DFB-Wochenschau: Werder beendet Hamburger Superserie

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

28. Januar

Vor 90 Jahren verliert Bayern München ein Heimspiel gegen die Spielvereinigung Fürth 1:2. Damals keine Sensation, am Saisonende werden die Fürther sogar Süddeutscher Meister.

Vor 25 Jahren sickert die zunächst unbestätigte Meldung durch, dass Inter Mailand Bayerns München Nationalspieler Lothar Matthäus verpflichten wird. Laut Tuttosport stehe das zu 90 Prozent fest. Es wird so kommen.

29. Januar

Vor 80 Jahren werden die Endrundenspiele um die Süddeutsche Meisterschaft fortgesetzt. In der Nord-Süd-Staffel gibt es nur einen Auswärtssieg, der dem souveränen Tabellenführer FSV Frankfurt vorbehalten ist. Das 4:1 bei Mainz 05 ist schon der fünfte Sieg im fünften Spiel. Lokalrivale Eintracht liegt schon fünf Punkte zurück, hält aber Anschluss und schlägt Wormatia Worms 4:2. Zu der Partie kommen so wenige Zuschauer ins Waldstadion, dass Kicker-Redeakteur Ludwig Isenburger "versucht ist, der Einfachheit halber und der Kürze wegen eine namentliche Liste der Anwesenden einzureichen. So sehr hat die Kälte, die diesmal übrigens erträglich war, abgeschreckt, so sehr hat die Grippe gehaust." Es wären immerhin 1000 Namen gewesen…

In der Ost-West-Staffel geht es spannender zu. 1860 München (3:0 vs. Phönix Ludwigshafen) und Fürth (1:1 gegen die Bayern) liegen punktgleich vorne, der 1. FC Nürnberg liegt nach dem 1:1 in Pirmasens einen Zähler zurück. Ansprüche meldet auch Waldhof Mannheim an – wohl begründet mit einem 5:0 gegen Kaiserslautern. Der kommende Nationalspieler Otto Siffling schießt zwei Tore, 200 FCK-Fans fahren frustriert mit dem Sonderzug zurück in die Pfalz. In den anderen Gauen läuft noch der Ligabetrieb.

Gesprächsstoff liefert im Norden das 1:8 von St. Pauli gegen Victoria Hamburg. Eigentlich kein Wunder: Für Victoria stürmt Uwe Seelers Vater Erwin. Schalke 04 begnügt sich im Ruhrbezirk mit einem 6:0 gegen Sportfreunde Essen – und Platz eins. An diesem Sonntag fallen die letzten Tore in der Weimarer Republik, schon am nächsten Tag übernehmen die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland.

Vor 30 Jahren findet der 19. Spieltag der Bundesliga statt. Er bringt das Ende einer historischen Rekordserie, die bis heute Bestand hat. Nach 36 Spielen verliert Meister HSV wieder – ausgerechnet im Nordderby bei Werder Bremen, mit 2:3. Rudi Völler und Frank Neubarth entnerven den HSV mit einem Doppelschlag kurz vor der Pause (43., 45.); Lars Bastrup (49.) kann verkürzen, dann sorgt der spätere HSV-Trainer und -Spieler Benno Möhlmann für die Vorentscheidung (65.). Verteidiger Ditmar Jakobs stellt mit dem Anschlusstreffer (77.) den Endstand her. 40.000 Zuschauer sehen eine turbulente Partie, die vom "schon Sturm zu nennenden Wind“ beeinträchtigt wird, wie Felix Magath anmerkt. HSV-Trainer Ernst Happel sieht es locker: "Jede Serie hat einmal ein Ende, nun müssen wir halt eine neue anfangen."

Bayern München nutzt den Ausrutscher der Hamburger und kommt dank eines 5:3 in Düsseldorf auf einen Zähler heran. Das größte Spektakel entgeht den 41.000 Zuschauern: Fortuna-Präsident Bruno Recht soll vor Anpfiff auf einer Elefanten-Dame durchs Rhein-Stadion reiten, doch da er im Stau stecken bleibt, fällt die Zirkus-Nummer aus. Lange Gesichter auf Schalke: auch der neue Trainer kann nicht zaubern, unter "Wundermann" Jürgen Sundermann setzt es ein 1:3 gegen dessen Ex-Klub VfB Stuttgart.

Vor zehn Jahren bestreitet die Frauen-Nationalmannschaft bei einem Turnier in China ihr drittes und letztes Spiel. Nach dem 0:1 gegen Weltmeister USA in Shanghai muss die Auswahl von Trainerin Tina Theune-Meyer die Heimreise antreten. Für den dritten Platz kassiert das Team immerhin 20.000 Dollar Preisgeld.

Am selben Tag flattert bei Bundesligist 1. FC Kaiserslautern eine Lohnsteuer-Nachforderung des Finanzamtes in Höhe von 12,9 Millionen Euro ins Haus. Präsident René C. Jäggi ist geschockt: "Das ist Wahnsinn. Wir hatten eine Nachforderung erwartet, aber nicht in dieser Höhe!"

30. Januar

Vor 30 Jahren entlässt der Karlsruher SC Trainer Horst Franz. Einen Tag nach dem 0:0 zu Hause gegen den VfL Bochum setzt der Tabellen-Sechzehnte seinen Aufstiegstrainer vor die Tür – noch ohne einen Nachfolger zu haben. "Wir mussten angesichts der bedrohlichen Lage handeln", sagt Präsident Roland Schmider.

Vor 25 Jahren endet das erste offizielle DFB-Hallenmasters in Frankfurt. Erster Hallenmeister wird Bundesligist Bayern Uerdingen, der im Finale Gastgeber Eintracht 5:3 bezwingt. Der Sieger erhält einen Pokal und einen Scheck über 40.000 Mark. Erster Torschützenkönig in der Halle wird Frankfurts Pole Andrzej Smolarek, der 25 Tore erzielt. Enttäuschend ist die Kulisse: Es kommen nur 3800 Zuschauer an zwei Tagen. Ein Grund: Das Fernsehen überträgt ab dem Halbfinale live - nur schade, dass der Ton ausfällt.

31. Januar

Vor 70 Jahren fallen auf Gau-Ebene weitere Entscheidungen. Nach einer ganzen Saison in der Verfolgerrolle überholt 1860 München den BC Augsburg und wird dank eines 2:0 beim BCA Süddeutscher Meister. 8000 Zuschauer sehen es vorwiegend mit Bedauern. In Nordbayern ist der 1. FC Nürnberg trotz einer Bilanz von 34:0 Punkten und 102:16 Toren erst nach dem vorletzten Spiel (6:0 vs. Weiden) am Ziel, weil Verfolger Schweinfurt 05 beim VfL Nürnberg 1:4 unterliegt. Max Morlock erzielt das 100. Saisontor.

Im Gau Südhannover-Braunschweig zweifelt nach diesem Sonntag niemand mehr am Champion: Eintracht Braunschweig putzt Eintracht Hannover 14:0. Werder Bremen ist in Weser-Ems auch enteilt, TuS Osnabrück wird 12:0 abgefertigt. Zu spät kommt der Endspurt des HSV, der Victoria 1:0 schlägt – der Gegner steht bereits als Meister fest. Im Mitte-Gau ist Dessau 05 nach einem 10:0 über Lokalrivale Dessau 98 ebenfalls nicht mehrt einzuholen. Baden-Meister VfR Mannheim kennt keinen Feierabend, schießt den SC Freiburg mit 13:0 ab. So manches Schützenfest ist dem Krieg geschuldet, in Bestbesetzung spielt keine Elf in jenen Tagen und nicht jeder kann die Lücken adäquat schließen.

Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten schreibt im Kicker: "Der bei weitem größte Teil der Männer, die der Leibesübung anhängen, sind zu anderer Darstellung aufgerufen als der der sportlichen Leistung."

Vor 20 Jahren ist das Hallenmasters längst eine große Nummer. In München kommen am letzten Januar-Wochenende 21.000 Zuschauer. Für den Kicker ist es "der Beweis für den Sieg einer Idee!" Bundestrainer Berti Vogts ist auch vor Ort und stellt fest: "Das einst totgesagte Kind lebt." Den Sieg auf dem Parkett streicht der 1. FC Köln ein, im Finale ist der VfB Stuttgart 2:1 unterlegen. Hallenkönig wird der Neu-Dortmunder Matthias Sammer, der sich mit Bayerns Bruno Labbadia die Torjägerkrone (jeder 7 Treffer) teilt.

1. Februar

Vor 60 Jahren finden parallel zur Oberliga auch Pokalspiele statt. Im ersten Viertelfinale des DFB-Pokals nach dem Krieg schießt sich Rot-Weiß Essen auf den Favoritenschild – 6:1 gegen den großen HSV. Schon vor dem Anpfiff verspricht ein Essener, den das Sport-Magazin zitiert, den Gästen "Heute kriegt ihr fünf Stück." Was bis zum 6:1 von Penny Islacker in der 78. Minute seine Richtigkeit hat. Mann des Tages ist der viermalige Torschütze Berni Temath (1:0 bis 4:0), Helmut Rahn ist noch nicht der Boss im RWE-Sturm, schießt aber auch sein Tor. Das Ergebnis fällt doch etwas zu hoch aus, wie das Sport-Magazin findet. "Es mag wie ein Witz klingen, dass der HSV vor der Pause im Feld überlegen spielte und nie wie eine Mannschaft aussah, die geschlagen war." Knapper geht es auf den anderen Plätzen zu: Waldhof Mannheim gegen Concordia Hamburg 2:1, Kickers Offenbach gegen Wormatia Worms 1:2; Aachens Spiel gegen Hamborn 07 fällt ins Wasser.

Wegen des Pokals finden nur in der Oberliga Süd bedeutende Spiele statt. Tabellenführer Eintracht Frankfurt blamiert sich bei Abstiegskandidat Ulm 46, der 3:1 gewinnt. Bei Schneesturm verfolgen die Sensation nur 4500 Anhänger. Zu den Bayern kommen immerhin 10.000, der KSC holt einen Punkt (2:2) an der Grünwalder Straße.

Dass es nicht mehr werden für den Zweiten, mag an der Nacht vor dem Spiel gelegen haben. "Schon um 5.30 Uhr früh wurden wir in der Sportschule Grünwald aus dem Schlaf geschreckt. Brand in der Sauna! Natürlich spielten wir Feuerwehr", berichtet Trainer Hans Hipp vom ungewöhnlichen Frühsport seiner Spieler.

Die Rekordkulisse (14.000) sieht das Degerloch, wo die Kickers im Stuttgarter Derby Meister VfB ein 1:1 abknöpfen. Ein spätes Eigentor ist dem VfB behilflich. Das 100. Stuttgarter Derby wird übrigens mit 40 Minuten Verspätung angepfiffen, weil "Schiedsrichter Meißner-Nürnberg nicht mit dem 11-Uhr-Zug nach Stuttgart kam" (Sport-Magazin) und mit dem späteren wegen Schneefalls buchstäblich "auf der Strecke blieb". So springt ein Ersatzmann aus Heilbronn ein. Winter-Kapriolen.

Vor zehn Jahren spielt die Bundesliga. In sechs Partien fallen nur 13 Tore, in Mönchengladbach fällt das Spiel gegen Wolfsburg aus. Tabellenführer FC Bayern enttäuscht auf der Bielefelder Alm (0:0), wo er sich nur eine Torchance erarbeitet. "Von unseren Stürmern muss mehr kommen", grollt Vize-Präsident Karl-Heinz Rummenigge. Die Abwehr steuert dagegen Rekordkurs und ist seit 713 Minuten ohne Gegentor, 23 fehlen zum Bundesligarekord. Im spannendsten Spiel des Tages holt Schlusslicht Kaiserslautern auf Schalke einen lebenswichtigen Punkt (2:2).

In der 91. Minute schießt Harry Koch das Ausgleichstor für die Pfälzer. Über 60.000 Zuschauer pfeifen, seit vier Monaten warten sie auf einen Heimsieg. Nun werden die Schalker auch noch von Platz vier verdrängt, den sich "die jungen Wilden" des VfB Stuttgart (3:1 vs. Hertha BSC) erobern. Krassimir Balakov lobt "die perfekte Arbeit des Trainers". Der heißt Felix Magath und lobt weniger gern. Auf eine entsprechende Reporterfrage nach dem Mittelstürmer, der schon zehn Tore erzielt hat, antwortet er ungnädig: "Was will Kuranyi in der Nationalelf?"

2. Februar

Vor zehn Jahren endet der 19. Bundesliga-Spieltag mit zwei Heimsiegen. Meister Borussia Dortmund schießt Bayer Leverkusen immer tiefer in den Abstiegsstrudel (2:0) und profitiert vom frühen Platzverweis des Türken Yildiray Bastürk (6. Minute). Trainer Klaus Toppmöller steht am medialen Pranger, hat er doch in der Winterpause hohe Erwartungen geweckt: "Wir werden die Mannschaft der Rückrunde!" In die ist Bayer mit 0:5 Tore und null Punkten gestartet.

Im Nordderby schlägt der HSV den Tabellenzweiten Werder Bremen durch ein Barbarez-Tor mit 1:0.

3. Februar

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden ist Derbytag, und alle drei Partien sind bedeutend für die Spitze. 1860 München verteidigt sie durch ein 3:1 gegen die Bayern, die vor 38.000 zunächst in Führung gehen. Rudi Brunnenmeiers Doppelschlag stellt die Weichen auf Sieg. Rückblickend ist es einer der wichtigsten in der Geschichte der "Löwen", die bei einer Niederlage wohl kaum Süddeutscher Meister geworden wären. Dieser Titel wird ihr Freifahrtschein für die Bundesliga, die im August 1963 startet – ohne die Bayern.

Noch spektakulärer geht es im Fürther Ronhof zu, wo der 1. FC Nürnberg im Frankenderby vor 17.000 Fans 5:3 gewinnt. Die Club-Tore teilen sich Kurt Haseneder (3) und Kurt Dachlauer, für Fürth trifft ein Mann, der seinen Klub im Namen trägt: Helmut Fürther. Mit dem Sieg klettert der Club von drei auf zwei und überholt die Bayern. Kickers Offenbach und Eintracht Frankfurt bleiben nach dem 1:1 vor 20.000 am Bieberer Berg auf ihren Plätzen (fünf und vier).

Im Norden ist es ein schwarzer Tag für Spitzenklubs. Da sowohl Werder (1:3 in Neumünster) als auch der HSV (1:2 gegen Altona) verlieren, können sie sich gegenseitig trösten. Uwe Seeler ist besonders trostbedürftig. Er tobt: "Bei dieser Spielerei muss man ja aus der Haut fahren." Weitere Verfolger sind nicht in Sicht, der Dritte Eintracht Braunschweig ist trotz des 3:1 gegen Arminia Hannover schon acht Punkte zurück. Im Südwesten zieht der FCK seine Kreise, Vorjahresmeister FK Pirmasens wird 5:2 abserviert, nicht nur die 23.000 Zuschauer sind begeistert. "Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte: hier ist ein kleines Wunder geschehen", feiert Hans Fiederer im Sport-Magazin die Entwicklung der Roten Teufel.

Nach Saarbrückens 1:2 in Mainz durch zwei Tore in den letzten vier Minuten ist die Meisterschaft zum Greifen nahe.

Im Westen spricht wieder viel für die zuletzt schwächelnden Kölner, die Münster 2:1 schlagen und mit Freude von Dortmunds 0:4 in Aachen hören. Drei Punkte Vorsprung – da hat auch Geißbock Hennes nichts zu meckern.

Vor 40 Jahren wird der 20. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Im Gegensatz zur Vorwoche fallen keine Spiele aus, aber die meisten finden vor halbleeren Rängen statt. Meister Bayern begrüßt gegen Braunschweig nur 13.000 Zahlende, die mit einem glanzlosen 3:0 entschädigt werden. Gerd Müller erzielt bereits sein 22. Saisontor, auch Uli Hoeneß überwindet Bernd Franke. Verfolger Fortuna Düsseldorf lässt gegen Schalke Federn, 36.000 sehen im Rheinstadion ein Spiel ohne Sieger (1:1).

Nur ein Drittel der Kulisse ist am Betzenberg zu registrieren, wo der FCK seine erste Heimniederlage quittieren muss – für die Frankfurter ist das 0:1 zudem der erste Auswärtssieg. Das Tor von Roland Weidle macht es möglich. Mann des Tages ist Bremens Herbert Laumen, der RWO in Oberhausen alleine abschießt – alle Treffer beim 2:3 gegen auf sein Konto. Auch Jupp Heynckes erlebt einen kleinen Triumph, er schießt bei Ex-Klub Hannover 96 beide Tore für Gladbachs 2:1.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

28. Januar

Vor 90 Jahren verliert Bayern München ein Heimspiel gegen die Spielvereinigung Fürth 1:2. Damals keine Sensation, am Saisonende werden die Fürther sogar Süddeutscher Meister.

Vor 25 Jahren sickert die zunächst unbestätigte Meldung durch, dass Inter Mailand Bayerns München Nationalspieler Lothar Matthäus verpflichten wird. Laut Tuttosport stehe das zu 90 Prozent fest. Es wird so kommen.

29. Januar

Vor 80 Jahren werden die Endrundenspiele um die Süddeutsche Meisterschaft fortgesetzt. In der Nord-Süd-Staffel gibt es nur einen Auswärtssieg, der dem souveränen Tabellenführer FSV Frankfurt vorbehalten ist. Das 4:1 bei Mainz 05 ist schon der fünfte Sieg im fünften Spiel. Lokalrivale Eintracht liegt schon fünf Punkte zurück, hält aber Anschluss und schlägt Wormatia Worms 4:2. Zu der Partie kommen so wenige Zuschauer ins Waldstadion, dass Kicker-Redeakteur Ludwig Isenburger "versucht ist, der Einfachheit halber und der Kürze wegen eine namentliche Liste der Anwesenden einzureichen. So sehr hat die Kälte, die diesmal übrigens erträglich war, abgeschreckt, so sehr hat die Grippe gehaust." Es wären immerhin 1000 Namen gewesen…

In der Ost-West-Staffel geht es spannender zu. 1860 München (3:0 vs. Phönix Ludwigshafen) und Fürth (1:1 gegen die Bayern) liegen punktgleich vorne, der 1. FC Nürnberg liegt nach dem 1:1 in Pirmasens einen Zähler zurück. Ansprüche meldet auch Waldhof Mannheim an – wohl begründet mit einem 5:0 gegen Kaiserslautern. Der kommende Nationalspieler Otto Siffling schießt zwei Tore, 200 FCK-Fans fahren frustriert mit dem Sonderzug zurück in die Pfalz. In den anderen Gauen läuft noch der Ligabetrieb.

Gesprächsstoff liefert im Norden das 1:8 von St. Pauli gegen Victoria Hamburg. Eigentlich kein Wunder: Für Victoria stürmt Uwe Seelers Vater Erwin. Schalke 04 begnügt sich im Ruhrbezirk mit einem 6:0 gegen Sportfreunde Essen – und Platz eins. An diesem Sonntag fallen die letzten Tore in der Weimarer Republik, schon am nächsten Tag übernehmen die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland.

Vor 30 Jahren findet der 19. Spieltag der Bundesliga statt. Er bringt das Ende einer historischen Rekordserie, die bis heute Bestand hat. Nach 36 Spielen verliert Meister HSV wieder – ausgerechnet im Nordderby bei Werder Bremen, mit 2:3. Rudi Völler und Frank Neubarth entnerven den HSV mit einem Doppelschlag kurz vor der Pause (43., 45.); Lars Bastrup (49.) kann verkürzen, dann sorgt der spätere HSV-Trainer und -Spieler Benno Möhlmann für die Vorentscheidung (65.). Verteidiger Ditmar Jakobs stellt mit dem Anschlusstreffer (77.) den Endstand her. 40.000 Zuschauer sehen eine turbulente Partie, die vom "schon Sturm zu nennenden Wind“ beeinträchtigt wird, wie Felix Magath anmerkt. HSV-Trainer Ernst Happel sieht es locker: "Jede Serie hat einmal ein Ende, nun müssen wir halt eine neue anfangen."

Bayern München nutzt den Ausrutscher der Hamburger und kommt dank eines 5:3 in Düsseldorf auf einen Zähler heran. Das größte Spektakel entgeht den 41.000 Zuschauern: Fortuna-Präsident Bruno Recht soll vor Anpfiff auf einer Elefanten-Dame durchs Rhein-Stadion reiten, doch da er im Stau stecken bleibt, fällt die Zirkus-Nummer aus. Lange Gesichter auf Schalke: auch der neue Trainer kann nicht zaubern, unter "Wundermann" Jürgen Sundermann setzt es ein 1:3 gegen dessen Ex-Klub VfB Stuttgart.

Vor zehn Jahren bestreitet die Frauen-Nationalmannschaft bei einem Turnier in China ihr drittes und letztes Spiel. Nach dem 0:1 gegen Weltmeister USA in Shanghai muss die Auswahl von Trainerin Tina Theune-Meyer die Heimreise antreten. Für den dritten Platz kassiert das Team immerhin 20.000 Dollar Preisgeld.

Am selben Tag flattert bei Bundesligist 1. FC Kaiserslautern eine Lohnsteuer-Nachforderung des Finanzamtes in Höhe von 12,9 Millionen Euro ins Haus. Präsident René C. Jäggi ist geschockt: "Das ist Wahnsinn. Wir hatten eine Nachforderung erwartet, aber nicht in dieser Höhe!"

30. Januar

Vor 30 Jahren entlässt der Karlsruher SC Trainer Horst Franz. Einen Tag nach dem 0:0 zu Hause gegen den VfL Bochum setzt der Tabellen-Sechzehnte seinen Aufstiegstrainer vor die Tür – noch ohne einen Nachfolger zu haben. "Wir mussten angesichts der bedrohlichen Lage handeln", sagt Präsident Roland Schmider.

Vor 25 Jahren endet das erste offizielle DFB-Hallenmasters in Frankfurt. Erster Hallenmeister wird Bundesligist Bayern Uerdingen, der im Finale Gastgeber Eintracht 5:3 bezwingt. Der Sieger erhält einen Pokal und einen Scheck über 40.000 Mark. Erster Torschützenkönig in der Halle wird Frankfurts Pole Andrzej Smolarek, der 25 Tore erzielt. Enttäuschend ist die Kulisse: Es kommen nur 3800 Zuschauer an zwei Tagen. Ein Grund: Das Fernsehen überträgt ab dem Halbfinale live - nur schade, dass der Ton ausfällt.

31. Januar

Vor 70 Jahren fallen auf Gau-Ebene weitere Entscheidungen. Nach einer ganzen Saison in der Verfolgerrolle überholt 1860 München den BC Augsburg und wird dank eines 2:0 beim BCA Süddeutscher Meister. 8000 Zuschauer sehen es vorwiegend mit Bedauern. In Nordbayern ist der 1. FC Nürnberg trotz einer Bilanz von 34:0 Punkten und 102:16 Toren erst nach dem vorletzten Spiel (6:0 vs. Weiden) am Ziel, weil Verfolger Schweinfurt 05 beim VfL Nürnberg 1:4 unterliegt. Max Morlock erzielt das 100. Saisontor.

Im Gau Südhannover-Braunschweig zweifelt nach diesem Sonntag niemand mehr am Champion: Eintracht Braunschweig putzt Eintracht Hannover 14:0. Werder Bremen ist in Weser-Ems auch enteilt, TuS Osnabrück wird 12:0 abgefertigt. Zu spät kommt der Endspurt des HSV, der Victoria 1:0 schlägt – der Gegner steht bereits als Meister fest. Im Mitte-Gau ist Dessau 05 nach einem 10:0 über Lokalrivale Dessau 98 ebenfalls nicht mehrt einzuholen. Baden-Meister VfR Mannheim kennt keinen Feierabend, schießt den SC Freiburg mit 13:0 ab. So manches Schützenfest ist dem Krieg geschuldet, in Bestbesetzung spielt keine Elf in jenen Tagen und nicht jeder kann die Lücken adäquat schließen.

Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten schreibt im Kicker: "Der bei weitem größte Teil der Männer, die der Leibesübung anhängen, sind zu anderer Darstellung aufgerufen als der der sportlichen Leistung."

Vor 20 Jahren ist das Hallenmasters längst eine große Nummer. In München kommen am letzten Januar-Wochenende 21.000 Zuschauer. Für den Kicker ist es "der Beweis für den Sieg einer Idee!" Bundestrainer Berti Vogts ist auch vor Ort und stellt fest: "Das einst totgesagte Kind lebt." Den Sieg auf dem Parkett streicht der 1. FC Köln ein, im Finale ist der VfB Stuttgart 2:1 unterlegen. Hallenkönig wird der Neu-Dortmunder Matthias Sammer, der sich mit Bayerns Bruno Labbadia die Torjägerkrone (jeder 7 Treffer) teilt.

1. Februar

Vor 60 Jahren finden parallel zur Oberliga auch Pokalspiele statt. Im ersten Viertelfinale des DFB-Pokals nach dem Krieg schießt sich Rot-Weiß Essen auf den Favoritenschild – 6:1 gegen den großen HSV. Schon vor dem Anpfiff verspricht ein Essener, den das Sport-Magazin zitiert, den Gästen "Heute kriegt ihr fünf Stück." Was bis zum 6:1 von Penny Islacker in der 78. Minute seine Richtigkeit hat. Mann des Tages ist der viermalige Torschütze Berni Temath (1:0 bis 4:0), Helmut Rahn ist noch nicht der Boss im RWE-Sturm, schießt aber auch sein Tor. Das Ergebnis fällt doch etwas zu hoch aus, wie das Sport-Magazin findet. "Es mag wie ein Witz klingen, dass der HSV vor der Pause im Feld überlegen spielte und nie wie eine Mannschaft aussah, die geschlagen war." Knapper geht es auf den anderen Plätzen zu: Waldhof Mannheim gegen Concordia Hamburg 2:1, Kickers Offenbach gegen Wormatia Worms 1:2; Aachens Spiel gegen Hamborn 07 fällt ins Wasser.

Wegen des Pokals finden nur in der Oberliga Süd bedeutende Spiele statt. Tabellenführer Eintracht Frankfurt blamiert sich bei Abstiegskandidat Ulm 46, der 3:1 gewinnt. Bei Schneesturm verfolgen die Sensation nur 4500 Anhänger. Zu den Bayern kommen immerhin 10.000, der KSC holt einen Punkt (2:2) an der Grünwalder Straße.

Dass es nicht mehr werden für den Zweiten, mag an der Nacht vor dem Spiel gelegen haben. "Schon um 5.30 Uhr früh wurden wir in der Sportschule Grünwald aus dem Schlaf geschreckt. Brand in der Sauna! Natürlich spielten wir Feuerwehr", berichtet Trainer Hans Hipp vom ungewöhnlichen Frühsport seiner Spieler.

Die Rekordkulisse (14.000) sieht das Degerloch, wo die Kickers im Stuttgarter Derby Meister VfB ein 1:1 abknöpfen. Ein spätes Eigentor ist dem VfB behilflich. Das 100. Stuttgarter Derby wird übrigens mit 40 Minuten Verspätung angepfiffen, weil "Schiedsrichter Meißner-Nürnberg nicht mit dem 11-Uhr-Zug nach Stuttgart kam" (Sport-Magazin) und mit dem späteren wegen Schneefalls buchstäblich "auf der Strecke blieb". So springt ein Ersatzmann aus Heilbronn ein. Winter-Kapriolen.

Vor zehn Jahren spielt die Bundesliga. In sechs Partien fallen nur 13 Tore, in Mönchengladbach fällt das Spiel gegen Wolfsburg aus. Tabellenführer FC Bayern enttäuscht auf der Bielefelder Alm (0:0), wo er sich nur eine Torchance erarbeitet. "Von unseren Stürmern muss mehr kommen", grollt Vize-Präsident Karl-Heinz Rummenigge. Die Abwehr steuert dagegen Rekordkurs und ist seit 713 Minuten ohne Gegentor, 23 fehlen zum Bundesligarekord. Im spannendsten Spiel des Tages holt Schlusslicht Kaiserslautern auf Schalke einen lebenswichtigen Punkt (2:2).

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In der 91. Minute schießt Harry Koch das Ausgleichstor für die Pfälzer. Über 60.000 Zuschauer pfeifen, seit vier Monaten warten sie auf einen Heimsieg. Nun werden die Schalker auch noch von Platz vier verdrängt, den sich "die jungen Wilden" des VfB Stuttgart (3:1 vs. Hertha BSC) erobern. Krassimir Balakov lobt "die perfekte Arbeit des Trainers". Der heißt Felix Magath und lobt weniger gern. Auf eine entsprechende Reporterfrage nach dem Mittelstürmer, der schon zehn Tore erzielt hat, antwortet er ungnädig: "Was will Kuranyi in der Nationalelf?"

2. Februar

Vor zehn Jahren endet der 19. Bundesliga-Spieltag mit zwei Heimsiegen. Meister Borussia Dortmund schießt Bayer Leverkusen immer tiefer in den Abstiegsstrudel (2:0) und profitiert vom frühen Platzverweis des Türken Yildiray Bastürk (6. Minute). Trainer Klaus Toppmöller steht am medialen Pranger, hat er doch in der Winterpause hohe Erwartungen geweckt: "Wir werden die Mannschaft der Rückrunde!" In die ist Bayer mit 0:5 Tore und null Punkten gestartet.

Im Nordderby schlägt der HSV den Tabellenzweiten Werder Bremen durch ein Barbarez-Tor mit 1:0.

3. Februar

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden ist Derbytag, und alle drei Partien sind bedeutend für die Spitze. 1860 München verteidigt sie durch ein 3:1 gegen die Bayern, die vor 38.000 zunächst in Führung gehen. Rudi Brunnenmeiers Doppelschlag stellt die Weichen auf Sieg. Rückblickend ist es einer der wichtigsten in der Geschichte der "Löwen", die bei einer Niederlage wohl kaum Süddeutscher Meister geworden wären. Dieser Titel wird ihr Freifahrtschein für die Bundesliga, die im August 1963 startet – ohne die Bayern.

Noch spektakulärer geht es im Fürther Ronhof zu, wo der 1. FC Nürnberg im Frankenderby vor 17.000 Fans 5:3 gewinnt. Die Club-Tore teilen sich Kurt Haseneder (3) und Kurt Dachlauer, für Fürth trifft ein Mann, der seinen Klub im Namen trägt: Helmut Fürther. Mit dem Sieg klettert der Club von drei auf zwei und überholt die Bayern. Kickers Offenbach und Eintracht Frankfurt bleiben nach dem 1:1 vor 20.000 am Bieberer Berg auf ihren Plätzen (fünf und vier).

Im Norden ist es ein schwarzer Tag für Spitzenklubs. Da sowohl Werder (1:3 in Neumünster) als auch der HSV (1:2 gegen Altona) verlieren, können sie sich gegenseitig trösten. Uwe Seeler ist besonders trostbedürftig. Er tobt: "Bei dieser Spielerei muss man ja aus der Haut fahren." Weitere Verfolger sind nicht in Sicht, der Dritte Eintracht Braunschweig ist trotz des 3:1 gegen Arminia Hannover schon acht Punkte zurück. Im Südwesten zieht der FCK seine Kreise, Vorjahresmeister FK Pirmasens wird 5:2 abserviert, nicht nur die 23.000 Zuschauer sind begeistert. "Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte: hier ist ein kleines Wunder geschehen", feiert Hans Fiederer im Sport-Magazin die Entwicklung der Roten Teufel.

Nach Saarbrückens 1:2 in Mainz durch zwei Tore in den letzten vier Minuten ist die Meisterschaft zum Greifen nahe.

Im Westen spricht wieder viel für die zuletzt schwächelnden Kölner, die Münster 2:1 schlagen und mit Freude von Dortmunds 0:4 in Aachen hören. Drei Punkte Vorsprung – da hat auch Geißbock Hennes nichts zu meckern.

Vor 40 Jahren wird der 20. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Im Gegensatz zur Vorwoche fallen keine Spiele aus, aber die meisten finden vor halbleeren Rängen statt. Meister Bayern begrüßt gegen Braunschweig nur 13.000 Zahlende, die mit einem glanzlosen 3:0 entschädigt werden. Gerd Müller erzielt bereits sein 22. Saisontor, auch Uli Hoeneß überwindet Bernd Franke. Verfolger Fortuna Düsseldorf lässt gegen Schalke Federn, 36.000 sehen im Rheinstadion ein Spiel ohne Sieger (1:1).

Nur ein Drittel der Kulisse ist am Betzenberg zu registrieren, wo der FCK seine erste Heimniederlage quittieren muss – für die Frankfurter ist das 0:1 zudem der erste Auswärtssieg. Das Tor von Roland Weidle macht es möglich. Mann des Tages ist Bremens Herbert Laumen, der RWO in Oberhausen alleine abschießt – alle Treffer beim 2:3 gegen auf sein Konto. Auch Jupp Heynckes erlebt einen kleinen Triumph, er schießt bei Ex-Klub Hannover 96 beide Tore für Gladbachs 2:1.