DFB-Wochenshow: Podolskis starkes Debütantenjahr

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

16. Dezember

Vor 90 Jahren schlägt der HSV den TV St. Pauli mit 9:0, Nationalspieler Tull Harder schlägt viermal zu. Mit 15:1 Punkten in der Alster-Kreis-Liga geht der Deutsche Meister in die Weihnachtspause. Die Bayern kommen nach enttäuschender Vorrunde zu einem versöhnlichen 1:0 gegen den großen 1. FC Nürnberg.

Vor 25 Jahren werden die Europapokal-Lose gezogen. Meister Werder Bremen trifft auf den AC Mailand mit Ruud Gullit und Marco van Basten. Manager Willi Lemke freut’s: "Der AC ist die beste Vereinsmannschaft der Welt. Für ein volles Haus werden allein schon die Holländer sorgen. Wir bräuchten eigentlich 80.000 Eintrittskarten."

Vor zehn Jahren schließt die Bundesliga die Vorrunde mit einem Wochen-Spieltag ab. An diesem Dienstag fällt bereits die Entscheidung über die Herbst-Meisterschaft. Werder Bremen sichert sich den inoffiziellen Titel dank eines 3:0 über Hansa Rostock und hat vier Punkte Vorsprung auf den VfB, Leverkusen und die Bayern, die in Freiburg groß aufspielen und 6:0 gewinnen. Der Kicker fragt seine Leser: Wird Werder Meister? Nur 42,2 % glauben an das nächste Weser-Wunder. Eintracht Frankfurt hat andere Sorgen und geht nach dem 2:3 gegen den HSV als Letzter in die Pause. Denn der 1. FC Köln zieht dank eines 3:0 im Keller-Derby gegen Hertha BSC noch an den Hessen vorbei, Lukas Podolski schießt sein zweites Bundesliga-Tor. Hertha-Manager Dieter Hoeneß findet harte Worte: "Das ist Horrorfußball. Diese Hinrunde ist das Schlimmste, was ich in meiner Fußballer-Laufbahn bisher erlebt habe." Was die Trainer-Suche nicht einfacher macht, Übergangs-Lösung Andy Thom ist schon wieder Geschichte.

17. Dezember

Vor 80 Jahren geht Bayern München mit einem 5:3 bei Schwaben Augsburg in die Pause.

Vor 50 Jahren gewinnt die Auswahl der DDR ein Testspiel in Burma mit 5:1.

Vor 25 Jahren qualifizieren sich die deutschen Frauen für die EM-Endrunde. Silvia Neid und Heidi Mohr treffen zum 2:0 gegen die CSSR. Unter den 2053 Zuschauern in Kaiserslautern ist auch Fritz Walter, der den Damen jeweils eine Flasche seines „Fritz-Walter-Sekts“ schenkt – und ein Kompliment: "Ich bin überrascht, welch technisch hervorragenden Fußball diese Mädchen spielen."

Vor zehn Jahren endet die Bundesliga-Vorrunde 2003/04 mit fünf Mittwochs-Spielen. Nach der Heim-Niederlage des VfB Stuttgart gegen Bayer Leverkusen (2:3) sind drei Verfolger von Werder Bremen punktgleich. Trotz der Pleite geht der VfB mit einem Rekord in die Pause: nur sieben Gegentore hat nach der Vorrunde niemand gehabt. Auch die Revier-Giganten schenken ihren Fans zum Abschied keinen Heimsieg. Der BVB (1:1 vs. FCK) und Schalke (1:1 vs. Wolfsburg) laufen als Sechster und Achter ein. Borussia Mönchengladbach feiert bei 1860 München endlich den ersten Auswärtssieg (2:1).

18. Dezember

Vor 50 Jahren triumphiert der HSV im Europapokal. Im dritten Achtelfinal-Spiel gegen den FC Barcelona gewinnen die Hamburger auf neutralem Boden in Lausanne 3:2. Alle Tore fallen nach der Pause. Nach Harry Bähres 1:0 (50.) schlägt der Ungar Sandor Kocsis doppelt zurück (51., 64.), aber wie in Bern muss er erfahren, dass ein Vorsprung gegen Deutsche keinen Sieg garantiert. Nach ebenfalls zwei Toren des überragenden Uwe Seeler (64., 83.) zieht der HSV ins Viertelfinale des Pokalsieger-Cups ein. Damit ist das Trauma von 1961, als der HSV ebenfalls in drei Spielen an Barcelona gescheitert war, bewältigt. Uwe Seeler: "Einmal musste es ja klappen. Wir hatten eine großartige Moral."

Vor 30 Jahren zieht Borussia Mönchengladbach als erster Klub ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein. Auf Schneeboden gewinnt der Bundesligist beim Oberligisten SpVgg. Fürth mit 6:0. Lothar Matthäus, der Franke bei Borussia, erhält für sein Tor sogar Beifall und bedankt sich: „Ich fand es toll, dass sich die Fürther nicht hinten reingestellt haben, wie Albanien das gemacht hat. So haben die Zuschauer doch was gehabt vom Spiel.“ Worte eines 6:0-Siegers.

Vor 20 Jahren trifft die Nationalmannschaft während ihrer USA-Reise auf den Gastgeber. Nach Toren von Andreas Möller, Debütant Stefan Kuntz und Joker Andy Thom gewinnt sie vor 52.400 Zuschauern in San Francisco verdient mit 3:0. Bundestrainer Berti Vogts verhilft auch dem Bremer Dieter Eilts zu seinem Debüt.

19. Dezember

Vor 70 Jahren finden Gau-Liga-Spiele statt. Fortuna Düsseldorf kommt am Niederrhein endlich zum ersten Saisonsieg – 5:1 gegen KSG Hamborn. Die Roten Jäger, eine Soldaten-Elf mit Fritz Walter als Top-Star, sind auch am Spielbetrieb beteiligt und gewinnen in der Weser-Ems-Staffel 9:4 in Wilhelmshaven. In Hannover fertigt Arminia den Meister von 1938, die 96er, mit 11:1 ab. Höher gewinnt nur der Tabellenführer Ostpreußens: VfB Königsberg – Prussia Samland 12:0. In Berlin gewinnt Hertha bei Tasmania mit 4:0 und verteidigt die Spitze. Die meisten Tore fallen in Hamburg; Sperber putzt die KSG Eimsbüttel 12:3. Ergebnisse, an die sich der Fußball-Freund im Krieg allmählich gewöhnt hat. Der Kicker lobt auf höhere Weisung in seiner letzten Ausgabe des Jahres 1943 die Moral der Spieler: "Die Fußballmeisterschaft im fünften Kriegswinter ist mehr als der Wettbewerb einer Klasse geworden; sie gehört zur großen Bewährungsprobe des deutschen Volkes als Äußerung seiner unentwegten Aktivität."

Vor 40 Jahren scheitert der Versuch, das Achtelfinale des DFB-Pokals zu komplettieren schon beim ersten Nachholspiel: die Bundesligisten Fortuna Köln und Hannover 96 trennen sich 0:0 und müssen in die Wiederholung. 4000 Zuschauer hoffen in der Kälte vergebens auf eine Entscheidung geschweige denn auf Tore.

Vor 20 Jahren werden in Las Vegas die Lose für die WM-Endrunde 1994 in den USA gezogen. Titelverteidiger Deutschland, dessen Spieler im Publikum sitzen, erhält Bolivien, Spanien und Südkorea. Die FIFA gibt bei der Gelegenheit eine Regeländerung bekannt: für einen Sieg soll es künftig bei WM-Turnieren drei Punkte geben.

20. Dezember

Vor 60 Jahren finden in den Oberligen 19 Spiele statt. Nur der FV Speyer (2:1 in Worms) schafft einen Auswärtssieg, während im Südwesten ansonsten die Gastgeber Schützenfeste feiern: Pirmasens (8:0 vs. Landau) und Meister FCK (5:0 vs. Frankenthal) untermauern ihre Favoritenrolle. Am Tag der Gastgeber ist das 0:0 zwischen dem VfB Stuttgart und dem FSV Frankfurt (Süd-Staffel) noch bedeutsamer; denn dadurch zieht Eintracht Frankfurt (3:0 vs. Viktoria Aschaffenburg) auf zwei Punkte davon und feiert Weihnachten als Tabellenführer. Hoch her geht es in Nürnberg, wo der Schiedsrichter in ein längst entschiedenes Spiel gegen BC Augsburg (4:0) noch Feuer bringt. Seine Fehlentscheidung kurz vor Schluss, als er Täter und Opfer verwechselt, löst Tumulte und zwei Platzverweise gegen den BCA aus. "Selbst der aufmerksamste Chronist steht vor einem Rätsel", schreibt das Sport Magazin. In Gelsenkirchen braucht der Schiedsrichter sogar Polizeischutz: die Mehrheit der Zuschauer ist mit dem Kölner Ausgleichstor zum 3:3-Endstand beim STV Horst Emscher nicht einverstanden, weil der Linienrichter "Abseits" gewunken hat. Dem 1. FC Köln ist es recht, der Punkt beim Schlusslicht reicht für die Rückeroberung der Tabellenspitze, die Preußen Münster (1:2 in Leverkusen) einbüßt. Rot-Weiß Essen hätte sie auch haben können, aber auch weil "Boss" Rahn bei Preußen Dellbrück abgemeldet ist, reicht es nur zu einem 0:0. Die Schalker bestreiten derweil ein Privatspiel beim designierten Nord-Meister Hannover 96. Es lockt mehr Zuschauer an als jedes Punktspiel dieses Tages (20.000) und 96 deutet an, wozu es 1954 fähig sein wird (3:2). Auch in Hamburg steigt ein attraktives Testspiel: Boca Juniors spielt am Millerntor auf und schafft dank zweier Tore in einer Minute noch ein 2:2 beim FC St. Pauli, der sich über 15.000 Zuschauer freut. Der argentinische Nationalspieler Murino lobt: "Ein ausgezeichnetes Publikum hat Hamburg, wir wünschten wir könnten immer vor solchen Zuschauern spielen."

Vor 40 Jahren schneidet der Fußball bei der Wahl zum Sportler des Jahres schlecht ab. Weit hinter Sieger Klaus Wolfermann (Speerwerfer) landet Gerd Müller auf Platz 9, Franz Beckenbauer wird 19. Bayern München wird bei der Mannschaft des Jahres Vierter, trotz einer Rekordsaison 1972/73 ernten die deutschen Bahn-Rad-Vierer, das Degen und das Military-Team mehr Stimmen.

Vor 30 Jahren beginnt der jüngste Bundesliga-Präsident aller Zeiten seine Amtsgeschäfte. Einen Tag nach dem Rücktritt von Michael A. Roth übernimmt der 32jährige Gerd Schmelzer zunächst interimistisch die Führung des hoch verschuldeten Abstiegskandidaten 1. FC Nürnberg. Am selben Tag verspielt der HSV seine letzte internationale Titelchance. In Aberdeen verliert der Meister das Rückspiel um den europäischen Super-Cup mit 0:2 (Hinspiel 0:0). Kurz zuvor haben die Hamburger das Weltpokal-Finale verloren, auch im Landesmister-Cup ist der Titelverteidiger schon ausgeschieden. "So verspielt der HSV auch seinen Meistertitel!", prophezeit der Kicker.

21. Dezember

Vor 100 Jahren gewinnt Bayern München sein Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg mit 2:1. Borussia Dortmund ist damals noch zweitklassig, aber nicht mehr lange wie der 13:0-Sieg gegen den FC Bommern bereits andeutet.

Vor 50 Jahren findet erstmals in der Bundesliga ein Sonntags-Spiel statt. Die Nachhol-Partie HSV – Borussia Dortmund wird wegen der Terminnot des HSV und des Vorweihnachts-Geschäfts um einen Tag nach hinten verlegt. Der HSV gewinnt vor 35.000 Zuschauern nach Rückstand noch mit 2:1, beide Tore erzielt Uwe Seeler. Auch Torwart Stefan Schnoor, der einen Elfmeter von Burghard Rylewicz pariert, wird als Matchwinner gefeiert. Damit ist die erste Vorrunde der Bundesliga abgeschlossen, Meister BVB beendet sie als Dritter, Pokalsieger HSV als Siebter. Immerhin zieht Uwe Seeler durch seinen Doppelschlag noch an Timo Konietzka vorbei und führt mit 13 Treffern die Torjägerliste an. Weitere Fakten des historischen ersten Halbjahres: vier Platzverweise, fünf Hattricks und elf Eigentore. Am häufigsten endet ein Bundesliga-Spiel 1963/64 3:0 – das wird sich geben.

Vor 40 Jahren wird HSV-Torwart Rudi Kargus über Nacht berühmt. Beim Elfmeterschießen im Wiederholungsspiel gegen Borussia Mönchengladbach pariert er vor 50.000 Zuschauern im Volkspark gleich drei von vier Schüssen des Titelverteidigers und verhilft seinem Klub ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Horst Köppel, Rainer Bonhof und Dietmar Danner scheitern an dem 21jährigen, dem HSV-Idol Willi Schulz „eine große Karriere“ prophezeit. Da liegt er nicht ganz falsch. Kargus wird als Torwart mit den meisten parierten Elfmetern in die Bundesliga-Historie eingehen. Kargus ist überglücklich: "Das ist der schönste Tag meines Lebens." Der zweite Held des Tages ist Stürmer Horst Heese, der kurz nach seiner Einwechslung das 1:1 (88.) erzielt und das Elfmeter-Dramas erst möglich macht.

Vor 25 Jahren wird erstmals in der Bundesliga ein Spiel nach Zuschauerausschreitungen wiederholt. Das DFB-Sportgericht setzt die Paarung KSC – Mönchengladbach neu an, nachdem Borussias Christian Hochstätter am 29. November 1988 nach einem Wurfgeschoss-Treffer am Auge ausgewechselt werden musste. Der KSC erhält außer 6000 DM Geldstrafe eine Platzsperre für ein Spiel, so dass diese Partie in Heidelberg ausgetragen werden wird. Das Tatwerkzeug wird nie gefunden, kein Täter ermittelt, aber das Gericht hat keine Zweifel und will zudem Zeichen setzen. "Wenn die Vereine nicht mehr sicherstellen können, dass keine Gegenstände aufs Feld fliegen, geht der Fußball zu Ende", sagt Richter Hanns Bär.

22. Dezember

Vor 40 Jahren finden die letzten Achtelfinal-Spiele im DFB-Pokal statt. Kickers Offenbach wirft den zweitklassigen 1. FC Nürnberg mit Mühe raus (3:2), Arminia Bielefeld zwingt den 1. FC Kaiserslautern in die Verlängerung (1:1) und letztlich ins Wiederholungsspiel. Debütant Volker Graul trifft 60 Sekunden nach seiner Einwechslung zum Ausgleich. "Alle Achtung, Arminia!", titelt der Kicker.

Vor 20 Jahren spielt die Nationalmannschaft im dritten Auftritt der Amerika-Tournee gegen Mexiko. Zum Abschluss fallen keine Tore. Nach Streitigkeiten zwischen Medien und Spielern, die auf eigene Faust einen Medien-Boykott inszenieren, versucht Berti Vogts die Lage mit einem Gedicht auf der Pressekonferenz zu entschärfen. Der Text des Bundestrainers orientiert sich an Nicoles Grand-Prix-Hit "Ein bisschen Frieden" und geht so: "Ein bisschen mehr Frieden, und weniger Streit, ein bisschen mehr Güte und weniger Leid, ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass, ein bisschen mehr Wahrheit, das wäre doch was!" Vogts stolz: "Ich glaube, ich hatte eine ganz gute Feder."

[um]

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

16. Dezember

Vor 90 Jahren schlägt der HSV den TV St. Pauli mit 9:0, Nationalspieler Tull Harder schlägt viermal zu. Mit 15:1 Punkten in der Alster-Kreis-Liga geht der Deutsche Meister in die Weihnachtspause. Die Bayern kommen nach enttäuschender Vorrunde zu einem versöhnlichen 1:0 gegen den großen 1. FC Nürnberg.

Vor 25 Jahren werden die Europapokal-Lose gezogen. Meister Werder Bremen trifft auf den AC Mailand mit Ruud Gullit und Marco van Basten. Manager Willi Lemke freut’s: "Der AC ist die beste Vereinsmannschaft der Welt. Für ein volles Haus werden allein schon die Holländer sorgen. Wir bräuchten eigentlich 80.000 Eintrittskarten."

Vor zehn Jahren schließt die Bundesliga die Vorrunde mit einem Wochen-Spieltag ab. An diesem Dienstag fällt bereits die Entscheidung über die Herbst-Meisterschaft. Werder Bremen sichert sich den inoffiziellen Titel dank eines 3:0 über Hansa Rostock und hat vier Punkte Vorsprung auf den VfB, Leverkusen und die Bayern, die in Freiburg groß aufspielen und 6:0 gewinnen. Der Kicker fragt seine Leser: Wird Werder Meister? Nur 42,2 % glauben an das nächste Weser-Wunder. Eintracht Frankfurt hat andere Sorgen und geht nach dem 2:3 gegen den HSV als Letzter in die Pause. Denn der 1. FC Köln zieht dank eines 3:0 im Keller-Derby gegen Hertha BSC noch an den Hessen vorbei, Lukas Podolski schießt sein zweites Bundesliga-Tor. Hertha-Manager Dieter Hoeneß findet harte Worte: "Das ist Horrorfußball. Diese Hinrunde ist das Schlimmste, was ich in meiner Fußballer-Laufbahn bisher erlebt habe." Was die Trainer-Suche nicht einfacher macht, Übergangs-Lösung Andy Thom ist schon wieder Geschichte.

17. Dezember

Vor 80 Jahren geht Bayern München mit einem 5:3 bei Schwaben Augsburg in die Pause.

Vor 50 Jahren gewinnt die Auswahl der DDR ein Testspiel in Burma mit 5:1.

Vor 25 Jahren qualifizieren sich die deutschen Frauen für die EM-Endrunde. Silvia Neid und Heidi Mohr treffen zum 2:0 gegen die CSSR. Unter den 2053 Zuschauern in Kaiserslautern ist auch Fritz Walter, der den Damen jeweils eine Flasche seines „Fritz-Walter-Sekts“ schenkt – und ein Kompliment: "Ich bin überrascht, welch technisch hervorragenden Fußball diese Mädchen spielen."

Vor zehn Jahren endet die Bundesliga-Vorrunde 2003/04 mit fünf Mittwochs-Spielen. Nach der Heim-Niederlage des VfB Stuttgart gegen Bayer Leverkusen (2:3) sind drei Verfolger von Werder Bremen punktgleich. Trotz der Pleite geht der VfB mit einem Rekord in die Pause: nur sieben Gegentore hat nach der Vorrunde niemand gehabt. Auch die Revier-Giganten schenken ihren Fans zum Abschied keinen Heimsieg. Der BVB (1:1 vs. FCK) und Schalke (1:1 vs. Wolfsburg) laufen als Sechster und Achter ein. Borussia Mönchengladbach feiert bei 1860 München endlich den ersten Auswärtssieg (2:1).

18. Dezember

Vor 50 Jahren triumphiert der HSV im Europapokal. Im dritten Achtelfinal-Spiel gegen den FC Barcelona gewinnen die Hamburger auf neutralem Boden in Lausanne 3:2. Alle Tore fallen nach der Pause. Nach Harry Bähres 1:0 (50.) schlägt der Ungar Sandor Kocsis doppelt zurück (51., 64.), aber wie in Bern muss er erfahren, dass ein Vorsprung gegen Deutsche keinen Sieg garantiert. Nach ebenfalls zwei Toren des überragenden Uwe Seeler (64., 83.) zieht der HSV ins Viertelfinale des Pokalsieger-Cups ein. Damit ist das Trauma von 1961, als der HSV ebenfalls in drei Spielen an Barcelona gescheitert war, bewältigt. Uwe Seeler: "Einmal musste es ja klappen. Wir hatten eine großartige Moral."

Vor 30 Jahren zieht Borussia Mönchengladbach als erster Klub ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein. Auf Schneeboden gewinnt der Bundesligist beim Oberligisten SpVgg. Fürth mit 6:0. Lothar Matthäus, der Franke bei Borussia, erhält für sein Tor sogar Beifall und bedankt sich: „Ich fand es toll, dass sich die Fürther nicht hinten reingestellt haben, wie Albanien das gemacht hat. So haben die Zuschauer doch was gehabt vom Spiel.“ Worte eines 6:0-Siegers.

Vor 20 Jahren trifft die Nationalmannschaft während ihrer USA-Reise auf den Gastgeber. Nach Toren von Andreas Möller, Debütant Stefan Kuntz und Joker Andy Thom gewinnt sie vor 52.400 Zuschauern in San Francisco verdient mit 3:0. Bundestrainer Berti Vogts verhilft auch dem Bremer Dieter Eilts zu seinem Debüt.

19. Dezember

Vor 70 Jahren finden Gau-Liga-Spiele statt. Fortuna Düsseldorf kommt am Niederrhein endlich zum ersten Saisonsieg – 5:1 gegen KSG Hamborn. Die Roten Jäger, eine Soldaten-Elf mit Fritz Walter als Top-Star, sind auch am Spielbetrieb beteiligt und gewinnen in der Weser-Ems-Staffel 9:4 in Wilhelmshaven. In Hannover fertigt Arminia den Meister von 1938, die 96er, mit 11:1 ab. Höher gewinnt nur der Tabellenführer Ostpreußens: VfB Königsberg – Prussia Samland 12:0. In Berlin gewinnt Hertha bei Tasmania mit 4:0 und verteidigt die Spitze. Die meisten Tore fallen in Hamburg; Sperber putzt die KSG Eimsbüttel 12:3. Ergebnisse, an die sich der Fußball-Freund im Krieg allmählich gewöhnt hat. Der Kicker lobt auf höhere Weisung in seiner letzten Ausgabe des Jahres 1943 die Moral der Spieler: "Die Fußballmeisterschaft im fünften Kriegswinter ist mehr als der Wettbewerb einer Klasse geworden; sie gehört zur großen Bewährungsprobe des deutschen Volkes als Äußerung seiner unentwegten Aktivität."

Vor 40 Jahren scheitert der Versuch, das Achtelfinale des DFB-Pokals zu komplettieren schon beim ersten Nachholspiel: die Bundesligisten Fortuna Köln und Hannover 96 trennen sich 0:0 und müssen in die Wiederholung. 4000 Zuschauer hoffen in der Kälte vergebens auf eine Entscheidung geschweige denn auf Tore.

Vor 20 Jahren werden in Las Vegas die Lose für die WM-Endrunde 1994 in den USA gezogen. Titelverteidiger Deutschland, dessen Spieler im Publikum sitzen, erhält Bolivien, Spanien und Südkorea. Die FIFA gibt bei der Gelegenheit eine Regeländerung bekannt: für einen Sieg soll es künftig bei WM-Turnieren drei Punkte geben.

20. Dezember

Vor 60 Jahren finden in den Oberligen 19 Spiele statt. Nur der FV Speyer (2:1 in Worms) schafft einen Auswärtssieg, während im Südwesten ansonsten die Gastgeber Schützenfeste feiern: Pirmasens (8:0 vs. Landau) und Meister FCK (5:0 vs. Frankenthal) untermauern ihre Favoritenrolle. Am Tag der Gastgeber ist das 0:0 zwischen dem VfB Stuttgart und dem FSV Frankfurt (Süd-Staffel) noch bedeutsamer; denn dadurch zieht Eintracht Frankfurt (3:0 vs. Viktoria Aschaffenburg) auf zwei Punkte davon und feiert Weihnachten als Tabellenführer. Hoch her geht es in Nürnberg, wo der Schiedsrichter in ein längst entschiedenes Spiel gegen BC Augsburg (4:0) noch Feuer bringt. Seine Fehlentscheidung kurz vor Schluss, als er Täter und Opfer verwechselt, löst Tumulte und zwei Platzverweise gegen den BCA aus. "Selbst der aufmerksamste Chronist steht vor einem Rätsel", schreibt das Sport Magazin. In Gelsenkirchen braucht der Schiedsrichter sogar Polizeischutz: die Mehrheit der Zuschauer ist mit dem Kölner Ausgleichstor zum 3:3-Endstand beim STV Horst Emscher nicht einverstanden, weil der Linienrichter "Abseits" gewunken hat. Dem 1. FC Köln ist es recht, der Punkt beim Schlusslicht reicht für die Rückeroberung der Tabellenspitze, die Preußen Münster (1:2 in Leverkusen) einbüßt. Rot-Weiß Essen hätte sie auch haben können, aber auch weil "Boss" Rahn bei Preußen Dellbrück abgemeldet ist, reicht es nur zu einem 0:0. Die Schalker bestreiten derweil ein Privatspiel beim designierten Nord-Meister Hannover 96. Es lockt mehr Zuschauer an als jedes Punktspiel dieses Tages (20.000) und 96 deutet an, wozu es 1954 fähig sein wird (3:2). Auch in Hamburg steigt ein attraktives Testspiel: Boca Juniors spielt am Millerntor auf und schafft dank zweier Tore in einer Minute noch ein 2:2 beim FC St. Pauli, der sich über 15.000 Zuschauer freut. Der argentinische Nationalspieler Murino lobt: "Ein ausgezeichnetes Publikum hat Hamburg, wir wünschten wir könnten immer vor solchen Zuschauern spielen."

Vor 40 Jahren schneidet der Fußball bei der Wahl zum Sportler des Jahres schlecht ab. Weit hinter Sieger Klaus Wolfermann (Speerwerfer) landet Gerd Müller auf Platz 9, Franz Beckenbauer wird 19. Bayern München wird bei der Mannschaft des Jahres Vierter, trotz einer Rekordsaison 1972/73 ernten die deutschen Bahn-Rad-Vierer, das Degen und das Military-Team mehr Stimmen.

Vor 30 Jahren beginnt der jüngste Bundesliga-Präsident aller Zeiten seine Amtsgeschäfte. Einen Tag nach dem Rücktritt von Michael A. Roth übernimmt der 32jährige Gerd Schmelzer zunächst interimistisch die Führung des hoch verschuldeten Abstiegskandidaten 1. FC Nürnberg. Am selben Tag verspielt der HSV seine letzte internationale Titelchance. In Aberdeen verliert der Meister das Rückspiel um den europäischen Super-Cup mit 0:2 (Hinspiel 0:0). Kurz zuvor haben die Hamburger das Weltpokal-Finale verloren, auch im Landesmister-Cup ist der Titelverteidiger schon ausgeschieden. "So verspielt der HSV auch seinen Meistertitel!", prophezeit der Kicker.

21. Dezember

Vor 100 Jahren gewinnt Bayern München sein Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg mit 2:1. Borussia Dortmund ist damals noch zweitklassig, aber nicht mehr lange wie der 13:0-Sieg gegen den FC Bommern bereits andeutet.

Vor 50 Jahren findet erstmals in der Bundesliga ein Sonntags-Spiel statt. Die Nachhol-Partie HSV – Borussia Dortmund wird wegen der Terminnot des HSV und des Vorweihnachts-Geschäfts um einen Tag nach hinten verlegt. Der HSV gewinnt vor 35.000 Zuschauern nach Rückstand noch mit 2:1, beide Tore erzielt Uwe Seeler. Auch Torwart Stefan Schnoor, der einen Elfmeter von Burghard Rylewicz pariert, wird als Matchwinner gefeiert. Damit ist die erste Vorrunde der Bundesliga abgeschlossen, Meister BVB beendet sie als Dritter, Pokalsieger HSV als Siebter. Immerhin zieht Uwe Seeler durch seinen Doppelschlag noch an Timo Konietzka vorbei und führt mit 13 Treffern die Torjägerliste an. Weitere Fakten des historischen ersten Halbjahres: vier Platzverweise, fünf Hattricks und elf Eigentore. Am häufigsten endet ein Bundesliga-Spiel 1963/64 3:0 – das wird sich geben.

Vor 40 Jahren wird HSV-Torwart Rudi Kargus über Nacht berühmt. Beim Elfmeterschießen im Wiederholungsspiel gegen Borussia Mönchengladbach pariert er vor 50.000 Zuschauern im Volkspark gleich drei von vier Schüssen des Titelverteidigers und verhilft seinem Klub ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Horst Köppel, Rainer Bonhof und Dietmar Danner scheitern an dem 21jährigen, dem HSV-Idol Willi Schulz „eine große Karriere“ prophezeit. Da liegt er nicht ganz falsch. Kargus wird als Torwart mit den meisten parierten Elfmetern in die Bundesliga-Historie eingehen. Kargus ist überglücklich: "Das ist der schönste Tag meines Lebens." Der zweite Held des Tages ist Stürmer Horst Heese, der kurz nach seiner Einwechslung das 1:1 (88.) erzielt und das Elfmeter-Dramas erst möglich macht.

Vor 25 Jahren wird erstmals in der Bundesliga ein Spiel nach Zuschauerausschreitungen wiederholt. Das DFB-Sportgericht setzt die Paarung KSC – Mönchengladbach neu an, nachdem Borussias Christian Hochstätter am 29. November 1988 nach einem Wurfgeschoss-Treffer am Auge ausgewechselt werden musste. Der KSC erhält außer 6000 DM Geldstrafe eine Platzsperre für ein Spiel, so dass diese Partie in Heidelberg ausgetragen werden wird. Das Tatwerkzeug wird nie gefunden, kein Täter ermittelt, aber das Gericht hat keine Zweifel und will zudem Zeichen setzen. "Wenn die Vereine nicht mehr sicherstellen können, dass keine Gegenstände aufs Feld fliegen, geht der Fußball zu Ende", sagt Richter Hanns Bär.

22. Dezember

Vor 40 Jahren finden die letzten Achtelfinal-Spiele im DFB-Pokal statt. Kickers Offenbach wirft den zweitklassigen 1. FC Nürnberg mit Mühe raus (3:2), Arminia Bielefeld zwingt den 1. FC Kaiserslautern in die Verlängerung (1:1) und letztlich ins Wiederholungsspiel. Debütant Volker Graul trifft 60 Sekunden nach seiner Einwechslung zum Ausgleich. "Alle Achtung, Arminia!", titelt der Kicker.

Vor 20 Jahren spielt die Nationalmannschaft im dritten Auftritt der Amerika-Tournee gegen Mexiko. Zum Abschluss fallen keine Tore. Nach Streitigkeiten zwischen Medien und Spielern, die auf eigene Faust einen Medien-Boykott inszenieren, versucht Berti Vogts die Lage mit einem Gedicht auf der Pressekonferenz zu entschärfen. Der Text des Bundestrainers orientiert sich an Nicoles Grand-Prix-Hit "Ein bisschen Frieden" und geht so: "Ein bisschen mehr Frieden, und weniger Streit, ein bisschen mehr Güte und weniger Leid, ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass, ein bisschen mehr Wahrheit, das wäre doch was!" Vogts stolz: "Ich glaube, ich hatte eine ganz gute Feder."