das alles nicht machbar.